Sonntag, 14. Dezember 2008

Woche der Glasfaser-Diskussion

Letzten Dienstag informierte Swisscom Journalisten über ihre Glasfaser-Pläne (Präsentation online verfügbar) und zeigte im Zürcher Quartier Wipkingen, wie die Glasfaser-Leitungen verlegt werden. Es ist gut und vernünftig, dass Swisscom endlich aus erster Hand über ihre Pläne informiert hat.

Ausgerechnet Swisscom sprach sich für den freien Wettbewerb zwischen den Anbietern aus. Allerdings definiert Swisscom freier Wettbewerb so, dass die Elektrizitätswerke neben ihrem eigenen Kabel auch gleich noch ein Kabel für die Mitbewerber Swisscom einziehen sollen. Ich habe ein wenig Mühe, zu glauben, dass ausgerechnet Swisscom für freien Wettbewerb sorgen soll. Immerhin hat Swisscom jahrelang gegen die Entbündelung der letzten Meile gekämpft und den den alternativen Anbietern sehr hohe Preise für den ADSL-Monopolservice verrechnet. (Die Wettbewerbskommission kündigte Swisscom gegenüber bereits eine Busse von 237 Millionen Franken an - allerdings hat die Wettbewerbskommission den Entscheid noch nicht gefallen und die Swisscom kann nach einem Entscheid dagegen selbstverständlich noch Rechtsmittel einlegen.) Zudem sind die Kosten für den ADSL-Internet-Zugang in der Schweiz sehr hoch.

Auch die Elektrizitätswerke sprechen sich für einen freien Wettbewerb aus. Doch die EWs wollen nur ein einziges Glasfaser verlegen und der Internet-Zugang an Service-Provider weiterverkaufen. Gemäss Swisscom ist dies wenig sinnvoll: Nur mit eigener Infrastruktur an beiden Enden des Kabels könne die Qualität sichergestellt werden. Andere Anbieter wie Sunrise halten dies nicht für notwendig. Ich bin kein Techniker und kann nicht beurteilen, ob Swisscom den direkten Zugang zum sogenannten Layer2 überhaupt benötigt. Doch die Tatsache, dass in den Städten der Internet-Zugang über Glasfaserleitungen der EWs bereits verbreitet ist und einwandfrei funktioniert, auch wenn der Internet-Provider keinen direkten Zugang zum Layer2 haben.

Einen grossen, wichtigen Unterschied gibt es zwischen dem Swisscom-Projekt und dem Projekt der EWs: Swisscom will sowohl an Endkunden selbst und auch an Service-Provider Dienstleistungen anbieten während die EWs nur an Service-Provider verkaufen wollen. Die Service-Provider können die Dienstleistungen dann an die Endkunden verkaufen. Swisscom will die gleiche Dienstleistung sowohl an die eigenen Endkunden wie auch an die Konkurrenten verkaufen. Dies dürfte zu Problemen führen - genauso wie dies in den letzten elf Jahren zu Problemen geführt hat. Denn Swisscom ist nicht ernsthaft daran interessiert, den Konkurrenten die Dienstleistungen zu attraktiven Preisen zu verkaufen. Denn dies würde nur einen starken Druck auf die Preise bedeuten.

Der Tages-Anzeiger sieht die Swisscom bereits im Vorteil gegenüber dem EWZ. Denn Swisscom will bis Ende 2009 100'000 Anschlüsse in Zürich, Genf und Basel verlegen. Das EWZ will in Zürich bis Ende 2009 hingegen nur 15'000 Anschlüsse verlegen. Der Tagi schreibt weiter, dass die EW ein Monopol auf der Infrastruktur wollen, da es sich sonst nicht rentiert. Und das der Traum vom Monopol eigentlich bereits geplatzt sei. Soweit die Beurteilung des Tages-Anzeiger.

In einem Haus wird jeweils nur das EW oder Swisscom die Glasfaserleitungen einziehen. Es geht derzeit darum, in möglichst vielen Häusern Glasfaser einzuziehen. Zwischen dem Angebot der EWs und der Swisscom gibt es ausserdem einige Unterschiede: Das Glasfaser-Angebot basierend auf der EWZ-Infrastruktur kann bereits benutzt werden. Anders bei Swisscom: Das Glasfaser ist zwar im Haus, kann aber vorerst nicht benutzt werden. Ausserdem auch nicht zu unterschätzen: Beim EWZ-Projekt übernimmt das EWZ die Hausverkabelung, beim Swisscom-Projekt hingegen muss der Hauseigentümer die Hausverkabelung selber bezahlen.

Mich überzeugt das Projekt der Elektrizitätswerke mehr als das Swisscom-Projekt. Ich bin für einen echten Wettbewerb unter den Anbietern statt einem Pseudo-Wettbewerb mittels mehreren Glasfasern in jedes Haus.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Kombi-Tarifvergleich: Sunrise Top, Cablecom Flop

Für den K-Tipp berechnete ich vor kurzem einen Preisvergleich (für Abonnementen online verfügbar). Annahme für den Vergleich: Ein Paar möchte alle Dienstleistungen (Internet, Festnetz-Telefon und Handys) von einem Anbieter beziehen und wissen, welche Kosten anfallen. Dabei wurden selbstverständlich auch Angebote berücksichtigt wie Kombirabatte und Kollegen-Angebote (z.B. Swisscom Togheter, mit diesem Angebot kann für eine monatliche Grundgebühr beliebigviel untereinander telefoniert werden oder die drei Lieblingsnummern von Orange).

Wenig überraschend hat Sunrise am besten abgeschnitten: Das Paar bezahlt 153 Franken pro Monat, falls der Telefonanschluss bereits entbündelt ist. Ist der Festnetz-Anschluss noch nicht entbündelt, fallen bei Sunrise 192 Franken an. Mit 229 Franken ist Orange (der Mobilfunk-Anbieter bietet seit einiger Zeit auch ADSL und Festnetz an) bereits wesentlich teurer. Das sind immerhin 50% mehr als bei Sunrise (mit entbündeltem Festnetz-Anschluss).

Kaum überraschend ist, dass Swisscom mit 274 Franken noch teurer ist. Die ganz grosse Überraschung ist jedoch, dass Cablecom mit 286 Franken der teuerste Anbieter im Vergleich ist. Damit ist Cablecom 87% teurer als Sunrise (mit entbündelten Festnetz-Anschluss).

Dies zeigt einmal mehr, dass sich ein Vergleich lohnt. Dass Cablecom - die sich selbst gerne als Billig-Anbieter darstellt - am teuersten abgeschnitten hat, ist auch für mich eine Überraschung. Vergleichen Sie also von Zeit zu Zeit die Konditionen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Cablecom sucht neuen Chef

Letzten Montag gab Cablecom bekannt, dass ihr Chef, Ruedi Fischer, zurücktreten wird. Derzeit ist die Sitation bei der Cablecom tatsächlich alles andere als gut: Massive Probleme mit dem Kundendienst (der Kundendienst der Cablecom war noch nie gut, aber derzeit ist die Situation unbeschreiblich schlecht) nach der Installation eines neuen Kundendienst-System, zum Teil schlecht funktionierende Produkte z.B. beim Digital-TV und bei einigen Kunden auch beim Internet-Zugang und beim Telefonie-Dienst und ausserdem der Ärger über die Digital-TV-Zwangsbox.

Gleichzeitig gab Cablecom den Abbau von bis zu 150 Mitarbeiter bekannt. Der Kundendienst soll gemäss Mitteilung der Cablecom nicht betroffen sein. Es stellt sich demnoch die Frage, wie mit einer so massiven Reduktion der Mitarbeiter der Kundendienst auch in Zukunft gewährleistet werden kann.

Auf den neuen Cablecom-Chef warten also einige Baustellen. Hier einige Tipps an den Nachfolger von Ruedi Fischer:
  • Denken Sie mehr an Ihre Kunden. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass die Interessen der Kunden - die immerhin eine Menge Geld jeden Monat an die Cablecom überweisen - in den Mittelpunkt gestellt werden.
  • Verbessern Sie den Kundendienst, damit Sie die Kunden zufrieden stellen können.
  • Verbessern Sie die Produkte: Beim Digital-TV z.B. die Daten des elektronischen Programmführers, die Serienaufnahme-Funktion oder den Stromverbrauch. Ausserdem verzichten Sie auf die Verschlüsselung der Basisprogramme und ermöglichen den Kunden so die kundenfreundliche Auswahl des Endgerätes.
  • Halten Sie die Versprechungen gegenüber den Kunden: Wenn Sie z.B. ein 25 MBit/s-Anschluss verkaufen, aber nur knapp 10 MBit/s bieten, ist dies eine Frechheit. Der Kunde ist dann zu Recht sauer. Statt sicherzustellen, dass der Kunde auch wirklich die bezahlte Geschwindigkeit erhält, fantasiert man mit einem 100 MBit/s-Internet-Zugang. Was bringt mir ein 100 MBit/s-Internet-Zugang, wenn ich dann effektiv nur 10 MBit/s erhalte?
Irgendwie glaube ich nicht daran, dass die Cablecom das kundenorientierte Verhalten noch lernen wird. Schade, denn damit reduziert Cablecom mittelfristig ihr Potential. In einigen Jahren werden zahlreiche Haushalte mit Glasfaser erschlossen sein und damit ist die Konkurrenz-Situation grösser. Um unter diesem Konkurrenz-Druck zu bestehen, ist es wichtig, dass man vermehrt kundenfreundliche Dienstleistungen anbieten wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Dienstag, 2. Dezember 2008

Endlich: Swisscom öffnet Glasfaser-Netz

Die Idee war bestechend und genial: Man baut ein Glasfaser-Netz und legt statt einer Glasfaser-Leitung gleich vier Glasfaser-Leitungen in die Wohnung. Alternativ-Anbieter, die die Glasfaser-Infrastruktur von Swisscom nutzen wollen, können eine der drei übrigen Glasfaser-Leitungen von Swisscom kaufen. Die Alternativ-Anbieter hätten selber schauen müssen, wie die Glasfaser-Leitung - die für teures Geld gekauft worden ist - ,die vor dem Haus im Strassengraben endet mit dem Internet verbunden werden kann. Eine solche Lösung hätte nur dazu geführt, dass Swisscom ein neues Monopol zementieren kann, da kein Anbieter sich auf ein solches Angebot eingelassen hätte. Es gab bereits Horrorszenarien von Städten, wo in bestimmten Strassen ein überteuertes Swisscom-Monopol-Angebot verkauft wird und in anderen Strassen innovative und kostengünstige Internet-Angebote von zahlreichen Anbietern - basierend auf der Infrastruktur von Energieversorgern. Ich habe die Entwicklung zum Thema Glasfaser in meinem Blog bereits mehrfach kommentiert (z.B. wieder mal die Glasfaser-Diskussion, Swisscom will Sunrise Kritik verbieten lassen, Glasfaser-Alpträume oder Halbe-Halbe, Weltwoche-Interview mit Carsten Schloter).

Nun, die bestechende und geniale Idee ist ausgeträumt: Offiziell will Swisscom zwar weiterhin vier Glasfaser-Leitungen in die Wohnungen verlegen. Aber es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis die meiner Meinung nach sinnlose Vier-Kabel-Strategie engültig begraben wird. Doch wie Swisscom in einer Medienmitteilung selbst mitteilt, werden die Glasfaser-Leitungen in Zukunft auch an interessierte Anbieter vermietet. Im Rahmen eines Pilotprojektes wollen die Anbieter VTX, green, Init7 und Netstream zwischen März und Herbst 2009 Angebote basierend auf dem noch kleinen Swisscom-Glasfaser-Netz anbieten.

Dieses System hat sich in den letzten Jahren bewährt: Alternativ-Anbieter konnten von Swisscom die Dienstleistung ADSL beziehen, mit eigenen Dienstleistungen ergänzen und unter eigenem Namen verkaufen. Auch die Elektrizitätswerke setzen bei ihrem Glasfaser-Angebot auf dieses System.

Grosser Streitpunkt bei ADSL war jedoch jeweils der Preis. Beim ADSL-Angebot ist der Preis von Swisscom nicht reguliert und dementsprechend viel verlangte Swisscom von den Anbietern für die ADSL-Leitungen. Eine Klage bei der Wettbewerbskommission ist seit Jahren hängig. Genau dies dürfte auch beim Glasfaser-Angebote der Swisscom zum wohl grössten Problem werden.

