Donnerstag, 30. Dezember 2010

Wünsche zum Jahresende

Das Jahr 2010 ist Geschichte und in Kürze beginnt das 2011. Aus Telekom-Sicht war sicherlich die abgesagte Fusion zwischen Orange und Sunrise der Höhepunkt. Ich bin überzeugt, dass beim Zustandekommen dieser Fusion die Preise gestiegen wären. Ansonsten war nicht viel los: Die Preise blieben auf dem hohen Niveau. Kein Wunder, denn die Anbieter wissen, dass die Kunden nicht wechseln. Deshalb profitiert man als Anbieter davon, den Kunden mehr als notwendig verlangen zu können.

Ich nehme den Jahreswechsel zum Anlass, meine Wünsche an die Telecom-Anbieter zu übermitteln:

  • Endlich weg mit Zwangsboxen: Es ist positiv, dass Cablecom CI+-Karten abgibt. Doch aus Kundensicht gibt es nur eine Lösung: Ein Basis-Angebot mit den Programmen, die die Kabelnetz-Anbieter kostenlos erhalten, soll ohne Verschlüsselung ausgestrahlt werden. So ist sichergestellt, dass die Kunden wirklich eine freie Boxenwahl haben und nicht dubiosen Einschränkungen (z.B. Aufnahmeverbot, automatisches Löschen der Sendung nach ein paar Tagen) unterliegen. Klar haben die Kabelnetz-Betreiber wenig Interesse daran, denn dies würde ihre Einnahmen reduzieren. Die Hoffnung liegt nun beim Nationalrat, nachdem der Ständerat überraschend Nein zu einer weiteren Regulierung gesagt hat.
  • Verzichtet auf Knebelverträge: Im Mobilfunk sind Knebelverträge bei allen Anbietern üblich, bei Internet und Festnetz nur noch bei Sunrise. Cablecom hatte bisher auch Knebelverträge bei Internet, Festnetz und Digital-TV. Doch der grösste Kabelnetz-Betreiber verzichtet ab 2011 auf diese kundenunfreundlichen Verträge. Die Kunden verstehen nicht, dass weshalb sich die Verträge automatisch um jeweils ein ganzes Jahr verlängern. Eine Kündigung eines Telecom-Vertrag sollte jederzeit möglich sein, ohne gleich ein halbes Vermögen für die vorzeitige Vertragsauflösung bezahlen zu müssen.
  • Bietet endlich auch Verträge ohne Zwangshandy an: Viele Kunden haben bereits ein Handy und wollen dieses weiter nutzen. Erstaunlicherweise hat die Swisscom gar kein entsprechendes Angebot und die Kunden müssen zwingend ein neues Handy kaufen, selbst wenn sie eigentlich gar keines benötigen. Sunrise hat zwar entsprechende Angebote, doch nur zu wenig attraktiven und teuren Abos. Und bei Orange gibt es zwar einen kleinen Rabatt, doch der Rabatt beim Kauf eines neuen Handys ist meist deutlich höher.
  • Ein Dauerärger sind die Roamingtarife: Ein paar Tage im Ausland surfen und es flattert eine Rechnung über 20'000 Franken ins Haus. Die genau gleiche Dienstleistung hätte in der Schweiz nur etwa 20 Franken gekostet. Insbesondere für das Surfen im Ausland sind die Tarife extrem hoch. Ob man nun über eine ausländische Mobilfunk-Antenne oder über eine Schweizer Mobilfunk-Antenne ins Internet geht, spielt vom Aufwand her keine Rolle. Die heutigen Preise sind nicht gerechtfertigt. Auch bei den Tarifen für die Gespräche sollten die Preise endlich auf ein vernünftiges Niveau kommen.
  • Gebt Preissenkungen an die Kunden weiter: Da werden die Mobil-Terminierungsgebühren endlich auf ein vernünftiges Niveau gesenkt, aber die Anbieter erhöhen einfach nur ihre Margen. Die Kunden gehen natürlich wieder einmal leer aus. Nur ein minimaler Teil der Preissenkung wurde weitergegeben. Insbesondere die Mobilfunk-Anbieter haben keinen Grund mehr, so viel mehr für Anrufe in ein Fremdnetz zu verrechnen.
  • Die Tarife sollten endlich einfacher und günstiger werden: Doch leider ist in der Praxis das Gegenteil der Fall. Die Tarife sind so kompliziert, dass sie praktisch niemand mehr durchblicken. Ein besonders schreckliches Beispiel sind die neuen Vivo Casa-Angebote von Swisscom. Anrufe ins Festnetz kosten dann plötzlich 8 Rappen pro Minute statt den üblichen 4 Rappen. Und dies nur weil der Angerufene über Cablecom oder Sunrise telefoniert. Die böse Überraschung kommt dann auf der Telefonrechnung. Oder Auslandsgespräche kosten mit diesem Paket plötzlich 25 Rappen pro Minute statt bisher 20 Rappen (um das Ganze noch komplizierter zu machen: Je nach Anruf bezahlt man plötzlich nur noch 12 Rappen pro Minute statt 20 Rappen). Räumt endlich auf und macht endlich einfach verständliche Angebote. Ausserdem sollten die Preise endlich auf ein vernünftiges Niveau fallen.
  • Nimmt die Kunden endlich ernst: Der Kundendienst hat starkes Verbesserungspotential. Mir fällt insbesondere bei Swisscom auf, dass der Kundendienst immer inkompetenter und frecher wird: Bei der Bestellung macht man dem Kunden schon mal den Vorwurf eines „Missbrauchs“, eine banale Änderung der Rechnungsadresse führt zu einem anderen Telefonbuch-Eintrag sowie der Aufschaltung eines nicht bestellten Produkts und eine Kündigung wird schon mal als Bestellung bestätigt. Am meisten Probleme dürfte aber im Moment Sunrise haben. Der Kundendienst ist schnell überfordert und dann passiert einfach nichts mehr – teilweise monatelang.

Dies wären die wichtigsten Wünsche, ich bin jedoch realistisch genug und befürchte, dass wieder ein Jahr lang alles beim alten bleibt.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Preisüberwacher vergleicht Kabel-TV-Anbieter

Bereits seit längerer Zeit wollte ich über die Kabel-TV-Analyse des Preisüberwachers bloggen. Die Anfangs Oktober 2010 veröffentlichte Analyse berücksichtigt Angebote der Schweizer Kabel-TV-Anbieter, die über 80% aller Schweizer Haushalte abdecken. (downloadbar als PDF).

Der Analog-TV-Anschluss kostet je nach Anbieter zwischen 5 und 27 Franken (ohne Steuern und weitere Gebühren). Dies zeigt deutlich, wie stark sich die Preise für eine vergleichbare Dienstleistung unterscheiden. Im Angebot sind durchschnittlich 45 Programme enthalten, im schlechtesten Fall 32, im besten Fall 62. Der Preisüberwacher hat auch ausgerechnet, wie viel ein TV-Programm im Monat kostet. Beim günstigsten Anbieter sind es 10 Rappen, beim teuersten Anbieter hingegen 65 Rappen. Beim mit Abstand grössten Schweizer Kabelnetz-Anbieter Cablecom sind es 55 Rappen.

Im Bericht des Preisüberwachers ist auch eine informative Tabelle mit der Zusammenstellung über das Angebot der untersuchten Kabelnetz-Anbieter enthalten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Cablecom erhöht Geschwindigkeit

Bestehende Cablecom-Kunden, die noch mit bestimmten Produkten im Internet surfen, die nicht mehr verkauft werden, erhalten nun zum (praktisch) gleichen Preis einen schnelleren Internet-Zugang. Wer bisher mit einem Internet-Zugang von 3'000 KBit/s gesurft hat, erhält neu 8'000 KBit/s für monatlich 40 Franken. Statt 5'000 KBit/s gibt es nun 10'000 KBit/s für 45 Franken im Monat. Und wer bisher mit 10'000 KBit/s surft, surft neu mit 20'000 KBit/s durch das Internet. Hier wird der monatliche Preis um einen Franken auf 50 Franken erhöht.

Lange Zeit war es üblich, dass die Geschwindigkeit erhöht wurde und alle Kunden automatisch von der Erhöhung profitieren. Doch vor einiger Zeit hat Cablecom angefangen, Kunden nicht mehr automatisch auf höhere Geschwindigkeiten umzustellen. Die bestehenden Kunden behielten die Geschwindigkeit, konnten auf Wunsch jedoch auf andere Geschwindigkeiten wechseln. Mit den neueren Angeboten mit höheren Geschwindigkeiten hat Cablecom versucht, Neukunden anzusprechen. Ich finde es gut, dass jetzt die Geschwindigkeit auch für bestehende Kunden wieder erhöht wird. Den meisten Kunden dürfte dies zwar egal sein, weil sie eigentlich gar nicht einen so schnellen Internet-Zugang benötigen.

Weniger erfreulich ist, dass die Cablecom immer noch am Haustür-Verkauf festhält. Besonders schlimm ist es, wenn die Verkäufer den Kunden mit falschen Argumenten zum Abschluss eines Vertrages bewegen wollen. Wenn es heisst: Hier unterschreiben oder sie können bereits nächste Woche nicht mehr fernsehen. Analog-TV wird derzeit aber noch nicht abgeschaltet und Digital-TV ist nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll (insbesondere wenn man bestimmte Sender sehen möchte). Der Verkäufer soll offen und genau informieren. Da die Verkäufer aber vor allem für Abschlüsse bezahlt werden, haben diese ein Interesse an möglichst viel Verkäufen. Dies führt dann zu fragwürdigen Methoden. Es erstaunt mich persönlich, dass die Cablecom an dieser Verkaufsform festhält. Immerhin führt diese immer wieder für Ärger.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Montag, 13. Dezember 2010

Nur 60 Glasfaser-Kunden!

Orange stellt ihr Glasfaser-Angebot „Orange Home“ auf dem Stadtzürcher Glasfaser-Netz des ewz ein. Wie Orange-Sprecherin Therese Wenger gegenüber der Nachrichtenagentur sda (siehe sda-Meldung auf Tages-Anzeiger Online) sagte, sei mit einer weiten Verbreitung von Glasfaseranschlüssen in Haushalten und Unternehmen vor 2013 bis 2015 nicht zu rechnen.

Das Interessante aus meiner Sicht ist, dass Orange nur 60 Kunden für ihr Glasfaser-Angebot gewinnen konnte. Zwar ist ein Glasfaseranschluss erst bei relativ wenigen Haushalten überhaupt verfügbar, doch dass Orange nur so wenige Kunden gewonnen hat, erstaunt trotzdem. Da Orange von den Kunden einzig als Mobilfunk-Anbieter wahrgenommen wird, ist es allerdings auch nicht erstaunlich.

Wie die sda schreibt, ist die GGA Maur der erfolgreichste Anbieter auf dem Stadtzürcher Glasfasernetz, allerdings ohne Angabe der Kundenzahl.

Es zeigt jedoch auch, dass die Kunden eigentlich noch gar keine Glasfaseranschlüsse benötigen. Die Kunden lassen sich noch nicht von den Vorteilen eines Glasfaseranschlusses überzeugen. Die meisten Kunden wollen wohl auch bei Swisscom bleiben und so lange es halt noch kein Glasfaserangebot von Swisscom gibt (in den Haushalten, in denen ein ewz-Glasfaser liegt, ist das Swisscom-Angebot noch nicht verfügbar) wird man eben nicht auf das Glasfasernetz wechseln.

Wer bei Cablecom ist, bleibt noch bei Cablecom (und solange alles funktioniert, gibt es auch keinen Grund zum Wechseln. Erst wenn die Dienstleistung längere Zeit nicht mehr funktioniert oder es administrative Probleme gibt, dürften sich viele Kunden einen Wechsel überlegen). Wer beim dritten grossen Anbieter Sunrise ist, bezahlt wesentlich weniger als bei Swisscom oder Cablecom und wird sich ein Wechsel auf ein teureres Glasfaserangebot gut überlegen.

Die Glasfaser-Angebote auf dem ewz-Netz sind übrigens etwa gleich teuer wie die meisten heutigen Privatkunden-Angebote (auf dem Kupfer- und Koaxnetz) von Swisscom und Cablecom.

