Mittwoch, 30. Dezember 2009

Coop-Surf-Angebot überzeugt nicht

Coop hat das neue Angebot „Web to Go“ für das Surfen unterwegs mit einem Laptop. Es handelt sich dabei um ein Bundle mit einem USB-UMTS-Modemstick (den man in einen Laptop stecken kann) und einen Mobilfunk-Vertrag. (Es handelt sich nicht um einen Datentarif für das Surfen mit einem Smartphone oder Handy).

Verkauft wird „Web to Go“ in Interdiscount-Filialen und über den Online-Laden von Coop. Wie bei den anderen CoopMobile-Produkten auch, wird das Angebot gemeinsam mit dem Mobilfunk-Anbieter Orange angeboten.

Die Grundgebühr von 25 Franken pro Monat ist vergleichsweise hoch, doch immerhin kann man an bis zu 5 Kalendertagen ohne weitere Kosten surfen. Nach dem 6. Tag werden 3 Franken pro Kalendertag, an dem das Internet genutzt wird, verrechnet. Insbesondere wer unterwegs unregelmässig (zum Beispiel im Sommer mehr als im Winter) oder eher selten surft , dürfte mit anderen Angeboten massiv günstiger fahren. „Natel easy BeFree“ von Swisscom dürfte in vielen Fällen am günstigsten sein, pro Nutzungstag werden 4 Franken verrechnet. Es ist ein Prepaid-Angebot ohne Grundgebühr und eigentlich für Handys gedacht, funktioniert jedoch auch einwandfrei mit jedem UMTS-Modem und Laptop.

Ein Preisbeispiel: Wer jeden Monat fünf Tage im Internet surft, bezahlt bei Coop 300 Franken im Jahr, das Swisscom-Angebot kostet nur 240 Franken. Wer ebenfalls an 60 Tagen im Jahr surft, jedoch nicht jeden Monat genau fünf Tage bezahlt bei Orange gar 336 Franken im Jahr, während Swisscom auch bei dieser Nutzung 240 Franken im Jahr kostet. (unter der Annahme, dass in vier Monaten je zwei Tage gesurft worden ist, in vier Monaten je fünf Tage und in vier Monaten je acht Tage).

Sunrise und Orange bieten ein UMTS-Abo an, dass etwa gleich teuer ist wie das neue Coop-Angebot. Bei diesen beiden Angeboten werden pro Monat 10 Franken Grundgebühren verrechnet, dazu 3.50 Franken pro Nutzungstag. Bei 60 Tagen im Jahr entstehen Kosten von 330 Franken verrechnet, egal in welchem Monat man wie viel gesurft hat. Wer allerdings massiv weniger surft, fährt damit wesentlich günstiger. Bei nur 30 Nutzungstage pro Jahr verlangt Coop 300 Franken, Orange und Sunrise nur 225 Franken und Swisscom (mit „Natel easy BeFree“) gar nur 120 Franken.

Berücksichtigen muss man allerdings, dass man bei Coop, Orange und Sunrise mit den genannten Angeboten einen USB-UMTS-Stick kostenlos oder für einen Franken erhält. Bei Swisscom muss man sich für einmalig 100 Franken einen Stick kaufen. Wer einen modernen Laptop hat, der bereits ein UMTS-Modem eingebaut hat, benötigt keinen USB-Stick, sondern nur die SIM-Karte.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Talkeasy sorgt für Aerger bei Senioren

Der Tages-Anzeiger berichtete über den neuen Anbieter Talkeasy (Artikel online verfügbar). Der Anbieter soll gemäss dem Artikel gezielt ältere Leute anrufen und ihnen ein neues Festnetz-Abonnement andrehen. Der Tages-Anzeiger berichtet, dass seit Oktober bei den Konsumentenschutzorganisationen, beim Bundesamt für Kommunikation und auch bei den Festnetzbetreibern immer wieder ähnliche Beschwerden eingehen. Pro Monat sollen es mehr als 100 Beschwerden alleine bei Swisscom sein, die sich darüber beklagen, dass sie gegen ihren Willen zu Talkeasy gewechselt hätten. Einige der Kunden sollen lediglich Unterlagen bestellt haben, haben aber irrtümlich einen Vertrag abgeschlossen.

Neben den obgenannten Beschwerden habe ich Talkeasy lediglich über lebensgrosse „Karton-Werbung“ in einigen Kiosk-Filialen wahrgenommen.

Viele Kunden sind sich nicht bewusst, dass sie am Telefon rechtskräftig Verträge abschliessen können. Um einen Vertrag abzuschliessen, ist entgegen der weitläufigen Meinung, mit ganz wenigen Ausnahmen keine Unterschrift erforderlich.

In den ersten Jahren der Liberalisierung musste man tatsächlich unterschreiben, wenn man den Anbieter wechseln wollte, über den alle Gespräche standardmässig geführt werden. Im Verlaufe des Jahres 2001 wurde dann „Third Party Verification“ - kurz TPV – eingeführt. Der Kunde kann bei seinem neuen Anbieter anrufen und dabei sagen, dass er über diesen Anbieter telefonieren möchte. Anschliessend wird ein Tonband gestartet und der Kunde sagt, dass er den Vertrag abschliessen möchte. Eigentlich gedacht, damit Kunden sich bequemer bei neuen Anbietern anmelden können, rufen immer häufiger die Anbieter den Kunden an und drängen diesen zum sofortigen Wechsel.

Ich persönlich habe auch bereits entsprechende Anrufe erhalten – ist zwar ein paar Jahre her und nicht von Talkeasy – und dabei wurde vom Verkäufer auffällig oft das Wort Swisscom verwendet. Mit rhetorischen Fragen wie „Sie wollen doch sicher über ihren Swisscom-Anschluss über die bestehenden Swisscom-Leitungen zu viel günstigeren Preisen telefonieren?“ wird versucht, die Kunden zu kördern. Ich persönlich kann nicht beurteilen, ob Talkeasy bei ihren Verkaufsgesprächen das Wort „Swisscom“ auch verwendet. Swisscom hat Talkeasy bis Ende Jahr Zeit gegeben, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben und wird allenfalls gegen Talkeasy klagen.

Talkeasy ist übrigens nicht einmal günstig, es gibt günstigere Angebote im Markt. Ein weiteres Problem haben Kunden, die mit ADSL im Internet surfen. Bei den meisten Anbietern muss man zwingend über den gleichen Anbieter telefonieren. Beim unbewussten Wechsel zu Talkeasy besteht die Gefahr, dass der Internet-Zugang abgeschaltet wird und zudem beim bisherigen Anbieter eine Busse für die vorzeitige Vertragsauflösung von bis zu mehreren hundert Franken fällig wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Cablecom mit Swisscom-Handy?

In der Handelszeitung ist ein Kurzinterview mit Swisscom-Chef Carsten Schloter erschienen (online verfügbar). Ausserdem wird im Artikel einen Blick in die nähere Zukunft geworfen.

„Wenn es Sinn macht, werden wir das diskutierten“ sagt Carsten Schloter auf die Frage, ob denn Swisscom ihr Mobilfunknetz der Cablecom zur Verfügung stellen würde. Bisher stellte Swisscom ihr Mobilfunknetz anderen Anbietern nicht zur Verfügung (M-Budget Mobile und Migros Mobile nutzen das Swisscom-Netz. Doch es handelt sich um ein Angebot der Swisscom und Migros ist lediglich der Vermittler und stellt die Marke zur Verfügung).

Sollte die Swisscom ihr Netz tatsächlich der Cablecom zur Verfügung stellen, ist der Streitpunkt vorprogrammiert. Welchen Tarif wird die Cablecom der Swisscom für die Netznutzung bezahlen. Die Swisscom hat kein Interesse daran, einen attraktiven Preis zu verlangen, weil dies das eigene Angebot konkurrenzieren würde. Und die Cablecom sollte günstiger als Swisscom sein, um neue Kunden gewinnen zu können. Dazu muss Cablecom zu attraktiven Konditionen bei Swisscom einkaufen.

Auch zur geplanten Fusion Orange/Sunrise hat sich Carsten Schloter geäussert. Er begrüsst diese Pläne und glaubt, dass dadurch der Wettbewerb zunehmen wird und die Kunden am Ende gewinnen werden. Ich persönlich bin bekanntlich wesentlich weniger positiv gesinnt und glaube, dass der Kunde am Ende verlieren wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Grossen Ärger mit Telekom-Anbieter

Traditonell veröffentlicht die Zeitschrift Beobachter eine Hitparade der Firmen, mit denen die Kundinnen und Kunden im auslaufenden Jahr am häufigsten Probleme hatten (Artikel online verfügbar). Der Beobachter bietet seinen Abonnenten eine kostenlose Rechtsberatung an und kann deshalb zählen, wie oft die Kunden Probleme mit verschiedenen Anbietern haben. Der Beobachter zeichnet die fünf Anbieter, die am häufigsten Probleme machen, mit dem Prix Blamage aus.

Bereits in den Vorjahren sind die grossen Telekom-Anbieter jeweils prominent vertreten gewesen. Dies ist erstaunlich, weil es in der Schweiz auch andere grosse Firmen mit vielen Kunden gibt und diese in der Hitparade fast nie auftauchen. Doch die Telekom-Anbieter schaffen es jedes Jahr wieder, in dieser für sie nicht vorteilhaften Liste zu landen. Meines Erachtens sind die Anbieter zu wenig auf die Anliegen der Kunden ausgerichtet.

In diesem Jahr belegt der Kabelnetz-Betreiber Cablecom den zweiten Platz mit über 400 Fällen. Die Probleme gemäss Beobachter waren z.B. willkürlich versandte Rechnungen, defekte Modems und ein überforderter Kundendienst. Bereits im Vorjahr hat Cablecom den zweiten Platz mit 442 Fällen belegt.

Auf den dritten Platz landet Sunrise mit etwas unter 400 Fällen. In diesem Jahr wurden die Beschwerden von Tele2, die inzwischen eine Tochtergesellschaft von Sunrise ist, zum ersten Mal bei Sunrise mitgezählt. Die Probleme gemäss Beobachter sind Chaos im Rechnungswesen, Aufschaltungen, die tagelang nicht klappen und trotzdem verrechnet werden und aggressive Anwerbungen. Im letzten Jahr gab es bei Sunrise 198 Beschwerden und bei Tele2 191 Beschwerden.

Auch Telekom-Riese Swisscom sorgt für Verärgerung bei seinen Kunden und kann die Probleme nicht selbst lösen. Im Jahr 2009 hatte der Beobachter rund 200 Beschwerden von Swisscom-Kunden gezählt. Damit belegt Swisscom Platz 4 der Liste. Ein Anbieter, der offensiv wirbt, dass er für die Kunden da ist, sollte den Kundendienst ernster nehmen. Ich persönlich stelle leider relativ häufig fest, dass Swisscom beim Kundendienst teilweise grössere Schwächen hat und Kunden mit ihren Anliegen alleine gelassen werden. Hauptproblem gemäss Beobachter sind unbewusst bestellte kostenpflichtige SMS, die man erst beim Erhalt der Rechnung bemerkt. Der Beobachter rät übrigens, nur den unbestrittenen Teil der Rechnung zu bezahlen, die Beträge für die unbestellten Mehrwertdienste-SMS hingegen nicht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Sonntag, 13. Dezember 2009

Interview mit Orange-Chef Thomas Sieber

Der Handelszeitung gab Thomas Sieber, Geschäftsführer von Orange ein Interview. (Interview ist auch online verfügbar).

Ich fasse die interessanten Antwort zusammen und kommentiere diese:
Gerade im Mobilfunk haben wir gegenüber Swisscom und im internationalen Vergleich nicht besonders hohe Margen. Zumal im Mobilfunk die Investitionen in den Markt sehr hoch sind. Orange und Sunrise haben beide allein zunehmend Mühe bekundet, diese hohen Investitionen stemmen zu können. Das war für den Zusammenschluss ein wichtiges Kriterium.
Diese Aussage erstaunt mich sehr. Denn alle drei Schweizer Mobilfunk-Anbieter haben verglichen mit ausländischen Mobilfunk-Anbietern sehr hohe Margen. Klar ist, dass Swisscom extrem hohe Margen hat. Doch auch Orange und Sunrise haben Margen, die klar über den Margen anderer Mobilfunkanbieter liegen.
Die Synergien, die wir zusammen erzielen können, sind wirklich sehr gross. Und es stimmt nicht, dass Orange in der Vergangenheit keine attraktiven Produkte auf dem Markt hatte. Anders als Sunrise setzten wir einfach nicht auf einen möglichst tiefen Minutenpreis, sondern schnürten attraktive Pakete.

Ich glaube auch, dass die Synergien sehr gross sind. Doch ich glaube nicht daran, dass die Einsparungen durch diese Synergien an den Kunden weitergegeben werden. Auch nach dieser Aussage bin ich davon überzeugt, dass die Preise nicht gross sinken werden.

Mir ist völlig unklar, welche attraktiven Produkte Herr Sieber genau meint. In den vergangenen zwei Jahre hat Orange nicht gerade mit der Lancierung neuer, attraktiver Produkte geglänzt. Im Gegenteil: Erst wenn es nicht mehr anders ging, kopierte man die Produkte der Konkurrenz. Dies war z.B. bei Datenpakete fürs Handy, den mobilen Internet-Zugang mit Laptop oder Netbook oder bei der Flatrate so.
Handelszeitung: Werden die Preise im Mobilfunk nach der Fusion sinken?
Sieber: Ja, nur schon, weil die Preise im Mobilfunk generell nach unten zeigen.
Wobei derzeit die Preise sogar eher noch oben zeigen. Dies bestätigt auch den neuesten Preisvergleich des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM. Ich glaube nicht daran, dass die Preise wegen der Fusion nach unten gehen werden.
Es wäre sicher sehr überraschend, wenn der Name Orange verschwinden würde. [...] Aber auch der Name Sunrise ist gut eingeführt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir in nächster Zeit mit beiden Namen am Markt auftreten werden.
Der Name Orange dürfte kaum verschwinden. Doch mit dem Markennamen Orange und deren esoterische Lifestyle-Positionierung kann man nur bestimmte Kunden ansprechen. Sunrise hingegen spricht die Menschen an, die billig telefonieren wollen. Herr Sieber spricht nur davon, dass „in nächster Zeit“ beide Namen verwendet werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass man den Namen Sunrise nach zwei Jahren aufgeben wird. Dies wäre meiner Meinung nach jedoch ein Fehler und dürfte nur dazu führen, dass Sunrise-Kunden in Massen zu Swisscom wechseln dürften. Insbesondere wenn sich Sunrise dafür entscheiden sollte, den bestehenden Kunden teure Orange-Preispläne anzudrehen.

Wenn die gleiche Firma die teuren Orange-Preispläne wie die günstigen Sunrise-Tarife anbietet, werden sich die Orange-Kunden fragen, weshalb sie für das gleiche so viel mehr bezahlen müssen. Dieser Spagat ist nicht einfach zu lösen. Eine Möglichkeit könnte natürlich sein, nur noch Orange als Marke zu bewerben und den Namen Sunrise nur für bestehende Kunden weiter zu verwenden.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Sonntag, 29. November 2009

Weiteres zur Fusion

Nicht nur der Sonntagsblick und die NZZ am Sonntag haben Artikel zur Übernahme von Sunrise durch Orange veröffentlicht. Auch die Sonntagszeitung hat einen vergleichsweise kleinen Artikel mit verschiedenen weiteren Informationen veröffentlicht. Diesen Artikel konnte ich online nicht finden und daher kann ich auf den Artikel auch nicht verlinken.
  • TDC bewertet Sunrise mit 6 Milliarden Franken und verkauft Sunrise mit 2 Milliarden Franken Verlust. Bereits früher musste TDC den Wert von Sunrise in ihrer Bilanz nach unten korrigieren.
  • Christoph Brand soll aus dem Verkauf eines Aktienpakets an Sunrise rund 5 Millionen Franken erhalten.
  • Etwa 500 Stellen sollen der Fusion zum Opfer fallen. Davon etwa 250 Stellen bei Alcatel, die die Netze von Sunrise und Orange betreibt.
  • Pikant die Aussage, dass Orange plant, nach der Fusion das Orange-Netz abzuschalten, um Kosten zu sparen.
  • Die Sonntags-Zeitung geht davon aus, dass der Markenname Sunrise mittelfristig bestehen bleibt.
  • Das Unternehmen soll gemäss gut unterrichteten Quellen – so die Sonntags-Zeitung – den Marktanteil im Breitband-Bereich von 13 auf 26% verdoppeln und bei Dienstleistungen für KMU soll der Marktanteil von 8 auf 14% steigern.
Diese Informationen kommentiere ich nur am Rande. Ich gehe davon aus, dass bei der Fusion wesentlich mehr als 500 Arbeitsstellen abgebaut werden. Das Abschalten des ganzen Orange-Netz macht keinen Sinn. In Randregionen und auf dem Land, kann das Abschalten von einzelnen Antennen sinnvoll sein, um Kosten zu sparen. Ich gehe davon aus, dass der Name Sunrise verschwinden wird und diese Angebote eingestellt werden. Fraglich ist meiner Meinung nach nur, ob die bestehenden Kunden gezwungen werden, auf teurere Orange-Angebote zu wechseln. Ich halte die erwähnten Ziele für sehr hoch und denke nicht, dass die fusionierte Orange Sunrise diese erreichen werden. Insbesondere nicht, wenn man nur auf die Marke Orange setzt.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Letzte Hoffnung Cablecom?

Die NZZ am Sonntag nimmt heute im Wirtschaftsteil die geplante Übernahme von Sunrise durch Orange auf (Artikel auch online verfügbar). Die NZZ am Sonntag setzt grosse Hoffnungen in den Kabelnetzbetreiber und fragt, wann Cablecom erwachen wird?

Die NZZ am Sonntag schreibt:
Die Hoffnungen für mehr Wettbewerb ruhen auch auf Eric Tveter, seit Juni an der Spitze von Cablecom. Der Kabelnetzbetreiber erreicht zwei von drei Haushalten und ist damit der dritte Konkurrent, der Swisscom angreifen könnte. Könnte, weil er zuerst das hausgemachte Problem des Kundendienstes in den Griff bekommen und den ramponierten Ruf flicken muss.
Meines Wissens erreicht Cablecom zwar nicht zwei von drei Haushalten, sondern nur etwas mehr als die Hälfte aller Schweizer Haushalte. Das Cablecom zuerst den Kundendienst in Griff kriegen muss, ist klar.

Gemäss dem Artikel ist Cablecom-Chef Eric Tveter davon überzeugt, dass die Cablecom Telefonie, Mobilfunk, Internet und TV aus einer Hand anbieten müsse. Die Cablecom bietet bereits seit vier Jahren Mobilfunk-Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit Sunrise an. Die beiden Angebote sind jedoch nicht bekannt und Cablecom integrierte diese z.B. auch nicht in den Kombi-Rabatt. Das Angebot ist ausserdem teuer und es gibt keine Möglichkeit, zu bezahlbaren Preisen mit dem Handy-Angebot der Cablecom zu surfen.

Gegenüber der NZZ am Sonntag sagt der Cablecom-Chef nichtssagend:
«Mit der möglichen Fusion von Orange und Sunrise werden wir das Mobilfunkgeschäft eingehend prüfen», sagt Tveter. Ob als Wiederverkäufer auf einem fremden Netz oder als neue Lizenzinhaberin, lässt er offen. Die erste Option, der Wiederverkauf, könnte nach den jüngsten Ereignissen auch von Bundesbern forciert werden – indem mit einer Gesetzesänderung der Netzzugangspreis reguliert wird.
Ein eigenes Netz ist keine Option für Cablecom. Der Anbieter müsste um die 10 Milliarden Franken investieren und der Aufbau eines weiteren Mobilfunknetzes ist sehr aufwändig. Der Anbieter würde auf starken Widerstand beim Aufbau der Antennen stossen. Bleibt nur noch die Frage, ob Cablecom als echter MVNO das Netz eines anderen Anbieters mit nutzen könnte. Vielleicht braucht es ja gar keine Gesetzesänderung, eventuell kann die Wettbewerbskommission die Entbündelung des Mobilfunknetzes von Orange und Sunrise als Auflage verfügen.
Eine Trendwende ist erkennbar: Cablecom lancierte jüngst mit «3 für 2» ein solches Angebot – drei Dienste zum Preis von zwei. Am Freitag kam Swisscom mit einem ähnlichen Angebot auf den Markt. Und auch Orange/Sunrise dürften dereinst mit neuen Bündelangeboten aus der Küche von France Télécom auf Kundenjagd gehen.
Ich bin hier nicht so zuversichtlich wie die NZZ am Sonntag. Denn die Angebote unterscheiden sich preislich praktisch nicht (ich werde in den nächsten Tagen über Swisscom Casa Trio noch ausführlicher bloggen). Und dass sich das Bündelangebot der fusionierten Orange Sunrise deutlich davon abheben wird, glaube ich nicht. Und wenn man sich die Preisentwicklung des Telefonie- und Internet-Angebotes, sieht man, dass die Cablecom bisher immer nur teurer geworden ist. Weshalb sollte die Cablecom beim Mobilfunk eine andere Strategie wählen?

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Orange, Sunrise: SKS mit 10-Punkte-Plan

Der Sonntagsblick berichtet heute über einen 10-Punkte-Plan der Stiftung für Konsumentenschutz SKS (Artikel auch online verfügbar). Orange will bekanntlich Sunrise kaufen und deshalb werden Befürchtungen laut, der Wettbewerb spiele in Zukunft gar nicht mehr.

Hier der 10-Punkte-Plan der SKS und mein Kommentar dazu:
Kompetenzen der Marktaufsicht stärken
Dies ist sicherlich ein wichtiger Punkt, denn verglichen mit anderen Ländern gibt es in der Schweiz eine wesentlich schlechtere Regulierung. Die Behörden können aus rechtlichen Gründen erst sehr spät eingreifen. Anders als z.B. im Ausland, wo die Behörden schnell reagieren können und teilweise sogar Tarife und Angebote vor der Lancierung genehmigen müssen. Eine so weitgehende Regulierung muss aber wirklich sehr gut überlegt sein.
Markteintritt für neue Firmen erleichtern
Dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Heute kann kein Anbieter in den Markt eintreten. Theoretisch kann ein neuer Anbieter zwar in den Markt eintreten, muss sich mit einem Netzbetreiber aber über die Nutzung des Netzes einigen. Der Netzbetreiber ist nicht verpflichtet, andere Anbieter auf seinem Netz zuzulassen und kann die Preise frei festlegen.

Es sind zwar einige Anbieter auf den Markt gekommen, insbesondere die Nischenanbieter Lebara und Lycamobile konnten sich etablieren. Bei den Konditionen beider Anbieter zeigt sich ganz klar, dass die Netzbetreiber massiven Einfluss auf die Preisgestaltung ausüben. Anrufe ins Ausland sind bereits ab 9 Rappen möglich, während Anrufe in die Schweiz massiv viel teurer sind.

Die Erklärung ist ganz einfach: Für Anrufe ins Ausland stellen die Anbieter ihr Netz sehr gerne zur Verfügung, da dies dem eigenen Mobilfunk-Geschäft nicht schadet. Ganz anders die Inlandsgespräche: Würden Sunrise und Orange die gleichen Konditionen für die Netznutzung verrechnen wie für Anrufe ins Ausland, so könnte man längst auch für 9 Rappen ins Schweizer Festnetz telefonieren. Mit einem solchen Angebot wäre der Druck auf Sunrise und Orange gross und die Anbieter müssten die Preise ebenfalls senken und würden damit erheblich Umsatz und Gewinn verlieren. Deshalb müssen Lebara und Lycamobile wohl unterschiedliche Gebühren bezahlen, je nachdem ob der Anruf ins Ausland oder in die Schweiz geht.

