Diese Woche berichteten die Zeitungen ausführlich über das geplante Glasfasernetz des
Stadtzürcher Elektrizitätswerk
ewz. Ungewohnt heftige Kritik am Geschäftsmodell des
ewz.
Das Ganze begann am Montag mit einem
Interview des
Tages-Anzeigers mit dem Chef der
Schweizerischen Kommunikationskommission Comcom Marc Furrer (
Interview online verfügbar). In diesem Interview sagte
FurrerNatürlich wäre es für das Stadtzürcher Elektrizitätswerk (EWZ) wunderbar, ein Monopolnetz zu haben. Aber das ist genau das, was wir verhindern wollen.
Wir wollen nicht, dass jemand mit Knebelverträgen ein Monopol zementiert. (auf die Frage: Das EWZ finanziert den Hauseigentümern die Verkabelung bis in die Wohnungen – was eigentlich unüblich ist – und sichert sich im Gegenzug für Jahrzehnte die Nutzungsrechte.)
Der Tages-
Anzeiger fasste das Interview kurz unter dem Titel "Glasfaserkrieg: Verträge des
EWZ gesetzeswidrig?" an prominenter Stelle
gross auf der erste Seite zusammen. Das
ewz reagierte noch am Montag mit einer
Medienmitteilung und konterte. Das
ewz ist sich nicht bewusst, wodurch die mit den Hauseigentümern abgeschlossenen Verträge
gesetzeswidrig sein sollen. Das
ewz verteidigt nochmals sein Modell eines
diskriminierungsfreien Zugangs für alle Anbieter.
Am Dienstag berichtete der Tages-
Anzeiger dann über die
Glasfaserstreit in verschiedenen Schweizer Städten. In einem Kasten zu diesem Artikel thematisierte der Tages-
Anzeiger die umstrittenen Verträge zwischen dem
ewz und den Hauseigentümern. Peter
Messmann, Leiter des Telekom-Bereiches des
ewz, kritisierte, dass er so
happige Vorwürfe vom Telekom-
Regulator aus der Zeitung erfahren müsse. Das
ewz verkabelt die Häuser kostenlos. Im Gegenzug kann das
ewz das Glasfaserkabel während 20 Jahren exklusiv nutzen. In den Verträgen gibt es auch eine Ausstiegsklausel: Die Hauseigentümer können auch vor Ablauf der 20 Jahre aussteigen, müssen jedoch bis zu 25'000 Franken pro Anschluss bezahlen. 3
Zürcher Immobilienorganisationen empfehlen ihren Mitgliedern, vorerst keine Verträge mehr
abzuschliessen.
Am Mittwoch veröffentliche
schliesslich die
Neue Zürcher Zeitung NZZ ein
Interview mit dem für das ewz zuständigen Stadtrat Andreas Türler (
Interview online verfügbar). Der Stadtrat findet es befremdend, dass er die
happige Kritik des obersten
Regulators aus der Zeitung erfahren musste. Er spekulierte, dass diese Kritik gerade jetzt
geäussert wurde, kurz vor der Abstimmung über das St.
Galler Glasfasernetz. Der Stadtrat erklärte, dass das 4-Faser-Modell der
Swisscom lediglich als Vorwand diene, damit
Swisscom den Bau ihres eigenen Netzes von den Mitbewerbern subventionieren lassen kann. Das
ewz hat das 120 Millionen Franken-Angebot der
Swisscom abgelehnt. Andreas
Türler erklärt, dass
Swisscom damit das Endkunden-Monopol der
Swisscom günstig ausbauen kann. Das wäre schlecht für den Wettbewerb gewesen.
Da
Swisscom nicht nur ein Netz baut, sondern auch selbst Dienstleistungen anbietet, könne es nie zu echten Wettbewerb kommen. Das Interview ist auf jeden Fall lesenswert.
Die ganze Diskussion um das Glasfaser-Netz ist komplex. Die ideale Lösung gibt es nicht. Doch mich überzeugen die Argumente des
ewz mehr. Denn das
ewz bietet nicht selbst Internet-Dienstleistungen an, die
Swisscom bietet diese Dienstleistungen selber an. Das
ewz-Modell führt automatisch zu Wettbewerb während das
Swisscom-Modell den Wettbewerb eher behindert. Wie sehen das Ganze bei ADSL, wo wir in der Schweiz ein relativ schlechtes Angebot zu massiv
überrissenen Preisen haben. Da die
Swisscom sowohl den Endkundenpreis wie auch den Einkaufspreis der Mitbewerber selbst bestimmen kann, konnte der Wettbewerb bisher nicht spielen. Extrem hohe Preise für niedrige Bandbreiten waren die Folge. Wir sollten alles tun, um eine solche Situation beim Glasfasernetz zu verhindern.
Liebe
GrüsseRalf
BeyelerTelekom-Experte www.comparis.ch