Der grösste Schweizer Telekommunikations-Anbieter, die Swisscom, will wie bereits seit längerem bekannt, ein Glasfaser-Netz bauen. Die Glasfaser werden dabei direkt in die einzelnen Wohnungen gezogen. Auch die Elektrizitätswerke und vereinzelte Kabelnetz-Betreiber verfolgen ähnliche Pläne. Einige Haushalte in Zürich oder in Sierre surfen, telefonieren und fernsehen heute bereits über Glasfaser-Leitungen. Üblicherweise befindet man sich jedoch erst in einer frühen Planungsphase oder in der Detaillplanung. Erst nach und nach entstehen die Glasfaser-Anschlüsse.
Die NZZ am Sonntag berichtete gestern, dass die Swisscom nun 8 Milliarden Franken ins Glasfasernetz investieren will. Dies ist eigentlich nichts Neues. Im Artikel war das erste Mal die Rede davon, dass sich Swisscom vorstellen könnte, die eine Hälfte einer Stadt mit Glasfaser zu versorgen. Die andere Hälfte der Stadt würde man den Elektrizitäswerken überlassen.
Ich bin dieser Idee gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Denn wichtige Punkte zum Glasfaser-Traum (oder Albtraum) der Swisscom sind bisher noch weitgehend unbekannt. Und was bisher bekannt ist, beängstigt eher. Das Ziel von Swisscom ist, dass in alle angeschlossenen Wohnungen vier Glasfaserleitungen verlegt werden. Eine Glasfaser behält Swisscom für sich, die anderen Glasfaser will Swisscom verkaufen. Swisscom will allerdings nur die Hausverkabelung und die paar Meter vor dem Haus verkaufen.
Die Folge wäre, dass Anbieter eine zusätzliche Pararellinfrastruktur von den Quartierstrassen in die Quartierzentralen mit Anschluss an den nationalen Backbone bauen müssten. Das Bauen von mehreren zehntausend unnötigen Zugangspunkten kann sich sowohl organisatorisch wie finanziell kein alternativer Telekom-Anbieter leisten. Unter diesen Bedingungen dürfte kein Alternativ-Anbieter auf das Swisscom-Angebot eingehen. Damit kann Swisscom ihr Monopol ausbauen und die Alternativ-Anbieter bleiben auf der Strecke.
Damit wird auch der obgenannte Vorschlag der Swisscom sehr interessant. Würde dieser umgesetzt, würde dies nichts anderes bedeuten, dass eine Hälfte der Stadt von einer reichhaltigen Auswahl an attraktiven Angeboten profiteren könnte, während die andere Hälfte der Stadt nur auf das Monopol-Angebot der Swisscom zugreifen könnte. Damit haben wir die Zweiklassen-Gesellschaft für den Internet-Zugang.
Swisscom argumentiert übrigens, dass sie erst darüber reden wollen, wie sie das Glasfaser-Netz bauen. Das einzig richtige wäre meiner Meinung nach, wenn die Alternativ-Anbieter schweizweit an einigen wenigen Punkten in etablierten Datencentern die Daten ihrer Kunden aus dem Swisscom-Glasfasernetz übernehmen könnten. Für das Glasfasernetz braucht es keine unnötige und teure Pararellinfrastruktur (die schliesslich schlussendlich der Kunde mit hohen Preisen bezahlen muss). Einzig Swisscom kann daran ein Interesse haben, weil sie sich so Konkurrenz vom Leib halten kann.
Liebe Grüsse
Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch
Montag, 15. September 2008
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