Sonntag, 13. April 2008

Openaxs: Weitere Glasfasernetze von Energieversorgern

Nach dem Glasfasernetz-Offensive der Stadtzürcher ewz wollen weitere Städte ein offenes Glasfaser-Netz anbieten. Dazu haben die sieben Stromanbieter Aziende Municipalizzate Bellinzona, Elektra Baselland, Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau, Groupe e (Freiburg, Neuenburg), Industrielle Werke Basel, St. Galler Stadtwerke sowie Stadtwerk Winterthur den Verein "openaxs" gegründet. Der Verein will der Ausbau des offenen Netzes massiv vorantreiben und ist ausdrücklich offen für weitere Stromanbieter. (siehe Medienmitteilung der St. Galler Stadtwerke, Artikel der Handelszeitung und AP-Agenturmeldung (via NZZ Online)).

Die Energieversorger (sowohl das ewz wie auch die Openaxs-Mitglieder) wollen sich auf ihre Stärke, den Bau und Wartung von Leitungen konzentrieren. Ausserdem können natürlich Synergien benutzt werden: Neben der Stromleitung wird auch noch ein paar Glasfaser-Leitungen eingezogen. Die grössten Kosten für den Ausbau der Leitungen (egal ob es sich um Stromleitungen oder Kommunikationsleitungen handelt) fallen für die Bauarbeiten an. Die zusätzlichen Kosten, wenn nun noch ein paar weitere Leitungen verlegt werden, sind niedrig.

Grosser Vorteil ist das offene Netz. Es hat keinen Sinn, dass jeder Anbieter ein eigenes Netz verlegt. Bei den Projekten der Energiewirtschaft können daher beliebige, innovative Telekom-Anbieter die Leitung mieten und dann eigene Dienstleistungen anbieten. Dieses System dürfte zu wesentlich mehr Wettbewerb führen. Der Netzmonopolist Cablecom bietet sein Netz heute Dritten gar nicht an und kann mit seinen Dienstleistungen (insbesondere im TV-Bereich) überrissene Gewinne erwirtschaften. Swisscom muss seit einem Jahr sein Netz anderen Anbieter anbieten, hat aber kein Interesse daran. Denn Swisscom möchte ihre Dienstleistungen natürlich lieber den Endkunden verkaufen und damit höhere Einnahmen realisieren.

Es bleibt die Hoffnung, dass kleinere und innovative Anbieter - ich denke dabei ganz spontan an Netstream und Init7 - bassierend auf den EW-Netzen attraktive Angebote schnürren kann. Vielleicht wird dann der Wettbewerb endlich wirklich spielen und die Kunden könnten von schnelleren Internet-Zugängen, einem attraktiveren TV-Angebot, einem guten Kundendienst und von günstigen Preisen profitieren.

Der Schritt der Energiewirtschaft ist begrüssenswert und ich hoffe, dass ich als Kunde von diesen neuen Netzen profitieren kann. (Disclaimer: Damit die Energiewerke in diesem Artikel nicht nur gelobt werden. Mit vielen Entwicklungen der Energiebranche habe ich persönlich so meine Mühe. Der Bau neuer atomarer oder fossiler Kraftwerke halte ich nicht für sinnvoll. Stattdessen sollte die Wasserkraft (keine Stauseen), Windkraft, Solaranlagen etc. ausgebaut werden und mehr in die effizientere Nutzung der Energie investiert werden. Wie gesagt, ist dies meine ganz persönliche Meinung am Rande dieses Beitrages).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

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