Grundsätzlich ist es begrüssenswert, wenn Alternativ-Anbieter die Infrastruktur von Swisscom mitbenutzen dürfen. Da Swisscom ihre Dienstleistungen auch direkt an Endkunden anbieten und daher wenig Interesse daran haben, dass ihre Mitbewerber Glasfaser-Dienstleistungen verkaufen, ist es unbedingt notwendig, die Glasfaser-Leitungen zu regulieren. Doch die Regulierung ist eine grosse Herausforderung: Einerseits dürfen die Alternativ-Anbieter nicht benachteiligt werden, andernseits muss Swisscom für ihre Investitionen abgegolten werden.

Swisscom selbst sagt heute, dass immer ein Wiederverkaufsangebot geplant gewesen sei. Die Details hätten jedoch noch erarbeitet werden müssen und daher hätte Swisscom noch nichts kommunizieren können. Ich halte dies für eine Ausrede. Denn selbst, wenn die Details noch nicht bekannt gewesen sind, hätte man nur kommunizieren können, dass Swisscom auch ein Wiederverkaufsangebot lancieren möchte. Stattdessen setzte man auf Zeitungsinterviews und Indiskretionen in Zeitungen und wartete die Reaktionen ab.

Es bleibt auf jeden Fall spannend im Glasfaser-Dschungel der Zukunft. Ich werde weiterhin über dieses Thema bloggen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Flatrates mit Einschränkungen

Nun gibt es auch in der Schweiz Flatrates von Mobilfunk-Anbietern. Doch echte Flatrates sind es immer noch nicht, da es gewisse Einschränkungen gibt.

Sunrise hat die drei neuen Abonnemente (Business Mobile Flat Swiss, Business Mobile Flat Sunrise, Business Mobile Flat Company) für Geschäftskunden vor etwa zwei Wochen lanciert. Die Business Mobile Flat Swiss wird als Flatrate beworben. Die monatliche Grundgebühr von 100 Franken empfinde ich als zu hoch. Anrufe ins Schweizer Festnetz und in die Mobilfunk-Netze von Sunrise und Swisscom sind ohne weitere Kosten unbeschränkt möglich. Doch Anrufe ins Orange-Netz sind mit 40 Rappen vergleichsweise teuer. Insbesondere, da Sunrise diese Anrufe im Minutentakt verrechnet. Der Kunde dürfte pro Anruf mindestens 20 Rappen mehr bezahlen als er effektiv telefoniert.

Voraussetzung ist übrigens ein Handelsregister-Auszug und der Kunde muss gleich fünf Mobilfunk-Verträge abschliessen (wobei auch solche mit 10 Franken Monatsgebühr abgeschlossen werden können).

Sunrise bewirbt das Angebot eifrig mit "Ich will 100". Ich persönlich finde diese Werbung schlecht und sie spricht mich nicht an. Die Zahl 100 soll die monatlichen Grundgebühren ausdrücken. Doch kaum ein Kunde will eine bestimmte monatliche Grundgebühr bezahlen. Er will telefonieren und kommunizieren und wenn die Rechnung nicht zu hoch ist, ist dies erfreulich. Dazu erwartet der Kunde einen guten Kundendienst und Unterstützung beim Wechsel.

Ich zweifle daran, ob dieses Angebot wirklich den Markt bewegen kann, wie sich dies Sunrise erhofft. Oder ob fast nur Kunden wechseln, die sehr viel telefonieren und mit denen Sunrise drauflegt. Diese Gefahr besteht bei einer Flatrate, insbesondere da Sunrise für jede Minute ins Swisscom-Netz rund 20 Rappen an Swisscom bezahlen muss.

Ein ganz grosser Vorteil darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Sunrise bringt endlich ein Abonnement auf dem Markt, dass man mit einer Frist von 8 Wochen jederzeit kündigen kann. Dies zumindest, wenn man auf ein günstiges Handy verzichtet. Die Kunden sind also nicht mehr gezwungen, ein Handy zu kaufen, dass sie eigentlich gar nicht wollen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 23. November 2008

Orange:Millionen mit Taktaenderung

Mit einer Änderung der Taktung kann ein Preis erhöht werden, ohne dass der Preis erhöht wird. Der kommunizierte und verrechnete Minutenpreis bleibt gleich. Da dem Kunden jedoch mehr Sekunden verrechnet werden als bisher, erhöht sich die Telefonrechnung des Kunden.

Die Beträge für den einzelnen Kunden sind zwar eher klein, aber die Masse machts. Bei rund einer Million Privatkunden wie beim Mobilfunk-Anbieter Orange kommt einiges zusammen. Ich schätze die Mehreinnahmen auf jährlich 15 bis 30 Millionen Franken. Comparis hat übrigens am Mittwoch dazu eine Medienmitteilung verschickt (online verfügbar).

Auf der Telefonrechnung hat Orange die Änderung - die übrigens nur für Privatkunden und Abo-Kunden gilt, nicht jedoch für Geschäftskunden und für Prepaid-Kunden - mit dem folgenden komplizierten Sätzen erklärt:
ÄNDERUNG: Orange wird seine Abrechnungsmethode ändern. Dies bedeutet, dass die Gesamtdauer eines Anrufes nicht mehr für die ersten 10 Sekunden pauschal und dann sekundenweise, sondern in 10-Sekunden-Intervallen verrechnet wird. Diese Änderung tritt zum 1. November 2008 in Kraft und gilt für alle Anrufe innerhalb der Schweiz auf Fest- und Mobilfunknetze, für Anrufe auf Ihre Orange Box sowie für alle in der Schweiz getätigten internationalen Anrufe.

Der Text erweckt bei mir den Eindruck, dass Orange eine absolut unwichtige Änderung vornimmt (etwa so wie eine Adressänderung oder eine Änderung einer Telefonnummer). Dass es sich dabei um eine Preiserhöhung zwischen 0 und etwa 7 Prozent (bei 104 Sekunden Dauer pro Anruf im Schnitt, wie dies dem schweizerischen Durchschnitt entspricht) handelt, wird nicht klar ersichtlich.

Übrigens argumentiert Orange, dass sie nun die branchenübliche Abrechnungsmethode einführt. Mhhm, habe ich was verpasst. Denn
  • die Günstig-Angebote von Migros, Coop und Aldi werden sekundengenau abgerechnet (also für den Kunden die beste Abrechnungsart). Auch Orange lässt bei Prepaid-Kunden die Abrechnungsart bei sekundengenauer Abrechnung.
  • die Swisscom wendet bei den meisten Anrufen der meisten Kunden (sofern sie ein Angebot mit Liberty im Namen haben) keine Rundung an. Denn mit Natel Swiss Liberty kostet ein Anruf ins Swisscom-Handynetz und ins Festnetz 50 Rappen (bis zu einer Dauer von einer Stunde). Es wird nichts aufgerundet und der Kunde bezahlt 50 Rappen, nicht plötzlich 55 Rappen. Im 10-Rappen-Takt rundet Swisscom bei Liberty-Kunden Anrufe auf die Mobilfunk-Netze von Sunrise und Orange. Der Effekt der 10-Rappen-Taktung ist für den Kunden ungefähr der selbe wie die Abrechnungsmethode von Orange.
  • die Sunrise rechnet zwar im 10-Sekunden-Takt ab. Dies jedoch nur bei Kunden mit einem Zero, Zero Plus oder Max-Abo oder der Go-Prepaidkarten. Die Kunden mussten sich für diesen Preisplan anmelden und es wurde klar kommuniziert, dass in 10-Sekunden-Einheiten abgerechnet wird.
  • bei Sunrise telefonieren alle Kunden mit einem anderen Privatkunden-Abo oder einer Prepaid-Karte immer noch mit der gleichen Taktung wie beim Vertragsabschluss.

Es ist ein Novum in der Schweiz, dass ein Mobilfunk-Anbieter die Taktung für bestehende Kunden ändert und der Kunde damit mehr bezahlt.

Liebe Grüsse

Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Abrechnungsprobleme beim mobilen Internet?

Letzte Woche habe ich über einen Artikel des K-Tipps geblogt. Ein Leser hat eine Rechnung von 18'000 Franken für das Surfen im Ausland erhalten. Im gleichen Artikel ist auch von Abrechnungsprobleme der Mobilfunk-Anbieter beim mobilen Internet die Rede. Es ist in der Branche kein Geheimnis, dass die Rechnungssysteme vor allem für das Verrechnen von Gesprächen ausgelegt ist. Aber die meist alten Rechnungssysteme können mit Datenübertragungen nicht immer so einfach umgehen. Bereits mehrfach gingen z.B. bei Swisscom Rechnungsdaten für die mobile Datenübertragung verloren und wurden dem Kunden einige Monate verspätet auf der Rechnung belastet.

Hier die Vorwürfe des K-Tipps kurz zusammengefasst (Artikel für Abonnementen online verfügbar):
  • Einem Informatiker wurden 5600 Franken verrechnet für 10 Gigabyte, die er in einer einzigen Nacht heruntergeladen haben soll. Da der Informatiker wusste, wieviele Daten er übertragen hat und nachdem er mehrfach bei Swisscom interveniert hat, stornierte Swisscom die Rechnung. Und obendrauf kann der Kunde gleich noch vier Monate kostenlos surfen.
  • Swisscom soll gemäss einer Aussage einer Mitarbeiterin des Swisscom-Kundendienstes massive Probleme mit der Abrechnung gehabt haben (schreibt der K-Tipp). Sie gestand, dass das Problem bis zum 15. September 2008 bestanden hat und alle Daten gelöscht wurden.
  • Swisscom hat mehreren tausend iPhone-Kunden zwischen Juli und Oktober ihre überhöhten Daten-Rechnungen erlassen.
  • Sunrise stornierte eine Rechnung über 2'700 Franken, weil sie dem Kunden keinen detaillierten Verbindungsnachweis liefern konnte. Da war es einfacher, dem Kunden die Rechnung zu erlassen.

Im Artikel fordert der K-Tipp von den Anbietern einen detaillierten Verbindungsnachweis mit der Auflistung der besuchten Seiten. Dieser Forderung kann ich mich nicht anschliessen. Ich finde zwar, dass die Transparenz erhöht werden müsste. Doch der Aufwand für eine Auflistung ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Stattdessen würden die Anbieter lieber eine Flatrate einführen - oder aber eine Begrenzung der täglichen Surf-Kosten, wie dies Swisscom bereits bei mehreren Produkte anbietet.

Im Artikel ist die Rede davon, dass die Abrechnungssysteme nicht auf dem neuesten Stand sind.

Liebe Grüsse

Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

TV-Zwangsboxen: Nationalrat will einen Kompromiss

Ich habe bereits mehrfach über das Ärgernis der Zwangsboxen, die zum Empfang von Digital-TV-Programmen notwendig sind, in meinem Blog geschrieben (siehe Beiträge unter der Kategorie Grundverschlüsselung). Die Cablecom und viele andere Kabelanbieter verschlüsseln frei empfangbare TV-Programme und bieten den Kunden nur schlechte Boxen zu einem massiv überhöhten Preis an. Dabei ist die Grundverschlüsselung unnötig und nur dazu da, dass Cablecom und Co. ihren Umsatz durch das Vermieten minderwertiger Set-Top-Boxen erhöhen kann. Denn die TV-Programm empfangen Cablecom und Co. kostenlos und verkaufen die gratis empfangenen Programme für teures Geld aus. Und dies obwohl man an Cablecom Monat für Monat rekordverdächtige 26.45 Franken für den Anschluss abdrückt (gut versteckt auf der Nebenkosten-Abrechnung des Vermieters, so dass der Kunde dies oftmals nicht weiss).

Eine Motion verlangt, dass die Grundverschlüsselung verboten wird. Der Ständerat hat dieser Motion im letzten Jahr zugestummen. Der Nationalrat hat im September entschieden, dass die zuständige Kommission eine sachlich fundierte Lösung ausarbeiten muss.

Schneller als erwartet gibt es nun einen Vorschlag (Siehe Mitteilung auf der Seite des Parlaments). Konkret schlägt die Kommission folgende Abänderung des Motionstextes vor:
Der Bundesrat wird beauftragt, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um die Verschlüsselung von freien Fernsehkanälen im Grundangebot bei der digitalen Verbreitung in Kabelnetzen verbieten zu können oder, wenn eine Verschlüsselung angewandt wird, um zu gewährleisten, dass die Konsumenten und Konsumentinnen zu angemessenen Bedingungen Empfangsgeräte ihrer Wahl einsetzen können. Dabei ist zu beachten, dass das Anbieten von Fernsehprogrammen über IPTV (Internet Protocol Television) nicht unnötig erschwert wird und Verzerrungen im Wettbewerb zwischen verschiedenen Technologien möglichst vermieden werden.

Was dies nun für den Konsumenten konkret bedeutet, ist noch unklar und kommt auf die gesetzliche Grundlagen an, die der Bundesrat ausarbeiten lässt. Leider wird wohl noch viel Zeit vergehen. In dieser Zeit werden viele Schweizer nicht von den Vorteilen des Digitalfernsehen profitieren können, weil sie beim analogen TV-Empfang bleiben oder aber schlechte Erfahrungen mit dem Digital-TV-Angeboten der Zwangsboxen-Monopolisten machen.

Meiner Meinung nach müsste eine vernünftige Regelung etwa so aussehen:
  • Alle SRG-Programme und Schweizer Regional-TV-Sender müssen unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alle Mustcarry-Programme (inkl. HD-Versionen dieser Programme) müssen unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alle TV-Programme, die der Kabelnetz-Betreiber kostenlos empfangen kann und die früher bereits analog und/oder digital ausgestrahlt worden sind, müssen unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alle Free-TV-Programme mit Schweizer Werbefenstern müssen ebenfalls unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alles andere (Premium-TV-Programme, Pay-TV, Fussballspiele gegen Bezahlung, interaktives Fernsehen) darf verschlüsselt werden. Dabei ist es dem Anbieter freigestellt, eine eigene Box anzubieten.

Damit können die so gross umworbenen Kunden, die Digital-TV nur wegen den ach so tollen innovativen TV-Dienstleistungen - die es notabene in der Schweiz erst beim Konkurrenten Swisscom gibt, nicht jedoch bei Cablecom - wollen, weiterhin mit einer eigenen Box abgespiessen werden. Ich behaupte jedoch, dass die meisten Kunden einfach fernsehen wollen und von einer grösseren Auswahl, besserem Sound und eventuell besserem Bild profitieren wollen. Und alle diese Kunden können die Box ihrer Wahl einsetzen.

Wir werden sehen, wie die Lösung des Nationalrates und dann des Bundesrates aussehen wird. Und wann diese Lösung dann endlich vorliegen wird.

Liebe Grüsse

Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 16. November 2008

Heikle Sicherheitsluecke bei Sunrise

Der Beobachter schreibt in seiner aktuellen Ausgabe über ein Sunrise-Sicherheitsleck. Dieses Sicherheitsleck hat während rund 3 Monaten bis zum 28. Oktober 2008 bestanden. Damit war es möglich, über die Sunrise-Servicenummer 0800 707 707 mit jedem beliebigen Sunrise-Handy an die Original-PIN und die PUK jedes Sunrise-Kunden zu kommen.

Mit diesen Daten alleine kann man zwar noch nicht viel anfangen. Hat man jedoch das fremde Handy, hat man damit Zugriff auf das Handy, selbst wenn das Handy mit einem PIN-Code gesichert ist. Damit kann man SMS lesen und schreiben, das Adressbuch durchwühlen und Telefonate auf fremde Kosten führen.

Im Artikel ist von einer Tonband-Stimme die Rede, damit ist klar, dass es sich um einen automatisierten Service handelt. Klar ist, dass leider auch in so heiklen Bereichen, immer Fehler geben kann. Die Systeme sind sehr komplex und ein Fehler kann nie ausgeschlossen werden.

Gemäss dem Beobachter-Artikel hat die entsprechende Kundin Sunrise auf den Fehler aufmerksam gemacht. Statt die Meldung aufzunehmen und an die Techniker weiterzuleiten, lacht man die Kundin aus mit "Sie machen etwas falsch. Sowas ist gar nicht möglich". Das sollten die Anbieter verbessern und interessante Beobachtungen der Kunden weiterleiten, damit das Ganze seriös abgeklärt werden kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Ein wenig Surfen für 18000 Franken!

Der K-Tipp berichtet in seiner aktuellen Ausgabe wieder einmal über Abrechnungsprobleme beim mobilen Internet (Beitrag für Abonnementen online verfügbar).

Ein K-Tipp-Leser hat eine Rechnung über 18'752.90 Franken erhalten haben. Nur weil er in Italien ein wenig im Internet gesurft hat. Als der Kunde reklamiert (unklare Vertragsbedingungen) hat, reduzierte Swisscom den Rechnungsbetrag auf 1249 Franken. Das wären dann 15mal weniger. Übrigens: In der Schweiz hätte der Kunde mit seinem Abo "Data Option Day" in einem Monat maximal 149.50 Franken bezahlt. Für das Surfen im Ausland soll der Kunde also gemäss erster Rechnung rund 125mal mehr bezahlen. Dies ist mehr als Unverständlich.

Die Anbieter erhalten immer mehr ein Problem mit dem Surfen im Ausland. Die Kunden werden viel zu wenig über die Kosten im Ausland aufgeklärt. Dazu kommt, dass in einer für den Kunden - und meist auch den Verkäufer und Kundendienst-Mitarbeiter - unverständlichen Masseinheit namens Megabyte abgerechnet wird. Bis auf Informatiker und einige Freaks ist Megabyte eine nicht nachvollziehbare Einheit.

Als einziger Anbieter hat bisher nur Sunrise reagiert. Nachdem im Frühling einige Problemfälle an die Medien gelangt sind, hat das Unternehmen reagiert und das Surfen im Ausland grundsätzlich gesperrt. Die Kunden wurden informiert und konnten - falls sie unbedingt im Ausland surfen müssen - das Surfen im Ausland wieder freischalten lassen. Dies ist meines Erachtens der richtige Weg. Daneben müssen die Anbieter viel offensiver informieren und am Besten bereits im Verkaufsgespräch darauf aufmerksam machen, dass das Surfen im Ausland sehr teuer ist und man die Dienstleistungen daher sehr zurückhaltend nutzen soll.

Viel wichtiger wäre eine attraktive Produktgestaltung: Die Anbieter aus aller Welt sollen sich endlich mal zusammenraufen und gemeinsam attraktive Roamingtarife für das mobile Surfen vereinbaren. Ich bin überzeugt, dass dies für alle Anbieter einen gewaltigen Schub geben würde und der Service auch im Ausland eingesetzt wird. Unverständlich ist mir, weshalb die grossen multinational tätigen Unternehmen wie Vodafone oder Orange noch keine attraktiven Angebote wie das Surfen in allen Vodafone-Netzen oder allen Orane-Netzen haben. Insbesondere innerhalb eines Unternehmens sollte ein solcher Tarif eigentlich gut durchsetzbar sein. Aber anscheinend will man lieber die Kunden mit massiv überrissenen Wucherpreisen abzocken.

Mein Vorschlag: Wie auch im Inland für das Ausland einen Tagestarif anbieten. In der Schweiz können die Kunden für 3.50 oder 4.50 Franken einen Tag so lange surfen wie sie wollen. Weshalb nicht auch einen ähnlichen Tarif für das Surfen im Ausland: Eine Tarifangabe wie 5, 10 oder 20 Franken pro Nutzungstag versteht jeder.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Endlich: iPhone für Sunrise-Kunden (über Digitec)

Ein grosser Schwachpunkt an einem der derzeit erfolgreichsten Handys - dem iPhone von Apple - ist die Exklusivität. Nur Kunden einiger ausgewählter Anbieter können das iPhone offiziell nutzen. In der Schweiz dürfen nur Kunden von Swisscom und Orange das iPhone offiziell kaufen. Kunden von Sunrise bleiben auf der Strecke und dürfen das iPhone nicht nutzen. Es sei denn, sie verwenden ein gehacktes iPhone der ersten Generation - noch ohne GPS und ohne UMTS-Unterstützung.

Nun verkauft der günstige und bekannte Elektro-Onlineshop Digitec das iPhone. Der Clou: Es handelt sich gemäss einem Artikel von Blick am Abend um Pararellimporte aus Ländern, in denen das iPhone auch ohne Netzbindung verkauft werden muss. Das iPhone, dass bei Digitec gekauft wird, funktioniert also mit jeder beliebigen SIM-Karte. Allerdings hat das iPhone auch seinen Preis: Ohne Aboabschluss wird das iPhone für 849 Franken (8GB-Variante) bzw. 999 Franken (16 GB-Variante) verkauft.

Digitec verkauft das iPhone auch zusammen mit einem Neu-Aboabschluss (und wohl auch mit einer Vertragsverlängerung, wobei die Konditionen bei einer Vertragsverlängerung sowieso immer individuell sind). Für Swisscom-Kunden und Sunrise-Kunden ist der Kauf des offenen Digitec-iPhones etwa 300, 400 Franken teurer als der Kauf eines eingeschränkten iPhones im Swisscom-Shop oder im Orange-Shop.

Interessant ist das digitec-iphone jedoch für Kunden von Sunrise: Insbesondere mit dem Abschluss einem Sunrise Zero Plus oder Sunrise Max-Abos ist der Preis attraktiv.

Sunrise hat die günstigsten Abos der drei grossen Anbieter und daher rechnet es sich, von diesem digitec-Angebot zu profitieren. Allerdings nur, wenn man das Handy auch etwas häufiger nutzt.

Ein Beispiel: Ein Kunde, der 3 Stunden pro Monat telefoniert, 50 SMS pro Monat versendet und natürlich noch im Internet surft, bezahlt bei Swisscom 99 Franken (Liberty Mezzo) im Monat, bei Orange 97 Franken (iPhone Optima), bei Sunrise hingegen nur etwa 58 Franken (Zero Plus mit Surf-Option). Über die Dauer von 2 Jahren - entsprechend der Mindestlaufzeit des Vertrages - bezahlt ein Orange-Kunde 2527 Franken und ein Swisscom-Kunde gar 2'675 Franken. Bei Sunrise kostet das Ganze jedoch nur 1679 Franken. Swisscom verrechnet also knapp 60% mehr als Sunrise. In den Kosten ist jeweils auch der Gerätepreis für den Kauf des iPhones enthalten.

Ich finde es gut, dass jetzt auch Sunrise-Kunden die Möglichkeit erhalten, ein iPhone 3G zu kaufen. Wobei der Preis für den Kauf ohne Aboabschluss noch zu hoch ist.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 9. November 2008

Glasfaser-Rummel! Für Kabelanbieter doch ein Thema

In aller Welt sind die Anbieter dabei, die Glasfasernetze zu planen. Teilweise wurde sogar bereits mit dem Bau von Glasfasern in die einzelnen Wohnungen begonnen. Nur für die Schweizer Kabelnetz-Betreiber - so ihr Branchenverband Swisscable - ist der "Glasfaser-Rummel" kein Thema. Dies schreibt die Swisscable jedenfalls in ihrer Medienmitteilung unter dem Titel "Kabelunternehmen können auf den Glasfaser-Rummel verzichen".

Das ich mit der Propaganda-Maschine Swisscable so meine Mühe habe, sollte inzwischen bekannt sein. Ich schätze lieber sachliche Argumente statt unsachlicher Propaganda.

Swisscablecom-Medienmitteilung: Die bestehenden Netze der Schweizer Kabel-TV-Unternehmen sind für die Zukunft gut gerüstet. Dies ist das Fazit einer Studie, die an der heutigen Jahrestagung von Swisscable in Bern vorgestellt worden ist. Ein Grund dafür ist, dass es sich bei Kabelnetzen um sogenannte Hybrid-Fiber-Coax-Netze (HFC-Netze) handelt. Es sind also Netze, die bereits heute zum grössten Teil aus Glasfasern bestehen. Nur gerade die letzten paar hundert Meter von den Netzknoten bis ins Haus bestehen nicht aus Glasfasern, sondern aus koaxialen Kupferkabeln.


Liebe Swisscable, auch die Mitbewerber setzen heute bis einige hundert Meter vor dem Kundenanschluss Glasfaser-Leitungen ein. Dies ist heute üblich. Ich verstehe ja, dass die Kabelnetzer-Anbieter nicht sofort in Glasfaser-Leitungen bis zum Kunden investieren wollen. Doch deshalb so stark zu betonen, dass man Glasfaser-Leitungen im Backbone-Bereich einsetzt, ist übertrieben. Fairerweiser muss ich den gleichen Vorwurf auch Swisscom machen: Sie zählt auch VDSL zu den Glasfaser-Technologien, obwohl auch hier die letzten paar hundert Meter mit uralten Leitungen abgedeckt werden.
Swisscable: Diese Koaxialkabel sind jedoch um ein Vielfaches leistungsfähiger als zum Beispiel Telefonleitungen.
Die gesamte Kapazität eines Koaxialkabel ist leistungsfähiger als eine einzelne Telefonleitung. Das stimmt, aber es gibt einen gewaltigen Unterschied: Beim Telefonkabel gibt es zu jedem Kunden eine ganze Leitung, die der Kunde nur für sich alleine hat. Anders beim Koaxialkabel: Dort teilen sich viele Kunden die gleiche Leitung, dadurch ist die Kapazität für jeden einzelnen Kunden stark beschränkt. Dazu kommt, dass ein grosser Teil des Kabels für die ineffiziente Ausstrahlung von analogen Signalen (analoges TV, analoges Radio) verwendet wird.

Swisscable: Ein weiterer Grund für die Zukunftsfähigkeit der Kabelnetze ist deren
Ausbaufähigkeit. So können die bestehenden Glasfaserleitungen kontinuierlich näher an die Gebäude gezogen werden. Damit wird die sogenannte Zellengrösse verkleinert, die Koaxialkabel-Strecke zum Haus verkürzt, und die Datenrate pro Anschluss kann bei Bedarf zusätzlich erhöht werden.

Nichts anderes macht zum Beispiel Swisscom. Dies ist ein übliches Vorgehen, um die alten, längst abbezahlten Kabel weiterverwenden zu können, statt die Kabel durch teurere Kabel ersetzen zu müssen. Ich bezweifle jedoch, dass dies ein Grund für die Zukunftsfähigkeit der Kabelnetze ist. Mittelfristig werden Glasfaser-Kabel bis in die Wohnung der gängige Anschluss an die Kommunikationswelt sein. Sowohl Telefon-Kupferkabel wie Kabel-Koaxialkabel werden mittelfristig keine Bedeutung mehr haben, weil die Kapazität viel zu gering ist.

Die Einführung des neuen leistungsfähigen Übertragungsstandards DOCSIS 3.0 (Data Over Cable Service Interface Specification) erlaubt – zusätzlich zu den bestehenden Broadcast-Diensten (analoges und digitales TV) – das Anbieten von Datenraten von einigen hundert MBit/s. Die in Entwicklung stehenden neuen Modulationsverfahren für DVB-C2 versprechen zudem weitere Effizienzsteigerungen in den kommenden Jahren.


Inhaltlich Zustimmung.
Ausbaufähigkeit bedeutet gemäss der präsentierten Studie auch, dass auf den bestehenden Kabelnetzen verschiedene Übertragungstechniken eingesetzt werden können. So wäre ein Umstieg von der bewährten Rundfunktechnik (Broadcast) auf eine Internet-Protokoll (IP) basierte Übertragung bei Bedarf möglich. Zudem können die Techniken Rundfunk und IP auf Kabelnetzen auch gleichzeitig für jeweils spezifische, aber auch kombinierte hybride) TV-Dienste eingesetzt werden.

Auch hier Zustimmung. Wobei es mich erstaunt, dass Swisscable dies so stark betonen muss. Wenn eine Set-Top-Box einen Internet-Anschluss hat (und die Box auch Zugang zu den entsprechenden Dienstleistungen ermöglicht), kann die Box Daten aus dem Internet empfangen. Das über das Kabel-TV-Netz Internet möglich ist, weiss heute praktisch jeder.
Swisscable: Das Gebot der Stunde sei Gelassenheit, kommentierte Swisscable-Präsident Hajo Leutenegger die Studie: „Kabelnetzunternehmen können auf den Glasfaser-Rummel verzichten.“ Gleichzeitig sei es zentral für die Branche, die bestehenden Kabelnetze kontinuierlich weiterzuentwickeln. Denn nur so könne die Leistungsfähigkeit auch in der weiteren Zukunft garantiert werden. „Dies ist auch deshalb so wichtig, weil die Konkurrenz weiter zunehmen wird“, sagte Leutenegger.

Hier mein ich ganz anderer Meinung. Die Kabelnetz-Betreiber können es sich nicht erlauben, auf den Glasfaser-Rummel zu verzichten. Im Gegenteil: Wenn sie mittelfristig nicht bedeutungslos werden wohlen, müssen Sie eine Glasfaser-Strategie entwickeln! Dies heisst jetzt nicht, dass jeder Glasfaser-Leitungen in alle Wohnungen legen soll. Doch sollten auch die Kabelnetze sich Gedanken dazu machen, wie sie Glasfaser-Leitungen in Zukunft nutzen wollen.

Übrigens: Es gibt bereits Kabelnetz-Anbieter, die die Bedeutung der Glasfaser-Leitungen begriffen haben und bereits Glasfaser-Leitungen verlegen.

Wie leistungsfähig das Koaxialkabel wirklich ist, habe ich vor kurzem selber bemerkt: Nur gerade 40% der bezahlten Leistung konnte über das Kabel übertragen werden. Wie das wohl sein wird, wenn ein paar Kunden wirklich die Angebote mit 100 MBit/s oder mehr nutzen. Dann kommen die anderen Kunden wahrscheinlich gar nichts mehr ins Internet. Oder die Kunden, die für 100 MBit/s bezahlen, erhalten nur einen Bruchteil der bezahlten Leistung.

Ich persönlich hoffe, dass es bald echte Konkurrenz geben wird und ich nicht mehr auf das miserable und zu teure Monopol-TV-Angebot von Cablecom angewiesen sein werde.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Orange mit Citydisc: Welche Synergien?

Letzten Montag gab Mobilfunker Orange die Übernahme der CD und DVD-Kette Citydisc bekannt. In den Citydisc-Filialen soll ein neues, in der Schweiz einzigartiges Shopkonzept umgesetzt werden, verspricht Orange - jedoch ohne genauere Details bekanntzugeben. Bekannt ist lediglich, dass das Telekom-Angebot von Orange mit dem Multimedia-Sortiment von Citydisc zusammengeführt werden soll.

Es stellt sich jedoch bereits heute die Frage, ob Orange wirklich ein so innovatives Konzept aus dem Hut zaubern kann. Denn die Kernkompetenz von Orange ist weiterhin das Verkaufen von Mobilfunk-Verträgen und die Kernkompetenz von Citydisc weiterhin das Verkaufen von Silberscheiben mit Musik, Video oder Games. Ich sehe aus Kundensicht den Sinn nicht, wenn ich im gleichen Geschäfts nun neben CDs und DVDs noch einen Mobilfunk-Vertrag abschliessen kann. Oder ist Orange so innovativ und gibt kostenlos eine CD zu jedem neuen Handy-Vertrag mit? (wobei ich dies alles andere als innovativ fände). Die Bedeutung von CDs dürfte in Zukunft noch mehr abnehmen, da Musik häufiger über iTunes oder über andere Internetdienste bezogen wird. Je nach Entwicklung der Internet-Bandbreite und der Geräte könnte sich die gleiche Verlagerung in Zukunft auch im Videobereich abzeichnen.

Übrigens: Orange-Chef Andreas Wetter lässt sich in der Medienmitteilung wie folgt zitieren:"Musik, Filme und Games auf dem Mobiltelefon sprechen das gleiche Kundensegment an wie CDs, DVDs und Spielkonsolen. [...] wir verschaffen uns im Multimediageschäft auch vielversprechende Synergien, die unsere Marktposition weiter stärken“.

Ich bin gespannt, welche Synergien das sein werden. Ich kann auf jeden Fall die Synergien nicht erkennen. Und das gleiche Kundensegment hätte man auch ansprechen können, wenn man z.B. eine Billiard-Halle übernommen hätte.

Wir werden sehen, ob Orange mit dem neuen Konzept wirklich einen Erfolg landen wird. Interessanter für Orange ist sicherlich der Ausbau des Filialnetzes auf rund 80 eigene Shops. Denn nach dem Verkauf der Phonehouse-Filialen an Swisscom ist ein wichtiger, unabhängiger Vertriebspartner verschwunden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

Sonntag, 2. November 2008

Wieder mal die Glasfaser-Diskussion

Wie versprochen - und doch etwas später als eigentlich gedacht - heute noch einen Post zum Thema "Glasfaser"-Netze. An den Bieler Kommunikationstagen Comdays war der Aufbau der Glasfaser-Netze ein grosses Thema. Konkret geht es um die Glasfaser-Leitung bis in die Wohnung des Kunden, sogenanntes FTTH.

Swisscom-Chef Carsten Schloter machte sich in einer Präsentation (online verfügbar) für das "4 Kabel in jede Wohnung"-Modell stark. Ich habe jedoch auch nach dieser Präsentation immer noch nicht verstanden, was an diesem Modell sinnvoll sein soll. Ausser, dass ein neues, unnötiges Swisscom-Monopol geschaffen wird.

Peter Messmann von den Stadtzürcher Elektrizitätswerken ewz zeigte auf, was die Vorteile eines offenen Netzes sind (Präsentation online verfügbar). Der grosse Vorteil ist, dass nur eine Infrastruktur verlegt wird (Swisscom will hingegen nur im Haus die Infrastruktur gemeinsam bauen und nach dem Hausanschluss will Swisscom mehrere Infrastrukturen) und alle interessierte Anbieter ihre Dienstleistungen anbieten können. Es könnte endlich echter Wettbewerb entstehen.

An einer Parallelveranstaltung der Bieler Kommunikationstage gab es mehrere Vorträge von Openaxs, dem Verbund mehrerer Elektrizitätswerke für ein offenes Glasfaser-Netz. Imposant fand ich den Vertrag vom St. Galler Stadtrat Fredy Brunner. Er informierte über die Pläne des St. Galler Glasfaser-Netzes. (Herzliche Gratulation übrigens zum in der Zwischenzeit erreichten Entscheid des St. Galler Stadtparlaments. Das Parlament hat sich einstimmig für den Kredit ausgesprochen. Nun muss noch das Volk nächsten Februar zustimmen und St. Gallen wird ein modernes leistungsfähiges Glasfaser-Netz erhalten). Ganz erfrischend fand ich auch Ansgar Gmür, Direktor des Schweizerischen Hauseigentümberverbandes, an der Podiumsdiskussion. Er war eine der ganz wenigen Personen, der auch von Bedürfnissen der Kunden gesprochen hat. Herr Gmür hat mir aus dem Herzen gesprochen.

Auch in der Präsentationen der französischen Regulationsbehörde sowie und des britischen Anbieters British Telecom war Glasfaser ein Thema.

Wie die Situation derzeit aussieht, wird alles auf einen Wettlauf hinauflaufen. Sowohl Swisscom wie die Elektrizitätswerke versuchen, als erster in möglichst vielen Häusern ihre Glasfaser verlegen zu können. Beharren sowohl Elektrizitätswerke wie auch Swisscom auf ihren Positionen dürfte es in Zukunft Liegenschaften mit Swisscom-Glasfaser-Anschluss und Liegenschaften mit Glasfaser-Anschluss der Elektrizitätswerke geben. In den Swisscom-Häusern könnten die Kunden nur ein überteuertes Angebot von Swisscom nutzen. In den Häusern, die durch Elektrizitätswerke erschlossen sind, haben die Kunden Auswahl aus zahlreichen attraktiven und preisgünstigen Angeboten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 26. Oktober 2008

Wieviel Bandbreite braucht der Mensch

Gleich zu Beginn der Bieler Kommunikationstage Comdays gab es einen sehr interessanten Vortrag von George Stromeyer von Cisco zum Thema "Wieviel Bandbreite braucht der Mensch?". Die Präsentation dieses Vortrages ist online verfügbar.

Ein Blick auf diese Präsentation ist sehr interessant. Blickt man 10-15 Jahre in die Vergangenheit zurück und sieht man sich die damaligen Bandbreiten und die heutigen Bandbreite an, wird man grösste Veränderungen feststellen.

Dies sieht man am einfachsten an den Geschwindigkeiten des meistverbreitesten Privatkunden-Angebotes. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre war eine Geschwindigkeit von rund 30 bis 45 KBit/s üblich. Heute sind es 2'000 bis 5'000 KBit/s pro Sekunde (zwar surfen die meisten Kunden mit einem Angebot, dass theoretisch eine Bandbreite von 5'000 KBit/s bietet. Doch jeder zweite ADSL-Kunde surft mit weniger als dieser Geschwindigkeit, obwohl er diese Geschwindigkeit bezahlt). Trotzdem kann man vereinfacht sagen: Der Kunde erhält rund 100mal mehr Geschwindigkeit als vor zehn Jahren.

Zurück zum Vortrag: Herr Strohmeyer sieht für das Jahr 2010 einen Bandbreiten-Bedarf von 30 MBit/s. Der Kunde könnte im Monat 1'100 Gigabyte Daten übertragen. Ein grosser Teil dieser Datenmenge bezieht sich auf Videodaten, insbesondere auch in HD-Qualität. Ich persönlich gehe nicht davon aus (wobei Schätzungen natürlich immer sehr schwierig sind), dass bereits in zwei Jahren viele Kunden Bedarf an einer so grossen Datenmenge hätte. ich bin aber auch überzeugt, dass es in einigen Jahren jedoch Bedarf für eine so grosse Datenmenge geben wird. Voraussetzung ist jedoch, dass diese Angebote auch zu guten Preisen angeboten werden.

Dazu kommt, dass technisch eine solche Datenmenge in der Schweiz 2010 noch nicht im grossen Stil zur Verfügung stehen wird. ADSL von Swisscom (und allen anderen Anbietern, die auf diese veraltete Technologie setzen) ist ein Auslaufmodell und bereits heute surft jeder zweite nicht mit der vollen Geschwindigkeit. Kabelinternet ist heute bereits am Anschlag und wenn nun alle plötzlich mit 30 MBit/s surfen wollen, bricht das Netz sehr schnell zusammen. Auch ADSL2+ (z.B. von Sunrise im entbündelten Gebiet) und VDSL von Swisscom, die in der Regel Geschwindigkeiten von 5 bis 20 MBit/s bieten können, sind bereits in Kürze wieder am Ende.

Bisher konnte man jeweils aus bestehenden, jahrzehntealten (Kupfer-)Leitungen noch mehr Bandbreite herauskitzeln und die Anbieter mussten keine teure Investitionen in neue Kabel vornehmen. Doch jetzt müssen neue Leitungen gelegt werden. Am Besten geeignet für viele Jahrzehnte sind die Glasfaserleitungen. Zu Beginn werden die Angebote wohl eine Geschwindigkeit von bis zu 100 MBit/s anbieten, doch die Geschwindigkeit kann relativ leicht erhöht werden, ohne dass die Glasfaser neu verlegt werden muss. Ich werde demnächst auch noch etwas zum Thema Glasfaser schreiben.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

PS: Das Blog der Bieler Kommunikationstage Comdays hat eine kurze Zusammenfassung über den Vortrag von Herrn Strohmeyer veröffentlicht.

Rosarote Brille bei Cablecoms Liberty Global

Letzten Dienstag und Mittwoch besucht ich die Bieler Kommunikationstage Comdays. Ein Vortrag wurde von Michael T. Fries, CEO und Präsident der Cablecom-Muttergesellschaft Liberty Global gehalten. Die Präsentation des Vortrages ist übrigens online verfügbar.

Dieser Vortrag beeindrukte mich von allen am meisten. Denn bei sehr vielen Aussagen in diesem Vortrag musste ich nur schmunzeln. Es kann doch nicht sein, dass Michael T. Fries seine Aussagen selbst glaubt? Michael T. Fries hatte wohl die rosaroteste Brille, die es gibt, an.

Wir Schweizer könnten uns glücklich setzen, dass es einen Anbieter wie Cablecom gibt. Liberty Global ist sehr zufrieden mit Cablecom. Cablecom bietet sehr attraktive Angebote an, die die Kunden auch wollen.

Kein Ton davon, dass sehr viele Kunden mit den Dienstleistungen des Monopol-Anbieters Cablecom sehr unzufrieden sind. Seit Jahren belegt der grösste Kabelnetz-Anbieter der Schweiz Spitzenpositionen der Konsumentenzeitschriften betreffend Problemen mit dem Kundendienst. Ich höre derzeit dutzendfach, dass der Kundendienst derzeit noch schlimmer als üblich ist. Eine Kommunikation mit dem Kabelriesen ist derzeit praktisch unmöglich, die telefonische Erreichbarkeit ist sehr schlecht. Auf Briefe, Kündigungen und E-Mails werden nicht bearbeitet und gehen verloren.

Kunden klagen, dass sie nicht die vollen Geschwindigkeit erhalten. Die Kunden sind verpflichtet, eine minderwertige Zwangsbox von Cablecom (Spitzname "Schrottbox", da die so schlecht funktioniert) zu beziehen und auch beim Festnetz-Telefonie-Produkt gibt es auch Jahren nach der Einführung immer noch Probleme.

Liebe Liberty Global und liebe Cablecom: Statt durch eine rosarote Brille zu sehen, kümmert Euch doch bitte endlich um die Anliegen der Kunden. Verbessert Euer Digital-TV-Angebot, lässt die Grundverschlüsselung fallen, bietet den Kunden auch die Internet-Geschwindigkeit, für die sie bezahlen und verbessert nicht zuletzt endlich den Kundendienst.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

PS: Das Blog der Bieler Kommunikationstage Comdays hat einen Beitrag über den Vortrag von Michael T. Fries geschrieben.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Swisscom will Sunrise Kritik verbieten

Unerhörtes las ich im Cash Daily vom letzten Donnerstag (den Artikel konnte ich online leider nicht finden):
«Wir lassen uns von niemandem erpressen», sagt Sunrise-Chef Christoph Brand im Video-Interview mit CASH daily. Grund für seine Aussage: Am 12. September orderte eine Swisscom-Delegation von Sunrise, sich nicht weiter zum Thema Glasfaser in der Öffentlichkeit zu äussern und die Kritik an Swisscom einzustellen. Ansonsten sei eine Weiterführung der Gespräche nicht möglich.

Swisscom-Sprecher Olaf Schulze sieht die Sache anders: «Es ist doch selbstverständlich, dass man den Sinn und Zweck eines Gesprächs in Frage stellt, wenn zuvor von Sunrise über die Medien bekannt gegeben wird, dass das Angebot, welches noch gar nicht vorliegt, unzureichend sei.»

Bereits bei der Entbündelung der letzten Meile, also dem Stück Kupferdraht von der Verteilzentrale zum Hausanschluss, habe Swisscom angeblich «unannehmbare Forderungen» gestellt. Unter anderem wurde von Sunrise verlangt, sich nicht an die Medien zu richten, berichten involvierte Kreise.
Sollten die im Artikel von Cash Daily erhobenen Vorwürfe stimmen, dann wäre dies ein starkes Stück von Swisscom.

Zuerst plaudert Swisscom gross in die Welt hinaus, dass man ein Glasfasernetz bauen will. Doch statt die Pläne offen kommuniziert, wird nur Stück für Stück kommuniziert. Am liebsten über Zeitungsinterviews und Zeitungsartikel. Nie ist klar, was Swisscom eigentlich genau will. Das Ziel dieser Salami-Taktik ist meiner Meinung nach klar: Swisscom will sehen, welche Reaktionen die neuen, ungenau definierten Vorschläge so hevorrufen.

Denn sicher ist bisher nur: Swisscom will ein Glasfaserkabel direkt in möglichst viele Wohnungen verlegen. Statt einem Kabel will Swisscom vier Kabel verlegen und diese dann grossflächig an weitere Anbieter weiterverkaufen. Und Swisscom will eine Regulierung möglichst verhindern oder stark einschränken.

Noch unklar ist, wo die verkauften Glasfaserleitungen an die Alternativ-Anbieter übergeben werden. Doch dieses ist ein sehr wichtiger Punkt: Werden die Glasfaserleitungen praktisch bei jedem Haus an den Anbieter übergeben, so ist der Aufwand für den Aufbau der (völlig unnötigen Parallel-) Infrastruktur bei den Alternativ-Anbietern so gross, dass kein Alternativ-Anbieter auf das Angebot eingehen würde. Umgekehrt wäre es für den Alternativ-Anbieter sehr attraktiv, die Daten nur an zwei, drei Orten in der Schweiz zu übergeben. Swisscom möchte möglichst viele Übergabepunkte und hätte ihr Ziel dann erreicht und ein neues Monopol errichtet. Zumindest in den Städten, wo keine innovativen EWs attraktive Glasfasernetze aufbauen.

Dass Swisscom Sunrise verbieten will, sich betreffend letzter Meile an die Medien zu wenden, ist ein massiver Eingriff von Swisscom. Genauso wie Swisscom sich äussern darf, soll sich auch Sunrise äussern dürfen. Alles andere wäre in einem direkt-demokratischen Rechtsstaat mit Meinungsfreiheit unverständlich.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Mehr zur Glasfaser-Diskussion

Orange: Mobiles Internet für ADSL-Kunden

Seit kurzem macht Orange Werbung für ein neues Angebot: ADSL-Kunden von Orange - der Mobilfunk-Anbieter hat seit einiger Zeit auch ADSL im Angebot - erhalten zusätzlich auch einen mobilen Internet-Zugang für unterwegs.



Die Werbung (siehe oben) gefällt mir zwar gar nicht, das Angebot selber ist jedoch nicht schlecht. Der Kunde erhält einen ganz normalen ADSL-Internet-Zugang, zusätzlich gibt es auch ein UMTS-Modem für das Surfen mit einem Laptop unterwegs. Für das mobile Internet fällt keine monatliche Grundgebühr an. Lediglich die Nutzung fällt an: Pro Nutzungstag werden 3.50 Franken verrechnet.

Mir gefällt das Angebot insbesondere, weil der Kunde ein Modem erhält und dieses ohne weitere Verpflichtungen nutzen kann. Üblicherweise muss man einen Vertrag über 12 oder 24 Monate abschliessen und verpflichtet sich damit, 120 oder 240 Franken innerhalb der Mindestvertragsdauer zu bezahlen. Dies unabhängig davon, ob man das Produkt braucht oder nicht.

Das neue Orange-Produkt ermöglich jetzt, den Service ganz unverbindlich zu testen. Wenn man zufrieden ist, wird man den Service zu einem späteren Zeitpunkt wieder nutzen. Und wenn man nicht zufrieden ist, lässt man es sein und hat auch keine Verpflichtung. Eine grosse Hemmschwelle für den Abschluss eines Vertrages entfällt damit. Daher finde ich das Angebot eine gute Idee.

Übrigens gibt auch Sunrise ihren Handy- oder ADSL-Kunden einen Rabatt auf das mobile Internet: Die Monatsgebühr beträgt nur 5 Franken statt den üblichen 10 Franken. Doch soweit wie Orange geht Sunrise leider (noch) nicht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 12. Oktober 2008

Pay TV kostenlos auf dem Handy

Bereits vor gut zwei Wochen hat Swisscom eine Erweiterung ihres neuen Handy-TV-Angebot über eine Medienmitteilung kommuniziert. Seit dem 01. Oktober 2008 sendet Swisscom ausgewählte Fussball- und Eishockey-Spiele als Liveübertragung oder als Konferenzschaltung aller Live-Spiele. Das Besondere: Im normalen Fernsehen werden diese Spiele nicht übertragen, nur Kunden des Pay-TV-Anbieters Teleclub können diese Spiele am normalen Fernsehen mitverfolgen. Oder Bluewin-TV-Kunden, die diese exklusive Spiele für einen Franken pro Spiel auf ihrem Fernseher mitverfolgen können.

Handy-TV-Kunden können nun diese Fussball- und Eishockey-Spiele auf ihrem Handy mitverfolgen. Sowohl über "normale" EDGE- oder UMTS-Handys wie auch über ein spezielles Handy-TV-Handy mit DVB-H-Empfang. Es wird nur die normale Dienstleistungsgebühr (2 Franken für einen Tag oder 16 Franken für einen Monat) verrechnet. Die üblicherweise im kostenpflichtigen Pay-TV ausgestrahlte Übertragungen können also ohne zusätzlichen Gebühren übertragen werden.

Ich bin kein Sport-Fan. Ob ein Sport-Fan allerdings Freude daran hat, dass er ein Fussball-Spiel statt im Fernseher auf dem Handy ansehen muss, wenn er kein zusätzliches Pay-TV-Abo möchte und auch kein Bluewin-TV möchte bzw. erhalten kann, bezweifle ich. Ebenso wie, dass man den Ball oder Puck auf dem Display noch sieht.

Swisscom will mit diesem Angebot die Handy-TV-Nutzung auf jeden Fall steigern. Mal sehen, ob dies gelingen wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Lebara noch günstiger

Mit Lebara konnte man bereits bisher sehr günstig mit dem Handy ins Ausland telefonieren. Anrufe in das Festnetz vieler Länder kosten nur 9 Rappen pro Minute. Handys in zahlreichen Ländern sind bereits ab 24 Rappen pro Minute erreichbar. Für Anrufe, die im Ausland geführt werden, sollte man Lebera eher nicht nutzen. Die Preise für das Roaming sind nämlich sehr hoch, rund doppelt so teuer wie Swisscom, M-Budget oder Coop.