Doch obwohl die Kunden derzeit noch wenig Interesse an der neuen Technologie haben, ist es wichtig, dass man weiterhin investiert und weitere Glasfaser verlegt. Denn bereits in wenigen Jahren wird die Bandbreite nicht mehr ausreichen. Vor zehn Jahren war ADSL und Kabelinternet noch ein Fremdwort und ausser einigen Freaks konnte mit diesem Begriff niemand was anfangen. Man wählte sich stattdessen mit 40 bis 64 KBit/s ins Internet ein. Das häufigste Geschwindigkeit, mit der man sich heute ins Internet einwählt, beträgt 5'000 Kbit/s. Das ist rund 100mal mehr als vor zehn Jahren. Vor zehn Jahren hat man nicht glauben können, dass man nun 100mal schneller surft. Ob wir in 10 Jahren auch wieder 100mal schneller surfen, kann ich nicht einschätzen. Es ist jedoch sehr sicher, dass viele Kunden einen wesentlich schnelleren Internet-Anschluss wollen. Deshalb müssen wir jetzt in Glasfaserleitungen investieren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 12. Dezember 2010

Interview mit Mobilezone-Chef Martin Lehmann

In der Sonntags-Zeitung vor einer Woche ist ein Interview mit Mobilezone-Chef Martin Lehmann erschienen.

Gemäss den Äusserungen von Martin Lehmann ist die Verfügbarkeit beim Nokia N8, iPhone 16 GB und beim Samsung Galaxy „äusserst prekär“. Ich persönlich habe jetzt seit einigen Wochen gelesen, dass die Verfügbarkeit beim Samsung Galaxy prekär ist. Ich selbst habe mir jedoch vor etwa einen Monat das Galaxy gekauft und habe es ohne Wartezeiten erhalten. Dasselbe bei einem Kollegen. Doch vom iPhone höre ich von Swisscom-Kunden, die wochenlang auf ihr iPhone warten.

Die meistverkauftesten Smartphons sind das iPhone 4, das Samsung Galaxy S, das Nokia N8, das Sony Ericsson X10 und das HTC Desire.

Martin Lehmann geht davon aus, dass im Jahr 2010 in der Schweiz mehr als 700'000 iPhones verkauft werden. Ich persönlich finde diese Zahl sehr hoch. Ich sehe zwar, dass sehr viele Leute mit einem iPhone herumlaufen, bezweifle aber, dass dies bereits so viele sind (zumal bereits vor 2008 und 2009 insgesamt wohl über eine halbe Million iPhones verkauft worden sind).

Mobilezone verkauft auch Angebote von vielen virtuellen Anbietern. Am Besten von den Angeboten, die nicht unter der Marke von Swisscom, Orange und Sunrise verkauft werden, läuft M-Budget Mobile, Coop (Mobilezone verkauft diese nicht), Yallo und Lebara. Gemäss Aussage von Martin Lehmann ist Red Bull Mobile „gar nicht verkäuflich“. Auch 20 Minuten Mobile ist „noch kein Schlager“. Von 20 Minuten Mobile hat Mobilezone einige hundert Abos abgesetzt, was im Vergleich zu Red Bull sehr gut sei.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Im Ausland günstig surfen

Das Surfen mit dem Handy im Ausland ist unverschämt teuer. Wer als Kunde mit einer Schweizer SIM-Karte im Ausland surft, bezahlt pro Megabyte zwischen 8 und 15 Franken. Und selbst wer sich vorher optimal informiert und eine Option dazu bucht, bezahlt im besten Fall um die 70 Rappen pro Megabyte (und dies auch nur, wenn man zufälligerweise die „richtige“ Datenmenge überträgt, in der Realität dürfte sich der Megabyte-Preise eher zwischen 1 und 2 Franken pro Megabyte betragen).

Zum Vergleich: In der Schweiz erhält man 100 Megabyte für rund 10 Franken im Monat, die selben 100 Megabyte kosten im Ausland in der Regel zwischen 200 und 1500 Franken. Das sind 20 bis 150mal mehr. Eine interessante Möglichkeit ist, im Ausland jeweils eine lokale Prepaid-SIM-Karte zu kaufen und dann zu günstigen „Inland-Tarifen“ zu surfen.

In der aktuellen Ausgabe (ab Seite 172) der Computerzeitschrift ct hat es eine Übersicht mit interessanten Prepaid-Angeboten für das Surfen.

Kurz zusammengefasst die wichtigsten von ct erwähnten Angebote:
  • Ägypten: Zu der „El Karte“-Prepaid-Karte von Vodafone gibt es ein Datenpaket mit 25 Megabyte: Gesamtkosten rund 10 Franken. Auch erhältlich ist ein Paket mit 2 Gigabyte, die Gesamtkosten inkl. Prepaid-Karte betragen dann etwas über 20 Franken.
  • Frankreich: Von Orange gibt es die „Internet Max“-Option für 12 Euro. Für diese 12 Euro (etwa 16 Franken) kann man 500 Megabyte Daten innerhalb eines Monats übertragen.
  • Grossbritannien: Zum O2-Angebot Pay & Go gibt es ein Paket mit 500 Megabyte für etwa 15 Franken.
  • Italien: Bei Telecom Italia Mobile TIM ist das „Maxxi Internet“-Paket erhältlich. Für 10 Euro (13 Franken) im Monat kann man jeden Tag maximal 50 Megabyte Daten übertragen. Interessant auch die Wochen-Flatrate von Wind: Für nur 3 Euro kann man während einer Woche bis zu 250 Megabyte Daten übertragen.
  • Österreich: Sehr attraktiv ist das Starter-Set Mobiles Internet von Yess. Die SIM-Karte kostet 10 Euro (13 Franken) und enthalten ist ein Datenvolumen von 1 Gigabyte, die man innerhalb von einem Jahr verbrauchen kann.
  • Spanien: Mit dem Tarif Prepago Datos von Carrefour Movil kann man für 1 Euro pro Tag surfen (bis zu 100 Megabyte).

Diese Informationen zeigen klar: Es rechnet sich, bei der Ankunft im Ferienland ein paar Franken für eine SIM-Karte herauszugeben. Die Kosten sind massiv viel günstiger als wenn man Roaming nutzen würde. Aufpassen müssen jedoch Besitzer von iPhones: Die meisten in der Schweiz verkauften iPhones enthalten einen SIM-Look und funktionieren daher nicht mit einer ausländischen SIM-Karte. Die anderen Smartphones haben praktisch nie einen SIM-Look und funktionieren daher auch mit einer ausländischen Prepaid-Karte.

Was denken Sie dazu? Kaufen Sie ausländische Prepaid-Karten, wenn Sie im Ausland sind? Schreiben Sie Ihre Meinung in den Kommentaren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 28. November 2010

Neue Frequenzen, aber kein Wettbewerb

Am Freitag hat die Eidgenössische Kommunikationskommissision ComCom über die Neuvergabe aller Mobilfunklizenzen informiert (siehe auch die Dokumentation auf der Website der ComCom bzw. des BAKOM). Die Behörden versteigern in einer Auktion die Lizenzen, die dann bis ins Jahre 2028 gültig sein werden. Mittels Einschränkungen soll verhindert werden, dass ein Anbieter zu viele Frequenzen erwirbt und damit den Wettbewerb behindern wird.

Es ist sicher, dass Swisscom Konzessionen für Mobilfunkfrequenzen ersteigern wird. Bei Sunrise und Orange kann ebenfalls angenommen werden, dass sich diese um diese bemühen werden. Denn wenn diese Anbieter die Konzession nicht ersteigern, müssten diese ihre bestehenden Netze bis Ende 2013 (GSM) bzw. Ende 2016 (UMTS) einstellen. Es dürfte jedoch fraglich sein, wie viel Geld die Besitzer von Sunrise und Orange in den Erwerb der Lizenzen investieren wollen. Denn die Schweiz ist ein sehr schwieriges Pflaster für alternative Anbieter.

Es gibt genügend Frequenzen auch für neue Anbieter. Es ist jedoch fraglich, wer Interesse an den Mobilfunkfrequenzen haben wird. Jeder Investor wird es sich zweimal überlegen, ob er in einem weitgehend gesättigten Markt investieren will, in dem ¾ der Kunden noch nie den Mobilfunk-Anbieter gewechselt haben und in dem der Ex-Monopolist trotz extrem hoher Preise einen Marktanteil von etwa 65% hält. Kurz: Man muss Milliarden investieren und dann hoffen, dass man dann ein paar Kunden gewinnen kann, um die Investitionen zu amortisieren. Bisher dürfte France Telecom mit der Entwicklung ihrer Schweizer Tochter Orange nicht zufrieden sein. Und auch TDC ist mit Sunrise nicht wirklich glücklich geworden und hat Sunrise schliesslich an CVC verkauft (Wobei ich ja überrascht bin, dass jemand Sunrise gekauft hat. Ich sehe nicht wirklich starkes Wachstumspotential).

Am ehesten sehe ich, dass Orange und Sunrise ihre Handy-Netze in eine gemeinsame Netzgesellschaft zusammenlegen und gemeinsam Lizenzen zur Nutzung der Mobilfunkfrequenzen ersteigern. Operativ könnten Orange und Sunrise unabhängig bleiben, nur ein gemeinsames Netz betreiben.

Ich denke nicht, dass ein neuer Anbieter in den Markt einsteigen wird, der ein komplett neues schweizweites Netz aufbaut. Ein neuer Anbieter, der unbedingt in der Schweiz aktiv werden möchte, würde eher einen bestehenden Anbieter übernehmen oder das Netz eines bestehenden Anbieters nutzen (nationales Roaming).

Am ehesten sehe ich Chancen für Nischen-Anbieter, die über Mobilfunktechnologie an eher abgelegenen Orten schnelles Internet anbietet. Doch bisher waren WLL und WiMax in der Schweiz ein Flop. Diese Technologien waren dafür gedacht, über Mobilfunkfrequenzen schnelles Internet anzubieten. Auch „In & Phone“, die über eine GSM-Konzession verfügt, nimmt man am Markt nicht wahr. Und „Tele2“, die eine eigene GSM-Konzession erhalten hat, kam nicht vom Fleck und wurde schliesslich von Sunrise geschluckt.

Aus diesen Gründen glaube ich nicht daran, dass neue Anbieter den Schweizer Telekom-Markt aufmischen werden. Ich glaube daher nicht daran, dass die „Karten im Mobilfunkmarkt neu gemischt werden„ (Titel in der NZZ). Ich befürchte, dass die Situation die gleiche bleibt und die bestehenden drei Anbieter den Kunden weiterhin massiv überhöhte Preise verrechnen können.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Endlich: Günstig mit Prepaid surfen

Zu Mobilfunk-Abos gibt es bereits seit einigen Jahren attraktive Optionen, mit denen man günstig im Internet surfen kann. Vor 2 ½ Jahren hat Swisscom Handy-Abos lanciert, bei denen Inklusiv-Surf-Volumen inklusive sind. Inzwischen gibt es von allen Anbietern ähnliche Handy-Surf-Abos. Doch für Prepaid-Kunden gab es lange Zeit keine attraktive Angebote. Schweizer Pionier ist Coop Mobile, wo seit August 2009 eine Surf-Option mit monatlich 100 Megabyte für 9.90 Franken erhältlich ist.

Doch in den vergangenen Wochen hat sich einiges getan: Der Nischenanbieter Lebara bringt die derzeit attraktivste Daten-Option auf den Markt. Und auch die Prepaid-Kunden von Swisscom und Orange können endlich zu bezahlbaren Konditionen im Internet surfen.

Doch zuerst zum „Lebara Surf“-Angebot: Ein Paket mit 120 Megabyte im Monat kostet nur 4.90 Franken. Es ist die Surf-Option mit dem günstigsten monatlichen Abo-Preis auf dem Schweizer Markt, die mit 120 Megabyte für die meisten Kunden auch genügend gross ist. (Wobei hier wieder mal der obligate Warnhinweis: Video und Musik führen zu einer grossen Datenmenge, daher sollte man Videos und Musik nur über das heimische WLAN übertragen, nicht jedoch über das Mobilfunknetz). Leider ist das Telefonieren mit Lebara zu Schweizer Anschlüssen relativ teuer und damit eignet sich das Angebot nur für Kunden, die selten oder nie auf Schweizer Anschlüsse anrufen.

Eine echte Überraschung ist jedoch, dass neu nun endlich auch Prepaid-Kunden von Swisscom Datenpakete dazu buchen können. Das für die meiste Kunden interessante Paket „NATEL easy Datenpaket 100 MB“ kostet 10 Franken im Monat und beinhaltet ein Datenvolumen von 100 Megabyte. Bei Orange heisst die Option „Mobile Internet Plus“, kostet ebenfalls 10 Franken im Monat und bietet ebenfalls 100 MB. Etwas speziell ist bei Swisscom, dass man die Option jeweils jeden Monat neu bestellen muss. Und auch wenn die 100 MB vorzeitig aufgebraucht sind, kann man wieder ein neues Paket kaufen.

