Mittwoch, 30. Dezember 2009

Coop-Surf-Angebot überzeugt nicht

Coop hat das neue Angebot „Web to Go“ für das Surfen unterwegs mit einem Laptop. Es handelt sich dabei um ein Bundle mit einem USB-UMTS-Modemstick (den man in einen Laptop stecken kann) und einen Mobilfunk-Vertrag. (Es handelt sich nicht um einen Datentarif für das Surfen mit einem Smartphone oder Handy).

Verkauft wird „Web to Go“ in Interdiscount-Filialen und über den Online-Laden von Coop. Wie bei den anderen CoopMobile-Produkten auch, wird das Angebot gemeinsam mit dem Mobilfunk-Anbieter Orange angeboten.

Die Grundgebühr von 25 Franken pro Monat ist vergleichsweise hoch, doch immerhin kann man an bis zu 5 Kalendertagen ohne weitere Kosten surfen. Nach dem 6. Tag werden 3 Franken pro Kalendertag, an dem das Internet genutzt wird, verrechnet. Insbesondere wer unterwegs unregelmässig (zum Beispiel im Sommer mehr als im Winter) oder eher selten surft , dürfte mit anderen Angeboten massiv günstiger fahren. „Natel easy BeFree“ von Swisscom dürfte in vielen Fällen am günstigsten sein, pro Nutzungstag werden 4 Franken verrechnet. Es ist ein Prepaid-Angebot ohne Grundgebühr und eigentlich für Handys gedacht, funktioniert jedoch auch einwandfrei mit jedem UMTS-Modem und Laptop.

Ein Preisbeispiel: Wer jeden Monat fünf Tage im Internet surft, bezahlt bei Coop 300 Franken im Jahr, das Swisscom-Angebot kostet nur 240 Franken. Wer ebenfalls an 60 Tagen im Jahr surft, jedoch nicht jeden Monat genau fünf Tage bezahlt bei Orange gar 336 Franken im Jahr, während Swisscom auch bei dieser Nutzung 240 Franken im Jahr kostet. (unter der Annahme, dass in vier Monaten je zwei Tage gesurft worden ist, in vier Monaten je fünf Tage und in vier Monaten je acht Tage).

Sunrise und Orange bieten ein UMTS-Abo an, dass etwa gleich teuer ist wie das neue Coop-Angebot. Bei diesen beiden Angeboten werden pro Monat 10 Franken Grundgebühren verrechnet, dazu 3.50 Franken pro Nutzungstag. Bei 60 Tagen im Jahr entstehen Kosten von 330 Franken verrechnet, egal in welchem Monat man wie viel gesurft hat. Wer allerdings massiv weniger surft, fährt damit wesentlich günstiger. Bei nur 30 Nutzungstage pro Jahr verlangt Coop 300 Franken, Orange und Sunrise nur 225 Franken und Swisscom (mit „Natel easy BeFree“) gar nur 120 Franken.

Berücksichtigen muss man allerdings, dass man bei Coop, Orange und Sunrise mit den genannten Angeboten einen USB-UMTS-Stick kostenlos oder für einen Franken erhält. Bei Swisscom muss man sich für einmalig 100 Franken einen Stick kaufen. Wer einen modernen Laptop hat, der bereits ein UMTS-Modem eingebaut hat, benötigt keinen USB-Stick, sondern nur die SIM-Karte.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Talkeasy sorgt für Aerger bei Senioren

Der Tages-Anzeiger berichtete über den neuen Anbieter Talkeasy (Artikel online verfügbar). Der Anbieter soll gemäss dem Artikel gezielt ältere Leute anrufen und ihnen ein neues Festnetz-Abonnement andrehen. Der Tages-Anzeiger berichtet, dass seit Oktober bei den Konsumentenschutzorganisationen, beim Bundesamt für Kommunikation und auch bei den Festnetzbetreibern immer wieder ähnliche Beschwerden eingehen. Pro Monat sollen es mehr als 100 Beschwerden alleine bei Swisscom sein, die sich darüber beklagen, dass sie gegen ihren Willen zu Talkeasy gewechselt hätten. Einige der Kunden sollen lediglich Unterlagen bestellt haben, haben aber irrtümlich einen Vertrag abgeschlossen.

Neben den obgenannten Beschwerden habe ich Talkeasy lediglich über lebensgrosse „Karton-Werbung“ in einigen Kiosk-Filialen wahrgenommen.

Viele Kunden sind sich nicht bewusst, dass sie am Telefon rechtskräftig Verträge abschliessen können. Um einen Vertrag abzuschliessen, ist entgegen der weitläufigen Meinung, mit ganz wenigen Ausnahmen keine Unterschrift erforderlich.

In den ersten Jahren der Liberalisierung musste man tatsächlich unterschreiben, wenn man den Anbieter wechseln wollte, über den alle Gespräche standardmässig geführt werden. Im Verlaufe des Jahres 2001 wurde dann „Third Party Verification“ - kurz TPV – eingeführt. Der Kunde kann bei seinem neuen Anbieter anrufen und dabei sagen, dass er über diesen Anbieter telefonieren möchte. Anschliessend wird ein Tonband gestartet und der Kunde sagt, dass er den Vertrag abschliessen möchte. Eigentlich gedacht, damit Kunden sich bequemer bei neuen Anbietern anmelden können, rufen immer häufiger die Anbieter den Kunden an und drängen diesen zum sofortigen Wechsel.

Ich persönlich habe auch bereits entsprechende Anrufe erhalten – ist zwar ein paar Jahre her und nicht von Talkeasy – und dabei wurde vom Verkäufer auffällig oft das Wort Swisscom verwendet. Mit rhetorischen Fragen wie „Sie wollen doch sicher über ihren Swisscom-Anschluss über die bestehenden Swisscom-Leitungen zu viel günstigeren Preisen telefonieren?“ wird versucht, die Kunden zu kördern. Ich persönlich kann nicht beurteilen, ob Talkeasy bei ihren Verkaufsgesprächen das Wort „Swisscom“ auch verwendet. Swisscom hat Talkeasy bis Ende Jahr Zeit gegeben, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben und wird allenfalls gegen Talkeasy klagen.

Talkeasy ist übrigens nicht einmal günstig, es gibt günstigere Angebote im Markt. Ein weiteres Problem haben Kunden, die mit ADSL im Internet surfen. Bei den meisten Anbietern muss man zwingend über den gleichen Anbieter telefonieren. Beim unbewussten Wechsel zu Talkeasy besteht die Gefahr, dass der Internet-Zugang abgeschaltet wird und zudem beim bisherigen Anbieter eine Busse für die vorzeitige Vertragsauflösung von bis zu mehreren hundert Franken fällig wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Cablecom mit Swisscom-Handy?

In der Handelszeitung ist ein Kurzinterview mit Swisscom-Chef Carsten Schloter erschienen (online verfügbar). Ausserdem wird im Artikel einen Blick in die nähere Zukunft geworfen.

„Wenn es Sinn macht, werden wir das diskutierten“ sagt Carsten Schloter auf die Frage, ob denn Swisscom ihr Mobilfunknetz der Cablecom zur Verfügung stellen würde. Bisher stellte Swisscom ihr Mobilfunknetz anderen Anbietern nicht zur Verfügung (M-Budget Mobile und Migros Mobile nutzen das Swisscom-Netz. Doch es handelt sich um ein Angebot der Swisscom und Migros ist lediglich der Vermittler und stellt die Marke zur Verfügung).

