Vorallem folgende Aussage erstaunte am meisten:
Durch die Reduktion der Infrastrukturkosten, z.B. durch ein gemeinsames Netz. Ich sage das, obwohl diese Idee dem ursprünglichen Konzessionsgedanken widerspricht. Aber nach zehn Jahren darf man seine Prinzipien auch mal überdenken (lacht).
Auf die Frage, ob er ein Duopol fordere, antwortete Furrer:
Keinesfalls. Sunrise und Orange sollten nur ihre Mobilfunknetze zusammenlegen, nicht aber ihre Angebote und Dienste. Das Netz könnte zum Beispiel in eine separate Gesellschaft ausgelagert und damit erhebliche Kosteneinsparungen realisiert werden. Nur wenn Orange und Sunrise ihre Preise, und damit auch ihre Kosten, senken können, gewinnen sie Marktanteile.Diese Idee ist tatsächlich überraschend. Ich frage mich jedoch, ob mit einem zusammengelegten Netz wirklich so viel Geld eingespart werden könnte. Dies glaube ich eher nicht. Man könnte nicht einfach jede zweite Antenne abbauen, weil ansonsten die Kapazität nicht mehr vorhanden wäre und die Kunden vermehrt nicht telefonieren könnten. Vor allem in den Städten und bevölkerungsreichen Agglomerations und Vorortsgemeinden gibt es praktisch keine Möglichkeiten zur Reduktion der Antennen. In eher schwach bevölkerten ländlichen Regionen sowie in den Berggebieten könnte man die Antennen reduzieren. Hier gäbe es eventuell auch andere Formen der Zusammenarbeit, wie z.B. nationales Roaming. In den Walliser Alpen könnte z.B. Orange die Netzabdeckung bis in den hintersten Winkel sicherstellen, in den Bündner Alpen hingegen Sunrise. Die Kunden beider Anbieter könnten diese Antennen nutzen. Damit könnte man die Ausgaben auch etwas reduzieren.
Nur noch ein Netz von Orange und Sunrise für die ganze Schweiz dürfte auch problematisch sein, da heute nicht beide Netze auf dem gleichen Stand sind. So ist z.B. das Netz von Sunrise schweizweit für schnelle Datenübertragungen via EDGE ausgerüstet, während für Orange EDGE bisher kein Thema war. Und auch beim schnellen UMTS-Datenturbo HSDPA hat Sunrise die Nase vorn und bietet den Service an weit mehr Orten an als Orange, die praktisch nur die grossen Städte (und aufgrund einer Kooperation einige Tessiner Gemeinden) abdeckt. Die Aufwand, die beiden Netze zu einem Netz zusammenzulegen, dürfte meiner Meinung nach grösser sein als der Nutzen.
Problematisch finde ich, wenn es nur noch zwei Anbieter gibt: Swisscom und Orange/Sunrise auf der anderen Seite. Ich glaube nicht daran, dass die beiden Anbieter ein gemeinsames Netz betreiben, sich aber ansonsten nicht absprechen würden. Der Wettbewerb dürfte noch weniger spielen als bisher und die Kunden dürften weiterhin jährlich Milliarden zuviel bezahlen. Sollten die beiden Netze tatsächlich zusammengelegt werden, bräuchte es strake Auflagen: Zum Beispiel die Öffnung des Netzes für Dritte zu kostenbasierenden Preisen (ähnlich wie dies heute Swisscom im Festnetz machen muss). Damit könnten auch andere Anbieter eigene Dienstleistungen zu attraktiven Preisen anbieten. Und vielleicht wird der Kundendienst ja auch kundenfreundlicher als heute sein.
Marc Furrer spricht sich in seinem Interview übrigens dafür aus, dass man unter allen Umständen verhindern müsse, dass Swisscom bald wieder 70, 80 oder noch mehr Prozent Marktanteil haben wird.
Liebe Grüsse
Ralf Beyeler
www.comparis.ch
1 Kommentar:
Das «nationale Roaming» gab es ja in den Anfängen bei Orange: wenn Orange kein Empfang auf dem eigenen Netz hatte, konnte man über Swisscom telefonieren. Eine wirklich sinnvolle Angelegenheit.
M
F
G
Sopur
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