Für die Zukunft gibt es meiner Meinung nach nur eine Lösung: Ähnlich wie beim Festnetz muss auch das Mobilfunknetz reguliert werden.
Wettbewerb beim Glasfaserausbau sicherstellen
Ich kann mir darunter derzeit noch nicht vorstellen, wie die SKS Wettbewerb beim Glasfaserausbau sicherstellen will.
Preissenkungen verfügen, wenn der Wettbewerb nicht spielt
Preissenkungen auf dem Monopolnetz verfügen
Ich finde diese beiden Punkte äusserst heikel. Es ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll, dass eine Behörde die Preise von im Wettbewerb stehenden Unternehmen festlegen muss.
Preisentwicklung mit der EU vergleichen
Bereits heute vergleicht das Bundesamt für Kommunikation einmal jährlich die Kosten anhand mehrerer Warenkörbe mit den Angeboten in den EU-Ländern. Nur vergleichen selbst reicht also nicht. Die Frage ist vielmehr, wie die Behörden reagieren können, wenn sie festellen, dass die Schweizer weiterhin abgezockt werden. Eine Möglichkeit wäre natürlich, dass die Behörde eine Preissenkung verfügen könnte. Wie ich bereits oben geschrieben habe, finde ich dies eine schlechte Lösung.
Hürden beim Anbieterwechsel beseitigen
Leider definiert hier die SKS nicht, welche Hürden die SKS genau meint und wie sie diese beseitigen möchte. Eine Hürde sind die sogenannte Roll-Over-Verträge, die dazu führen, dass der Kunde nur einmal pro Jahr kündigen kann. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man die Verträge von Telekom-Anbietern in Zukunft jederzeit auf Ende Monat kündigen könnte. Weniger gut finde ich, dass eine solche Regelung gesetzlich vorgeschrieben werden müsste.

Wenn der Kunde den Vertrag jederzeit kündigen kann, würden die Anbieter auch keine Handys zu reduzierten Preisen abgeben. Ich finde diese Gratis-Handys eine Unsitte und würde es auch besser finden, der Kunde kauft sein Handy und schliesst dazu einen Vertrag ab. Ich bin aber auch hier der Meinung, dass man so was nicht gesetzlich regeln sollte.

Eine weitere Schikane – insbesondere von Swisscom – müsste auch aufhören: Swisscom ruft Kunden an, die den Mobilfunk-Vertrag gekündigt haben und sagt, dass die Kündigung ungültig sei. Dies obwohl die Kündigung gültig ist und Swisscom diese auch akzeptiert, wenn der Kunde penetrant daran festhält.
Transparentere Preise, einfachere Vergleiche
Dies tönt zwar gut, aber dies schliesst jegliche Innovationen aus. Es dürfte dann weder den Stundentarif von Swisscom noch Teil-Flatrates noch Lieblingsnummern geben. Ich bezeifle, ob es wirklich Aufgabe einer Regulierungsbehörde ist, festzulegen, nach welchen Systemen die Anbieter ihre Angebote gestalten dürfen.
Qualitätsstandards festlegen
Meines Wissens gibt es bereits Qualitätsstandards. Ich weiss nicht, was dies bringen soll. Dazu kommt, dass die Qualitätsstandards auch überwacht werden müssten und die Behörden bei Nichterreichen Konsequenzen aussprechen können. Ich kann mir ein solches Vorgehen beim besten Willen nicht vorstellen.
Streitfälle vor der Schlichtungsstelle transparent machen 
Dies ist grundsätzlich eine gute Idee. Die Frage ist vielmehr, ob es dann nicht zu viel Transparenz gibt. Auch Kunden dürften kein Interesse daran haben, dass ihre Probleme detailliert im Internet nachgelesen werden können.

Wenn man aber eine Auswertung erstellen würde, auf der man sähe, wegen welchen Problemen bei welchen Anbietern die Ombudsstelle kontaktiert worden ist, wäre dies nützlich. Insbesondere wenn diese in Prozent der Kundenbasis ausgewiesen wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 25. November 2009

Orange übernimmt Sunrise

Eine grosse Überraschung im Schweizer Telekommunikations-Markt: Orange will Sunrise übernehmen. Genau genommen kauft die Muttergesellschaft von Orange, die France Telecom-Gruppe, 75% der Aktien von Sunrise. Zu einem späteren Zeitpunkt möchte France Telecom dann auch noch die restlichen 25% erwerben. Die Wettbewerbskommission muss dazu noch Stellung nehmen.

Was bedeutet ein solcher Schritt für die Kunden? Vieles ist noch unklar, an der Medienkonferenz (Tagi-Online hat eine Zusammenfassung der Medienkonferenz ins Netz gestellt) gab es fast nur nichtssagende Aussagen wie "zu früh, dazu etwas zu sagen" oder "es ist noch unklar". Ich werde den Eindruck nicht los, dass auch Orange und Sunrise selbst nicht wissen, was die Übernahme für die Kunden genau bedeuten und welche Angebote man den Kunden konkret unterbreiten möchte.

Mein Telefon lief heute den ganzen Tag heiss und ich gab über ein Dutzend Interviews. Comparis hat eine Medienmitteilung veröffentlicht, mit einer Einschätzung der Auswirkungen der Fusion auf die Kunden.

In diesem Blogeintrag möchte ich auf die spannendsten Links zur Sunrise-Übernahme durch Orange hinweisen:

Tages-Anzeiger Online gab ich ein Interview, in dem ich meine Befürchtung äusserte, dass in der Schweiz keinen Wettbewerb entstehen wird und die günstigsten Abo-Angebote vom Markt verschwinden werden. Bislang war stets Swisscom am teuersten, Orange nur minimal günstiger und Sunrise bot als einziger Anbieter preisgünstige Abos an. Nun besteht wegen der Übernahme die Gefahr, dass günstige Abo-Angebote vom Markt verschwinden werden.

Gegenüber NZZ Impulse (Video auf NZZ-Seite verfügbar) erklärte Thomas Sieber - der bisherige CEO von Orange und auch CEO des neuen fusionierten Unternehmens -, dass die Preise sicherlich nicht erhöht wurden. Sondern im Gegenteil: Die Preise tendieren eher nach unten. Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Monate ansieht, sind die Preise gestiegen. So hat Orange mit einer Taktungsänderung die Tarife heimlich erhöht, Sunrise hat neue teurere Preispläne auf den Markt geworfen und Cablecom hat mehrfach die Festnetz-Tarife erhöht. Sieber erwähnt in diesem Video-Interview auch, dass die MVNO Parolli bieten würden. Auch hier muss ich wiedersprechen: Einzig im Prepaid-Markt konnten sich die MVNO etablieren und die Preise sind ins Rutschen gekommen. Ich kenne kein einziges MVNO, welches im Massenmarkt Abo erfolgreich ist. Dazu kommt, dass die MVNO beim Netzbetreiber einkaufen müssen und der Netzbetreiber die Preise nach Gutdünken festlegen kann.

Auf der Website der Tagesschau sind Videos mit Aussagen von Bundesrat Moritz Leuenberger und vom Orange-Chef Thomas Sieber enthalten. Auf dieser Website ist auch meine Einschätzung zitiert.

Der ehemalige Preisüberwacher, Rudolf Strahm, findet, dass die Fusion für die Kunden eine Katastrophe wäre. Er fordert im Interview auf Tages-Anzeiger Online, dass die Wettbewerbskommission die Fusion unbedingt verbieten müsse und andernfalls die ComCom die Preise regulieren müsste. Ebenfalls auf Tages-Anzeiger Online sind Video-Interview mit Jens Alder und Christoph Brand aufgeschaltet.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass vieles noch unklar ist. Je nach Verhalten des neuen Anbieters werden die Kunden unterschiedlich reagieren. Können die bestehenden Kunden mit den bisherigen Tarifen telefonieren oder sind diese gezwungen, auf andere Abos zu wechseln? Welche Angebote werden Neukunden abschliessen können und welche Vorteile bieten diese Angebote? Ich werde in den nächsten Tagen detaillierter über die Auswirkungen der verschiedenen Strategien schreiben.

Es wird auf jeden Fall spannend bleiben - egal ob die Übernahme bewilligt wird oder nicht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 23. November 2009

Bluewin-TV heisst Swisscom-TV

Der Name Bluewin verschwindet Stück um Stück. Bereits seit einiger Zeit wird der Internet-Zugang nicht mehr unter dem Namen „Bluewin ADSL“ vermarktet. Jetzt wird auch das TV-Angebot auf Swisscom-TV umbenannt (siehe auch Medienmitteilung der Swisscom). Am Angebot selbst ändert sich nichts. Weiterhin unter dem Namen Bluewin laufen das Portal und die E-Mail-Adressen der Kunden.

Gemäss einem Artikel von 20 Minuten Online plant Swisscom auch nicht, den Namen Bluewin bei E-Mail-Adressen durch Swisscom zu ersetzen (Artikel online verfügbar). Im 20 Minuten-Artikel steht zwar, dass die Bluewin-E-Mail-Adressen „ewig“ bleiben. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass Swisscom in einiger Zeit die Mail-Adressen ändern wird. Doch dies dürfte zur viele Kunden verärgern, weil sie eine neue E-Mail-Adresse erhalten würden und diese kommunizieren müssten.

Gleichzeitig mit der Namensänderung hat Swisscom kommuniziert, dass jetzt über 200'000 Kunden über Swisscom fernsehen. Das Digital-TV-Angebot von Swisscom konnte viele Kunden überzeugen. In vielen Fällen dürften die exklusiven Sportübertragungen für einen Franken bzw. seit einiger Zeit für 2.50 Franken pro Spiel der Auslöser für das Abonieren von Bluewin-TV gewesen sein. Ich bin überzeugt, dass Swisscom noch wesentlich mehr Kunden hätten gewinnen können, wenn man das Angebot auch beziehen könnte, ohne den Zwang, einen Telefonanschluss und einen ADSL-Anschluss von Swisscom beziehen zu müssen.

Beim Blick in den aktuellen Prospekt der Swisscom sieht man, dass Swisscom auf den Verkauf von TV-Geräten in Ratenzahlung zusammen mit Swisscom-TV setzt. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Fressbalken ohne Handy-Empfang

Peinlich: Im neuen Fressbalken "My Stop" über der Autobahn A4 im Knonauer Amt kann nicht mit dem Handy telefoniert werden. Der Grund soll an der speziellen Bauweise der Autobahn-Raststätte liegen. Gemeinsam mit Swisscom sucht man nach einer Lösung für das Problem. Dies berichtet Tages-Anzeiger Online (Artikel online verfügbar).

Ich denke, die Mobilfunk-Anbieter werden im Fressbalken sogenannte Repeater (Verstäker) einbauen, wie dies bereits in den Bahnwagen gemacht wird. Oder es werden kleine Antennen im Gebäude eingebaut. Es ist jedoch peinlich, dass niemand daran denkt, dass man in einer Autobahn-Raststätte auch telefonieren will und die entsprechenden Massnahmen bereits bei der Planung berücksichtigt. Ich hoffe, dass nicht nur mit Swisscom nach einer Lösung gesucht wird, sondern auch Orange und Sunrise einbezogen wird. Immerhin telefonieren vier von zehn Personen mit diesen Anbietern.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 22. November 2009

NZZ zum HD-TV

In der Neuen Zürcher Zeitung vom letzten Donnerstag ist ein Artikel zum neuen hochauflösenden Fernsehen (HiDefinition bzw. HD-TV) erschienen (Artikel auch online verfügbar). Das Fazit des Artikels ist, dass erst wenige Personen hinsehen und das hochauflösende Fernsehen noch viele Hürden zu nehmen hat.

Grundsätzlich finde ich es gut, dass das hochauflösende Fernsehen in der NZZ thematisiert wird. Im Artikel steht zwar für einen Insider nichts neues, doch es sind viele lesenswerte Informationen für Laien enthalten.

Bekanntlich senden in Deutschland seit einigen Wochen RTL und VOX in der HD-Auflösung, SAT1, Pro Sieben und Kabel eins starten 2010. Es ist offen, wann die HD-Versionen dieser Sender in der Schweiz empfangen werden können. Immerhin verhandeln sowohl Cablecom wie Swisscom mit den Sendern. HD Suisse des Schweizer Fernsehens ist bereits seit zwei Jahren auf Sendung. Bereits seit längerem gibt es auch ein HD-Kanal der britischen BBC und des Kultursenders Arte.

Ein Hacken an den HD-Versionen der deutschen Privatsender ist, dass die als Free-TV bezeichneten Privatsender 50 Euro – also 80 Franken – pro Jahr kosten. Über den grösseren Hacken berichtet die NZZ ausführlich:
Astra setzt dabei auf das System von Nagravision, einer Tochter der Schweizer Kudelski Group. Zur Entschlüsselung der Signale braucht es entsprechende Hardware, und hier wird es kompliziert. Der Empfang ab Satellit setzt einen neuen Tuner voraus, der für HD+ zertifiziert ist, sowie eine Smartcard zur Freischaltung von HD+.
Wer also bereits einen Receiver mit HD-Tuner hat, muss diesen als Sondermüll entsorgen und einen neuen kaufen, wenn er die deutschen Privatsender empfangen will.