Sollte die Swisscom ihr Netz tatsächlich der Cablecom zur Verfügung stellen, ist der Streitpunkt vorprogrammiert. Welchen Tarif wird die Cablecom der Swisscom für die Netznutzung bezahlen. Die Swisscom hat kein Interesse daran, einen attraktiven Preis zu verlangen, weil dies das eigene Angebot konkurrenzieren würde. Und die Cablecom sollte günstiger als Swisscom sein, um neue Kunden gewinnen zu können. Dazu muss Cablecom zu attraktiven Konditionen bei Swisscom einkaufen.

Auch zur geplanten Fusion Orange/Sunrise hat sich Carsten Schloter geäussert. Er begrüsst diese Pläne und glaubt, dass dadurch der Wettbewerb zunehmen wird und die Kunden am Ende gewinnen werden. Ich persönlich bin bekanntlich wesentlich weniger positiv gesinnt und glaube, dass der Kunde am Ende verlieren wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Grossen Ärger mit Telekom-Anbieter

Traditonell veröffentlicht die Zeitschrift Beobachter eine Hitparade der Firmen, mit denen die Kundinnen und Kunden im auslaufenden Jahr am häufigsten Probleme hatten (Artikel online verfügbar). Der Beobachter bietet seinen Abonnenten eine kostenlose Rechtsberatung an und kann deshalb zählen, wie oft die Kunden Probleme mit verschiedenen Anbietern haben. Der Beobachter zeichnet die fünf Anbieter, die am häufigsten Probleme machen, mit dem Prix Blamage aus.

Bereits in den Vorjahren sind die grossen Telekom-Anbieter jeweils prominent vertreten gewesen. Dies ist erstaunlich, weil es in der Schweiz auch andere grosse Firmen mit vielen Kunden gibt und diese in der Hitparade fast nie auftauchen. Doch die Telekom-Anbieter schaffen es jedes Jahr wieder, in dieser für sie nicht vorteilhaften Liste zu landen. Meines Erachtens sind die Anbieter zu wenig auf die Anliegen der Kunden ausgerichtet.

In diesem Jahr belegt der Kabelnetz-Betreiber Cablecom den zweiten Platz mit über 400 Fällen. Die Probleme gemäss Beobachter waren z.B. willkürlich versandte Rechnungen, defekte Modems und ein überforderter Kundendienst. Bereits im Vorjahr hat Cablecom den zweiten Platz mit 442 Fällen belegt.

Auf den dritten Platz landet Sunrise mit etwas unter 400 Fällen. In diesem Jahr wurden die Beschwerden von Tele2, die inzwischen eine Tochtergesellschaft von Sunrise ist, zum ersten Mal bei Sunrise mitgezählt. Die Probleme gemäss Beobachter sind Chaos im Rechnungswesen, Aufschaltungen, die tagelang nicht klappen und trotzdem verrechnet werden und aggressive Anwerbungen. Im letzten Jahr gab es bei Sunrise 198 Beschwerden und bei Tele2 191 Beschwerden.

Auch Telekom-Riese Swisscom sorgt für Verärgerung bei seinen Kunden und kann die Probleme nicht selbst lösen. Im Jahr 2009 hatte der Beobachter rund 200 Beschwerden von Swisscom-Kunden gezählt. Damit belegt Swisscom Platz 4 der Liste. Ein Anbieter, der offensiv wirbt, dass er für die Kunden da ist, sollte den Kundendienst ernster nehmen. Ich persönlich stelle leider relativ häufig fest, dass Swisscom beim Kundendienst teilweise grössere Schwächen hat und Kunden mit ihren Anliegen alleine gelassen werden. Hauptproblem gemäss Beobachter sind unbewusst bestellte kostenpflichtige SMS, die man erst beim Erhalt der Rechnung bemerkt. Der Beobachter rät übrigens, nur den unbestrittenen Teil der Rechnung zu bezahlen, die Beträge für die unbestellten Mehrwertdienste-SMS hingegen nicht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Sonntag, 13. Dezember 2009

Interview mit Orange-Chef Thomas Sieber

Der Handelszeitung gab Thomas Sieber, Geschäftsführer von Orange ein Interview. (Interview ist auch online verfügbar).