Nach dem Markteintritt von Lyca Mobile (deren genaue Konditionen mir bisher nicht kommuniziert worden sind) reagiert nun Lebara: Anrufe ins Schweizer Festnetz kosten neu 35 Rappen pro Minute. Das ist teurer als andere Billig-Prepaid-Anbieter (Aldi 14 Rappen, M-Budget 28 Rappen, Coop 30 Rappen). Auch Anrufe auf Schweizer Handys werden günstiger, sind mit 45 Rappen pro Minute jedoch ebenfalls teurer als andere Billig-Prepaid-Anbieter (M-Budget 28 Rappen, Coop 30 Rappen, Aldi 34 Rappen).

Doch Lebara gibt den Kunden neu jeweils mehr Guthaben als der Kunde einbezahlt hat. Wer z.B. 10 Franken einzahlt, erhält 12.50 Franken gutgeschrieben. Wer gar 100 Franken einzahlt, erhält 150 Franken gutgeschrieben. Solche Aktionen sind auch bei anderen Anbietern gelegentlich an der Tagesordnung, jedoch nur in Form einer zeitlich beschränkten Promotion. Bei Lebara soll dies jedoch nicht nur eine zeitlich beschränkte Promotion sein, sondern es soll immer mehr Guthaben geben.

Dieser Bonus macht Lebara noch attraktiver: Anrufe ins Festnetz zahlreicher Länder kosten damit effektiv nur noch 6 bis 7.2 Rappen (statt 9 Rappen) pro Minute, Anrufe auf das Handys in zahlreichen Ländern 16 bis 19.2 Rappen (statt 24 Rappen) pro Minute. Auch Inlandsgespräche kosten nur noch 23.3 bis 28 Rappen (Festnetz, statt 35 Rappen) bzw. noch 30 bis 36 Rappen (Mobilfunk, statt 45 Rappen). Insgesamt attraktive Konditionen, wenn auch einige Billig-Prepaid-Anbieter für Inlandsanrufe etwas günstiger sind.

Attraktiv ist auch der SMS-Tarif von 10 Rappen, mit Rabatt sogar nur noch 6.7 bis 8 Rappen pro SMS. Dies ist ein sehr attraktiver Tarif.

Lebara zeigt, dass noch viel Luft in den Handytarifen drin ist. Allerdings ist es erstauntlich, dass Anrufe mit dem Handy ins Ausland so günstig sind, während sich die Preise für Anrufe auf Schweizer Handys kaum bewegen. Der Grund: Mit den günstigen Auslandstarifen will man den Festnetz-Anbietern Umsatz abjagen und mit den teuren Inlandstarifen kann man weiterhin kräftig verdienen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Lesen Sie auch:
Verkehrte Welt - Anrufe ins Ausland günstiger als innerhalb der Schweiz

Dienstag, 30. September 2008

Sunrise schluckt Schweizer Tele2

Gestern gab Sunrise die Übernahme von Tele2 bekannt. Für etwa 50 Millionen Franken übernimmt der zweitgrösste Schweizer Telekom-Anbieter die Schweizer Niederlassung von Tele2. Interessant ist vorallem der Festnetz-Kundenstamm von Tele2.

Dass ein weiterer wichtiger Anbieter verschwindet, finde ich sehr schade. Dies verringert den Wettbewerb. Insbesondere Tele2 hat sich über den Preis positioniert. (im Festnetz-Bereich war Tele2 zwar seit Jahren teurer als kleinere Mitbewerber, unter den grösseren Anbietern tendenziell eher günstiger. In letzter Zeit gelang es Tele2 im Festnetz-Bereich immer weniger, preislich ein attraktives Angebot anzubieten.)

Damit gibt es in der Schweiz nur noch vier grössere Anbieter für Privatkunden: Swisscom, Sunrise, Orange und Cablecom. Orange ist im Festnetz-Bereich derzeit (noch?) bedeutungslos, Cablecom im Mobilfunk-Bereich. Neben diesen grossen Anbietern gibt es weitere kleinere Anbieter, die insbesondere im Festnetz-Bereich attraktiv sind.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Grundverschlüsselung: Noch keine Entscheidung

Gestern hat sich der Nationalrat fast einstimmig dafür entschieden, die Grundverschlüsselungs-Motion vorerst zurückzuweisen. Die entsprechende Kommission des Nationalrates soll gemeinsam mit dem Bundesamt für Kommunikation eine sachlich fundierte Lösung ausarbeiten.

Ich kann nicht beurteilen, was dies nun aus Sicht des Kunden wirklich bedeutet. Ich befürchte jedoch, dass die Entwicklung vom Digital-TV in der Schweiz damit weiter behindert wird. Es dürfte eine gewisse Zeit dauern, bis der entsprechende Vorschlag der Nationalrats-Kommission ausgearbeitet ist. In dieser Zeit ist man leider weiterhin auf die qualitativ schlechte und überteuerte Digital-Zwangsbox vom Monopolisten Cablecom angewiesen. Ich hoffe nun, dass die Kommission rasch einen Vorschlag ausarbeiten wird und den Kunden endlich attraktives und freies Digitalfernsehen angeboten werden kann.

Der Branchenverband Swisscable bedauert, dass die Motion nicht abgelehnt worden ist und wünscht sich eine "Versachlichung der Diskussion". Dies ist unbedingt notwendig, allerdings sollte Swisscable bei sich selbst beginnen und die Fakten offen und ehrlich auf den Tisch legen. Dies habe ich bislang bei Swisscable vermisst.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sunrise letzte Meile: Schneller und günstiger

Seit einer guten Woche macht Sunrise in den grösseren Schweizer Städte Werbung für die letzte Meile. Das Angebot selbst ist bereits seit Juni verfügbar und lässt sich sehen. Es gibt insgesamt zwei Angebote: Der Telefonanschluss mit einem Internet-Zugang mit maximal 5'000 KBit/s kostet 59 Franken, 49 Franken (für Sunrise-Mobilfunk-Kunden) bzw. 30 Franken (für Kunden, die mit dem Mobilfunk-Abo Zero Plus oder Max telefonieren). Die bisher übliche Telefonanschlussgebühr von 25.25 Franken fällt nicht mehr an. Damit ist Sunrise massiv günstiger als die anderen Anbieter.

Das zweite Angebot beinhaltet einen Telefonanschluss mit einem Internet-Zugang mit maximal 15'000 KBit/s und kostet 79 Franken, 69 Franken (für Sunrise-Mobilfunk-Kunden) bzw. 50 Franken (für Kunden, die mit dem Mobilfunk-Abo Zero Plus oder Max telefonieren). Auch hier entfällt die bisher übliche Telefonanschlussgebühr von 25.25 Franken. Ausserdem sind beliebig viele Anrufe ohne zusätzliche Kosten ins Schweizer Festnetz möglich.

Ich surfe seit etwa sechs Wochen mit diesem Angebot und bin damit sehr zufrieden. Obwohl die Distanz zur Telefonzentrale mehr als 2 1/2 Kilometer beträgt, surfe ich mit einer Geschwindigkeit von 13'000 KBit/s. Bei Swisscom hätte ich mit ADSL maximal 4'400 KBit/s und müsste zudem mehr bezahlen. Sunrise setzt stark auf ADSL2+, Swisscom hingegen auf VDSL.

Wie man sieht, kann es sich lohnen, sich bei Swisscom und Sunrise über die Geschwindigkeit zu informieren. Anhand meines Anschlusses sieht man deutlich, dass die Differenzen zwischen Sunrise und Swisscom gewaltig sein können. Sunrise müsste übrigens noch einwenig an den Angaben zur Geschwindigkeit auf ihrer Website arbeiten. Manchmal wird eine zu geringe maximale Geschwindigkeit angezeigt.

Das Angebot von Sunrise ist erst in den grösseren Städten verfügbar.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Montag, 15. September 2008

Digital-TV soll kein analoges Fernsehen im neuem Kleid sein

In der NZZ vom letzten Freitag ist ein Interview mit Cablecom-Chef Rudolf Fischer erschienen (Interview auch online verfügbar).

Hier die beiden interessantesten Sätze aus dem Interview:
Wir haben nicht investiert, um dann den Kunden analoges Fernsehen in neuem Kleid anzubieten. Das digitale TV ist ein interaktives TV, und die Interaktivität ist nicht standardisiert.
(Hinweis: Der erste Satz wurde verkürzt, um die Verständlichkeit zu erhöhen). Diese beiden Sätze bringen aus auf den Punkt. Cablecom will gar kein Digital-TV anbieten, sondern interaktives Fernsehen, was auch immer darunter konkret vorgestellt wird. Für analoges Fernsehen im neuen Kleid braucht es keine Grundverschlüsselung, für die interaktive Dienste ist man derzeit noch auf die Box seines Anbieters angewiesen.

Nun leider - aus Cablecom-Sicht - wollen die Kunden lediglich analoges Fernsehen im neuen Kleid. Die Kunden wollen wie bisher fernsehen, wichtig sind nur zusätzliche Programme, besseren Ton (Dolby) und besseres Bild (in Zukunft High Definition HD). Dies zeigt auch die repräsentative Studie der Swisscable: 37% wollen Digital-TV wegen den zusätzlichen TV-Sendern, nur 5% wegen dem interaktiven Fernsehen. Also: Begraben Sie den Traum, mit interaktivem Fernsehen Geld im grossen Rahmen verdienen zu können. Stattdessen können Sie die Grundverschlüsselung aufgeben und ihre Kunden mit der freien Boxenwahl glücklich machen.

Dass interaktives Fernsehen die Kunden schlichtweg nicht interessiert, musste bereits Swisscom schmerzlich erfahren. Die interaktive TV-Fernbedienung Betty-TV wurde wieder eingestellt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der den Fernseher einschalten will und dann das sehen will, was gerade kommt. Er will jedoch nicht Youtube-Videoclips auf seinem Fernseher ansehen. Und dies dürfte noch einige Zeit so bleiben.

Ein Rätsel ist mir auch, wie Cablecom jedes Jahr hunderte Millionen Franken in interaktives Fernsehen investiert haben soll. Da hat Herr Fischer wohl massiv übertrieben. Vielleicht in diesem Jahr, weil die Cablecom endlich ihr Netz auf 860 MHz ausgebaut hat - andere Anbieter haben den Ausbau vor 10 bis 15 Jahren vorgenommen. Und diese Investition betrifft auch vor allem das Internet und die Telefonie und nicht das interaktive Fernsehen. Die Investitionen in interaktives Fernsehen, selbst in Digital-TV dürfte minimal gewesen sein.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte comparis.ch

150000 Schweizer IPhones

Wie die Handels-Zeitung berichtet, hat Swisscom bereits 80'000 iPhones und Orange bereits 30'000 iPhones verkauft (Artikel online verfügbar) (Die Zahlen wurden durch die Anbieter nicht bestätigt). Mit den bereits verkauften 40'000 in die Schweiz importierten iPhones der ersten Generation nutzen damit bereits mehr als 150'000 Schweizer ein iPhone. Das finde ich eine sehr hohe Zahl.

Im obgenannten Handels-Zeitung-Artikel werden übrigens auch die Juli-Verkaufszahlen der GfK-Marktforschung erwähnt: 6% aller im Juli verkauften Handys war ein iPhone, gemessen am Umsatz betrug der Anteil 19%.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte comparis.ch

Glasfaser-Albträume oder Halbe-Halbe

Der grösste Schweizer Telekommunikations-Anbieter, die Swisscom, will wie bereits seit längerem bekannt, ein Glasfaser-Netz bauen. Die Glasfaser werden dabei direkt in die einzelnen Wohnungen gezogen. Auch die Elektrizitätswerke und vereinzelte Kabelnetz-Betreiber verfolgen ähnliche Pläne. Einige Haushalte in Zürich oder in Sierre surfen, telefonieren und fernsehen heute bereits über Glasfaser-Leitungen. Üblicherweise befindet man sich jedoch erst in einer frühen Planungsphase oder in der Detaillplanung. Erst nach und nach entstehen die Glasfaser-Anschlüsse.

Die NZZ am Sonntag berichtete gestern, dass die Swisscom nun 8 Milliarden Franken ins Glasfasernetz investieren will. Dies ist eigentlich nichts Neues. Im Artikel war das erste Mal die Rede davon, dass sich Swisscom vorstellen könnte, die eine Hälfte einer Stadt mit Glasfaser zu versorgen. Die andere Hälfte der Stadt würde man den Elektrizitäswerken überlassen.

Ich bin dieser Idee gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Denn wichtige Punkte zum Glasfaser-Traum (oder Albtraum) der Swisscom sind bisher noch weitgehend unbekannt. Und was bisher bekannt ist, beängstigt eher. Das Ziel von Swisscom ist, dass in alle angeschlossenen Wohnungen vier Glasfaserleitungen verlegt werden. Eine Glasfaser behält Swisscom für sich, die anderen Glasfaser will Swisscom verkaufen. Swisscom will allerdings nur die Hausverkabelung und die paar Meter vor dem Haus verkaufen.

Die Folge wäre, dass Anbieter eine zusätzliche Pararellinfrastruktur von den Quartierstrassen in die Quartierzentralen mit Anschluss an den nationalen Backbone bauen müssten. Das Bauen von mehreren zehntausend unnötigen Zugangspunkten kann sich sowohl organisatorisch wie finanziell kein alternativer Telekom-Anbieter leisten. Unter diesen Bedingungen dürfte kein Alternativ-Anbieter auf das Swisscom-Angebot eingehen. Damit kann Swisscom ihr Monopol ausbauen und die Alternativ-Anbieter bleiben auf der Strecke.

Damit wird auch der obgenannte Vorschlag der Swisscom sehr interessant. Würde dieser umgesetzt, würde dies nichts anderes bedeuten, dass eine Hälfte der Stadt von einer reichhaltigen Auswahl an attraktiven Angeboten profiteren könnte, während die andere Hälfte der Stadt nur auf das Monopol-Angebot der Swisscom zugreifen könnte. Damit haben wir die Zweiklassen-Gesellschaft für den Internet-Zugang.

Swisscom argumentiert übrigens, dass sie erst darüber reden wollen, wie sie das Glasfaser-Netz bauen. Das einzig richtige wäre meiner Meinung nach, wenn die Alternativ-Anbieter schweizweit an einigen wenigen Punkten in etablierten Datencentern die Daten ihrer Kunden aus dem Swisscom-Glasfasernetz übernehmen könnten. Für das Glasfasernetz braucht es keine unnötige und teure Pararellinfrastruktur (die schliesslich schlussendlich der Kunde mit hohen Preisen bezahlen muss). Einzig Swisscom kann daran ein Interesse haben, weil sie sich so Konkurrenz vom Leib halten kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

Swisscable und Geschäftsmodelle

Vor einer Woche hatte Swisscable - der Branchenverband der Kabelnetz-Anbieter - in Bern zu einer Pressekonferenz geladen.

Wie nicht anders zu erwarten, hat Swisscable sich massiv gegen die Grundverschlüsselung ausgesprochen. Dazu wurde eine Tabelle mit drei Geschäftsmodellen der Kabelnetz-Anbieter (auch online verfügbar) verteilt. Die Kabelnetz-Anbieter müssten auch weiterhin die Möglichkeit haben, frei über ihr Geschäftsmodell zu entscheiden.

Hier die wichtigsten Daten auf einen Blick:


Es entstand der Eindruck, dass sich ein Kabelnetz-Anbieter für eines dieser Modell entscheiden muss und bei einem Verbot der Grundverschlüsselung das Geschäftsmodell 2 und 3 verboten würden.

Doch dies ist nicht der Fall: Der Kabelanbieter kann auch bei einem Verbot der Grundverschlüsselung das Geschäftsmodell 2 und 3 anbieten. Nur hat der Kunde zusätzlich die Wahl von freien, auf den Markt verfügbaren Set-Top-Boxen. Für Pay-TV und kostenpflichtige Premium-TV-Kanäle sowie interaktive Dienste wird zumindest vorerst die Box des entsprechenden Anbieters benötigt.

Wer Angst hat, dass eine im freien Markt gekaufte Box nicht funktioniert, kann also weiterhin die Box seines Anbieters kaufen. Dass zumindest die Box des wichtigsten Kabelnetz-Anbieters, Cablecom, sehr viele Macken hat, ist bekannt. Es dürfte fast unmöglich sein, eine Box auf den Markt zu bringen, die noch schlechter funktioniert.

Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

PS: Mehr zum Thema "Grundverschlüsselung"

Sonntag, 7. September 2008

Hotels und Restaurants gegen Zwangsboxen

Diese Woche hat sich die ID modernes Fernsehen zu Wort gemeldet. Hinter dieser IG stehen TV-Fachhändler, und die Branchenverbände Gastrosuisse (Restaurants) und Hotelleriesuisse (Hotels) . Die Hotels wollen also in Zukunft eine freie Wahl der Boxen haben. Die heutige Situation wird mit der früheren PTT-Zeit (Zwangstelefone) verglichen: Technisch veraltete Geräte würden überteuert vermietet.

Weitere Beiträge von mir zum Thema Grundverschlüsselung finden Sie unter der Kategorie "Grundverschlüsselung".

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

Mittwoch, 27. August 2008

Cablecom: 100 MBit-Zukunft

Heute fand eine gestrige Medienmitteilung von Cablecom bemerkenswert viel Beachtung in den Zeitungen. Insbesondere, da die Medienmitteilung nicht wirklich viel Neues enthielt. Da Cablecom-Chef Fischer einige Journalisten nach Amsterdam eingeladen hat und dort eine Präsentation gehalten hat, wurde das Thema heute in den Medien gross aufgenommen. In einigen Zeitungen sind zudem Interviews von Cablecom-Managern erschienen.

Das wichtigste im Überblick:
  • Bis Ende 2008 werden zwei Drittel der Kunden an ein Netz mit 862 MHz angeschlossen sein. Dieser Netzausbau war dringend notwendig. Viele Kabelnetze bieten bereits seit 10 bis 15 Jahren diese Leistung an.
  • Cablecom will Internet mit einer Geschwindigkeit von 100 Megabit/s - oder 100'000 KBit/s - anbieten. Die Konditionen sind noch nicht bekannt. Klar ist bereits heute, dass dieses Angebot nur einigen, wenigen Kunden zur Verfügung stehen wird. Denn wenn zuviele Kunden mit einem so schnellen Internet-Anschluss im Internet surfen, reicht die Leistung des ausgebauten Kabelnetzes nicht mehr aus.
  • Viel erhofft sich Cablecom vom "catch-up TV". Der Kunde soll - ohne die Sendung vorher programmiert haben zu müssen - aus einzelne Sendungen der letzten Tage ansehen können. Ein Service, der heute von den TV-Sendern bereits im Internet angeboten wird. Die Sendungen sollen jedoch über die Digital-TV-Set-Top-Box auf einem normalen TV angesehen werden können. Das Programmangebot und die Konditionen für diesen Service sind bisher noch nicht bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass einige, wenige Programme entsprechend abgerufen werden können.
  • Ausserdem sollen bereits Anfangs 2009 erste Set-Top-Boxen von Cablecom auf den Markt kommen, die im Standby-Betrieb nur rund 1 Watt benötigen. Dies wäre ein grosser Fortschritt zu heute.
Im heutigen Cash-Daily ist ein Interview mit Rudolf Fischer erschienen (auch online verfügbar).
Er bezeichnet das 100 MBit/s-Internet-Angebot als klare Kampfansage an Swisscom und die Elektrizitätswerke, die ein modernes Glasfasernetz bis in die Wohnungen bauen wollen. Meiner Meinung nach dürfte das 100 MBit/s ein interessantes Angebot sein, doch das Kabelnetz wird stark beansprucht. Nicht zuviele Kunden düfen gleichzeitig mit 100 MBit/s im Internet surfen, sonst wird es für alle langsamer. Es dürfte eine grosse Herausforderung sein.

Die Glasfaser-Netze der Energieversorger werde Cablecom nicht nutzen, da man darauf kein analoges Fernsehen anbieten könne. Dies stimmt so natürlich, doch gerade Glasfaser-Netze sind optimal geeignet für ein attraktives Digital-TV-Angebot.

Ausserdem will Fischer die Zahl der Digital-TV-Kunden von derzeit 320'000 in fünf Jahren auf 700'000 steigern.

Auch der Berner Tageszeitung "Der Bund" gab Rudolf Fischer ein Interview (ebenfalls online abrufbar). Die Grundverschlüsselung war ein wichtiges Thema: Interaktive Dienstleistungen können nur mit einer eigenen Set-Top-Box benutzt werden und deshalb benötigt Cablecom die Grundverschlüsselung. Dieses Argument leuchtet mir so nicht ein: Es ist zwar tatsächlich so, dass interaktive Dienste derzeit noch nicht standardisiert sind. Doch trotzdem könnte Cablecom das Grundangebot an TV-Programme unverschlüsselt ausstrahlen. Cablecom dürfte sogar weiterhin eine eigene Set-Top-Box anbieten. Der Kunde könnte dann einfach auswählen, ob er die Cablecom-Box möchte, oder ob er eine Konkurrenz-Box möchte. Die Einschränkung ist, dass dann nicht alle Dienstleistungen auf der Konkurrenz-Box verfügbar wären.

Mit interaktiven Diensten wie Video-on-Demand will Swisscom der Cablecom Kunden abwerben. Auch Cablecom will ihren Kunden diese Dienste anbieten können, erklärt Fischer. Allerdings könnte Cablecom diese Dienstleistungen an die Kunden, die dies wünschten auch anbieten, wenn es keine Grundverschlüsselung geben würde.

Rudolf Fischer bestätigt, dass es technisch ohne weiteres möglich wäre, Digital-TV ohne Grundverschlüsselung auszustrahlen. Allerdings würde ein solches Geschäftsmodell es nicht erlauben, 20 bis 25 Prozent des Umsatzes zu investieren. Diese Aussage finde ich sehr interessant, da Cablecom das Digital-TV-Basis-Angebot ja gratis anbietet und der Kunde nur für Box bezahlen muss. So ist auf jeden Fall seit über einem Jahr die Argumentation der Cablecom.

Der Cablecom-Manager Frank Boller gab der Mittelland-Zeitung ebenfalls ein Interview (das meines Wissens nicht online verfügbar ist). Dass das Interesse an "catch-up tv" gross ist, würden die Erfahrungen in den Ländern zeigen, bei denen das Angebot bereits eingeführt worden ist. Frank Boller gibt sich überzeugt, dass die Konsumenten auf dieses Angebot gewartet hätten. Bei den heutigen technischen Möglichkeiten sei dies der Fall. Da hoffe ich, dass das "catch-up tv" besser funktioniert als das heutige Digital-TV, dass sehr schlecht funktioniert.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

Sunrise bringt mobile Datenflatrate

Heute nachmittag hat Sunrise in einer kurzen Medienmitteilung über die Einführung einer Internet-Flatrate informiert. Für 49 Franken können Kunden mit einem UMTS-Modem, die sich für "Sunrise Take Away Max" entscheiden unbeschränkt im Internet surfen.

Bereits bisher gab es von Sunrise ein Angebot, bei dem Kunden für 49 Franken im Monat im Internet surfen konnten. Doch wer mehr als 2 GB übertragen hat, hat massiv mehr bezahlt. Neu können die Kunden unbeschränkt im Internet surfen (zumindest innerhalb der Schweiz, in die Ferien sollte man sein UMTS-Modem aus Kostengründen nicht mitnehmen).

Ich begrüsse es, wenn so einfache und verständliche Angebote auf den Markt kommen. Jeder weiss, was ein Monat ist, niemand kann sich jedoch unter einem MB etwas vorstellen. Jetzt sind Swisscom und Orange gefordert, ebenfalls entsprechende Angebote zu lancieren.

Ein Hacken hat das Angebot jedoch: Kunden, die im Monat mehr als 10 Gigabyte übertragen, surfen für den Rest des Monats mit massiv reduzierter Geschwindigkeit. Statt 1000 bis 2000 KBit/s (im Besten Fall sind es sogar 3800 KBit/s, doch diese Geschwindigkeit dürfte in der Praxis nur selten erreicht werden), die üblicherweise erreicht werden sollten, wird die Geschwindigkeit auf rund 200 KBit/s gedrosselt. Immerhin erlebt man auf der Rechnung keine bösen Überraschung, dafür wird Surfen für Vielstkunden viel langsamer.

Fairerweise muss ich jedoch erwähnen, dass 10 GB eine relativ grosse Datenmenge ist, die heute noch praktisch niemand mit dem Laptop unterwegs erreichen dürfte (zumal das Ganze unbezahlbar gewesen wäre). Doch wenn die Kunden wissen, dass sie nicht mehr aufpassen müssen, dürften auch Dienstleistungen wie das Fernsehen über den Laptop unterwegs zunehmen und damit die Nutzung zunehmen. Genauso wie dies heute beim Surfen zu Hause der Fall ist.

Übrigens: Auf der Website sind andere Informationen als in der Medienmitteilung. Ich gehe davon aus, dass es sich um einen Fehler handelt. (Insbesondere da einmal von 2048 MB die Rede ist, einige Zeilen weiterunten von unbeschränkt/Eine Verechnung von zusätzlichem Datenvolumen macht auch wenig Sinn, wenn das Datenvolumen unlimitiert ist).



Liebe Grüsse




Ralf Beyeler
www.comparis.ch

Montag, 25. August 2008

Tagi schreibt über Cablecoms "Schrottbox"

Tagi Online schrieb vor einigen Tagen einen Artikel über die Set-Top-Box der Cablecom. (Die Set-Top-Box benötigt man für den Empfang von digital ausgestrahlten TV-Programmen.) Der Tagi-Artikel hiess Cablecom-Kunden verärgert über Schrott-Box (Artikel online verfügbar).

Wie aus dem Artikel - und den inzwischen nicht mehr vorhandenen Kommentaren - ersichtlich ist, bin ich nicht die einzige Person, die mit der Cablecom-Box Probleme hat.

Mein Zitat bringt es hier auf den Punkt:
Auch Ralf Beyeler vom Internet-Vergleichsdienst Comparis kennt die Problematik: «Die Set-Top-Box von Cablecom ist mit Abstand das schlechteste Unterhaltungselektronik-Produkt, das ich je in den Händen gehalten habe. Mal stürzt das System ab, mal verschwindet der Programmführer und die Serienprogrammierung funktioniert ohnehin nach dem Zufallsprinzip. Da läuft ein Produkt aus China für 50 Franken ja noch besser.»
Es ist leider so, dass die Cablecom-Box sehr schlecht funktioniert. Schade, denn so können die Vorteile von Digital-TV leider nicht benutzt werden. Ich habe jedoch die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es eines Tages ein richtig tolles, funktionierendes Digital-TV-Angebot geben wird. Vielleicht etwas naiv von mir .....

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

NZZ über Glasfaser

Kurz ein Tipp auf einen interessanten Artikel in der NZZ, der bereits vergangene Woche erschienen ist: Seilziehen um Bau von Glasfasernetzen.

Der Artikel fasst die aktuellen Ausbaupläne und den Streit um die Regulierung von Glasfasernetzen kurz zusammen. In den nächsten Tagen werde ich hier ebenfalls die Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur bis in die Wohnungen (sogenanntes FTTH) kommentieren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

Aerger mit Sport-SMS

Bereits vor einigen Tagen hat die Berner Zeitung über Ärger mit Sport-SMS der Kurznummer 164 geschrieben.

Der Anbieter der Kurznummer 164 hat Kunden, die irgendwann einzelne Resultate abgerufen haben, automatisch ein SMS-Abo mit aktuellen Olympia-Nachrichten zugesendet. In den ersten zwei Tagen erhielten die Kunden die SMS kostenlos. Danach wurden automatisch 50 Rappen pro empfangenes SMS fällig - ohne das der Kunde den Service bestellt hat. Immerhin informierte der Sportinformation 164 die Kunden transparent darüber, dass nun zusätzliche Gebühren fällig werden. Der Kunde wurde über die Möglichkeit informiert, den Abo-Dienst mit einem SMS mit STOP beenden zu können.

Ich finde es eine Frechheit, den Kunden, die keine entsprechenden Dienstleistungen bestellt haben, kostenpflichtige SMS zuzusenden. Man hätte die Gratis-SMS in den ersten Tagen zusenden können und der Kunde hätte bei Interesse ein Abo bestellen können. Stattdessen hat 164 - übrigens betrieben von Swisscom, Blick und Sportinformation - den Kunden einfach einen kostenpflichtigen Service untergejubelt.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

Dienstag, 12. August 2008

USA:Netzwerk TV Recorder nicht illegal

In den USA hat nun ein Gericht entschieden, dass Digitale Videorecorder, bei denen die Harddisk nicht beim Kunden steht, nicht illegal ist. Die Filmindustrie hat sich wie üblich gegen den Videorecorder im Netz gewehrt.

Cablecom macht sich bereits seit längerem Gedanken zu einem Angebot, wo der Kunde TV-Sendungen der letzten Tage abrufen kann. Ende 2008 oder Anfangs 2009 soll der entsprechende Service der Cablecom starten. Detaills zum Angebot hat Cablecom bisher nicht kommuniziert und auch Cablecom selbst weiss wohl noch nicht, wie der Service im Detaill aussehen wird. Wahrscheinlich wird Cablecom von allen Rechteinhabern die Rechte einzeln erwerben müssen. Langwierige Verhandlungen mit Dutzenden Rechteinhabern und ein kleines Angebot wäre die Folge. Denn nur wenige ausgewählte Sendungen wären im Nachhinein abrufbar. Übrigens ohne, dass der Kunde die Sendung im Voraus programmieren muss.

Es wäre daher sicher sinnvoll, wenn die Entwicklung auch in der Schweiz in diese Richtung gehen würde. Bereits heute dürfen Schweizer Kabelnetzbetreiber frei empfangbare TV-Programme einfach einspeisen und dafür sind - anders als in den meisten anderen Ländern - keine umständliche Verhandlungen notwendig sind. Sehr liberale gesetzliche Grundlagen machen dies möglich. Es wäre begrüssenswert, wenn dieser liberale Ansatz auch für digitale Netz-Videorecorder gelten würde.

Genau dies kann jedoch bei Cablecom auch zu einer Gefahr werden. Ich jedenfalls würde ein Service begrüssen, wo ich die Sendung meiner Wahl einfach aus dem Internet herunterladen könnte. Die Sendung könnte als MPEG4-Datei oder als Div-X-Datei heruntergeladen werden. Es ginge zwar einige Minuten, bis die ganze Sendung verfügbar wäre. Anschliessend könnte ich die Sendung wahlweise am Computer ansehen, oder einfach und unkompliziert auf dem Fernseher wiedergeben. Oder auf DVD brennen. Sehr viele - auch günstige - DVD-Player können bereits heute Div-X-Dateien wiedergeben. Bereits DVD-Player für 50 Franken können solche Dateien wiedergeben, Cablecom will für den Digitalrecorder 240 Franken im Jahr, zusätzlich zu rund 360 Franken Analog-TV-Anschluss-Gebühr.

Mit einem modernen Digitalen TV-Netzrecorder-Angebot könnte ich auf den Zwangsanschluss von Cablecom - die von mir rund 30 Franken pro Monat für den Empfang einiger Analog-TV-Programme will - verzichten und so Monat für Monat 30 Franken sparen.

Vielleicht ist es etwas naiv von mir, aber ich habe die Hoffnung an ein gutes, attraktives TV-Angebot noch nicht aufgegeben. Denn Digital-TV von Cablecom finde ich miserabel und auch Bluewin-TV hat noch viele Kinderkrankheiten. Bei mir zu Hause ist Bluewin-TV nicht nutzbar.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

(gefunden bei Digichris)

Olympia-Angebot von HD Suisse in der Kritik

Die SRG leistet sich einen eigenen Kanal für das neue hochauflösende Fernsehen, das sogenannte HD-TV. Die Bildqualität ist wesentlich besser als beim bisherigen Fernsehen. Grosser Nachteil ist, dass der Kunde - sofern er über Cablecom fernsehen muss wie die meisten Schweizer Haushalte - für 15 Franken im Monat eine spezielle HD-Box mieten muss. Die Box funktioniert eher schlecht und ausserdem muss man sich gleich für zwölf Monate verpflichten.

Wie Tages-Anzeiger Online berichtet, wird nun Kritik am Olympia-Programm von HD Suisse - dem HD-Kanal der SRG - laut. Die SRG schafft es doch tatsächlich, Olympia ohne Kommentar auszustrahlen (Artikel online verfügbar). Immerhin wird der Orginal-Ton übertragen. Der Kunde kann also auswählen zwischen "sehr guter Bildqualität, dafür kein Kommentar" und "normaler Bildqualität, dafür mit Kommentar".

Willkommen in der neuen, ach so tollen digitalen Fernsehzukunft, kann ich dazu nur sagen. Irgendwie auch kein Wunder, dass die Schweizer von Digital-TV nichts wissen wollen. Beim guten alten analogen TV hat man selbstverständlich einen Kommentar.

Wie eine kurze Recherche ergeben hat, hat Thomas Benkö vom Blick am Abend bereits am 29. Juli 2008 über den Olympia-HD-Flopp berichtet. Grund für den fehlenden Kommentar soll das Geld sein: Da nur 2 von 12 internationalen Bildleitungen in HD-Qualität produziert werden, müsste man extra für das HD-Programm ein zusätzlicher Kommentar produzieren, was der SRG schlicht zu teuer ist. Es stellt sich allerdings die Frage, ob HD eine solche Todgeburt ist, dass sogar eine der grössten Sportveranstaltungen der Welt nicht auch komplett in HD produziert wird.

Mich persönlich stört das Ganze zum Glück nicht: Ich interesse mich nicht für Sport und muss mich damit auch nicht über tonloses Hitech-Fernsehen ärgern.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

Nachtrag: Wie Tages-Anzeiger Online meldet, hat die SRG auf die Kritik im Forum auf ihrer Website auf ihre eigene Weise reagiert. Das Forum wurde einfach vom Netz genommen.

Sonntag, 10. August 2008

Nur 3000 iPhones - Lieferprobleme kein Wunder

Wie die Online PC-Zeitung berichtet, wurden am ersten Wochenende in der Schweiz nur 3'000 iPhones verkauft. Die Online PC-Zeitung verweist auf eine Studie von Medialets.

Sollten diese Zahlen stimmen (beim iPhone weiss man es nie so genau), dann ist es auch kein Wunder, dass es viele enttäuschte Kunden gegeben hat, die kein iPhone erhielten. Lieferprobleme sind bei nur 3'000 Stück voraussehbar. Warum Swisscom nicht reagiert hat und rechtzeitigt die missglückte Medienkonferenz und den Mitternachtsverkauf abgesagt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Swisscom hätte ja auch die ersten iPhone online versteigern können und den Mehrerlös einer gemeinnützigen Organisation spenden können. Swisscom hätte dann mit dem regulären Verkauf warten können, bis genügend iPhone vorhanden sind. Oder aber alle iPhone direkt über das Web reservieren lassen können. Wer dann das persönliche Reservations-PDF vorweisen konnte, hätte das iPhone erhaltne.

Ich finde übrigens interessant, wie weit die Zahlen auseinanderliegen. 10vor10 sprach davon, dass alleine am ersten Tag 15'000 bis 20'000 iPhone verkauft worden sind. Das wären sehr viele mehr iPhones als Medialets für die Schweiz angibt.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

iPhone "telefoniert" nach Hause

Der Titel ist zwar nicht ganz korrekt, denn das iPhone telefoniert nicht nach Hause, sondern soll die Möglichkeit haben, gelegentlich heikle Daten nach Hause (zu Apple) zu übertragen. Doch der Titel trifft es!

In den Foren wird das Thema gross diskutiert und auch etablierte Medien wie z.B. Spiegel Online oder heise Online haben darüber berichtet. Gemäss den Medienberichten soll Apple theoretisch in der Lage sein, eine Liste der auf dem iPhone installierten Programme zu erhalten und dann einzelne Programme - an denen Apple keine Freude hat - zu löschen. Apple hat sich bisher zu dieser Funktion nicht geäussert.

Das iPhone ist zwar bisher das am besten bedienbare Handy aller Zeiten. Doch inzwischen wird es unheimlich: Einen solchen Eingriff finde ich für eine Unverschämtheit in meine Privatsphäre. Meiner Meinung nach geht es Apple nichts an, welche Programme ich auf meinem iPhone installiert habe (genausowenig wie es Microsoft nichts angeht, welche Programme und Daten ich auf meinem Computer habe). Auch frech ist z.B. dass es nicht möglich ist, einfache MP3-Dateien vom Computer auf das iPhone zu übertragen, wie dies nahezu jeder MP3-Player (ausser dem iPod) kann. Stattdessen muss man zuerst mühsam die Dateien über iTunes konvertierten und kann die Dateien erst dann übertragen. Ein weiterer Kritikpunkt: Warum kann ich das iPhone nicht wie jedes Handy mit jeder beliebigen SIM-Karte benutzen (*). Nein, zuerst muss man das Handy hacken, damit es auch mit Sunrise läuft.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

(*) Die SIM-Look-Problematik ignoriere ich mal. Bis auf ganz wenige Ausnahmen wird das gleiche oder ein sehr ähnliches Modell auch ohne SIM-Look verkauft.