Relevanter sind die Aussagen zur Verbreitung über Cablecom und Bluewin.
Auch Cablecom und Bluewin TV müssen für die Verbreitung der deutschen Privatsender umrüsten. Entweder sind neue Settop-Boxen mit CI-Plus-Modul nötig oder es braucht eine geräteinterne Lösung für die Verarbeitung des verschlüsselten Signals.
Dieser Sachverhalt ist mir so neu. Da sowohl Cablecom wie Swisscom die Programme verschlüsselt ausstrahlen, sehe ich keinen Grund, weshalb die Sender über das neue System ausgestrahlt werden müssen. Es würde völlig ausreichen, wenn Cablecom und Swisscom das Programm verschlüsselt empfangen, entschlüsseln und dann über ihr Verschlüsselungssystem neu verschlüsseln. Sollten die Privatsender darauf bestehen, dass umgerüstet werden soll, sollten Cablecom und Swisscom den Mut haben, die Verhandlungen abzubrechen und die Programme nicht auszustrahlen.

Man könnte sich sogar überlegen statt der Schweizer Version die deutsche Version analog und digital einzuspeisen und könnte die Privatsender damit erheblich treffen. Denn die Schweizer Werbekunden wären wohl nicht bereit, für Werbespots zu bezahlen, die der Kunde dann nicht sehen kann. Ich hoffe, dass Cablecom und Swisscom hart verhandeln werden und sich nicht auf die Ausstrahlung im neuen Standard einlassen werden.
Viele TV-Fans werden an CI Plus wenig Gefallen finden. Die Technik gibt den Sendern auch neue Optionen in die Hand, die die Freiheiten des TV-Zuschauers einschränken. So lässt sich via CI Plus verhindern, dass Sendungen auf Festplatte oder DVD aufgezeichnet werden oder bei Werbeblöcken weitergespult werden kann.
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass diese Einschränkungen nur gelten, wenn man die Programme über Satellit ansehen möchte. Dass diese Einschränkungen auch mit Cablecom Digital-TV und Swisscom-TV gelten sollen, ist mir neu. Ich hoffe, dass Cablecom und Swisscom diesen Bedingungen nicht zustimmen werden.

Ich persönlich lasse mir diese Bevormundung auf jeden Fall nicht gefallen und würde dann konsequent keine TV-Programme mehr ansehen, bei denen ich nicht spulen kann. In der Schweiz sind wir in der glücklichen Lage, dass viele Serien und Filme auch vom ORF und vom Schweizer Fernsehen ausgestrahlt werden und man somit weniger auf das deutsche Privatfernsehen angewiesen ist.
So erklärte Markus Payer (Astra) gegenüber der NZZ, dass bei Empfängern mit HD+-Zertifikat Aufzeichnungen und zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift) bis zu 90 Minuten möglich sind, allerdings die Werbung nicht überspult werden kann. Besitzer eines TV mit CI-Plus-Modul hingegen können weder aufzeichnen noch Time-Shift nutzen, was ein herber Rückschritt ist.
Ich hoffe, dass dieses System scheitern wird. Wenn die Kunden nicht bereit sind, diese Einschränkungen zu akzeptieren, haben die Sender ein Problem. Denn wenn Kunden die Programme nicht sehen können, können sie auch die Werbung nicht sehen. Die Sender hätten dann keine Einnahmen und müssten eine kundenfreundliche Lösung anbieten.

Ich denke, wenn Cablecom oder Bluewin diese Bedingungen übernehmen, machen sie ihr Produkt unattraktiver. Denn Kunden kann man nicht erklären, weshalb man bei bestimmten Programmen spulen kann und bei anderen nicht. Als Cablecom und Swisscom würde ich hartnäckig bleiben und notfalls die HD-Version der deutschen Privatsender nicht anbieten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Wer soll Glasfasernetz bezahlen?

In der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung ist ein Artikel erschienen, der sich die Frage stellt, wer das Glasfasernetz bezahlen soll (Artikel auch online verfügbar).

Bereits der erste Satz des Artikels lässt aufhorchen:
Schweizer Kunden müssten bereit sein, für Glasfaser-Telekomleistungen rund 60 Prozent mehr zu bezahlen als heute.
Dazu kann ich nur sagen: Keine Chance. Die meisten Kunden sind nicht bereit, mehr als die heutigen Preise zu akzeptieren. Ein paar wenige Kunden haben bereits heute schnellere Geschwindigkeiten und sind bereit, ein paar Franken mehr im Monat zu bezahlen. Auch ich gehöre dazu, doch ich habe mir ein preisgünstiges Angebot ausgewählt und bezahle trotz der fast dreimal so schnellen Geschwindigkeit weniger als die meisten anderen Kunden. Man muss sich bewusst sein, dass es ein paar wenige Freaks betrifft, die einen schnelleren Internet-Zugang wollen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Kunden nicht bereit sein, für den Glasfaseranschluss einen Aufpreis zu bezahlen.
Nur dann werden sich die Investitionen in die teure neue Telekom-Infrastruktur jemals rechnen.
Dies ist eine sehr mutige Aussage, denn niemand weiss, wie sich die Kunden in fünf bis zehn Jahren verhalten werden. Genauso weiss man nicht, wie teuer der Ausbau der Glasfasernetze in einigen Jahren sein wird. Man kann davon ausgehen, dass die Kosten für den Ausbau durch moderne Technologien niedriger werden.

Die Aussagen im Handelszeitung-Artikel beziehen sich auf eine Studie der Beratungsfirma Bain, die im Auftrag der Cablecom-Muttergesellschaft Liberty Global erstellt worden ist. Die Studie berücksichtigt die Situation in Westeuropa inklusive der Schweiz.
Die Studie warnt davor, das Thema «Breitband-Zugang» insbesondere von politischer Seite derart zu forcieren, dass an den effektiven Kundenbedürfnissen und betriebswirtschaftlichen Break-even-Überlegungen vorbeigeplant werde.
Das Problem ist, dass heute niemand weiss, wie das Kundenbedürfniss in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Dies ist angesichts der Lebensdauer von mindestens 30 Jahren für eine Glasfaser auch nicht möglich. Man kann nur aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit abschätzen, wie sich der Markt entwickeln könnte.

Vor zehn Jahren surften die meisten Kunden mit 40 bis 64 Kbit/s durch das Internet, heute sind 5'000 Kbit/s weit verbreitet. Hätte mir vor zehn Jahren jemand gesagt, dass man heute etwa hundert mal schneller surft, hätte ich ihn glatt ausgelacht. Ich habe nicht erwartet, dass heute alle so schnell surfen. Niemand kann sagen, ob in zehn Jahren 100 Mbit/s – das wären 20mal mehr als heute – für die meisten Kunden völlig ausreichen. Oder ob es hundert mal mehr – also 500 Mbit/s – sein werden.

Die Anbieter gehen ein unternehmerisches Risiko ein. Ich denke, dass Swisscom wie auch die Energiewerke, die in Glasfaseranschlüsse investieren, sich über das Risiko bewusst sind. Als das Mobilfunk-Netz vor Jahren aufgebaut worden ist, wusste auch niemand, ob sich das Ganze jemals rechnen wird. Heute werden mit der Handynutzung Milliardengewinne gemacht. Oder das Beispiel SMS: Als SMS eingeführt worden ist, konnte sich niemand vorstellen, dass die Kunden eines Tages so viele SMS versenden werden. Auch die Energiewerke sind sich langfristige Entscheidungen gewohnt: Der Bau von Kraftwerken ist nicht billig und niemand kann sagen, ob der Strom des Kraftwerkes auch in 30 Jahre noch gebraucht wird oder ob es bis dann längst eine günstigere Möglichkeit gibt.

Was wäre die Alternative zum unternehmerischen Risiko: Swisscom will auch in Zukunft Telekom-Dienstleistungen anbieten und muss rechtzeitig die Infrastruktur ausbauen. Ansonsten läuft Swisscom Gefahr, dass sie Kunden an Konkurrenten verlieren werden. Und dies will Swisscom verhindern und investiert deshalb in Glasfasernetze.
Interessant sind die Schlussfolgerungen allemal. Konkret rechnen die Bain-Spezialisten vor, dass sich die hohen Investitionen in die neue Infrastrukturgeneration innert nützlicher Frist kaum einspielen lassen. Selbst wenn die Nachfrage nach Glasfasern auf 100% steigen würde, müssten die Preise für die Kunden um rund 60% in die Höhe gehen, damit sich die Glasfaserinvestitionen innerhalb von fünf Jahren bezahlt machen.
Ich finde diese Aussagen höchst unseriös. Kein Unternehmen, dass in Glasfaser investiert, wird damit rechnen, dass die Investitionen bereits nach fünf Jahren abbezahlt sind. Hätte man vor 20, 50 oder 80 Jahren beim Verlegen von Kupferleitungen auch damit gerechnet, dass die Investitionen innert fünf Jahren amortisiert wären, würden wir heute noch mit Rauchzeichen kommunizieren. Man hätte nie Telefonleitungen verlegen dürfen. Als die Telefonleitungen vor Jahrzehnten verlegt worden sind, hat sich niemand vorstellen können, welche Übertragungsleistungen diese Kabel im Jahr 2009 erbringen werden.

Ich persönlich halte eher 15 oder 20 Jahre für eine nützliche Frist, um die Investitionen amortisieren zu können. Immerhin wird das heute verlegte Glasfaserkabel mindestens 30 Jahre funktionieren, wahrscheinlich noch viel länger. Ich gehe davon aus, dass in 5, 10, 15 oder 20 Jahren die Leistungen des normalen Telefonkabel wie auch das Kabel-TV-Kabel für alle Kunden zu wenig leistungsfähig ist. Nicht abschätzen kann ich, wann wir soweit sind, dass die Kapazitäten der heutigen Kabel nicht mehr ausreichen.
Swisscom-Sprecher Sepp Huber erklärt: «Kunden sind nur bereit mehr zu bezahlen, wenn über Glasfasern auch mehr Leistung, zusätzliche Angebote oder mehr Komfort offeriert wird. Bezieht der Kunde die gleiche Leistung statt auf Kupfer via Glasfaser, so bleibt auch der Preis gleich.»
Ich gehe sogar noch weiter. Die Mehrheit der Kunden ist nicht bereit, mehr als die rund 75 Franken (ADSL und Festnetz-Anschluss zusammen) pro Monat zu bezahlen, die heute üblich sind. Der Anteil der Kunden, die diesen Preis zu hoch finden, nimmt zudem zu. Es sind zwar erst vergleichsweise wenige Kunden, doch Sunrise konnte bereits über 100'000 Kunden gewinnen, die für ihren Festnetz- und Internet-Anschluss nur 30 bis 59 Franken pro Monat bezahlen. Und ich glaube nicht, dass diese Kunden bereit sind, mehr für den Anschluss zu bezahlen.
Wie viel Kunden dereinst wirklich zahlen müssen, ist also noch völlig offen - wohl über 100 Fr. pro Monat.
Mit solchen Preisen werden Glasfaseranschlüsse ein Nischenmarkt bleiben. Ich gehe davon aus, dass etwa das heutige Preisniveau erreicht wird. Eher unwahrscheinlich dürfte sein, dass die Preise massiv darunter liegen werden.
«Die nächsten fünf Jahre brauchen Privatkunden allerhöchstens Bandbreiten von rund 100 MBit/s», prognostiziert Schädler (Bain). Um diese Bandbreite zu erreichen, würden die Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber reichen. Für eine Mehrheit der Kunden reichten gar 50 MBit/s, sagt Schädler (siehe Grafik). «Und das ist mit den bisherigen Kupferkabeln machbar.»
Solange nur ganz wenige Kunden mit so hohen Geschwindigkeiten durchs Internet surfen, reichen die Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber tatsächlich völlig aus. Doch sobald solche Geschwindigkeiten für die meisten Kunden üblich sind, reicht die Kapazität der Kabelnetzbetreiber nirgends hin. Die heutigen Kupferkabel sind bereits heute am Anschlag: Bereits heute surfen rund die Hälfte aller Kunden mit einem 5000er-Internet-Zugang der Swisscom (und anderer Anbieter bei Angeboten, die auf dem Wiederverkaufsangebot (BBCS) der Swisscom basieren), die über die veraltete ADSL-Technologie angeschlossen sind, nicht mit der bezahlten Geschwindigkeit. Mit VDSL können heute etwa 80% der Haushalte mit einer Geschwindigkeit von 8 Mbit/s erreicht werden. Mit ADSL2+ dürften auch etwa drei Viertel aller erschlossenen Haushalte eine Geschwindigkeit von rund 8 Mbit/s erreichen. Die 50 Mbit/s dürften nur erreicht, wenn die Kupferleitung sehr kurz ist. Mit ist eine solche Aussage rätselhaft.

Ich glaube, dass diese Studie nur erstellt worden ist, damit die Kabelnetzbetreiber gegen die Glasfasernetze Stimmung machen können. Für die nächsten zwei bis fünf Jahren dürften die Kabelnetzbetreiber am meisten profitieren, wenn es zu Verzögerungen beim Ausbau der Glasfasernetze kommen würde. Doch dies wäre für den Wettbewerb sehr schlecht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 16. November 2009

Horrorrechnung für 70'000 SMS

Letzten Dienstag berichtete die Sendung Kassensturz vom Schweizer Fernsehen SF über eine Familie, die eine Telefonrechnung über 20'000 erhalten hat.

Kassensturz vom 10.11.2009

Ich finde es erstaunlich, dass eine Telekom-Firma eine 96-seitige Rechnung über einen so hohen Rechnungsbetrag an einen Privatkunden verschickt. Doch genau dies tat die inzwischen zu Sunrise gehörende Tele2. Eine Rechnung für fast 70'000 SMS in einem Monat sollte auffallen. Statistisch gesehen verschickte der Kunde alle 37 Sekunden eine SMS. Der Anbieter sollte in solchen Fällen zuerst intern abklären, ob eine solch hohe Rechnung überhaupt Sinn macht. Sunrise hat inzwischen Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht, weil sich jemand in die Server von Tele2 eingehackt hat und dann die SMS verschickt haben soll.

Den Film kann man übrigens online ansehen:


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Weltwoche-Kommentar zur Doppelmoral Swisscom - Bund

In der aktuellen Ausgabe der Weltwoche ist ein interessanter Kommentar von Markus Somm erschienen (auch online verfügbar).

Der Auslöser des Kommentars ist die 220 Millionen Busse der Wettbewerbskommission gegen die Swisscom (gegen die Swisscom allerdings Rechtsmittel ergreifen wird). Ich finde den Kommentar sehr lesenswert und teile diese Meinung.

Ein kleiner Auszug:
Was die Swisscom den Konsumenten zu viel abknöpft, holt der Bund via Bussen der Weko wieder von der Swisscom zurück und lässt es in seine Kasse leiten. Eine kleine Umverteilung [...].

Nicht in erster Linie um die Swisscom geht es hier, sondern um die doppelte Moral des Staates. Während sehr viele Politiker den Liberalen spielen, wenn es sich darum handelt, ein angebliches Kartell unter Sanitären, Malermeistern oder sonstigen freien Unternehmern der Privatwirtschaft zu denunzieren [...], geben sie sich auffällig desinteressiert, wenn der Staat als Preistreiber Nummer eins zum Thema wird.
Es ist zweifelsohne so. Es ist erstaunlich, dass der Staat wenig Interesse an attraktiven Konditionen hat. Der Bund hätte es in der Hand, als Eigentümer der Swisscom die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass der Gewinn der Swisscom etwas niedriger wäre. Unbestritten ist, dass die Swisscom wie alle Unternehmen Gewinn machen muss. Doch der Swisscom-Gewinn ist ausserordentlich hoch.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 4. November 2009

Alibi-Übung Schutz vor Konsumenten

„Der Bundesrat hat heute die Anpassung der Ausführungsverordnungen zum Fernmeldegesetz (FMG) verabschiedet. Diese Änderungen bewirken unter anderem, dass die Konsumentinnen und Konsumenten besser geschützt und informiert werden, wenn sie ihr Mobiltelefon im Ausland verwenden oder Mehrwertdienste konsumieren.“ Schöne Worte aus dem Departement Leuenberger. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Alibi-Übung.

Ab dem 1. Juli 2010 müssen die Schweizer Mobilfunk-Anbieter über die Kosten im Ausland – dem Roaming – informieren. Einen entsprechenden Service bietet Swisscom ihren Kunden bereits seit einiger Zeit an. In der amtlichen Medienmitteilung steht, dass sich mit dieser Neuerung die Schweiz den 2008 und 2009 von der Europäischen Union getroffenen Massnahmen annähert. Das tönt gut. Doch die wichtigste Massnahme der europäischen Union ignoriert der Bundesrat. In der EU gibt es Preisobergrenzen für die Roaming-Tarife. Folglich wären Tarife wie sie Schweizer Anbieter anbieten – 2 Franken aus zahlreichen europäischen Ländern z.B. bei Orange – illegal. Die Kunden profitieren von massiv niedrigeren Tarifen. Die Schweizer Kunden werden weiterhin abgezockt, ausser sie informieren sich zuerst über die Roaming-Tarife und schliessen dann die optimale Option ab. Nach den Ferien darf man nicht vergessen, sich für die dann nutzlos gewordene Option wieder abzumelden.

Eine gute Regelung ist sicher, dass die Telekom-Anbieter in Zukunft auf jeder Rechnung über die Möglichkeit der Ombudsstelle Ombudscom informieren müssen. Wenn Kunden ein Problem mit ihrem Anbieter haben, können sie sich an die Ombudscom wenden. Die Ombudsstelle arbeitet dann einen Schlichtungsvorschlag aus.

Ob die neuen Regelung für Mehrwertdienste-Nummern ihren Zweck erfüllen werden, kann ich nicht beurteilen. Ich bin aber eher skeptisch.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Nochmals Kombi-Rabatt der Cablecom

Mein Blogeintrag zum neuen Kombi-Rabatt der Cablecom wurde kritisiert. Es geht mir nicht darum, das Angebot von Cablecom schlecht zu reden. Ich finde es jedoch störend, dass z.B. Kunden der Fremdsprachen-Pakete leer ausgehen. Dies obwohl es sich um die treuesten Kunden handelt, die Digital-TV bereits gekauft oder gemietet haben, als es die anderen Digital-TV-Angebote noch nicht gegeben hat.

Auch heute noch habe ich Mühe, die Logik hinter dem Angebot der Cablecom zu verstehen. Weshalb ist die Standard-Set-Top-Box nicht rabattberechtigt? Der Kunde wird in vielen Fällen sowieso die Set-Top-Box kostenlos erhalten. Cablecom macht sich den Aufwand, dem Kunden die Box auszutauschen und macht dann wegen dem Rabatt weniger Umsatz?

Wenig kundenfreundlich, aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen verständlich ist, dass das 34-Franken-Internet-Angebot nicht unterstützt wird. Weshalb allerdings das teurere 59 Franken-Internet-Angebot auch nicht ausreicht, um den Rabatt zu erhalten, ist mir nicht klar.

Das selbe beim Festnetz-Angebot: Mit dem 20 Franken-Angebot gibt es keinen Rabatt, aber Rabatt gibt es auf das 15 Franken-Angebot. Ich beschäftige mich seit über 10 Jahren mit Telecom-Tarifen, aber das neueste Cablecom-Angebot macht mir beim besten Willen überhaupt keinen Sinn.

Noch nicht erwähnt habe ich auch die neue Gebühr für die Rechnung: 1.50 Franken wird jeder Rechnung belastet, wobei die Cablecom auf die Gebühr bei den ersten drei Rechnungen verzichtet. Nur wer darauf verzichtet, sich die Rechnung zusenden zu lassen, kann die 1.50 Franken sparen. Für mich ist eine solche Gebühr eine absolute Unverschämtheit. Sie ist nicht verständlich und ich kenne keinen Schweizer Telekom-Anbieter, der ebenfalls eine solche Gebühr kennt. Ebenfalls schlecht finde ich, dass Cablecom nicht offen über diese Gebühr informiert.

Ich habe bereits mehrfach anhand von drei Profilen einen Preisvergleich erstellt. Da die Angebote schwer zu vergleichen sind und je nach Anbieter andere Voraussetzungen vorhanden sind, habe ich die Preise für einen Kunden verglichen, der sowohl TV, Festnetz, Internet und Mobilfunk beim gleichen Anbieter bezieht. Bei allen drei Profilen gehen wir von einem Kunden aus, der insgesamt 5 Stunden aus dem Festnetz und 3 Stunden mit dem Handy telefoniert und mit dem Handy 40 SMS versendet. Der Kunde surft ausserdem jeweils mit dem Internet-Zugang für 49 Franken. Man muss natürlich eingestehen, dass es sich nicht um das genau gleiche Angebot handelt. So kann man z.B. mit dem Handy-Abo von Swisscom surfen, was bei Cablecom nicht ohne Kosten möglich ist. Bei Cablecom z.B. ist die Internet-Geschwindigkeit schneller und bei Bluewin kann man sich exklusive Sportevents für 2.50 Franken ansehen.

Beim Profil 1 handelt es sich um einen Kunden, der lediglich die normalen, üblichen TV-Programme sehen möchte und keinen Wert auf neueste Spielereien setzt. Am günstigsten schnitt Cablecom mit 207.30 Franken ab, mit 209.65 Franken war Swisscom jedoch praktisch gleich teuer. Der Kunde kann nun vom Kombi-Rabatt profitieren, in dem er auf das Digital phone Freecall wechselt. Der Festnetz-Anschluss kostet dann 5 Franken mehr als bisher, allerdings bekommt der Kunde auch einen Rabatt von 12.50 Franken. Zusammen mit der Rechnungsgebühr bezahlt der Kunde also neu 201.30 Franken. Dank dem Kombi-Rabatt kann der Kunde damit knapp 3 Prozent einsparen. Ein Drittel günstiger ist es jedoch, wenn der Kunde seinen Internet- und Festnetz-Anschluss bei Sunrise bezieht und weiterhin analog über Cablecom fernsieht.

Beim Profil 2 handelt es sich um einen Kunden, der zusätzlich auch italienischsprachige Programme ansehen möchte. Hier fährt der Kunde mit Swisscom (219.65 Franken) günstiger als bei Cablecom (228.30 Franken). Der Kunde kann nun zwar den Kombi-Rabatt nutzen, in dem er auf digital phone freecall und mediabox hd receiver wechselt. Im Endeffekt bezahlt der Kunde dann mit dem Rabatt tatsächlich 228.80 Franken und damit 50 Rappen mehr als bisher. Wer Internet und Festnetz von Sunrise bezieht sowie TV von Cablecom, bezahlt 159.60 Franken.

Beim Profil 3 handelt es sich um einen Freak, der ein grosses TV-Angebot , auch Sendungen aufzeichnen und von Sendungen in HD profitieren will. Swisscom ist mit 219.65 Franken ebenfalls billiger als Cablecom mit 233.30 Franken. Mit dem Kombi-Rabatt überholt Cablecom Swisscom, ist mit 214.80 Franken praktisch gleich teuer. Der Kombi-Rabatt reduziert die monatliche Rechnung lediglich um 8%.

Nicht verstanden wird vor allem, weil ich kritisiere, dass die Fremdsprachen-Pakete nicht rabattberechtigt sind. In der Schweiz leben viele Menschen, die fremdsprachige Programme ansehen wollen. Ausserdem ist Digital-TV gerade bei Personen, die fremdsprachige Programme ansehen, weit verbreitet. Ich gehe davon aus, dass mindestens ein Drittel aller Digital-TV-Kunden von Cablecom ein Fremdsprachen-Paket haben und damit nicht vom Kombi-Rabatt profitieren können.

Ich finde dies unfair, auch wenn ich selber ausschliesslich deutschsprachige TV-Programme ansehe.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Neues Optima überzeugt nicht

Das beliebte Optima-Abo von Orange wurde überarbeitet (siehe auch Medienmitteilung). Die wichtigsten Neuerungen: Neu gibt es nur noch drei Abostufen statt bisher sechs. Doch nun dürfen Anrufe auf die drei Lieblingsnummern – mit denen man kostenlos telefonieren kann – auch auf Swisscom- und Sunrise-Handys gehen. Dafür dürfen die Optima-Kunden neu nur noch 1000 Minuten – das sind aber immerhin 16 Stunden – im Monat mit den Lieblingsnummern-Menschen telefonieren.

Die Analyse des neuen Optima-Abos ist nicht einfach und deshalb kann ich hier nur eine grobe Einschätzung – aber durchaus allgemeine Faustregel – abgeben: Am wichtigsten ist, wie viele Anrufe man mit seinen drei Lieblingsnummern führt. Telefoniert man während mindestens vier von fünf Minuten mit seinen Lieblingsnummern, so schneidet Optima wahrscheinlich nicht schlecht ab. Insbesondere Prepaid-Angebote sind jedoch günstiger. Hat man jedoch mehr als drei Kollegen und führt man mehr als 20% der Gesprächsminuten mit ihnen, dürften wohl andere Angebote interessanter sein.

Bestehende Optima-Kunden dürften sich auch die Frage stellen, ob sie auf das neue Optima wechseln wollen. Meistens dürfte sich ein Wechsel nicht auszahlen. Ausser man telefoniert häufig mit einem Swisscom- oder Sunrise-Handy. Wechselt man nun auf das neue Optima, kann man diese Person neu kostenlos anrufen und muss damit nicht mehr die hohen Fremdnetz-Gebühren bezahlen. Damit kann man allerdings auch eine seiner drei bisherigen Lieblingsnummern nicht mehr erreichen.

Bei Orange Optima handelt es sich nicht einfach um ein Abo, deren Konditionen nun wieder mal verändert wird. Optima ist das beliebteste und weitverbreiteste Abo von Orange. Doch die Idee von Orange, ein Abo für die breite Masse zu sein, ist damit endgültig gescheitert. Im Jahr 2004 als „Abo mit Tarif-Automatik“ angekündigt, damit „die Kunden nicht mehr Abos und Tarife vergleichen müssen und automatisch – unabhängig vom Nutzungsverhalten – zum Besten Tarif telefonieren“.

Zum Zeitpunkt der Lancierung bot Orange ein sehr attraktives Produkt mit günstigen Preisen für die breite Masse an. Doch nach und nach wurde Optima ein mittelmässiges Produkt und andere, günstigere Angebote unterboten die Optima-Preise massiv. Und auch Orange lancierte ein Angebot nach dem anderen. Hiess es 2004 noch, dass es für die Kundinnen und Kunden Wichtigeres im Leben gäbe, als Mobilfunk-Abos und Tarife zu vergleichen, galt dies später nicht mehr. Der Kunde musste wieder mühsam selbst das günstigste Abo herauspicken. Oder man bleibt bei Optima und bezahlt Monat für Monat zu viel.

Es ist eigentlich auch nicht erstaunlich, dass die ursprüngliche Strategie nicht aufgehen konnte: Alle Mobilfunk-Anbieter profitieren davon, dass die Kunden mit älteren und teuren Abos telefonieren. Die günstigeren Tarife gelten meist nur für Neukunden und Kunden, die selbst hartnäckig nach den gleichen Konditionen fragen. Wenn man jedoch ein Produkt hat, mit dem viele Kunden telefonieren, verliert man bei Preissenkungen sehr viel Geld. Es ist interessanter, ein neues Produkt zu lancieren und den vielen Kunden, die mit dem bestehenden Angebot telefonieren, weiterhin die höheren Tarife zu verrechnen.

Orange setzt nun die Hoffnung auf die drei Lieblingsnummern: Für mich persönlich bleibt dies ein Marketing-Gag. Ich denke nicht, dass der Kunde nur mit drei Menschen kommunizieren will.

Ich finde es schade, dass es von Orange nun kein Produkt mehr für die breite Masse gibt. Wer bei Orange bleiben möchte, sollte sich als Wenigtelefonierer – trotz Einschränkungen – für Prima und als Vieltelefonierer für Maxima entscheiden. Personen, die extrem viel telefonieren, fahren unter Umständen mit Universa Unlimited günstiger. Doch von den Konkurrenten, insbesondere von Sunrise, gibt es günstigere Angebote als bei Orange. Und wer kein Problem mit einem Wechsel zu einem Prepaid-Angebot hat, fährt mit Billig-Prepaid-Angeboten z.B. von Migros, Coop oder Aldi meist weiterhin am günstigsten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Preisvergleich für Geschäftskunden

In meiner Arbeit beschäftige ich mich zwar mit den Tarifen der Telekom-Anbieter für Privatkunden. Doch gelegentlich erhalte ich auch eine Anfrage, die Geschäftskunden betrifft. So hat mich vor einigen Tagen Cash angefragt, ob ich einen Preisvergleich für KMU-Handy-Abos erstellen könnte

Wie auch bei Privatkunden-Abos ist es bei Geschäftskunden-Abos schwierig, die Produkte zu verstehen. Teilweise fehlen sogar Infos zu den Preisen auf der Website. Ich habe das Gefühl, dass die Anbieter alles unternehmen, um möglichst viel Verwirrung zu stiften. Bei den Geschäftskunden-Angeboten dürfte dies sogar noch ausgeprägter sein. Ein solcher Preisvergleich ist sehr aufwändig und ich kann gut verstehen, dass die wenigsten Kunden hier die Preise vergleichen. Hier wären die Anbieter gefordert, endlich einfach verständlichere Produkte einzuführen.

Doch nun sind die Berechnungen fertig und diese wurden heute auf Cash veröffentlicht (online verfügbar). Das Resultat ist eindeutig: Sunrise ist stets mit Abstand am günstigsten, Swisscom ist in vier der fünf Profilen am teuersten und Orange ist meist im Mittelfeld. In einem Profil bezahlt der Kunde bei Swisscom immerhin 44% mehr für die gleiche Dienstleistung. Da frage ich mich, weshalb so wenig Kunden den Anbieter wechseln.

Cash hat die User gefragt, warum Swisscom weiterhin Marktführer bleibt. 42% sind der Meinung, dass der Preis nur ein Faktor ist und Sunrise beim Service nicht mithalten kann. 38% denken, dass die Schweizer zum Faul zum Wechseln sind und 15% gaben an, dass der Leidensdruck noch zuwenig gross ist.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Red Bull: Kein Preiskampf

Gestern abend informierte Red Bull an einem Event in Zürich über die neuen Mobilfunk-Angebote. Der Energy-Drink-Pionier hat nach Österreich nun auch in der Schweiz ein Handy-Angebot. Ich habe vor einer Woche darüber in meinem Blog geschrieben.

Nun sind die Preise bekannt. Doch die Erwartung, dass Red Bull in der Schweiz die Handypreise ins Purzeln bringen wird, erfüllen sich nicht. Die Schweiz ist eben nicht Österreich. In Österreich sind die Handypreise massiv viel niedriger und damit auch das Red Bull-Angebot in Österreich viel günstiger.

Das Angebot nennt sich zwar "SimplyALL", also "einfach alles", doch die enthaltenen Inklusiv-Leistungen sind mager und für die meisten Kunden nicht ausreichend. Für 33 Franken pro Monat erhält man 33 Gesprächsminuten, 33 SMS und 33 Megabyte Datenübertragung. Die grössere Variante mit dem Namen "SimplyALL +" kostet 66 Franken und enthält 166 Gesprächsminuten, 33 SMS und 166 Megabyte Datenübertragung. Bei beiden Angeboten hat man unbeschränkt Zugang zum Red Bull-Portal und zu Red Bull-TV mit Bildern und Videos zu Extremsportarten.

Wir haben heute eine Medienmitteilung mit einem Preisvergleich verschickt (online verfügbar). Sunrise und Coop Mobile sind klar günstiger als Red Bull. Immerhin ist Red Bull günstiger als Swisscom.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 26. Oktober 2009

Cablecom mit Kombi-Angebot

Heute gab die Cablecom die Lancierung eines Kombi-Angebotes bekannt (siehe auch Medienmitteilung der Cablecom). Wer Internet, Digital-TV und Telefonie von Cablecom nutzt, bezahlt keine Abo-Gebühr für das Abo mit der niedrigsten Abo-Gebühr. Dies zumindest unter gewissen Bedingungen.

Doch das Angebot ist nicht wirklich durchschaubar und sehr intransparent: So erhalten die Kunden, die mit digital phone - dem üblichen und weitverbreiteten Standard-Angebot für die Telefonie - telefonieren, keinen Rabatt. Die Kunden müssen zuerst auf das neue Light-Abo oder das teuere Freecall-Abo wechseln. Die meisten Kunden würden aber mit dem normalen Abo am Besten fahren, da das Light-Abo keine Gratis-Gespräche abends und am Wochenende beinhaltet, das Freecall-Abo dafür Gratis-Gespräche auch tagsüber ermöglicht. Wer wie viele Kunden tagsüber nie telefoniert, fährt mit dem ganz normalen Digital Phone-Angebot wesentlich günstiger.

Undurchsichtig ist das Ganze auch beim Internet und beim Digital-TV: Den gewöhnlichen Digital-TV-Receiver wird nicht akzeptiert. Man benötigt die überteuerten Digital-TV-Zwangsboxen für mindestens 15 Franken pro Monat. Auch das kostengünstige und für die meisten Kunden absolut ausreichenden Hispeed 2000-Internet-Zugang berechtigt nicht zu einem Rabatt.

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn treue Kunden belohnt werden. Doch wenn Kunden insgesamt vier Dienstleistungen beziehen (wovon die wichtigste Dienstleistung - das Analog-TV - zu keinem Rabatt führt) und mit so einem lächerlichen Rabatt abgespiesen werden, ist das Ganze wenig kundenfreundlich. Dazu kommt, dass der Kunde einen Knebelvertrag unterschreiben muss, der sich jeweils um ein ganzes Jahr erneuert.

Dazu kommt, dass die Angebote von Cablecom trotz Kombi-Rabatt weiterhin nicht günstig sind. Durch die zahlreichen Einschränkungen ist der Rabatt zum Teil auch sehr gering. So zeigen meine Berechnungen, dass Kunden teilweise gerade von einem Rabatt von einem winzigen Franken profitieren. Dies weil die Kunden auf teurere Angebote wechseln müssen, um überhaupt von Kombi-Rabatt profitieren zu können. Dies ist mickrig, insbesondere wenn der Kunde im Monat über 200 Franken an Cablecom überweist. Das entspricht gerade einem Rabatt von weniger als einem halben Prozent.

Wer das Analog-TV, Digital-TV (HD-Recorder), Internet (10'000er-Abo) und Festnetz-Telefonie (Digital Phone Freecall) von Cablecom bezieht, bezahlt immerhin nur noch 101.45 Franken statt 126.45 Franken pro Monat. Das sind etwas weniger als 20% Rabatt. Nicht berücksichtigt ist in dieser Berechnung die anfallenden Gesprächsgebühren.

Ich finde das Kombi-Angebot der Cablecom schwach und fordere die Cablecom auf, das Angebot nachzubessern. Insbesondere da es preislich attraktivere Angebote z.B. von Sunrise auf dem Markt gibt.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 20. Oktober 2009

RedBull mit Handy-Tarif

Im Herbst 2005 haben Migros und Coop den Mobilfunk-Markt aufgemischt. Mit M-Budget Mobile und Coop Mobile haben die beiden Händler günstige Prepaid-Tarife auf den Markt gebracht und damit einen Preisrutsch ausgelöst. In der Zwischenzeit hat lediglich Aldi als branchenfremder Anbieter noch einen eigenen Handy-Tarif auf den Markt gebracht. Und es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis auch Lidl mobiles Telefonieren anbietet. Auch im Ausland bietet Lidl günstige Prepaid-Angebote an.

Wie der Blick heute online berichtet, will nun Red Bull in der Schweiz auch Handy-Angebote verkaufen. Über die Tarife ist allerdings noch nichts bekannt.

Red Bull bietet bereits in Österreich zwei Abos an: Mit "SimplyAll" zum Beispiel kann man für 19 Euro (ca. 30 Franken) im Monat während 1'000 Minuten in alle Netze telefonieren, 1'000 SMS und/oder MMS versenden und 100 MB versurfen. Ausserdem ist ein unlimitierter Zugang auf RedBull-TV enthalten.

Wer jetzt hofft, zu ähnlich günstigen Konditionen in der Schweiz mobil kommunizieren zu können, dürfte enttäuscht werden. Ein solches Abo mit diesen Konditionen wäre der absolute Hammer und dürfte das Tarife massiv zum Sinken bringen. Sunrise - gemäss Blick Netzpartner des Red Bull-Angebotes in der Schweiz - dürfte für die Netznutzung kaum so attraktive Konditionen bieten.

Zum Vergleich: Für die im österreichischen "SimplyAll" enthaltenen Dienstleistungen würde man in der Schweiz mindestens 141.50 Franken pro Monat bezahlen. Das sind immerhin fünf mal mehr. (Anmerkung: Unter der Annahme, dass der Kunde die 1000 Minuten in beliebige Netze telefoniert. Natürlich ist es bei allen Anbietern günstiger, wenn man 1000 Minuten nur mit einer Person telefoniert, die dazu noch im gleichen Netz telefoniert.)

Es bleibt spannend. Ich rechne jedoch nicht damit, dass Red Bull einen Preiskrieg auslösen wird. Ich bin zwar kein Marken-Experte, denke jedoch nicht, dass ein Billig-Angebot zur Positionierung des Energy-Drink-Anbieters passen würde. Immerhin steht in den Schweizer Läden neben dem Marken-Red-Bull für 1.75 Franken auch die günstigere Eigenmarke für etwa 90 Rappen. Ein Red Bull ist damit doppelt so teuer.

Im Handy-Bereich dürfte das Red Bull-Angebot meiner Einschätzung nach nicht doppelt so teuer sein wie die günstigsten Angebote. Lassen wir uns überraschen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Endlich: Cablecom überdenkt Boxenzwang

Ich gebe zu, dass der grösste Schweizer Kabelnetz-Anbieter Cablecom mich heute überrascht hat. Eric Tweter - Geschäftsführer der Cablecom - hat an den Bieler Kommunikationstagen Comdays einen Vortrag gehalten und dabei angekündigt, dass man die Abschaffung des Boxenzwangs prüfe. Auf der Website der Cablecom ist eine Kurzzusammenfassung des Referates aufgeschaltet:
Um dem Kundenwunsch nach freier Wahlmöglichkeit zu entsprechen, müssen Te­le­­kom­mu­ni­ka­tions­anbieter in erster Linie flexibel sein und eine bequeme Nut­zung ge­währleisten. Cablecom prüft deshalb die Einfüh­rung von Common Interface Modulen der neusten Generation, um die freie Wahl von Set-Top-Boxen zu gewährleisten.
Das heisst, dass die TV-Programme weiterhin verschlüsselt werden, der Kunde jedoch auf dem freien Markt eine kompatible Set-Top-Box seiner Wahl kaufen kann. Wichtig ist jedoch, dass die Box den entsprechenden Standard unterstützt. Auch TV-Geräte werden den entsprechende Standard unterstützen, so dass man dann keine zusätzliche Box mehr braucht.

Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Andere Schweizer Kabelnetz-Anbieter machen dies bereits seit längerem. Ich bin trotzdem der Meinung, dass dies zu wenig weit geht. Das kostenlose Basis-Angebot - für das der Kunde in der Regel über die Nebenkosten immerhin 26.45 Franken im Monat bezahlt - sollte unverschlüsselt ausgestrahlt werden. Damit der Kunde wirklich die Box seiner Wahl einsetzen kann. Genau dies wäre die richtige, kundenfreundliche Lösung. Mal sehen, ob Cablecom in erster Linie auch so flexibel sein wird.

Anmerken möchte ich, dass Cablecom lediglich "prüfen" möchte, ob man diese Lösung einsetzen soll, aber derzeit noch nicht entschieden ist, ob es zu dieser Lösung kommen wird. Ich vermute, dass es sich auch um einen Test handelt, um zu sehen, wie die Öffentlichkeit auf diese Ankündigung reagiert. Oder meint es Cablecom tatsächlich ernst und will sich wirklich verbessern?

Aber offensichtlich hat der politische Druck - das Parlament befasst sich mit dem Verbot der Grundverschlüsselung - gewirkt und Cablecom setzt lieber auf eine Verschlüsselung mit freier Boxenwahl als ein Verbot der Grundverschlüsselung zu riskieren. Dies ist aus Sicht des Kabelriesen verständlich. Aus Sicht des Kunden ist diese Lösung mit dem CI nur für Pay-TV interessant, ansonsten gäbe es eigentlich zu unverschlüsselten TV-Programmen keine Alternative.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 19. Oktober 2009

Endlich kommen Flatrates

Flatrates sind eigentlich eine sehr praktische Sache. Für einen bestimmten monatlich gleich bleibenden Betrag kann man eine Dienstleistung unbeschränkt nutzen. Für den Zugang ins Internet hat sich die Flatrate durchgesetzt. Egal wie lange und wohin man surft, man bezahlt lediglich den monatlichen Pauschalbetrag von meist etwa 50 Franken.

Im Handy-Bereich gab es bis vor kurzem keine echten Flatrates. Bereits seit fast fünf Jahren gibt es von Orange und Sunrise zwar Pseudo-Flatrates, doch unbeschränkt konnte man damit nur ins Festnetz und zu den Kunden telefonieren, die zufälligerweise über den gleichen Anbieter telefonieren. Es gibt sogar Angebote, die ein „Flat“ im Namen haben, aber mit Ausnahme der Anrufe ins eigene Netz musste jede Verbindung einzeln bezahlt werden.

Im August hat nun Swisscom die erste echte Flatrate in der Schweiz angekündigt: Für 169 Franken pro Monat sind beliebig viele Anrufe und SMS zu allen Schweizer Telefonnummern möglich (ausgenommen natürlich erhöht kostenpflichtige Mehrwertdienste-Nummern, aber dies sollte klar sein). Ebenfalls abgedeckt ist das Surfen im Inland. Lediglich für die Kommunikation mit dem Ausland und sowie im Ausland fallen zusätzliche Gebühren an.

Nun haben auch die Mitbewerber Sunrise und Orange reagiert. Sunrise wirbt bei „Sunrise Flat Relax“ für eine Flatrate von 95 Franken. Doch beim Abschluss des Vertrages gibt es nicht mal ein Handy. Wer ein Handy erhalten möchte, bezahlt nochmals 20 Franken pro Monat zusätzlich. Immerhin sind die Subventionen derzeit so hoch, dass dies meist ein attraktiver Deal ist. Für die 115 Franken kann man zwar echt unbeschränkt innerhalb der Schweiz telefonieren. Doch jedes einzelne SMS und jedes Megabyte (mobiles Internet) wird separat verrechnet. Immerhin können die Kunden die Surf-Option für 7.50 Franken pro Monat dazu buchen. Doch die darin enthaltenen 250 Megabyte sind für Vielnutzer viel zu mickrig. Für den Versand von SMS gibt es theoretisch ebenfalls eine Option, doch diese rechnet sich für die meisten Kunden nicht.

Orange nennt ihre Flatrate „Universa Unlimited“. Für 169 Franken – den Preis hat man von Swisscom kopiert – können die Kunden unbeschränkt ins Festnetz und auf Orange-Handys anrufen. Ausserdem sind 3'000 Minuten Gespräche in die Handynetze von Swisscom und Sunrise enthalten. Etwas komplizierter werden die SMS sowie Auslandsgespräche abgerechnet: Es gibt monatlich 500 Punkte und solange diese Punkte reichen, kann man damit entweder SMS versenden (1 SMS gleich 1 Punkt) bzw. in zahlreiche ausländische Netze (1 Minute gleich 1 Punkt) anrufen. Orange setzt klar auf Auslandsgespräche, immerhin können doch einige Gespräche ohne Aufpreis geführt werden.

In der Regel vereinfachen Flatrates einen Vergleich, da man lediglich die Monatsgebühr vergleichen müsste. Doch die Schweizer Anbieter haben ihre Flatrates so unterschiedlich gestaltet, dass es wesentlich komplexer ist. Ich habe natürlich die Angebote analysiert (und comparis.ch hat auch eine Medienmitteilung mit einem Vergleich veröffentlicht).

Grundsätzlich sind Flatrates ein Nischenprodukt. Nur etwa jeder neunte hat eine Telefonrechnung über 140 Franken. Für die grosse Masse der Kunden sind diese Angebote nichts.
Die meisten Kunden fahren mit Sunrise am günstigsten. Erst wer mehr als 2 Stunden pro Monat ins Ausland telefoniert (neben den zahlreichen Stunden Inlandsgesprächen) oder mehr als etwa 650 bis 700 Megabyte Daten überträgt, fährt mit Orange (Ausland) oder mit Orange bzw. Swisscom (Surfen) günstiger.
Wer mehr als 2 Stunden pro Monat ins Ausland telefoniert, bezahlt bei Orange am wenigsten. Dies natürlich nur, wenn man nebenbei auch innerhalb der Schweiz ständig mit dem Handy plaudert. Denn wer bis 10 Stunden im Monat mit dem M-Budget-Prepaid-Tarif sowohl innerhalb der Schweiz wie auch ins Ausland telefoniert, bezahlt weniger als mit Orange. (Aufgrund der relativ hohen Tarife von Lebara und Lycamobile für Anrufe innerhalb der Schweiz habe ich diese Anbieter nicht berücksichtigt und mich auf den Anbieter mit dem günstigsten Einheitstarif für Anrufe in die Schweiz und ins Ausland beschränkt. Je nach Nutzungsverhalten sind Lebara oder Lycamobile natürlich günstiger).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 29. September 2009

Keine Handy-Nummer für IQ-Test

Die Berner Zeitung hat vor kurzem über die Abzockerei bei einem IQ-Test geschrieben (Artikel online verfügbar). Ein Facebook-Freund, der den IQ-Test bereits gemacht hat, ködert zum IQ-Test. Der Kunde macht dann ein IQ-Test mit meist ganz einfachen Fragen und am Schluss wird noch nach der Handy-Nummer gefragt. Nach der Eingabe der Handy-Nummer wird man von mehreren kostenpflichtigen SMS zugespamt und es können Kosten von rund 60 Franken entstehen.

Wenn man die Handy-Nummer angeben muss und es nicht klar ist, weshalb der Anbieter diese Information benötigt, am Besten den gesamten Prozess abbrechen und nicht weiter klicken. Ebenso wenn man ohne erkennbaren Grund (wie z.B. eine Bestellung, die Anforderung von Offerten oder Prospekten) die Adresse angeben muss, um eine Dienstleistung nutzen zu können. In vielen Fällen tappt man in Kostenfallen, wenn man diese angibt.

Es ist noch nicht so bekannt, dass man im Internet die Handy-Nummer eingeben kann und dann kostenpflichtige SMS erhalten kann. Diese Situation ist auch absolut unbefriedigend und die Anbieter müssten die Kunden besser informieren. Ein weiterer Punkt ist, dass sich die Kunden – nach Ansicht der Anbieter – selbst mit dem Dienstleistungsanbieter auseinander setzen müssen.

Ich empfehle, auf jeden Fall penetrant darauf zu beharren, dass mein Mobilfunk-Anbieter den zu Unrecht belasteten Betrag von der Telefonrechnung abzieht und den Betrag nicht an den Dienstleistungsanbieter weiterleitet. Denn es wäre dann am Dienstleistungsanbieter, von mir den Betrag zurückzufordern. Doch leider denken die Schweizer Mobilfunk-Anbieter noch nicht so kundenfreundlich. Und die Kunden machen bei ihrem Anbieter noch zu wenig Druck.

Die Mobilfunk-Anbieter zeigen sich in der Regel kompromissbereit und reduzieren den Rechnungsbetrag, wenn man denn nur genügend nervt und genügend Druck macht.

Viele wissen auch nicht, dass sie diese Nachrichten aktiv abbestellen müssen. Die Hotline der Mobilfunk-Anbieter sind gerne behilflich. Falls die Nachrichten nicht abbestellt werden und weiterhin in der SMS-Inbox des Handys landen, fallen Kosten an. Dies selbst dann, wenn der Kunde das SMS gar nicht liest.

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich bekanntlich kein Jurist bin und deshalb auch keine Rechtsauskünfte erteilen kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Option nur auf Bestellung

Am 2. September 2009 habe ich mich über die Kritik an der Praxis von Sunrise geäussert, den Kunden gleich die Surf-Option aufzuschalten. Konkret hat 20 Minuten damals in einem Artikel kritisiert, dass Sunrise die Surf-Option aufgeschaltet hat, ohne die Kunden zu fragen. Dies wurde als wenig kundenfreundlich bewertet, da sich die Kunden abmelden müssen, wenn Sie die Option nicht haben wollen.

Ich finde die Idee grundsätzlich sinnvoll, wenn die Anbieter den Kunden eine Option aufschalten, wenn denn der Kunde auch wirklich sparen kann. Doch wie ich bereits in meinem Blog vor gut einem Monat festgehalten habe, muss dies den Kunden gegenüber auch richtig kommuniziert werden. Dies ist meiner Meinung nach zumindest bei Sunrise nicht passiert. Und wichtig ist, dass der Kunde auch realisiert, dass er von der Option profitieren kann. Dies war anscheinend nicht der Fall, weil auch Kunden, die nur ein paar wenige Franken versurft haben, auf die Option migriert worden sind. Klar ist ein Kunde, der bisher 3 Franken bezahlt hat, nicht zufrieden, wenn er nun 7.50 Franken im Monat bezahlen soll. Wenn jedoch ein Kunde bisher 60 Franken bezahlt hat, hat er sicher nichts dagegen wenn er nun nur noch 7.50 Franken bezahlen muss.

Die neue Regelung ist daher ein Rückschritt und wesentlich kundenunfreundlicher als die bisherige Regelung. Auch wenn diese paradoxerweise auf Druck der Konsumentenschützer zustande gekommen ist. Sunrise schreibt denn auch: „Sunrise unterstreicht damit, dass ihr der Konsumentenschutz ein zentrales Anliegen ist. „ Es dürfte ziemlich einmalig sein, dass die Konsumentenschützer dagegen sind, dass die Kunden weniger bezahlen müssen.

Sunrise freut sich hingegen sich über die zusätzliche Einnahmen von Kunden, die auch in Zukunft mehr bezahlen als sie eigentlich müssten. Schade ist auch, dass sich Anbieter in Zukunft so kundenfreundliche Aktionen wohl zweimal überlegen werden und dann nicht realisieren.

Ich würde es gut finden, wenn sich Sunrise trotzdem eine weitere besser geplante Aktion plant. Wenn es Sunrise wirklich ein Anliegen ist, dass die Kunden nicht zu viel für den mobilen Internet-Zugang bezahlen, könnte Sunrise den Differenzbetrag zwischen 7.50 Franken pro Monat und dem vom Kunden für den Internet-Zugang bezahlten Betrag in Abzug bringen. Der Kunde würde dann auch nur maximal 7.50 Franken bezahlen. Wichtig ist, dass das ganze sehr transparent geschieht und offen kommuniziert wird. Der Anbieter könnte ja schreiben, dass nur 7.50 Franken verrechnet worden sind statt 64.50 Franken und dem Kunden auch gleich anbieten, auf Wunsch den höheren Betrag zu bezahlen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 28. September 2009

Wird Cablecom-Kundendienst endlich besser?

Seit fast 5 Monaten hat die Cablecom einen neuen Chef. Dies ist eine grosse Herausforderung, da der grösste Schweizer Kabelnetz-Betreiber bisher kaum an die Kunden gedacht hat. Der Kundendienst funktionierte sehr schlecht und die Produkte sind nicht viel besser gewesen. Ich war am Anfang skeptisch, als ein Amerikaner Chef der Cablecom geworden ist. Die grösste Herausforderung ist, den Laden auf Vordermann zu bringen und die Kundenprozesse zu verbessern.

Ein positiver – und für viele überraschender Aspekt – ist, dass der neue Cablecom-Geschäftsführer viel mehr mit Kunden, mit Kundendienstmitarbeitern und auch Journalisten spricht und sich um die Anliegen der Kunden kümmert. Ich kann noch nicht beurteilen, ob dies ein Ratschlag eines PR-Beraters gewesen ist, oder ob es die Cablecom mit der Fokussierung auf die Kunden ernst meint. Ich bin jedoch so zuversichtlich wie noch nie in den letzten Jahren, dass die Offensive diesmal ernst gemeint ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch einige Aussagen, die Eric Tveter gegenüber dem Tages-Anzeiger (online verfügbar) in einem Interview gemacht hat, kommentieren. Das Interview ist bereits am 2. September 2009 erschienen, ich komme leider erst jetzt zum Kommentieren.

Gleich zu Beginn benutzt Eric Tveter sehr deutliche Worte und sagt, dass Cablecom in Zukunft die Versprechen halten sollen, vor allem auch im Kundendienst. Das Unternehmen will sowohl preislich wie technisch bessere Angebote machen als die Konkurrenz. Um die Probleme zu verbessern, werden das Topmanagement und weitere 200 Kadermitarbeiter sich regelmässig mit Kunden treffen und über die Probleme der Kunden mit Cablecom sprechen. Die Geschäftsleitung trifft sich neuerdings auch mit Kundendienstmitarbeitern, um die Probleme direkt an der Front zu erfahren.

Im Callcenter hat sich auch einiges geändert: Früher war wichtig, dass ein Mitarbeiter möglichst viele Anrufe pro Tag beantwortet hat. Wichtiger ist, dass die Mitarbeiter das Problem bereits im ersten Anlauf lösen. Auch die Tafel mit der Anzeige, wie viele Kunden in der Warteschlange warten, ist verschwunden. Eric Tveter sagt, dass es Aufgabe des Managements ist, dafür zu sorgen, dass es genügend Mitarbeiter im Callcenter hat.

Gemäss Eric Tveter ist der Kundendienst und die Servicequalität bereits besser geworden. Doch er sagt auch, dass es immer Dinge geben wird, die schieflaufen werden. Wichtig sei, wie Cablecom darauf reagiere. Zum Schluss kündigte er noch an, dass die Cablecom neue Bündelangebote lancieren wird.

Ich bin mit vielen Aussagen von Eric Tveter einverstanden. Ich fand das Interview sehr spannend und hoffe nicht, dass es sich nur um PR-Bla-Bal handelt, sondern wirklich ernst gemeint ist. Eine starke Konkurrenz zu Swisscom würde der Schweiz mehr als gut tun. Dies würde aber auch heissen, dass die Cablecom attraktiver werden muss. Der Preis für viele Dienstleistungen ist heute im Vergleich zu den Mitbewerbern viel zu hoch. Die Kunden erwarten, dass der Service einfach funktioniert.

Beeindruckt hat mich diese Aussagen, der ich voll zustimmen kann.
Wenn Probleme auf meinem Tisch landen, werden sie danach umgehend gelöst. Und das regt mich am meisten auf, dass etwas erst bei mir landen muss, bevor es erledigt wird. Das ist das Kernproblem: Alles, was bei mir landet, müsste eigentlich schon lange gelöst sein. Daran arbeiten wir jedoch.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Schweizer Handy-Abos weiterhin zu teuer

Die Schweizerische Depeschenagentur hat über eine Studie der finnischen Behörde Ficora berichtet (abrufbar unter anderem auf Tagi-Online). Untersucht wurden die Abo-Tarife der jeweils drei grössten Anbieter in 19 Ländern Europas. Die Studie ist übrigens als PDF in englischer Sprache abrufbar.

Wenig erstaunlich ist, dass die Schweizer Anbieter sehr hohe Tarife verrechnen. Der Wenignutzer mit 150 Gesprächsminuten und 25 SMS pro Monat bezahlt in der Schweiz fast 39 Euro (etwa 60 Franken), so viel wie in keinem anderen untersuchten Land. In Island hingegen gibt es die gleiche Dienstleistung für weniger als 11 Euro (etwa 17 Franken). Obwohl es sich dabei um das Profil mit der kleinsten Nutzung handelt, handelt es sich um ein eher durchschnittliches Gesprächsverhalten. Viele Schweizer Kunden dürften sogar bedeutend weniger telefonieren.

Im Profil II telefoniert der Musterkunde während 300 Minuten und versendet 100 SMS. Der Schweizer bezahlt fast 70 Euro (über 100 Franken), der Engländer hingegen nur 17 Euro (etwa 26 Euro). Der Vieltelefonierer (Profil III) telefoniert während 1000 Minuten, verschickt 200 SMS und überträgt 50 Megabyte pro Monat: In der Schweiz kostet ihm dies etwa 133 Euro (etwa 200 Franken), in Luxemburg weniger als 35 Euro.

Wenn man sich die Berechnungsgrundlagen ansieht, fällt auf, dass die Grundlagen sogar äusserst Swisscom-freundlich sind. Im Profil I und II dauert ein Anruf im Schnitt 3 Minuten, im Profil III sogar 10 Minuten. Ausserdem sind bei Swisscom sehr viele On-net-Anrufe berücksichtigt – zumindest verstehe ich so die Erklärung (60% ist der Marktanteil von Swisscom, +15% zusätzlich und 25 % ins Festnetz = 81.25% On-net). Die Folge ist, dass der Minutenpreis damit beim Profil III auf 3 Rappen pro Minute sinkt – ein Minutenpreis, der kaum ein Kunde effektiv bezahlen dürfte. Und selbst durch diese für Swisscom äusserst vorteilhafte Berechnungsgrundlagen schneidet die Schweiz so schlecht ab und ist jeweils rund viermal so teuer wie das günstigste Land der 19 untersuchten europäischen Länder.

Leider sind die Tarife in der Schweiz immer noch so extrem hoch. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Kunden den Anbieter zu wenig unter Druck setzen und damit einen wirksamen Wettbewerb verhindern. Die Anbieter profitieren sehr gerne von dieser Ausgangslage und haben nichts dagegen, dass die Kunden freiwillig mehr als notwendig bezahlen

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 15. September 2009

SMS Online-Banking geknackt

Online-Banking ist praktisch, kann aber auch gefährlich sein. Insbesondere wenn der Kunde nicht aufpasst und ausgetrickst wird, so dass Gauner die Zugangsdaten für das Online-Banking erhalten und damit Geld auf andere Konten überweisen können. Einige Schweizer Banken haben deshalb eine zusätzliche Sicherheitsstufe eingeführt und die Kunden erhalten ein Passwort via SMS oder erhalten die Zahlungsdaten per SMS, die sie bestätigen müssen. Der Tages-Anzeiger berichtete nun vor einigen Tagen, dass in Südafrika nun dieses zusätzliche Sicherheitssystem erstmals geknackt worden ist (Artikel ist online verfügbar).

Das Überwinden des Sicherheitssystem in Südafrika war nur möglich, weil ein Mitarbeiter des Mobilfunk-Anbieters Vodacom die SMS-Codes fürs E-Bankung abgefangen hat. Die Hacker erbeuteten Benutzernamen und Passwort anderweitig und konnten sich so auf Bankkonten zugreifen. Soweit die Information des Tages-Anzeigers.

Grundsätzlich ist es mit genügend Aufwand immer möglich, jedes System auszutricksen. Wenn eine Bank Zugangsdaten (z.B. die altmodische Streichlisten-Codes, die es nun auch per SMS gibt) per SMS schickt, so werden die Zugangsdaten auf einem System der Bank gespeichert, an ein SMS-Gateway übergeben (dort wieder gespeichert), von dort weiter ins Mobilfunk-Netz übergeben (und wieder gespeichert). Das Mobilfunk-Netz liefert das SMS dann an den entsprechenden Kunden aus. Rein theoretisch - und mit entsprechenden Aufwand - wäre es möglich, die SMS mitzulesen. Das Ganze dürfte jedoch nicht einfach werden, weil nur wenige Mitarbeiter überhaupt Zugriff auf so sensible Systeme haben dürften. Ich halte das Abfangen von SMS-Nachrichten jedoch für äusserst unwahrscheinlich, doch ein kleines Restrisiko bleibt. Der Tages-Anzeiger schreibt in seinem Artikel zwar, dass die SIM-Karten kopiert werden müsste, doch ich glaube nicht, dass dies notwendig ist, um SMS lesen zu können.

Ich gehe davon aus, dass die Kombination zwischen Internet und Mobilfunk sicher ist. Eine Schwachstelle ist, dass das SMS unverschlüsselt übertragen wird und damit - rein theoretisch - von Drittpersonen gelesen werden kann. Doch diese müssten zusätzlich auch noch an die anderen Zugangsdaten kommen.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch