Sonntag, 13. April 2008

Cablecom: Bürger rufen zum Boykott auf

Die Bewegung "Aktion Kabelnetz Rüfenacht" ruft die Einwohner der Gemeinden Wichtrach, Gerzensee, Mühledorf, Kirchdorf und von Rüfenacht (Gemeinde Worb) zum Boykott der Cablecom auf (siehe Artikel von 20 Minuten). Die Bewegung fordert die Einwohner und Kunden auf, ihren Cablecom-Anschluss zu kündigen.

Vorgeschichte: Im Jahr 2005 hat die Cablecom den örtlichen Kabelnetz-Betreiber übernommen. Mehrmals wurde unterstrichen, dass das Angebot gleich bleiben würde und die Kunden ihre TV-Programme weiterhin empfangen können.

Nun die Kehrtwende: War digitales TV bisher frei empfangbar, wird Cablecom dieses neu nun verschlüsseln. Viele Kunden können Digital-TV sogar gar nicht mehr empfangen. Dies trifft zum Beispiel auf die Kunden zu, die mehrere hundert oder gar über tausend Franken in eine moderne, innovative und gut funktionierend Empfangsbox oder in ein modernes Mediacenter (Computer mit Multimedia-Funktionen) investiert haben. Diese Geräte sind nun dank Cablecom wertlos bzw. es gibt höchstens noch den Schrottpreis dafür. Da ist auch das Angebot der Cablecom, dem Kunden gegen Abgabe des Empfängers (also eines hochmodernen Computers) gegen eine eher schlecht funktionierende Set-Top-Box kostenlos auszutauschen einen Hohn. Dies zeigt einmal mehr, wie wenig Cablecom von "Digital-TV" wirklich versteht.

Und auch kommunikativ sind die Negativ-Schlagzeilen (u.a. berichteten 20 Minuten, die Berner Zeitung, der Bund, der Tages-Anzeiger über die "Aktion Kabelnetz Rüfenacht") schlecht.

Der Boykott-Aufruf ist aggressiv und ist auch für die Initianten risikoreich. Denn die Chance, dass nur wenige Kunden wirklich ihren Anschluss kündigen lassen, ist sehr gross. Wegen ein paar wenigen Kunden, die dann nicht mehr Kunde sind, wird sich bei Cablecom nichts ändern. Die zusätzlichen Einnahmen mit der kostenpflichtigen, überteuerten und schlechten Box machen die Mindereinnahmen der paar abgesprungenen Kunden mehr als wett.

Wenn jedoch ein grosser Teil der Einwohner wirklich den Anschluss kündigen werden und damit an Cablecom nichts mehr bezahlt, ist dies für Cablecom ein Fiasko. Denn für einen Netzbetreiber, der Kabel im Boden verlegt hat, gibt es nichts schlimmeres als ein brachliegendes Netz, mit dem keine Einnahmen generiert werden. Und noch grösser würde das Fiasko, wenn der Protest und die Kündigungswelle auf die übrige Schweiz übergreifen würde. Da dies dazu führen wird, dass mehr Satellitenschüssel aufgestellt werden, könnte dies den Protest weiter erhöhen.

(Noch eine Bemerkung am Schluss: Die Cablecom verschlüsselt grundsätzlich in der ganzen Schweiz die TV-Signale und setzt auf die Zwangsbox. In den fünf Gemeinden wurden die Programme bisher nicht verschlüsselt, neu wird die Verschlüsselung aufgenommen.)

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

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