Hier eine Übersicht über Surf-Optionen für Prepaid-Kunden:
  • Am attraktivsten ist wie erwähnt „Lebara Surf“ (120 MB für 4.90 Franken/Monat)
  • Eine grosse Datenmenge bietet Sunrise Surf (250 MB für 7.50 Franken/Monat)
  • Coop Mobile (100 MB für 9.90 Franken/Monat)
  • Swisscom „NATEL easy Datenpaket 100 MB“ und Orange „Mobile Internet Plus“ (100 MB für 10 Franken/Monat)

Man sollte jedoch nicht nur auf den Preis für das mobile Internet achten, sondern auch die Preise für Anrufe und SMS berücksichtigen. Die meisten Kunden dürften damit mit Coop Mobile am günstigsten fahren. Wer eher nur an wenigen Tagen pro Monat in das Festnetz und auf Surnise-Handys telefoniert, sollte sich das Angebot von Sunrise etwas genauer ansehen.

Noch keine attraktiven Surf-Angebote bieten übrigens M-Budget Mobile von Migros, Yallo und Lycamobile.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 14. November 2010

Vergleich der Glasfaser-Angebote

Auf dem Stadtzürcher Glasfaser-Netz des ewz gibt es bereits einige Anbieter, die Angebote für Privatkunden anbieten. Von 5 Anbietern gibt es ein Triple-Play-Angebot mit Telefonie, Internet und einem TV-Angebot. Im nachfolgenden Vergleich sind Angebote mit einer Internet-Geschwindigkeit von mindestens 20 MBit/s (Downstream) sowie einem TV-Angebot mit HD-Sendern und TV-Aufnahmemöglichkeit berücksichtigt (aufgeführt ist jeweils das günstigste Angebot, welches die vorhin genannten Kriterien erfüllen, es gibt teilweise weitere Angebote):

Am günstigsten ist „Leunet 3 in 1 Fiber“ für 96.40 Franken im Monat. Die Internet-Geschwindigkeit beträgt „20/2“. Man kann maximal 20 Stunden TV-Programme aufzeichnen und in diesem Paket gibt es keine Telefon-Flatrate.

Orange verlangt 98 Franken im Monat. Der Internet-Zugang bietet eine Geschwindigkeit von „30/1“, auch bei diesem Angebot ist keine Telefon-Flatrate im Preis enthalten. Mobilfunk-Kunden von Orange erhalten einen günstigeren Preis und bezahlen 88 Franken im Monat. [UPDATE: Das Angebot von Orange wurde eingestellt, da man bisher nur 60 Kunden gewinnen konnte.]

Ähnlich teuer ist „MyGate G-Triple Basic“ mit 99 Franken im Monat. Das Internet bietet eine Geschindigkeit von „25/5“. Auch hier ist keine Telefonflatrate inklusive.

GGA Maur bietet „Triplex“ für monatlich 109 Franken an. Bei diesem Angebot ist eine Flatrate für Anrufe ins Schweizer Festnetz enthalten. Die Internet-Geschwindigkeit beträgt „25/5“.

Überraschend teuer ist das Angebot von Sunrise: 109 Franken verlangt Sunrise für das „Home Combi“-Angebot. Die Internet-Geschwindigkeit beträgt „30/2“ und es ist keine Telefon-Flatrate inklusive.

Noch nicht auf dem ewz-Netz sind die Angebote von Swisscom verfügbar. Swisscom und ewz wollen das Stadtzürcher Glasfaser-Netz gemeinsam bauen, so dass es eine Frage der Zeit ist, bis das Swisscom-Angebot dort verfügbar ist. „Casa Trio“ ist auch auf dem Glasfaser-Netz zum genau gleichen Preis (113.25 Franken pro Monat) wie auf dem Kupfernetz verfügbar. Die Internet-Geschwindigkeit beträgt „20/1“ und eine Flatrate für Anrufe ins Festnetz ist ebenfalls enthalten. Wer sich für Swisscom entscheiden möchte und die Möglichkeit hat, sich ans Glasfaser-Netz anzuschliessen, sollte sich für das Glasfaser-Angebot entscheiden. Denn beim Kupfernetz-Angebot hat man in vielen Fällen nicht die volle Internet-Geschwindigkeit und beim fernsehen wird das Internet langsamer. Diese Nachteile gibt es beim Glasfaser-Angebot nicht.[UPDATE: Casa Trio gibt es für Neukunden nicht mehr. Stattdessen wurde das "Vivo Casa" eingeführt, dass meiner Meinung nach wesentlich schlechter ist als Casa Trio. Sehr störrend ist, dass in der Festnetz-Flatrate nur noch Anrufe ins Swisscom-Netz inklusive sind. Die Grundgebühr beträgt ausserdem 125 Franken für ein vergleichbares Paket. Ich habe auf comparis.ch eine Einschätzung veröffentlicht.]

An dieser Stelle möchte ich noch auf das Glasfaser-Angebot von „Quickline“ im Stadtberner Glasfaser-Netz der ewb eingehen. Für 102.05 Franken im Monat gibt es „Quickline Fiber All-in-One 30/10“. Enthalten ist ein Internet-Zugang mit „30/10“. Interessant ist vor allem die vergleichsweise schnelle Upstream-Geschwindigkeit von 10 Mbit/s, das Übertragen von Daten ins Internet geht also schneller. Enthalten ist auch eine Festnetz-Flatrate für Anrufe ins Schweizer Festnetz.

Von Cablecom gibt es ein Triple-Play-Angebot, das mit den Glasfaser-Angeboten mithalten kann, jedoch auf den in den vergangenen Jahrzehnten gebauten „Koax“-Kabelnetz basiert (obwohl die Bezeichnung „Fiber Power“ suggeriert, dass es sich um ein Glasfaser-Angebot handelt). Mit Berücksichtigung des Kombi-Rabatts bezahlen die Cablecom-Kunden 103 Franken im Monat.

Mich überzeugen die derzeitigen Glasfaser-Angebote noch nicht, da sie meiner Meinung nach noch zu teuer sind. Ein anderes Thema ist, dass die Glasfaser-Angebote derzeit erst in wenigen Häusern überhaupt verfügbar sind. Doch bereits in einigen Jahren werden wir über die neue Glasfaser-Infrastruktur froh sein. Damit sich die neue Technologie durchsetzen kann, braucht es jedoch günstigere Preise.

Was denken Sie zu den Glasfaser-Angeboten, schreiben Sie mir Ihre Meinung in den Kommentaren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

zum grossen Swisscom-Netzausfall

Letzten Dienstag gab es im Swisscom-Mobilfunknetz einen grossen Ausfall. Telefonieren und SMS haben normal funktioniert. Doch dass immer wichtiger werdende mobile Internet hat für viele Kunden praktisch den ganzen Tag nicht funktioniert. Seit dem Komplettausfall des Swisscom-Netzes im Sommer 2001 war dies die grösste Panne im Swisscom-Netz.

Die Systeme werden immer komplexer und eine Panne kann man leider nie ausschliessen. Mir jedoch fällt auf, dass sich die gravierende Pannen bei Swisscom in letzter Zeit leider häufen. Dies passt wenig zum Premium-Image von Swisscom.

Ich bin über das Ausmass der Swisscom-Panne vom letzten Dienstag erstaunt. Für einen Mobilfunk-Anbieter sollte die Verfügbarkeit des Mobilfunk-Netzes das wichtigste. Deshalb sollten Notfall-Pläne für die schnelle Behebung von Problemen sowie betreffend Kommunikation existieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei Swisscom keine solche Pläne existieren. Doch von diesen Krisenplänen hat man letzten Dienstag nichts gemerkt.

Weshalb dauert es Stunden, um ein so gravierendes Problem zu lösen? Weshalb hat man keinen Plan B für den Fall, dass Wartungsarbeiten an der Datenbank schieflaufen? Wie gesagt, es sind komplexe Systeme und es kann durchaus dauern, bis man die Ursache gefunden habe, dennoch bin ich erstaunt, dass die Störung nicht früher behoben werden konnte.

Absolut unverständlich ist für mich jedoch die Kommunikationsstrategie von Swisscom, denn über Stunden gab es von Swisscom keine proaktive Informationen über die Panne. Nachdem während über 5 Stunden der Zugang zum mobilen Internet nicht möglich gewesen ist, wurde ein Hinweis auf der Website aufgeschaltet.

Meiner Meinung nach hätte Swisscom sofort informieren müssen. Man hätte bei einer solchen Störung eine kurze Medienmitteilung verschicken sollen, die betroffenen Kunden hätte man mit einer Info-SMS informieren müssen, auf Twitter und Facebook hätte man unbedingt ebenfalls informieren können. Dies wäre souverän gewesen und Swisscom hätte sich als modernes Telekommunikations-Unternehmen positionieren können, das mit modernen Kommunikationsmittel wie Twitter und Facebook umgehen kann.

Ich bin der Meinung, dass Swisscom mit dieser Panne überfordert gewesen ist. Eine Frechheit finde ich den Satz „Swisscom Kunden erhielten zu Störungsbeginn Informationen via Social Media Kanäle und auf der Webseite www.swisscom.ch„ in der Medienmitteilung. Auf der Website hat Swisscom etwa 5 Stunden nach Beginn der Störung, auf Facebook immerhin 2 ½ Stunden später informiert. Eine Information nach Störungsbeginn heisse für mich, dass innerhalb maximal 15 Minuten informiert wird. Warum muss Swisscom dies beschönigen.

Interessant finde ich auch, dass sich Firmenkunden, bei denen Geschäftsprozesse über das Mobilfunk-Netz ablaufen, nicht besser auf einen Netzausfall vorbereitet gewesen ist. Weshalb haben die Zugbegleiter der SBB nicht Geräte bei sich, die sich in das Sunrise- oder Orange-Netz einwählen kann. Oder Kreditkarten-Terminals, die ebenfalls andere Mobilfunknetze als Backup nutzen können.

Was denken Sie dazu? Schreiben Sie Ihre Meinung bitte in den Kommentaren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Dienstag, 2. November 2010

Telecom-Bericht des Bundesrats: Nun gibt Kritik

Der Tages-Anzeiger hat vorgestern über Kritik am Telecom-Bericht des Bundesrats geschrieben (Artikel online verfügbar). Der Tagi zieht die Schlussfolgerung, dass der Bundesrat die Swisscom schützt. Ich habe mich bereits vor fast zwei Monaten in meinem Blog darüber gewundert, dass zahlreiche Schwachpunkte aufgezählt werden, aber dennoch keine Revision in Angriff genommen wird.

Im Artikel wird vor allem von liberalen Denkfabrik Avenir Suisse und von ETH-Professor Matthias Finger Kritik an den Schlussfolgerungen des Bundesrats-Berichts geübt. Auch der Preisüberwacher und die Wettbewerbskommission sind von der Schlussversion enttäuscht bzw. finden diese unglücklich.

Es existieren gemäss den Recherchen des Tages-Anzeigers drei Versionen und der Bundesrat soll im letzten Moment die Schlussfolgerungen abgeändert haben. In den früheren Versionen wurde eine Diskussion über eine Revision empfohlen, in der endgültig veröffentlichten Version heisst es hingegen, dass eine Revision nicht notwendig ist.

Matthias Finger bringt es auf den Punkt: „Die Schlussfolgerungen lesen sich, als hätte sie die Swisscom selbst geschrieben. In seiner Rolle als Eigentümer der Swisscom hat der Bund kein Interesse an fairem Wettbewerb. Genau das beweist er mit diesem Bericht.“

Wie ich bereits oft geschrieben habe, finde ich persönlich es schade, dass man in der Schweiz kein grösseres Interesse an einem echten funktionierenden Wettbewerb in einem immer wichtiger werdenden Bereich wie der Telekommunikation hat. Dies ist sehr schade, denn in der Telekommunikation stecken noch viele Chancen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Schweizer bezahlen 150 Millionen zuviel

Gestern hat die Gratis-Zeitung 20 Minuten darüber berichtet, dass die Schweizer jährlich 150 Millionen Franken Gebühren für den Kabelanschluss bezahlen, obwohl sie diesen gar nicht benutzen (Artikel ist auch online verfügbar).

Die meisten Kunden empfangen ihre TV-Programme über den Kabelanschluss z.B. von Cablecom oder einem regionalen Anbieter, aber inzwischen gibt es auch Alternativen. So steigt die Zahl der Kunden, die über ihren Festnetz-Anschluss von Swisscom fernsehen, rasant an. Inzwischen dürften bereits rund 400'000 Haushalte Swisscom-TV nutzen. Andere Alternativen sind der Empfang über Satellit oder – vor allem in Grenzregionen, im Wallis und im Graubünden – über DVB-T über eine normale Antenne. Und schliesslich gibt es noch die Personen, die keinen TV mehr haben und höchstens über Zattoo mal eine Sendung sehen.

Wer nicht über einen Zweitfernseher weiterhin über den Kabelanschluss Programme sehen möchte und ansonsten über eine alternative Technologie die TV-Programme empfängt, benötigt keinen Kabelanschluss mehr. Doch viele Kundinnen und Kunden wissen gar nicht, dass Sie weiterhin Monat für Monat eine Gebühr für den nicht mehr benutzten Kabelanschluss bezahlen. Denn als Mieter bezahlt man diese Gebühr (zwischen etwa 100 und 325 Franken im Jahr, je nach Anbieter) in der Regel mit der Nebenkosten-Abrechnung zusammen mit den Kosten für Warmwasser, Heizung und Lift. Ich habe bereits mehrfach darauf aufmerksam gemacht.

Man kann es nicht oft genug sagen: Wenn man den Kabelnetz-Anschluss nicht mehr benötigt, dann kann man diesen kündigen und muss diese Gebühr in Zukunft nicht mehr bezahlen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 12. Oktober 2010

Cablecom-Callcenter: Hinter den Kulissen

In der heutigen Ausgabe des Zürcher Unterländer ist ein Artikel zum Callcenter der Cablecom in Otelfingen erschienen. Es wird ein Blick hinter die Kulissen des technischen Supports des grössten Schweizer Kabelnetz-Betreibers geworfen.

Der Artikel ist lesenswert und auch online abrufbar.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Montag, 11. Oktober 2010

Tiefere Preise – ausser für die Kunden

Seit Anfangs Oktober 2010 verlangen die Schweizer Mobilfunk-Anbieter massiv weniger für die Entgegennahme von Gesprächen in ihr Netz. Ausserdem wurde eine weitere Preissenkung auf den 01. Januar 2011 angekündigt. Die sogenannten Interkonnektionsgebühren (bzw. Terminierungsgebühren) halbieren sich damit. Die Anbieter verrechnen sich die Interkonnektionsgebühren untereinander. Bereits am Tag der Ankündigung habe ich meine Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Preise für die Endkunden kaum sinken werden. Und bisher hatte ich diesbezüglich leider Recht gehabt.

Swisscom hat tagsüber die Preise für Anrufe aus dem Festnetz auf Handys um 5 Rappen pro Minute gesenkt, abends bleiben die Tarife unverändert. Die beiden anderen grösseren Schweizer Festnetz-Anbieter Sunrise und Cablecom haben die Preise bisher nicht gesenkt. Die Festnetz-Anbieter bezahlen also wesentlich weniger, aber verlangen von den Kunden den bisherigen Preis. Im Klartext wurde die Marge massiv vergrössert.

Ein Preisvergleich mit Deutschland zeigt, wie hoch die Margen der Schweizer Festnetz-Anbieter sind. In Deutschland kann ich als Konsument für unter 6 Eurocent auf Handys anrufen, die Marge ist angemessen. Doch in der Schweiz kaufen die Anbieter für rund 8 Rappen ein, verlangen den Kunden bis zu viermal so viel. Eine Marge von bis zu 300% dürfte der Traum jedes Anbieters sein.

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass es auch Festnetz-Anbieter gibt, die ihre Preise für Anrufe auf Schweizer Handys gesenkt haben. Dazu gehören VTX, Red Telecom und Telio. Doch verglichen mit den Einkaufskonditionen sind auch diese Preise immer noch zu hoch.

Auch die Mobilfunk-Anbieter haben die Senkung der Terminierungsgebühren nicht weitergegeben. Eigentlich müssten jetzt Anrufe auf Fremdnetze günstiger werden. Doch daran haben die Mobilfunk-Anbieter kein Interesse. Die Mobilfunk-Anbieter werden durch die gesunkenen Terminierungsgebühren weniger Einnahmen erzielen und wollen deshalb die Preise nicht senken. Mit der Entgegennahme von Anrufen verdienen die Anbieter also weniger, dafür verdienen die Anbieter nun mit Anrufen in Fremdnetze mehr. Die Preise nicht zu ändern ist sicher eine bequeme Möglichkeit. Dies führt dazu, dass Kunden, die viele ausgehenden Anrufe tätigen nun die Kunden subventionieren, die viele ankommenden Anrufe erhalten.

Eine interessante Strategie haben auch Anbieter, die sowohl Festnetz wie Mobilfunk anbieten: Swisscom und Sunrise lassen die Festnetz-Preise hoch und damit subventionieren die Festnetz-Kunden die Mobilfunk-Kunden. Auf dem Papier werden niedrigere Gebühren verrechnet, doch effektiv ist es eine Umverteilung der Marge vom Mobilfunkbereich in den Festnetzbereich.

Was denken Sie zu den reduzierten Interkonnektionsgebühren? Schreiben Sie mir dazu Ihre Meinung.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 19. September 2010

Handytarife: Immer noch riesige Preisunterschiede

Für die Fernsehsendung Kassensturz habe ich berechnet, wie teuer Telefongespräche, SMS und das mobile Internet bei verschiedenen Anbietern sind.

Kassensturz vom 14.09.2010

Erstaunlich ist, dass die Differenzen zwischen den Anbietern immer noch so riesig sind. Mit einem Wechsel zu einem anderen Anbieter kann man schnell sehr viel Geld sparen. Viele Kunden telefonieren ausserdem mit einem zu teuren Abo und könnten mit einem Wechsel noch viel mehr Geld sparen. Für den Vergleich habe ich jeweils das günstigste Abo- und Prepaid-Angebot der drei grossen Anbieter sowie die Prepaid-Angebote von Aldi, Coop und Migros berücksichtigt. Andere auf dem Markt tätige Anbieter sind teurer und sind deshalb in der Tabelle nicht berücksichtigt.

Beim ersten Profil ohne Internetnutzung ist Aldi Mobile mit 32.90 Franken am günstigsten, das günstigste Swisscom Prepaid-Produkt ist mehr als doppelt so teuer. Mit der zusätzlichen Berücksichtigung von 100 Megabyte Internet-Datenvolumen ist Coop mit 50 Franken am günstigsten, das günstigste Swisscom-Abo kostet mehr als 80 Franken im Monat. Noch teurer sind die Prepaid-Angebote Swisscom, Orange – trotz Internet-Option – und Aldi. Doch kaum jemand würde diese hohen Preise in der Praxis wohl bezahlen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Bundesrat: Revision nicht notwendig

Der Bundesrat hat am letzten Freitag einen über 200 Seiten dicken Bericht zum Schweizer Fernmeldemarkt veröffentlicht (Bericht ist online verfügbar). Im Bericht werden zahlreiche Schwachpunkte aufgezählt – trotzdem kommt der Bundesrat zum Schluss, dass sich eine Revision des Fernmelderechts nicht aufdrängt.

Aus Konsumentensicht werden insbesondere (die in einigen Kreisen umstrittene) Berechnungsart für die letzte Meile, unerwünschte Anrufe durch Verkäufer, hohe Terminierungsgebühren und hohe Roamingtarife und kundenunfreundliche Vertragsbestimmungen genannt.

Es wäre sinnvoll, wenn einige der Schwachstellen behoben werden könnten. Insbesondere die Praxis der Anbieter, dass sich der Vertrag automatisch um ein Jahr verlängert, wenn der Kunde nicht rechtzeitig kündigt, ist stossend. Der Kunde kann zwar dann kündigen, muss jedoch unverschämt hohe Bussen von teilweise über 500 Franken bezahlen. Immerhin ist dem Bundesrat dieses Problem nun bewusst. Doch anstatt diese Regelung zu verbieten, wird das Problem jetzt einfach schubladisiert. Auch wenn der Bundesrat das Gesetz nicht ändern möchte, könnte er das Gespräch mit den Anbietern suchen und sie von einem Verzicht auf diese Klausel überzeugen. Ausserdem hat der Bund die Aktienmehrheit am grössten Anbieter Swisscom und mehrere Vertreter im Verwaltungsrat der Swisscom gewählt.

Um gegen die hohen Roamingtarife vorzugehen, könnte die Schweiz Verhandlungen mit der EU aufnehmen und so erreichen, dass die EU-Grenzwerte auch in der Schweiz gelten würden. Doch Bundesrat Leuenberger hat im Jahr 2009 bereits öffentlich erklärt, dass man diesen Weg nicht gehen möchte.

Über die Berechnungsmethodik habe ich bereits mehrfach geschrieben: Die heutige Regelung ist im Interesse der Swisscom und führt zu höheren Preisen sowie weniger Wettbewerb.

Mit der Feststellung, dass wir in der Schweiz eine gut ausgebaute Telekom-Infrastruktur haben, bin ich nicht einverstanden: Jeder zweite ADSL-Anschluss der Swisscom erreicht nicht die volle Geschwindigkeit von 5'000 Kbit/s, sondern läuft massiv langsamer. In vielen Fällen ist dies den Kunden nicht bewusst. Selbstverständlich muss der Kunde trotzdem den vollen Preis bezahlen. Auch beim Mobilfunk-Netz gibt es zahlreiche Lücken, insbesondere in den Zügen ist die Abdeckung oftmals schlecht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 11. August 2010

Sunrise mit Handyversicherung

Nun hat auch Sunrise eine Handyversicherung. Wer im Sunrise-Shop ein Handy kauft, hat die Möglichkeit insgesamt zwei Versicherungen abzuschliessen. Von den vier grössten Handyverkäufern bieten damit Sunrise, Orange und Mobilezone ihren Kunden eine Handyversicherung an. Die Handyversicherung ist jeweils zusammen mit dem Neukauf eines Handys erhältlich. Der grösste Schweizer Mobilfunk-Anbieter Swisscom bietet keine Handyversicherung an.

Die Produkte von Mobilezone und Sunrise sind ähnlich und in beiden Fällen steckt Mondial Assistance – besser bekannt unter dem Namen ELVIA – hinter der Versicherung. Bei einer Dauer während 12 Monaten nach dem Kauf kostet die Versicherung je nach Kaufpreis des Handys zwischen monatlich 6 und knapp 12 Franken. Sunrise ist jeweils 5 Rappen pro Monat günstiger als Mobilezone, dafür ist bei Mobilezone die Versicherung gegen Missbrauch bei Diebstahl bereits inklusive. Bei Sunrise fällt dafür 1 Franken pro Monat zusätzlich an. Sunrise bietet auch eine Versicherung über 24 Monate an, die allerdings jeweils 1 Franken pro Monat mehr kostet.

Sowohl bei Sunrise wie auch bei Mobilezone sind Schäden durch Stürze und Wasser oder auch Schäden am Display durch die Versicherung abgedeckt.

Orange bietet insgesamt 2 Versicherungen an: „Orange Protect“ und „Orange Security“. Die erst genannte Versicherung deckt Schäden, wenn mit dem Handy missbräuchliche Gespräche nach einem Diebstahl geführt werden. Die Kosten betragen 3 Franken im Monat. „Orange Security“ deckt „unfallbedingte Sachschäden“ (was auch immer das ist), missbräuchliche Verwendung, die Kosten für Ersatz der SIM-Karte und bei Beraubung oder Einbruchdiebstahl auch die Kosten des Handys. Dafür belastet Orange dem Kunden 7 Franken im Monat. Für 10 Franken im Monat gibt es eine erweiterte Deckung, die z.B. zusätzlich auch Taschendiebstahl abdeckt. Bei mir haben sich bereits verschiedene Kunden gemeldet, die mit der Versicherung von „Orange Security“ schlechte Erfahrungen im Schadenfall gemacht haben.

Die Versicherungen von Mobilezone und Sunrise decken mehr Schäden (darunter auch weit verbreitete Wasserschäden und Schäden am Display), die Prämien sind aber höher. Doch dies sollte Diskussionen im Schadenfall, ob der Schaden auf einen Unfall zurückzuführen ist, verhindern.

Doch ganz allgemein muss man sich die Frage stellen, ob man für das Handy wirklich eine Versicherung benötigt. Je nach Kaufpreis bezahlt man über 300 Franken Versicherungsprämie für ein Handy, dass man bei günstigeren Händlern bereits für 600 Franken erhält. Das Verhältnis zwischen zu bezahlenden Prämien und den Leistungen im Schadenfall stimmt meines Erachtens nicht. Zumal man auch nicht arm wird, wenn man mal die 600 Franken für ein Ersatz-Handy selber bezahlen muss (und falls es ausserhalb des Budgets liegt, kann man sich auch ein günstiges Prepaid-Handy für 25 Franken kaufen und damit kommunizieren).

Was denken Sie zum Thema Handyversicherung. Schreiben Sie Ihre Meinung doch in die Kommentare.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Freitag, 23. Juli 2010

Und noch eine Daten-Roaming-Option

Die Anbieter sind fleissig im Kreieren von Roaming-Optionen. Insbesondere von Orange gibt es inzwischen neun verschiedene Roaming-Optionen. Neu gibt es eine weitere Roaming-Option "Orange Travel Data Daily 10 MB" von Orange für das Surfen im Ausland. Diese kostet 10 Franken pro Nutzungstag und beinhaltet ein Inklusivvolumen von 10 Megabyte pro Nutzungstag. Jedes weitere Megabyte kostet 2 Franken.