Ich fasse die interessanten Antwort zusammen und kommentiere diese:
Gerade im Mobilfunk haben wir gegenüber Swisscom und im internationalen Vergleich nicht besonders hohe Margen. Zumal im Mobilfunk die Investitionen in den Markt sehr hoch sind. Orange und Sunrise haben beide allein zunehmend Mühe bekundet, diese hohen Investitionen stemmen zu können. Das war für den Zusammenschluss ein wichtiges Kriterium.
Diese Aussage erstaunt mich sehr. Denn alle drei Schweizer Mobilfunk-Anbieter haben verglichen mit ausländischen Mobilfunk-Anbietern sehr hohe Margen. Klar ist, dass Swisscom extrem hohe Margen hat. Doch auch Orange und Sunrise haben Margen, die klar über den Margen anderer Mobilfunkanbieter liegen.
Die Synergien, die wir zusammen erzielen können, sind wirklich sehr gross. Und es stimmt nicht, dass Orange in der Vergangenheit keine attraktiven Produkte auf dem Markt hatte. Anders als Sunrise setzten wir einfach nicht auf einen möglichst tiefen Minutenpreis, sondern schnürten attraktive Pakete.

Ich glaube auch, dass die Synergien sehr gross sind. Doch ich glaube nicht daran, dass die Einsparungen durch diese Synergien an den Kunden weitergegeben werden. Auch nach dieser Aussage bin ich davon überzeugt, dass die Preise nicht gross sinken werden.

Mir ist völlig unklar, welche attraktiven Produkte Herr Sieber genau meint. In den vergangenen zwei Jahre hat Orange nicht gerade mit der Lancierung neuer, attraktiver Produkte geglänzt. Im Gegenteil: Erst wenn es nicht mehr anders ging, kopierte man die Produkte der Konkurrenz. Dies war z.B. bei Datenpakete fürs Handy, den mobilen Internet-Zugang mit Laptop oder Netbook oder bei der Flatrate so.
Handelszeitung: Werden die Preise im Mobilfunk nach der Fusion sinken?
Sieber: Ja, nur schon, weil die Preise im Mobilfunk generell nach unten zeigen.
Wobei derzeit die Preise sogar eher noch oben zeigen. Dies bestätigt auch den neuesten Preisvergleich des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM. Ich glaube nicht daran, dass die Preise wegen der Fusion nach unten gehen werden.
Es wäre sicher sehr überraschend, wenn der Name Orange verschwinden würde. [...] Aber auch der Name Sunrise ist gut eingeführt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir in nächster Zeit mit beiden Namen am Markt auftreten werden.
Der Name Orange dürfte kaum verschwinden. Doch mit dem Markennamen Orange und deren esoterische Lifestyle-Positionierung kann man nur bestimmte Kunden ansprechen. Sunrise hingegen spricht die Menschen an, die billig telefonieren wollen. Herr Sieber spricht nur davon, dass „in nächster Zeit“ beide Namen verwendet werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass man den Namen Sunrise nach zwei Jahren aufgeben wird. Dies wäre meiner Meinung nach jedoch ein Fehler und dürfte nur dazu führen, dass Sunrise-Kunden in Massen zu Swisscom wechseln dürften. Insbesondere wenn sich Sunrise dafür entscheiden sollte, den bestehenden Kunden teure Orange-Preispläne anzudrehen.

Wenn die gleiche Firma die teuren Orange-Preispläne wie die günstigen Sunrise-Tarife anbietet, werden sich die Orange-Kunden fragen, weshalb sie für das gleiche so viel mehr bezahlen müssen. Dieser Spagat ist nicht einfach zu lösen. Eine Möglichkeit könnte natürlich sein, nur noch Orange als Marke zu bewerben und den Namen Sunrise nur für bestehende Kunden weiter zu verwenden.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler