Sonntag, 2. November 2008

Wieder mal die Glasfaser-Diskussion

Wie versprochen - und doch etwas später als eigentlich gedacht - heute noch einen Post zum Thema "Glasfaser"-Netze. An den Bieler Kommunikationstagen Comdays war der Aufbau der Glasfaser-Netze ein grosses Thema. Konkret geht es um die Glasfaser-Leitung bis in die Wohnung des Kunden, sogenanntes FTTH.

Swisscom-Chef Carsten Schloter machte sich in einer Präsentation (online verfügbar) für das "4 Kabel in jede Wohnung"-Modell stark. Ich habe jedoch auch nach dieser Präsentation immer noch nicht verstanden, was an diesem Modell sinnvoll sein soll. Ausser, dass ein neues, unnötiges Swisscom-Monopol geschaffen wird.

Peter Messmann von den Stadtzürcher Elektrizitätswerken ewz zeigte auf, was die Vorteile eines offenen Netzes sind (Präsentation online verfügbar). Der grosse Vorteil ist, dass nur eine Infrastruktur verlegt wird (Swisscom will hingegen nur im Haus die Infrastruktur gemeinsam bauen und nach dem Hausanschluss will Swisscom mehrere Infrastrukturen) und alle interessierte Anbieter ihre Dienstleistungen anbieten können. Es könnte endlich echter Wettbewerb entstehen.

An einer Parallelveranstaltung der Bieler Kommunikationstage gab es mehrere Vorträge von Openaxs, dem Verbund mehrerer Elektrizitätswerke für ein offenes Glasfaser-Netz. Imposant fand ich den Vertrag vom St. Galler Stadtrat Fredy Brunner. Er informierte über die Pläne des St. Galler Glasfaser-Netzes. (Herzliche Gratulation übrigens zum in der Zwischenzeit erreichten Entscheid des St. Galler Stadtparlaments. Das Parlament hat sich einstimmig für den Kredit ausgesprochen. Nun muss noch das Volk nächsten Februar zustimmen und St. Gallen wird ein modernes leistungsfähiges Glasfaser-Netz erhalten). Ganz erfrischend fand ich auch Ansgar Gmür, Direktor des Schweizerischen Hauseigentümberverbandes, an der Podiumsdiskussion. Er war eine der ganz wenigen Personen, der auch von Bedürfnissen der Kunden gesprochen hat. Herr Gmür hat mir aus dem Herzen gesprochen.

Auch in der Präsentationen der französischen Regulationsbehörde sowie und des britischen Anbieters British Telecom war Glasfaser ein Thema.

Wie die Situation derzeit aussieht, wird alles auf einen Wettlauf hinauflaufen. Sowohl Swisscom wie die Elektrizitätswerke versuchen, als erster in möglichst vielen Häusern ihre Glasfaser verlegen zu können. Beharren sowohl Elektrizitätswerke wie auch Swisscom auf ihren Positionen dürfte es in Zukunft Liegenschaften mit Swisscom-Glasfaser-Anschluss und Liegenschaften mit Glasfaser-Anschluss der Elektrizitätswerke geben. In den Swisscom-Häusern könnten die Kunden nur ein überteuertes Angebot von Swisscom nutzen. In den Häusern, die durch Elektrizitätswerke erschlossen sind, haben die Kunden Auswahl aus zahlreichen attraktiven und preisgünstigen Angeboten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

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