Wie ich bereits mehrfach geschrieben habe, ist das Problem, dass kaum ein Kunde mit der Masseinheit „Megabyte“ etwas anfangen kann. Wer weniger als 5 Megabyte pro Tag überträgt, fährt mit der „Travel Data Daily“-Option von Orange besser. Je nach Nutzungsverhalten ist die Roaming-Option von Swisscom („World Option Flex“) günstiger als die Optionen von Orange, Sunrise ist nahezu immer teurer als Orange. Die Telekom-Anbieter sollten sich endlich zusammenraufen und vernünftige Datentarife anbieten.

Mit dem Handy im Ausland zu surfen, ist unverschämt teuer. Eine Datenmenge, die in der Schweiz rund 10 Franken kostet, kann im Ausland ohne weiteres über 1'000 Franken kosten. Deshalb am das mobile Internet (über Mobilfunk-Netze) komplett deaktivieren und sich über ein günstiges – oder gar kostenloses – WLAN-Netz im Ausland einwählen. Oder man kauft sich eine lokale SIM-Karte mit einem günstigen Datentarif und surft über diese (wobei dies jedoch mit dem häufig verkauftem iPhone meistens nicht möglich sein wird).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Swisscom-Rechnung gleich vierfach

Über Google News bin ich auf einen TV-Beitrag von TeleBärn gestossen. Auf der Website der Berner Zeitung ist das Video aufgeschaltet. Eine Kundin der Swisscom erhielt die April-Rechnung gleich vierfach, dazu die bereits bezahlte Mai-Rechnung nochmals doppelt. Notabene alle sechs Rechnung im gleichen Briefumschlag.

Die Kundin erzählt im TV-Beitrag, dass die Swisscom-Mitarbeiter im Kundenservice unfreundlich gewesen sind. Ausserdem schob man alles auf einen Systemfehler ab, bemühte sich nicht um Aufklärung und es gab auch keine Entschuldigung. Dies von einem Kundenservice von einem Unternehmen, dass sich über einen guten Kundenservice positionieren will. Leider ist dies kein Einzelfall.

Unglaubwürdig ist die mögliche Erklärung im TV-Beitrag, dass die ursprüngliche April-Rechnung auf dem Postweg verloren gegangen sein könnte. Denn falls diese Rechnung verloren gegangen wäre, wäre wohl eine Mahnung gekommen. Eine vierfach ausgedruckte Rechnungskopie macht keinen Sinn.

Im Mai war bekannt geworden, dass Swisscom rund 9'000 Kunden die April-Rechnung erlässt. Es handelte sich übrigens auch – wie im obenerwähnten Fall, über den TeleBärn berichtet hat – um eine Rechnung vom April 2010. Vielleicht hängt dies mit der gleichen Panne zusammen. Zumindest war Swisscom damals grosszügiger, was ich auch gegenüber dem Internetportal Cash Online erwähnt habe. Das Mindeste wäre, auch in diesem aktuellen Fall auf das Inkasso der Rechnung zu verzichten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Sunrise mit günstigem ISDN

Seit etwa 2 Jahren bietet Sunrise einen eigenen Analog-Anschluss an. Der Anschluss wird auf Basis einer entbündelten Swisscom-Kupferleitung angeboten. Das heisst, Sunrise mietet von Swisscom nur die Kupferleitung. In den Telefonzentralen der Swisscom stellt Sunrise eigene Infrastruktur. Dies ermöglicht wesentlich günstigere Kosten und Sunrise gibt einen Teil der Kostenvorteile an die Kunden weiter. Bisher sind gemäss Angaben von Sunrise mehr als 200'000 Kunden über entbündelte Leitungen angeschlossen.

Das Angebot von Sunrise ist denn auch wesentlich günstiger als das Angebot der Swisscom, zumindest wenn man wie die meisten Kunden sowohl Festnetz-Telefon wie Internet benötigt. Bei Swisscom kostet der Analog-Anschluss 25.25 Franken und der Internet-Anschluss 49.00 Franken. Macht mindestens 74.25 Franken im Monat. Sunrise verlangt für die gleiche Dienstleistung 59 Franken und wenn man Mobilfunk-Kunde von Sunrise ist, gar nur noch 49 bzw. 30 Franken.

Neu bietet Sunrise auch ISDN an. Das Produkt nennt sich „Sunrise ISDN Comfort“ und kostet 9.90 Franken zusätzlich zum Festnetz/Internet-Anschluss. Auch hier ist die Preisdifferenz zu Swisscom gross: Swisscom verrechnet für den ISDN-Anschluss 43 Franken, dazu 49 Franken für den Internet-Anschluss. Macht insgesamt 92 Franken im Monat. Sunrise verrechnet mit 68.90 Franken wesentlich weniger. Und wer auch mit dem Handy über Sunrise telefoniert, bezahlt 58.90 Franken bzw. 39.90 Franken im Monat. Swisscom ist also unter Umständen doppelt so teuer wie Sunrise.

Wer braucht denn heute eigentlich noch ISDN? Als sich ISDN vor etwas mehr als 10 Jahren auch bei Privatkunden durchgesetzt hat, dürften zwei Vorteile wesentlich dazu beigetragen haben. Mit ISDN konnte man gleichzeitig telefonieren und surfen. Ausserdem was das Internet über ISDN schneller. Wer sich heute mit ADSL ins Internet einwählt, kann gleichzeitig telefonieren und auf die Geschwindigkeit hat ISDN auch nur einen minimalen Einfluss (allerdings ist ADSL mit ISDN teilweise langsamer als über einem analogen Anschluss). Heute müssen sich Privatkunden fragen, ob Sie ISDN noch benötigen. Wenn eine Hausverkabelung vorhanden ist oder man ISDN-Komfortanlagen besitzt, die man weiterhin nutzen möchte, macht dies Sinn. Auch für das Faxgerät kann dies sinnvoll sein (auch wenn man prüfen sollte, ob man nicht besser einen Internet-Service dafür nutzt). Ebenfalls sinnvoll kann ISDN für Familien mit Teenagern sein, da man dann auf zwei Leitungen gleichzeitig telefonieren kann. In vielen Fällen dürfte ein ISDN-Anschluss jedoch überflüssig sein.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Mittwoch, 30. Juni 2010

vanilla.ch: bezahlen mit dem Handy

In der letzten Ausgabe der Zeitung „Sonntag“ wurde über das neue Zahlungsmittel vanilla.ch berichtet. Ab August kann man in den Filialen der Lebensmittelkette Spar damit bezahlen, hiess es in diesem Artikel weiter.

Hinter vanilla.ch steht Ringier, der grösste Schweizer Verlag. In der ersten Phase kann man eine Applikation auf das iPhone, auf Android-Handys bzw. auf ein Symbian-Handy herunterladen, wie Ringier mir gegenüber bestätigt hat. An der Kasse gibt man in seinem Handy einen PIN-Code ein und gibt der Kassiererin das Handy. Auf dem Handy wird ein Barcode angezeigt, den die Kassiererin einscannt. Gemäss dem erwähnten Artikel arbeitet Ringier mit der GE Moneybank zusammen. Bei dieser Gesellschaft handelt es sich um eine grosse Kleinkredit-Bank. Nach dem Einkauf mit vanilla.ch würde man dann regelmässig eine Rechnung der GE Moneybank erhalten, auf der die mit dem Handy getätigten Einkäufen aufgeführt sind.

Es ist ein interessantes Konzept, allerdings stellt sich bei mir die Frage, ob die Kunden bereit sind, der Kassiererin das Handy mit dem Barcode zu übergeben. Wenn das System ähnlich wie Passabene von Coop ausgestaltet ist, könnte vanilla.ch auch im Laden erfolgreich sein. Der Kunde kann dann mit dem Handys die Strichcodes der Produkte sowie an der Kasse das Handy mit dem Bezahl-Strichcode selbst scannen und direkt bezahlen. Allerdings müssten dann auch die richtigen Preise angezeigt werden, was bei einem offenen System wie vanilla.ch wohl komplexer ist als bei einem geschlossenen System wie Passabene. (Zumal Passabene meiner persönlichen Erfahrung nach leider oftmals die falschen Preise anzeigt. Erst letzte Woche hatte Passabene bei meinem Einkauf etwa bei 2/3 aller erfassten Produkte nicht den richtigen Preis angezeigt.)

Zahlungssysteme auf dem Handy konnten sich in Europa – mit Ausnahme der Verrechnung von Klingeltönen, Spielen und Unterhaltungsdiensten auf dem Handy – bisher nicht durchsetzen. So kann man z.B. seit längerem mit Swisscom-Handys an einigen Selecta-Automaten mit dem Handy bezahlen. Doch wie man hört, wird diese Zahlungsweise kaum benutzt. Vielleicht auch, weil der Schokoriegel und das Getränke beim Bezahlen mit dem Handy mehr kostet. Oder die Bedienung wird als zu schwierig angesehen. Ich vermute, dass dieses Zahlungsmittel vor allem eingesetzt wird, wenn man dringend ein Schokoriegel oder ein Getränk benötigt, aber kein Münz mehr dabei hat.

Die SIX Group – ein Schweizer Anbieter, die vor allem für die Banken Transaktionen abwickelt – bietet Mobile Buy an. An einigen wenigen Orten kann der Kunde über eine SMS bezahlen und der Rechnungsbetrag wird direkt der Kreditkarte belastet. Auch Postfinance bietet einen Bezahlservice über das Handy an. Konkret sendet man ein SMS an Postfinance und der Einkauf wird automatisch dem Postkonto belastet. Bezahlen kann man auf diesen Weg vor allem Konzerttickets und CDs im Internet, unterwegs kann man so sein Handy-Prepaid-Guthaben aufladen oder eine Überweisung auf ein Postkonto in Auftrag geben. Mit beiden genannten System kann man nur ganz wenige Einkäufe bezahlen. Dies ist meiner Meinung nach ein Zeichen dafür, dass diese Services noch nicht gross benutzt werden.

Anders als in Europa ist das Bezahlen mit Handy vor allem in Entwicklungsländer weit verbreitet. Der Grund dürfte darin liegen, dass es in der Regel in diesen Ländern eine einigermassen gut ausgebaute Mobilfunk-Infrastruktur gibt während Banken nicht so weit verbreitet sind. Ausserdem dürfte es mehr Personen mit Handys geben als Personen, die ein Bankkonto haben. Dies führt dann dazu, dass der Kunde seine Rüebli mit dem Handy bezahlt. Und der Gemüsehändler kann seine Einkäufe wiederum mit seinem Handy bezahlen.

In Europa gibt es natürlich viele weit verbreitete Zahlungsmittel: Neben Bargeld kann man mit der Maestro-Karte oder der Kreditkarte bezahlen. Das Handy hat als Zahlungsmittel eine ausgezeichnete Ausgangslage, weil man dieses sowieso immer dabei hat. Wichtig ist jedoch, dass die Kunden den Service bequem nutzen können und das Kunden Vertrauen in das Zahlungsmittel haben. Es wird sich zeigen, ob sich Zahlungssysteme auf dem Handy auch in Europa durchsetzen können. Schreiben Sie mir doch im Kommentar, was Sie zu den Zahlungssystemen auf den Handy denken? Würden Sie der Kassiererin ihr iPhone geben, damit diese das iPhone scannen könnte.

Liebe Grüsse


Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 21. Juni 2010

Kommt 20 Minuten-Handy?

Am Rande der Vorstellung des neuen Sunrise CEO (Oliver Steil) am letzten Donnerstag wurde auch ein neues Handy-Angebot angekündigt. Sunrise und 20 Minuten bestätigten, dass sie ein neues gemeinsames Handy-Angebot lancieren wollen, ohne jedoch die genauen Details zu verraten.

Man kann spekulieren: Bereits vor 2 Jahren gab es ein interessantes Angebot von Sunrise. Sunrise-Kunden konnten kostenlos auf bestimmten Mobile-Internet-Sites von 20 Minuten Online surfen. Teilweise gab es zwar Schwierigkeiten mit der Abrechnung, doch es war ein interessantes Angebot. Doch diesmal dürfte das Angebot weiter gehen.

20 Minuten ist eine sehr starke Marke und könnte den Mobilfunk-Markt sicherlich aufmischen. Ich denke, dass 20 Minuten ein eigenes Mobilfunk-Angebot anbieten wird. Wahrscheinlich dürfte der mobile Internet-Zugang auf Inhalte von 20 Minuten kostenlos sein. Ich hoffe, dass man sich bei den Preisen an den günstigsten Angeboten orientieren wird. Gleichzeitig halte ich es ausgeschlossen, dass man den günstigsten Prepaid-Einheitstarif von M-Budget (von Swisscom) angreifen wird. Sunrise verdient ganz gut an den hohen Preisen und hat deshalb kein Interesse an einem neuen Preiskrieg. Schade, denn damit dürften wir in der Schweiz immer noch wesentlich mehr als im Ausland bezahlen.

Es bleibt spannend und wir werden sehen, wie das neue Angebot von 20 Minuten aussehen wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Gratis-SMS zu teuer

Sunrise hat bis Ende Juli 2010 eine Promotion: Wer ein Surf-Abo von Sunrise neu abschliesst, kann während einem Jahr kostenlos SMS verschicken. Dieses Promotionsangebot wird beworben. Konkret erhält man während einem Jahr die Message-Option kostenlos. Normalerweise kostet diese Option 19 Franken, dafür kann man dann 1'000 SMS innerhalb der Schweiz verschicken. Die Inklusiv-SMS gelten zu allen Schweizer Handynummern, also auch zu Orange- und Swisscom-Kunden. Die normalen Tarife werden für SMS ins Ausland und zu Mehrwertdienste-Nummern berechnet.

Man könnte denken, dass es ein gutes Angebot ist. Doch dem ist nicht so. Denn die Surf-Tarife von Sunrise sind in vielen Fällen massiv zu teuer. Prepaid-Angebote z.B. von Aldi, M-Budget oder Coop sind meistens massiv günstiger. Und selbst bei Sunrise gibt es die Zero-Abos, die meistens wesentlich günstiger sind. (Wie immer kommt es auf das konkrete Nutzungsverhalten an, welches Angebot am Schluss günstiger ist.) Wer mit einem günstigen Abo telefoniert und die verschickten SMS selbst bezahlt, fährt meistens wohl günstiger als mit einem Surf-Abo.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 9. Juni 2010

NZZ anno 1941 zu 60 Jahre Telefonie

Die NZZ veröffentlicht auf ihrer Website „Trouvaillen aus dem NZZ Archiv“. Täglich wird ein NZZ-Artikel aus früheren Tagen aufgeschaltet. Es ist immer wieder interessant, sich durch alte Artikel zu lesen. Vor einigen Tagen wurde ein Artikel aus dem Jahre 1941 aufgeschaltet, der sich mit dem 60-Jahre Telefonie beschäftigt hat.

Der Artikel besteht aus vielen Bildern, zum Beispiel von uralten Telefonen, Telefonzentralen, einem Kabelschacht oder einem durch Menschen bedientes Fernamt. Der Artikel ist online als PDF abrufbar, auf jeden Fall interessant, was da vor rund 70 Jahren veröffentlicht worden ist.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Endgueltig keine Fusion

Orange und Sunrise haben bekannt gegeben, dass sie definitiv nicht fusionieren wollen. Der Rekurs gegen die Entscheidung der Wettbewerbskommission Weko wurde zurückgezogen.

Doch wie geht es jetzt weiter? Für die Kunden ändert sich vorerst nichts. Alles bleibt beim alten.

Sunrise setzt auf relativ preisgünstige Produkte, auch wenn in den letzten Monaten eher teurere Produkte beworben worden sind. Sunrise dürfte diese Strategie auch in Zukunft fahren. Die Mobilfunknetz-Abdeckung von Sunrise ist gut. Dies bestätigt auch das sehr gute Abschneiden im Netztest der Zeitschrift „Connect“. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es vor allem im Kundendienst (insbesondere das Bearbeiten von schwierigen Fällen happert) und in der IT.

Sunrise kann auch in Zukunft alleine weiter machen. Mit Ausnahme von Fernsehen bietet Sunrise ein umfassendes Angebot an. So lange die meisten Kunden weiterhin analoges TV sehen wollen, dürfte dies auch kein Problem sein. Die Muttergesellschaft TDC dürfte aber wohl versuchen, Sunrise baldmöglichst zu verkaufen.

Bei Orange sieht es schwieriger aus: Das Unternehmen hat das mit Abstand schlechteste Mobilfunknetz (siehe auch die Resultate des Netztests von „Connect“) in der Schweiz. Insbesondere unterstützt das Netz kein EDGE, damit man vor allem in Randregionen sowie teilweise auch in Räumen schnell im Internet surfen kann. Insbesondere wenn kein UMTS-Netz zur Verfügung steht, ist die Übertragungsgeschwindigkeit für Daten massiv zu langsam.

Ein weiteres Manko ist, dass Orange nur als „Mobilfunk-Anbieter“ wahrgenommen wird. Dies obwohl Orange bereits seit einiger Zeit Festnetz- und Internet-Anschlüsse in Zusammenarbeit mit VTX anbietet. Ausserdem ist dieses Angebot zu teuer.

Das Produktsortiment von Orange überzeugt mich nicht. Man hat zwar sehr viele verschiedene Produkte für sehr viele Nischen. Doch eine klare Strategie fehlt und ausserdem sind die Orange-Produkte viel zu teuer. Die Muttergesellschaft von Orange - France Telecom - muss wohl kräftig in die Schweizer Tochter investieren. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass France Telecom längst einen Käufer für das Schweizer Geschäft sucht und sich aus dem schwierigen – von Swisscom beherrschten – Markt zurückzieht. Orange Schweiz will übrigens am 22. Juni 2010 über eine neue Strategie informieren.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 31. Mai 2010

Interview mit Eric Tveter (Cablecom)

In der Sonntagszeitung vom 23. Mai 2010 ist ein Interview mit Cablecom-Chef Eric Tveter erschienen. Der Amerikaner, der seit etwa einem Jahr Chef der Cablecom ist, erklärte im Interview, dass Qualität den Schweizern sehr wichtig sei und sich der Kundendienst wesentlich verbessert habe.

Eric Tveter sagte im Interview, dass seit der Lancierung der 3-für-2-Angebote die Marktanteile der Cablecom steigen. Und aufgrund des neuen Internet-Angebotes und der Einführung von Digital-TV ohne Set-Top-Box erwartet Eric Tveter ein schnelleres Wachstum in Zukunft.

Ich frage mich, ob Cablecom in Zukunft wirklich so schnell wachsen wird. Was ist der Auslöser bei den Kunden, von Swisscom und Sunrise zur Cablecom zu wechseln? Kann Cablecom mit schnellerem Internet zum praktisch gleichen Preis wirklich die Kunden dazu bewegen, in Scharen von Swisscom weg zu wechseln? Ich glaube dies eher weniger. Ich denke, dass den meisten Kunden die Erwartung an einen guten Kundendienst von Swisscom (der allerdings auch nicht perfekt ist) wichtiger ist als einen schnelleren Internet-Zugang von Cablecom. Die Cablecom hat immer noch ein Imageproblem beim Kundendienst, auch wenn sich der Kundendienst wohl verbessert haben dürfte. Es braucht halt viel Zeit, das schlechte Image zu verbessern.

Zum Thema Mobilfunk äusserte sich Eric Tveter auch. Als reiner Wiederverkäufer seien die Möglichkeiten bei Produkt- und Preisgestaltung sehr limitiert und damit lasse sich kein Geld verdienen. Cablecom hat den Entscheid der Weko, die Fusion zwischen Orange und Sunrise abzulehnen, begrüsst. Eric Tveter ist optimistischer, dass Cablecom bald als vollwertiger Mobilfunk-Anbieter auftreten können. Interessant die Aussage, dass man sich als virtueller Mobilfunk-Anbieter nicht über den Preis definieren will. Meiner Meinung nach heisst dies, dass Cablecom nicht mit tiefen Preisen Marktanteile erobern möchte. Allerdings ist dann fraglich, mit welcher Strategie Cablecom die Kunden gewinnen möchte. Auch in Zukunft dürften wir also in der Schweiz sehr hohe Mobilfunk-Preise bezahlen.

Im Interview nennt die Sonntags-Zeitung eine Zahl von 100 bis 200 Millionen Franken, die Cablecom für den Marktantritt zum virtuellen Mobilfunk-Anbieter investieren müsste. Eric Tveter sagt, dass diese Zahl viel zu hoch ist. Ich bin gleicher Meinung: Selbst wenn die Cablecom ein echter virtueller Mobilfunk-Anbieter ist, dürfte die Cablecom meiner Meinung nach maximal einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

M-Budget-Abo ist zu teuer

Seit fast fünf Jahren vermarktet Swisscom ein Billig-Mobilfunk-Angebot unter der Migros-Marke „M-Budget“. Das Angebot umfasste bisher ausschliesslich Prepaid und wurde in den Migros-Filialen verkauft. Seit einiger Zeit wird „M-Budget Mobile“ zusätzlich auch noch in den Swisscom-Shops verkauft.

Seit vier Jahren bietet Swisscom auch ein Mobilfunk-Abo unter dem Namen „Migros-Abo“ an. Dieses Angebot hat sich bisher nicht als Billigangebot verstanden. Bei beiden Angeboten handelt es sich übrigens um ein Produkt von Swisscom und Migros stellt ihren Namen zur Verfügung und kann beim Produkt mitreden. Entgegen der weit verbreiteten Meinung handelt es sich dabei nicht um ein Produkt von Migros.

Ähnlich ist die Situation übrigens auch beim Konkurrenten Coop: Orange verkauft ein Mobilfunk-Abo unter der Coop-Billig-Marke „Prix Garantie“, ausserdem ein Handy-Abo unter dem Namen „CoopMobile Friends“. Beide Handelsgiganten sind vor allem mit den Prepaid-Angeboten sehr erfolgreich. Wie man so hört, wurden allerdings praktisch keine Abos verkauft.

Swisscom unternimmt nun einen neuen Anlauf und lanciert neu ein „M-Budget“-Handy-Abo. Dieses wird nicht nur in Migros-Filialen (bzw. Filialen der Elektronik-Tochter Melectronics) verkauft, sondern auch bei Mobilezone oder im Swisscom-Shop verkauft.

Das bisherige Migros-Abo wird eingestellt und alle Kunden werden automatisch auf das neue „M-Budget“-Handy-Abo umgestellt. Ausser dem neuen Namen sind die Änderungen allerdings gering: Das Versenden von SMS kostet nur noch 10 Rappen. Dies ist ein Discount-Preis. Doch zahlreiche Prepaid-Angebote und auch die aktuellen Sunrise-Abos verlangen ebenfalls nur 10 Rappen pro SMS. Anders als beim „M-Budget“-Prepaid-Angebot kann man mit dem „M-Budget“-Abo unterwegs Daten übertragen. Doch der Preis ist mit einem Franken pro Megabyte viel zu hoch. Insbesondere gibt es für „M-Budget“-Abo-Kunden keine Möglichkeit, eine Datenoption für günstigeres Internet dazu zu buchen. (Für Kunden, die bisher „Migros-Abo“ mit der Datenoption hatten, können weiterhin Daten zu den bisherigen günstigeren Konditionen übertragen.)

Zum Vergleich: Bei Swisscom bezahlt man z.B. 13 Franken Aufpreis im Monat und erhält dafür 100 Megabyte. Bei Sunrise gibt es für 7.50 Franken sogar 250 Megabyte. Die gleiche Datenmenge, die bei Sunrise 7.50 Franken kostet, kostet mit dem M-Budget-Abo horrende 250 Franken. Klar, die meisten Kunden übertragen wesentlich weniger Daten: Doch bereits bei 20, 30 Megabyte pro Monat – eine Datenmenge, die man locker erreichen kann – wird M-Budget seinem Namen nicht gerecht und man machte alles andere als ein Schnäppchen. Eine attraktive Datenoption ist heute ein Muss - rätselhaft weshalb Migros nicht auf einer solchen bestanden hat und sich von Swisscom über den Tisch ziehen lies (Swisscom hat natürlich kein Interesse daran, zu attraktive Preise zu verrechnen, weil auch eigene Kunden zum Migros-Abo wechseln könnten. Deshalb macht man die Konditionen so unattraktiv wie möglich).

Die Grundgebühr für das Abo ist mit 9.80 Franken zwar niedrig, doch die Gesprächsgebühren von 35 Rappen pro Minute ist vergleichsweise hoch. Ein Vorteil ist immerhin, dass dieser Tarif für Anrufe in alle Schweizer Netze gilt. Auch zahlreiche internationale Anrufe werden zu diesem Tarif abgerechnet, doch Anbieter wie Lebara, Lycamobile oder Mucho sind wesentlich günstiger.

Ich persönlich sehe den Vorteil des neuen „M-Budget“-Abos nicht. Zwar sagt die Migros, dass es sich um das „günstigste Abo“ der Schweiz handelt. Obwohl ich mich seit 12 Jahren intensiv mit Telekom-Tarifen auseinandersetze, weiss ich nicht, wie die Migros und Swisscom auf das „günstigste Abo“ kommen. Zahlreiche andere Abos wie z.B. die Zero-Abos von Sunrise sind je nach Nutzungsverhalten massiv günstiger kommen als das selbsternannte Discount-Abo der Migros. Das M-Budget-Abo dürfte kaum einmal am günstigsten sein.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Donnerstag, 27. Mai 2010

iPad: Anbieter ueberfordert!

Ab morgen ist das iPad erhältlich. Wer mit dem iPad nicht nur zu Hause und ausserdem an einigen wenigen Orten über WLAN-Hotspots surfen möchte, sollte sich für die Variante mit 3G entscheiden. Bei dieser Variante kann man über das UMTS-Mobilfunknetz überall Daten übertragen. Und dafür benötigt man natürlich auch ein Abo.

Apple setzt dabei auf eine Zusammenarbeit mit Orange und Swisscom. Beide Anbieter haben ein nahezu identisches Angebot für das iPad. Für 5 Franken pro Tag kann man mit dem iPad das Mobilfunknetz nutzen. Das Ganze muss der Kunde im Voraus bezahlen (Prepaid) und der Kunde geht keine vertraglichen Verpflichtungen ein. Beide Anbieter empfehlen den Kunden diesen Tarif. Wie man hört, besteht Apple auf dieses Tarifmodell. Doch für kaum eine iPad-Kunden dürfte diese Empfehlung empfehlenswert sein: Interessant ist dieser Tarif höchstens für Kunden, die zu Hause Daten über das WLAN übertragen und nur extrem selten über das Mobilfunknetz Daten übertragen.

Von Orange und Swisscom gibt es noch weitere Angebote, die jedoch nicht attraktiv sind. Interessant: Anfangs Mai hatte Orange noch weitere Preispläne, die die Bezeichnung „iPad“ im Namen geführt haben. Doch bereits nach einigen Tagen sind diese Preispläne verschwunden. Die Preispläne mit den genau gleichen Konditionen haben nun „Micro-SIM“ im Namen. Kaum ein Kunde dürfte den Zusammenhang verstehen. Orange sagt nicht, weshalb der Preisplan sofort wieder umbenannt worden ist. Ich persönlich gehe davon aus, dass Apple entsprechenden Druck auf Orange ausgeübt hat und auf die Umbenennung bestanden hat.

Die interessantesten Angebote gibt es von Sunrise: Wer weniger als 250 MB pro Monat überträgt, sollte sich für das „Go Dayflat“-Prepaid-Angebot entscheiden und die „Surf“-Option dazu buchen. Pro Monat fallen damit Kosten von 7.50 Franken an. Allerdings sollte man regelmässig einen Blick auf die bereits übertragenen Datenmenge werfen und Musik und Videos nur über das WLAN übertragen. Wer mehr surft, erhält bei Sunrise eine interessante Flatrate: Das Abo Sunrise Flat Basic SIM-Only und zusätzlich die Surf-Flat-Option dazu nehmen. Pro Monat bezahlt man dann 29 Franken und kann unbeschränkt Daten übertragen. Wer mehr als 2 Gigabyte im laufenden Monat übertragen hat, surft nach Erreichen dieser Limite allerdings langsamer. Obwohl das iPad von Sunrise nicht verkauft wird und Apple auch nicht auf das Sunrise-Angebot aufmerksam macht, hat Sunrise Micro-SIM-Karten im Angebot.

Ich war im Sunrise-Shop beim Zürcher Hauptbahnhof und habe mich nach Micro-SIM erkundigt. Der Mitarbeiter wusste, dass Sunrise Micro-SIM-Karten hat und wollte mir ein Take Away-Basic-Abo verkaufen. Derzeit laufe eine Promotion und deshalb entfällt die monatliche Grundgebühr ein Leben lang (die Promotion, über die ich vor kurzem berichtet habe, wurde verlängert). Auf meinen Einwand hin, dass dies zu teuer sei, wollte er mir die Take Away-Flatrate für 49 Franken im Monat verkaufen. Auf das massiv günstigere Angebot für 29 Franken pro Monat wurde ich nicht aufmerksam gemacht. Erst als ich aktiv sagte, dass ich gelesen hätte, dass es ein Angebot für 29 Franken gäbe, hat der das Angebot erklärt. Wie es scheint, will Sunrise den Kunden massiv zu teure Abos andrehen und nur den informierten Kunden die günstigeren Tarife verrechnen. Ich finde ein solches Verhalten wenig kundenfreundlich.

Sunrise hat auch Micro-SIM-Karten für Prepaid-Kunden, doch leider wissen dies viele Mitarbeiter noch nicht. Ein Kollege von mir erhielt die Auskunft, dass es die Micro-SIM-Karte nur mit einem Abo gibt. Diese SIM-Karten werden zwar seit heute ausgeliefert, doch man hätte den Kunden darüber informieren können, dass die notwenidige SIM-Karte in einigen Tagen verkauft wird und er doch nochmals vorbei kommen könnte.

Denn Vogel abgeschossen hat jedoch der Kundendienst von Sunrise, der einem potentiellen Neukunden folgende falsche Antwort geschickt hat: Da Sunrise keine Apple-Produkte verkaufen würde, könne Sunrise daher auch keine Micro-SIM-Karten verkaufen.

Übrigens habe ich auf comparis.ch eine Sparnews zum Thema "Welches Abo zum iPad" aufgeschaltet.

Es scheint so, dass die Mobilfunk-Anbieter (und insbesondere Sunrise) im Moment etwas überfordert sind. Welche Erfahrungen hast Du gemacht mit den Tarifplänen im Zusammenhang mit dem iPad. Schreibe doch in meinem Blog einen entsprechenden Kommentar mit den Erfahrungen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Donnerstag, 20. Mai 2010

Bodenmann kritisiert Vier-Faser-Modell

In der Schweiz versucht Swisscom, dass Vier-Faser-Modell durchzudrücken. Obwohl es für die Kunden ein denkbar schlechtes und sinnloses Modell ist, ist es der Swisscom gelungen, sich durchzusetzen. Aufmerksame Leserinnen und Leser meines Blogs wissen, dass ich mich vehement für ein offenes Ein-Faser-Modell einsetze.

Umso überraschender ist für mich, dass sich die Swisscom-Tochtergesellschaft Fastweb in Italien für ein Ein-Faser-Modell stark macht. Zusammen mit Wind und Vodafone will die Swisscom-Tochter 2.5 Milliarden Euro investieren und dann das Netz diskriminierungsfrei allen Anbietern zur Verfügung stellen.

Der frühere Parteipräsident der schweizerischen SP, Ex-Nationalrat und Ex-Staatsrat Peter Bodenmann nimmt das Thema in seiner Kolumne in der Weltwoche vom 11. Mai 2010 auf (teilweise online verfügbar).

So schreibt Peter Bodenmann unter anderem:
In der Schweiz will die Swisscom allen Regionen ihr – sowohl im Bau wie im Unterhalt – unsinnig teures Vierfaser-Modell aufs Auge drücken.
Die Parteien – allen voran die Sozialdemokraten samt deren Unterabteilung Konsumentenschutz – lassen sich von einem Heer von Lobbyisten an der Nase herumführen. Statt eines schnellen, kostengünstigen Glasfasernetzes wird absehbar eine zu teure Infrastruktur zu langsam nur in städtischen Zentren errichtet.
Ich kann dem nichts mehr hinzufügen. Swisscom geht es mit dem unsinnigen Vier-Faser-Modell darum, das Monopol aus der Kuperkabelzeit in die Glasfaser-Zeit zu retten und die Konkurrenz zu behindern. Es wäre an der Politik, endlich zu erkennen, dass ein attraktives Glasfasernetz für die Zukunft des Wirtschaftsstandort Schweiz äusserst wichtig ist. Dementsprechend sollte man dafür sorgen, dass ein fairer Wettbewerb möglich sein wird. Stattdessen lässt man sich von Swisscom einseifen und lässt die Stromkunden das Glasfasernetz der Swisscom quer subventionieren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Lieblingsnummern für Prepaid-Kunden

Orange macht derzeit mit dem Spruch „3 Freunde geschenkt“ Werbung. Ich persönlich finde diese Werbung sehr doof, da ein Unternehmen gar keine lebenden Freunde schenken kann. Freundschaften entstehen und ein Unternehmen kann glücklicherweise auch gar keine Freunde schenken.

Die drei Lieblingsnummern gibt es damit nicht nur mehr beim Abo „Optima“, sondern neu auch bei bestimmten Prepaid-Angeboten. Nachdem der Kunde einen Betrag aufgeladen hat, kann er während einer bestimmten Zeit auf drei selbst ausgewählte Telefonnummern kostenlos anrufen. Es muss sich dabei jeweils um einen Handyanschluss von einem Orange-Kunden oder um eine Festnetznummer handeln. Anders als beim Optima gilt das Angebot NICHT für Anrufe auf Swisscom- und Sunrise-Nummern.

Wer zum Beispiel 50 Franken auf sein Prepaid-Konto auflädt, kann während vier Wochen mit den drei Lieblingsnummern telefonieren. Danach muss man wieder neu aufladen, damit man wieder kostenlos telefonieren kann. Um den aufgeladenen Betrag von 50 Franken zu verbrauchen muss man zum Beispiel 250 SMS verschicken und während 70 Minuten zum normalen Telefontarif telefonieren (Annahmen: MyPrepay-Tarif / Durchschnittsdauer pro Anruf ungefähr 2 Minuten). Man muss also relativ viele kostenpflichtige Dienstleistungen nutzen, um dann von den kostenlosen Anrufen auf die drei Lieblingsnummern profitieren zu können.

Dies ist klar, da Orange Geld verdienen will und es gibt natürlich nichts geschenkt. Das Ganze ist eine Mischkalkulation und mit dieser Strategie will Orange ihre Position im Prepaid-Markt wohl ausbauen. Bisher ist Orange im Prepaid-Markt eher schwach.

Man sollte sich also nicht blenden lassen und vorher ausrechnen, ob sich das Ganze wirklich rechnet.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 5. Mai 2010

Handypreise werden nicht sinken

In der Sonntagszeitung vom letzten Sonntag erschien ein Interview mit Marc Furrer. Marc Furrer ist Chef der Regulierungsbehörde für Telekommunikation, der Kommunikationskommission ComCom.

Marc Furrer geht davon aus, dass eine Halbierung der Terminierungsgebühren angezeigt ist und damit 20 Prozent tiefere Preise drin wären. Ich halte dies für unwahrscheinlich. Die Terminierungsgebühren wurden in den letzten 5 Jahre etwa halbiert, die Preise für Anrufe in Fremdnetze sind bei den meisten Tarifplänen etwa gleich geblieben. Die Anbieter haben lediglich ihre Margen erhöht, die Kostensenkung jedoch nicht an die Kunden weitergegeben.

Marc Furrer sagt, dass die Mobilfunktarife in der Schweiz eine Tendenz nach unten zeigen und dies unabhängig von der Wettbewerbssituation. Denn Internet-Telefonie VoIP und Skype sorgen für billigere Preise. Ich denke dies nicht: Solange nicht die breite Masse mit dem Handy über VoIP und Skype telefonieren, können die Handy-Anbieter diese Technologien ignorieren.

Marc Furrer empfiehlt Orange und Sunrise, ein neues Gesuch für die Fusion bei der Wettbewerbskommission einzureichen und Konzessionen zu machen. Gleichzeitig bezeichnet Furrer den Entscheid der Weko in der Konsequenz als schlecht. Die ComCom hätte eine Bewilligung mit Auflagen bevorzug. Ich sehe leider keine Auflagen, die dazu führen könnte, dass der Wettbewerb unter den Mobilfunk-Anbietern wirklich spielen kann.

Marc Furrer findet es wichtig, dass die Cablecom das Mobilfunknetz eines Mitbewerbers nutzen kann. Mit Cablecom als Service Provider gibt es mehr Wettbewerb. Marc Furrer geht davon aus, dass Orange nun bereit ist, Cablecom ihr Mobilfunknetz zu fairen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Ansonsten müsste man das Fernmeldegesetz anpassen. Es würde mich erstaunen, wenn ein Netzbetreiber Cablecom plötzlich attraktivere Konditionen anbieten würde. Kein Netzbetreiber hat ein Interesse daran, sich selbst zu konkurrenzieren. Das Anpassen des Fernmeldegesetz ist immer schwierig und dürfte eine politische Herausforderung sein. Ob das Telefonieren mit Cablecom wirklich günstiger werden würde, ist allerdings fraglich. Denn da viele Kunden nicht den Anbieter wechseln, dürfte es für einen Anbieter kaum lohnen, eine Billigpreis-Strategie zu fahren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Digital-TV im Kassensturz

Gestern hat die TV-Sendung Kassensturz wieder einmal über den Kabel-TV-Anbieter Cablecom berichtet. Der Beitrag ist online abrufbar.

Kassensturz vom 04.05.2010

Cablecom hebt bekanntlich ab Juni den Set-Top-Boxen-Zwang auf. Neu können die Kunden auch eine Digicard für rund 100 Franken kaufen. Diese Digicard können die Kunden in einen kompatiblen Fernseher stecken und so digital fernsehen. Doch leider setzt die Cablecom auf den CI+-Standard. Dies bedeutet, dass über 450'000 TV-Geräte mit der verbreiteten CI-Schnittstelle, die eigentlich auch Digital-TV ohne Set-Top-Box empfangen könnten, weiterhin auf eine Set-Top-Box angewiesen sind.

Meine Meinung dazu: Das Argument, dass die TV-Sender CI+ vorschreiben würden, ist fraglich. Würde die Cablecom auf das normale CI setzen, so würde kaum ein Sender die Weiterverbreitung verbieten. Abgesehen davon darf Cablecom alle in der Schweiz frei empfangbaren Programme weiterverbreiten, ohne dass der Sender einverstanden sein muss. Ich verstehe nicht, weshalb die Cablecom trotzdem auf CI+ setzt. Am Besten wäre immer noch, dass die Programme unverschlüsselt ausgestrahlt werden. Mindestens die Must-Carry-Programme sollten ohne Verschlüsselung ausgestrahlt werden.

Ich hoffe, dass der Bundesrat sich jetzt noch für eine kundenfreundliche Lösung einsetzt und die Verordnung so anpasst, dass die Programme ohne Verschlüsselung verbreitet werden. Oder zumindest CI vorschreibt. Eine Regulierung ist in diesem Bereich notwendig und sinnvoll, ansonsten können die Konsumenten in Zukunft unter Umständen nicht mal mehr ihre Sendungen vorspuhlen. Eine Funktion, die mein uralter VHS-Recorder bereits vor 20 Jahren konnte.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 27. April 2010

Interview mit Thomas Sieber

In der letzten Ausgabe der Sonntags-Zeitung ist ein Interview mit Thomas Sieber, dem Chef von Orange Schweiz erschienen. Wichtiges Thema war natürlich die durch die Weko untersagte Fusion zwischen Orange und Sunrise.

Thomas Sieber sagt, dass sie in den Verhandlungen mit der Weko substanzielle Zugeständnisse gemacht haben. Er sagte jedoch auch, dass man aufpassen muss, dass die Zugeständnisse nicht dazu führen, dass die neue Firma bereits beim Start ins Hintertreffen gerät. Als Beispiel nannte er, dass Orange eine Multibrand-Strategie auch mit den Marken Sunrise und Yallo und deren Angeboten fahren wollte. Ausserdem sagte Thomas Sieber, dass sie von Anfang an für Orange-Kunden das Surise „Internet for Free“-Angebot - gemeint ist wohl das „Free Internet“ - angeboten hätten. Mich persönlich überzeugt diese Argumentation nicht. Denn es ist klar, dass Orange Interesse daran hat, Festnetz-Kunden zu gewinnen. In diesem Bereich hat Orange so gut wie keine Kunden und deshalb kann man dort locker die Orange-Preise auf das Sunrise-Niveau reduzieren. Schliesslich jagt man damit höchstens Swisscom und Cablecom Kunden ab. Die Synergieeffekte werden an anderen Stellen, insbesondere im Mobilfunkbereich erzielt und dort nannte Herrn Sieber keine konkreten Beispiele. Dies wohl, weil Orange die Einsparungen (oder zumindest ein Teil davon) durch Synergieeffekte nicht an die Kunden weitergeben möchte.

Thomas Sieber erklärte, dass Orange bereit gewesen, der Cablecom Netzzugang zu gewähren. Über den Preis sprach Thomas Sieber jedoch nicht. Gemäss einem Artikel im Tages-Anzeiger wollte die Weko, dass Orange der Cablecom den Netzzugang zu kostenorientierten Preisen anbieten muss. Doch zu diesem Preis wollte Orange die Cablecom wohl ihr Netz nicht nutzen lassen.

Ausserdem sagte Thomas Sieber, dass die Gefahr nicht gegeben ist, dass sich zwei Player im Markt absprechen. Er würde sofort entlassen werden, sofern er sich mit Swisscom-Chef Carsten Schloter in geschäftlichen Dingen absprechen würde. Ich denke, dass eine Absprache auch gar nicht notwendig ist. Es reicht bereits, keine attraktiven Angebote zu lancieren. Dazu ist es gar nicht notwendig, dass man sich mit einem Konkurrenten absprechen muss.

Thomas Sieber glaubt, dass die Fusion für den Schweizer Telecom-Markt sehr wichtig ist, da dies der einzige Weg ist, den Markt zu deblockieren und Kunden neue Dienste anbieten zu können. Ich bin nicht so optimistisch. Die beiden kleineren Anbieter haben es in der Vergangenheit nicht geschafft, die Kunden von Swisscom abzuwerben. Weshalb soll dies nun plötzlich funktionieren?

Auf die Frage, ob sich die Schweizer Handytelefonierer auf günstigere Tarife freuen können, antwortete Thomas Sieber sehr ausweichend, dass man von Orange aggressive Angebote sehen wird. Ich persönlich kann mir dies zwar nicht vorstellen. In den vergangenen Jahren ist Orange nie durch günstige Angebote aufgefallen. Stattdessen sprach Thomas Sieber konsequent von „aggressiven“ Angeboten, nicht von günstigeren Angeboten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Super-Surf-Angebot bei Sunrise

Vor kurzem habe ich in meinem Blog über ein interessantes Angebot von Sunrise berichtet, das in Media-Markt-Filialen angeboten wird. Das "Take Away"-Basic-Abo wird ohne die übliche Grundgebühr angeboten. Im Klartext heisst dies, dass man für 3.50 Franken pro Nutzungstag mit dem Laptop oder Netbook im Internet surfen kann. Die übliche Grundgebühr von 10 Franken pro Monat entfällt komplett.

Nachdem ich das (bis auf den Verkaufspreis für das Modem) gleiche Angebot auch im Interdiscount und bei Mobilezone gesehen habe, habe ich nochmals bei Sunrise nachgefragt. Es ist so, dass für alle "Take Away Basic"-Verträge, die bis Ende April abgeschlossen werden, keine Grundgebühr verrechnet werden. Dies unabhängig davon, wo der Vertrag abgeschlossen wird. Wer sich also noch den attraktiven Surf-Tarif von Sunrise für unterwegs sichern möchte, sollte nichts wie los.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 25. April 2010

Orange und Sunrise: Keine Fusion!

Die Wettbewerbskommission Weko hat die Fusion zwischen Sunrise und Orange untersagt, denn zusammen mit Swisscom hätte das neue Unternehmen eine kollektiv marktbeherrschende Stellung begründet.

Als ich am Donnerstagmorgen gehört habe, dass die Fusion abgelehnt worden ist, habe ich mich über diese mutige Entscheidung sehr gefreut. Der Wettbewerb hat zwar im schweizerischen Telekom-Markt schon bisher nicht gespielt, doch mit nur noch 2 Anbietern wäre der Wettbewerb wohl komplett zum erliegen gekommen. Insbesondere da weder Swisscom noch Orange (deren Muttergesellschaft France Telecom hätte Sunrise übernommen) durch aggressive Angebote aufgefallen sind. Seit Jahren kamen die aggressiven Angebote einzig von Sunrise. Die komplette Einschätzung können Sie in unserer Medienmitteilung lesen.

Ich erlaube mir noch, einige Aussagen in den Medien hier zu kommentieren:
Am interessantesten fand ich die Informationen in einem Tagi-Print-Artikel von Freitag (den ich online nirgends finden konnte). Der Tages-Anzeiger schreibt, dass die Weko die Fusion unter Auflagen eigentlich genehmigen wollte, doch Orange wollte diese Auflagen nicht akzeptieren. Konkret nannte der Tages-Anzeiger drei Auflagen: Orange hätte sich verpflichten sollen, die Preise zu senken. Durch die Fusion hätte Orange riesige Einsparungen bei den Kosten erzielen können und einen Teil dieser Einsparungen hätte Orange an die Kunden weitergeben sollen. Ausserdem hätte Orange der Cablecom zu kostenorientieren Preisen das Mobilfunknetz zur Verfügung stellen müssen. Und ausserdem hätte Orange die Mobilterminierungstarife (diese Tarife verrechnen die Anbieter untereinander für die Vermittlung eines Anrufs auf ein Handy) senken sollen.

Es erstaunt mich nicht, dass Orange nicht auf diese Auflagen eingegangen ist. Denn Orange hatte meiner Meinung nach nie ein Interesse an niedrigeren Preisen für die Kunden. Stattdessen wollte man den preisaggressiven Anbieter Sunrise ausschalten, die Kosten massiv senken und den Gewinn massiv erhöhen. Und das man Cablecom den Netzzugang nicht zu so günstigen Tarifen gewähren wollte, macht ebenfalls Sinn. Hätte Cablecom das Mobilfunknetz von Orange wirklich zu kostenorientierten Konditionen nutzen können, so hätte Cablebom mit günstigen Handy-Angeboten den Markt aufmischen können. Und dies hätte Orange gar nicht gepasst.

Eine oft gestellte Frage war, ob sich nun Orange und/oder Sunrise aus dem Schweizer Markt zurückziehen werden. Ich bin überzeugt, dass beide Muttergesellschaften sich jetzt nach einem neuen Eigentümer umsehen. Doch es dürfte schwierig werden, einen Käufer zu finden. Die Schweizer Kunden sind sehr träge und fast niemand wechselt den Anbieter. Damit ist es für einen alternativen Anbieter auch schwierig, sich im Schweizer Markt zu etablieren. Aufgrund dieser Situation und auch der sehr Swisscom-freundlichen rechtlichen Rahmenbedingungen dürfte sich jeder Investor mit Investitionen in der Schweiz schwertun. Doch ich glaube, dass weder Orange noch Sunrise ihre Aktivitäten einstellen werden, wenn sie keinen Käufer finden.

Auch die im Radio genannte Möglichkeit, dass Cablecom und Orange fusionieren könnten, halte ich für Unsinn. Eine solche Fusion macht wenig Sinn: UPC als Muttergesellschaft der Cablecom konzentriert sich typischerweise auf Kabelnetze, Mobilfunkangebote bietet man höchstens als virtueller Mobilfunk-Anbieter an. In diesem Fall mietet man das Netz eines Mobilfunkanbieters. Doch meines Wissens hat UPC nirgendwo ein eigenes Mobilfunknetz. Weshalb sollte jetzt UPC gerade im schwierigen Schweizer Mobilfunk-Markt sein Geld verlochen (und dieses wahrscheinlich nie mehr zurückerhalten). Und France Telecom kann sich wohl kaum mit der Idee einer gemeinsamen Schweizer Gesellschaft mit UPC anfreunden. Was sinnvoll sein könnte, wäre dass UPC das Mobilfunknetz von Orange mieten könnte und auf diesem Netz ein eigenes Angebot anbieten könnte. Doch wie der oben erwähnte Tagi-Artikel zeigt, tut sich Orange damit schwer.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 18. April 2010

SIM-Only-Abo mit Gratis-Handy


Sunrise und Orange bieten sogenannte SIM-Only-Abos an. Wer ein solches Abo abschliesst, erhält beim Vertragsabschluss kein subventioniertes Handy. Dafür reduziert sich die monatliche Grundgebühr. Dies ist auch fair, denn schliesslich muss der Mobilfunk-Anbieter kein Geld für ein Handy vorschiessen, dass der Kunden dann über überhöhte Preise wieder abzahlen muss. (Weniger fair ist allerdings, dass die Kunden bei Sunrise trotzdem einen nur einmal jährlich kündbaren Knebelvertrag unterschreiben muss).

Deshalb erstaunt das aktuelle Angebot aus dem Zürcher Media-Markt-Prospekt. Dort wird ein Handy zusammen mit einem SIM-Only-Abo für einen Franken angeboten. Dieser Preis gilt bei Abschluss eines SIM-Only-Vertrags für 12 Monate. Die monatliche Grundgebühr beträgt nur 10 Franken statt 25 Franken bei einem normalen Vertrag.

Es handelt sich um ein günstiges Handy. Sunrise verkauft dieses ohne Vertrag für 248 Franken, digitec sogar nur für 165 Franken. Trotzdem ist es ein merkwürdiges Angebot, dass ein SIM-Only-Abo mit einem Gratis-Handy verkauft wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch