Mittwoch, 25. Februar 2009

Sunrise: Neue Prepaid-Datentarife?

Interessantes aus einer Medienmitteilung der mir unbekannten Firma Orga Systems GmbH. Diese Firma hat Sunrise eine Dienstleistung verkauft und verkündet dies stolz in einer Medienmitteilung (ohne Sperrfrist), die man dank Google News mühelos findet. Ob Sunrise wohl weiss, was die Orga Systems GmbH hier schreibt.

Interessant finde ich
OSM ermöglicht es Sunrise, neue Multimediaprodukte auf Prepaidbasis anzubieten - Services wie Email, Musikdownloads, und mobiles Fernsehen.

Mit OSM von Orga Systems wird Sunrise in der Lage sein, moderne Datenservices auf Prepaidbasis bereitzustellen. Sunrise wird ein neues mobiles Internetpaket einführen (Datenmodem und Prepaidtarif), sowie einen Tagestarif für mobiles Surfen über Modem ohne Vertragsbindung.
Zum Telefonieren sind Pepaid-Tarife für fast alle Kunden längst am günstigsten. Etwas anders sieht es aus, wenn man mit dem Handy ins Internet will: Diesen Service ist derzeit nur mit Handy-Abos zu vernünftigen Preisen nutzbar. Für den Internet-Zugang über Laptop existieren von Sunrise und Swisscom attraktive Prepaid-Angebote.

Sofern die Information in dieser Medienmitteilung stimmt, wird Sunrise einen Tagestarif für das mobile Surfen über Modem auf Prepaid-Basis (da ohne Vertragsbindung) anbieten. Hier hat Swisscom heute das günstigste Angebot aller Mobilfunk-Anbieter.

Ich hoffe, dass die neuen Sunrise-Prepaid-Tarife nicht nur für das Surfen mit dem Laptop gelten. Es wäre notwendig, endlich auch für telefonierende Prepaid-Kunden attraktive Datentarife einzuführen.

Es bleibt spannend. Mal sehen, wie lange die Medienmitteilung der Orga Systems GmbH noch abrufbar ist und wann Sunrise mit den neuen, innovativen Prepaid-Datendienstleistungen auf den Markt kommen wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Busse für Handy-Fussgänger

Eine interessante Meldung erschien im Newsticker der Online PC Zeitung (Meldung online verfügbar). In der Slowakei sollen laut dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club ADAC in Zukunft Fussgänger, die mit einem Handy am Ohr, einem Walkman oder einen MP3-Player die Strasse überqueren, eine Busse von 135 Euro (also etwa 200 Franken) bezahlen, sofern sie erwischt werden.

Dies finde ich happig. Es ist zwar üblich, dass das Telefonieren mit dem Handy ohne Freisprechanlage im Auto verboten ist. Doch Fussgänger dürfen in der Regel noch telefonieren, während sie die Strasse überqueren. Doch dies kann auch für die Fussgänger riskant sein, insbesondere wenn man vor allem auf das Telefonieren konzentriert ist und nicht sehr stark auf den Verkehr achtet.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

K-Tipp kritisiert Ombudscom

In der aktuellen Ausgabe der Konsumentenzeitschrift K-Tipp hat es einen Artikel mit dem Titel "Zweifel an der Neutralität der Ombudscom" (Artikel für Abonnementen online verfügbar).

Im Artikel erhebt der K-Tipp happige Vorwürfe an die Ombudscom. Bei der Ombudscom handelt es sich um die Ombudsstelle der Telekombranche. Der K-Tipp berichtet konkret über zwei Fälle, bei denen die Ombudscom nach Ansicht des K-Tipps einen falschen Schlichtungsvorschlag gemacht hat. In beiden Fällen sollte der Kunde einen Grossteil der Rechnung bezahlen, obwohl gemäss K-Tipp der Betrag rechtlich nicht geschuldet oder rechtlich nicht einklagbar ist. Das Fazit des K-Tipps: Die genannten Vorschläge fielen einseitig zugunsten des Anbieters aus.

Da ich nicht Jurist bin, kann und will ich das Ganze nicht kritisieren. Anmerken möchte ich nur, dass eine Ombudsstelle wie die Ombudscom für den Kunden eine interessante Anlaufstelle ist. In vielen Fällen empfiehlt die Ombudscom den Anbietern, die Rechnung massiv zu reduzieren. Da der Schlichtungsvorschlag der Ombudscom nicht verbindlich ist, ist es sicherlich empfehlenswert, eine Zweitmeinung - z.B. bei der Rechtsberatung des K-Tipps oder des Beobachters - einzuholen. Insbesondere, wenn der geforderte Betrag mehrere tausend Franken beträgt.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Montag, 23. Februar 2009

Was kosten SMS im Ausland?

Vor drei Wochen habe ich an dieser Stelle die Frage beantwortet, wieviel das Versenden von SMS ins Ausland kostet. Heute nun eine ähnliche Frage in meiner regelmässigen Rubrik "Antworten auf Fragen":

Wie teuer ist ein SMS, wenn ich im Ausland ein SMS versende?

Befinden Sie sich im Ausland und nutzen Sie dort Ihr Handy werden sogenannte Roaminggebühren verrechnet, da Sie ein ausländisches Netz mitnutzen. Diese Dienstleistungen sind wesentlich teurer als wenn Sie das Handy in der Schweiz nutzen würden.

Mit einem Abo (also wenn Sie eine Rechnung für die Handynutzung erhalten und erst nach dem Erhalt dieser Rechnung bezahlen müssen) werden 40 Rappen (Swisscom), 45 Rappen (Orange) oder 50 Rappen (Sunrise) pro versendetes SMS verrechnet. Wenn Sie sich vor den Ferien umständlich eine Ferien-Option dazubuchen (und nach den Ferien nicht vergessen, diese Option wieder zu deaktivieren!), bezahlen Sie bei Sunrise 40 Rappen und bei Orange 35 Rappen.

Teurer wird es, wenn Sie ein Prepaid-Angebot nutzen. Also wenn Sie jeweils Guthaben auf Ihr Handykonto aufladen und dieses Guthaben dann abtelefonieren können. Der Versand einer SMS kostet bei Orange 45 Rappen, bei Sunrise 50 Rappen, bei Migros und Coop 70 Rappen und bei Swisscom gar 90 Rappen.

Übrigens: Der Empfang von SMS ist auch im Ausland kostenlos. Und die Person, die Ihnen ein SMS sendet, bezahlt den normalen Tarif.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 22. Februar 2009

Auch Degersheim muss Swisscom subventionieren

Vor etwa zwei Wochen schrieb ich in meinem Blog über den Fall der Gemeinde Altikon: Gemäss einem Artikel des Tages-Anzeigers muss Altikon Swisscom mit 36'000 Franken subventionieren oder es gibt in Altikon nur Internet mit einer Geschwindigkeit von 600 KBit/s (fünfmal langsamer als in der übrigen Schweiz).

Altikon ist längst nicht die einzige Gemeinde, die Swisscom subventionieren muss. In dieser Woche erschien auch im St. Galler Tagblatt der Artikel "Warten auf einen Anschluss". Damit die Einwohner von Degersheim einen schnellen Internet-Zugang erhalten, muss die Gemeinde nun 62'000 Franken an Swisscom bezahlen (siehe Info auf der Gemeinde-Seite). Sofern die Bevölkerung zustimmen wird, würde die Gemeinde 62'000 Franken an Swisscom bezahlen. Die Einwohner erhalten dann einen schnelleren Internet-Zugang, erhalten aber für die grosszügige Subvention keinen Rabatt und die Swisscom kann ihren bereits jetzt sehr hohen Gewinn um weitere 62'000 Franken erhöhen.

Ich persönlich finde das Verhalten von Swisscom skandalös. Swisscom betont immer, wie wichtig ihre volkswirtschaftliche Bedeutung ist. Nun, beim schnellen Internet-Zugang für Randregionen hört die volkswirtschaftliche Bedeutung auf. Statt dafür zu sorgen, dass im ganzen Land ein Internet-Zugang mit vernünftiger Geschwindigkeit verfügbar ist, zankt man lieber mit den Elektrizitätswerken um Glasfaser-Anschlüsse.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Swisscom ist marktbeherrschend

Keine grosse Überraschung war letzten Donnerstag die Medienmitteilung von Swisscom. Inhalt: Das Bundesverwaltungsgericht hat festgestellt, dass Swisscom beim Breitband-Internet über eine marktbeherrschende Stellung verfügt.

Als Nebeneffekt muss Swisscom den sogenannten Bitstrom-Access anbieten. Da die alternativen Anbieter beim Bitstrom-Access ebenfalls in jeder einzelnen Telefonzentrale eigene Infrastruktur einbauen müssen - anders als im europäischen Ausland - dürfte der Bitstrom-Access in der Praxis keine grosse Bedeutung haben. Dazu kommt, dass der Bitstrom-Access nur für eine Zeit von 4 Jahren angeboten werden muss. Die Anbieter (und insbesondere Sunrise) dürften nun weiterhin die letzte Meile ausbauen und werden damit höchstens in Ausnahmefällen den Bitstrom-Access nutzen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Das Handy als mobiles Plakat

Der Mann holt sein Handy aus dem Sack und beginnt ein Spiel. Kurz darauf erscheint Werbung auf dem Display: Neocitran empfiehlt sich bei Erkältungen. Etwas später, in der Nähe einer Coop-Filiale, blinkt das Handy des Mannes: Die Rispentomaten gebe es gegen den elektronisch zugestellten Coupon übrigens zum halben Preis. Beim Gang durch die Stadt meldet sich der ständige Begleiter mit dem Hinweis, dass Zara gleich um die Ecke eine neue Kollektion bereithalte.

So beginnt ein lesenwerter Artikel, der letzten Sonntag in der NZZ am Sonntag unter dem Titel "Das Plakat im Hosensack" erschienen ist (Artikel online verfügbar).

Die Werbetreibenden hoffen, dass mit der individualisierten und lokalisierten Handy-Werbung zusätzliche Kunden im richtigen Moment erreicht werden können. Technisch dürften die Möglichkeiten bereits in Kürze vorhanden sein.

Ich persönlich würde mich ab diesen Werbebotschaften eher nerven und wenn das Handy alle drei Minuten piepst (oder gar alle 30 Sekunden, wenn ich mich mit dem Tram fortbewege - wobei dies anhand der Geschwindigkeit erkennt werden müsste) und mir ein neues, tolles Angebot macht.

Die Werbung von Zara (siehe Beispiel oben) würde mich nerven, weil ich bei Zara bisher nie etwas passendes gefunden habe. Aus diesem Grund würde ich nun die Zara-Filiale gar nicht besuchen, weil ich nicht annehme, dass ich nun ausgerechnet jetzt etwas passendes finde.

Werbung für Neocitran (ein weiteres Beispiel) möchte ich eigentlich nur, wenn ich mich gerade so schlecht führe, dass ich wirklich Neocitran (oder ein anderes ähnliches Mittel) brauche. Ich komme wesentlich häufiger in der Nähe einer Apotheke vorbei (eigentlich täglich mehrfach, denn in der Stadt Zürich gibt es zahlreiche Apotheken) und ich möchte nicht täglich 20 Neocitran-Werbebotschaften auf meinem Handy erhalten, weil im Moment gerade die Grippewelle die Stadt erfasst.

Mit dem Beispiel der Rispentomaten von Coop könnte ich mich em ehesten anfreunden. Voraussetzung ist natürlich, dass die Rispentomaten noch toll aussehen und noch nicht halb verfault sind. Doch bereits bei anderen Produkten könnte mein Interesse an Coop zu gering sein. Bereits vor einigen Jahren habe ich mal einen Coop-Online-Gutschein ausgedruckt und einlösen wollen. Die Kassenmitarbeiterin war verwirrt und es dauerte einen Moment, bis der Gutschein eingetippt worden ist. Das Kassensystem war durcheinander und prompt fiel der Rabatt zu gering aus. Nach 5 Minuten Diskutieren mit der Filialleiterin gab es jedenfalls das zu viel bezahlte Geld zurück. Wenn bereits ein selbst ausgedruckter Online-Papiergutschein das Kassensystem durcheinander bringt, wie soll das Ganze erst werden, wenn man das Handy zum Scannen gibt.

Das grundsätzliche Problem sehe ich darin, dass das System möglichst Werbung anzeigen soll, für die ich mich interessiere. Ansonsten wird Handy-Werbung von den Kunden schnell ignoriert. Die Werbekunden sind unzufrieden und buchen dann keine Handy-Werbung mehr. Obwohl eine Menge Daten über mich wohl bei irgendwelchen Datenhändlern wie Schober zu kaufen ist, glaube ich nicht, dass die Daten über meine Person bereits so umfangreich sind, dass man mir passende Werbung unterbreiten sollte.

Um beim Beispiel von Zara zu bleiben: Werbung von Zara, aber auch Coop City, Jelmoli, Herren Globus und vielen anderen interessiert mich nicht. Bei einem tollen Angebot von H&M würde ich vielleicht mal vorbei schauen, bei C&A und Vögele schaue ich fast sicher vorbei. Ich stelle es mir schwierig vor, dass mir beim Laufen durch die Bahnhofstrasse nur die Werbung von Firmen angezeigt wird, die für mich ein interessantes Angebot haben und über deren Werbung (insbesondere auf dem Handy) ich mich nicht nerve. Das Ganze ist eine grosse Herausforderung und schwierig zu schaffen sein.

Wichtig ist für mich, dass ich mich für die Werbung selbst freischalten kann oder die Werbung zumindest deaktivieren kann. Ansonsten dürfte es ein Flopp werden und die Empfänger löschen die Werbung dann am Abend zu Hause ungelesen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Montag, 16. Februar 2009

Problem: Handy im Zug

Viele Pendler wissen längst, dass Telefonieren mit dem Handy im Zug mühsam sein kann. Ständig unterbricht die Verbindung. Kein Wunder, dass die Pendlerzeitung 20 Minuten das Thema vor kurzem online aufgegriffen hat (Artikel ist online verfügbar).

Swisscom argumentiert, dass die Funkverbindung auf den viel befahrenen Strecken lückenlos seien, aber nicht genügend Kapazitäten zur Verfügung stünden. Als weiterer Grund für die Probleme wird angegeben, dass durch moderne Handys wie dem iPhone das Datenvolumen massiv noch oben geschnellt ist. Es stellt sich bei mir allerdings die Frage, weshalb Swisscom die Kapazitäten der Antennen nicht erhöht. Für das iPhone könnte man auch WLAN-Antennen im Zug einbauen und die Internet-Verbindungen damit über eine andere Infrastruktur abdecken.

Ein Punkt, der im Artikel nicht angesprochen worden ist, aber demnoch auch wesentlich ist: Bei jeder neuen Verbindung wird erneut der Stundentarif von 70 Rappen neu verrechnet. Statt 70 Rappen kann damit ein Gespräch schnell mal 3 Franken kosten. Hier sollte Swisscom nur ein Gespräch verrechnen, wenn aus technischen Gründen die Verbindung ständig unterbrochen wird.

20 Minuten rät, im Zug vorne zu sitzen. Dieser Tipp ist sicherlich nicht schlecht, da es vorne in der Regel auch meistens mehr freie Plätze hat. Doch wenn die 1. Klasse vorne ist, dürfte man als 2. Klasse-Passagier nicht einfach dort Platz nehmen. Dieser Tipp ist also nicht ganz alltagstauglich.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Natel easy oder Natel easy liberty?

Hier eine weitere Frage für meine regelmässige Rubrik "Antworten auf Fragen":

Was ist der Unterschied zwischen "Natel easy" und "Natel easy liberty"?

"Natel easy liberty" ist der aktuelle Prepaid-Kunden, die mit dem Handy einfach telefonieren wollen. "Natel easy" ist der Name des ersten Prepaid-Angebotes von Swisscom, das im Jahr 1996 lanciert worden ist. Beide Tarife bieten die gleichen Services an, unterscheiden sich jedoch im Preis. Seit Herbst 2007 kosten Anrufe mit "Natel easy" in alle Schweizer Netze sehr teure 85 Rappen pro Minute. "Natel easy liberty" wurde im Herbst 2005 eingeführt und bietet wesentlich günstigere Tarife: Pro angefangene Stunde wird 80 Rappen verrechnet (gilt für Anrufe ins Festnetz und zu Swisscom-Handys), relativ teuer sind Anrufe auf Sunrise- und Orange-Handys mit 70 Rappen pro Minute.

Wer heute also noch mit "Natel easy" telefoniert und sich nach dem Unterschied zu "Natel easy liberty" fragt, sollte einfach bei der Swisscom-Hotline anrufen und den Wechsel beantragen.

Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es von Swisscom noch ein drittes Prepaid-Angebot: "Natel easy liberty uno". Damit ist das Surfen im Internet zehn mal günstiger als mit dem "Natel easy liberty"-Tarif und ausserdem kostet das Surfen im Internet nicht mehr als 5 Franken pro Tag. Ansonsten gibt es keine Unterschiede.

Auch andere Anbieter haben teilweise noch ältere Preispläne, wer mit einem Prepaid-Angebot telefoniert, dass er auf der Website seines Anbieters nicht findet, sollte bei der Hotline seines Anbieters anrufen und nachfragen, ob er auf ein günstigeres Produkt wechseln soll.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von www.comparis.ch

Donnerstag, 12. Februar 2009

Wie mich die Cablecom weich kochen wollte!

Im Tages-Anzeiger erschien vor einigen Tagen einen lesenwerten Erfahrungsbericht unter dem Titel "Wie mich die Cablecom weich kochen wollte". Matthias Schüssler wurden wegen Problemen mit dem neuen Kundenverwaltungssystem der Internet-Zugang gesperrt, ganze drei Wochen später wurde der Cablecom-Internet-Zugang wieder aufgeschaltet.

Der Autor kommt zum Schluss, dass die Cablecom-Hotline ein untaugliches Mittel zur Lösung von Problemen sei. Es sei eine als Kommunikation getarnte Form der Kommunikationsverweigerung.

Matthias Schüssler hatte Ende Januar 2009 wegen einem nicht näher benannten "Versehen" keinen Internet-Zugang mehr. Doch der Autor hat die Wunderwuffe gelernt: Mit einem eingeschriebenen Brief mit dem Wechsel zur Konkurrenz drohen. Noch vor Ablauf des Ultimatums laufen Internet und Digital-TV wieder.

Ich persönlich verstehe nicht, weshalb die Cablecom nicht mehr Wert auf den Kundendienst legt. Stattdessen baut man Mitarbeiter ab - zwar keine Kundendienst-Mitarbeiter - und dies dürfte dem Kundendienst nicht gerade förderlich sein. Die ganz grosse Herausforderung von Cablecom ist der Kundendienst!

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Interview Marc Furrer, Comcom-Chef

Am 2. Februar 2009 erschien im Tages-Anzeiger ein Interview mit Marc Furrer, Chef der Kommunikationskommission Comcom (Interview online verfügbar). Vor allem die Aussagen über den Glasfaser-Ausbau des Zürcher EWZ hat grosse Wellen geworfen (siehe auch der entsprechende Blogeintrag).

Daneben gab es noch einige andere Aussagen, die ich hier kurz kommentieren möchte:
  • Der Telekom-Regulator kann gegen den schlechten Kundenservice der Cablecom nichts unternehmen. Marc Furrer geht davon aus, dass der Markt die Probleme mit den Kundenservice lösen werde. Ich zweifle daran, ob der Markt wirklich genügend spielt. Denn in der Schweiz gibt es z.B. über Hausantenne nur wenige SRG-Programme (ausser man wohnt in der Grenzregion), der Satellitenempfang braucht eine Bewilligung vom Vermieter sowie teilweise von der Gemeinde und ist ausserdem wegen der Beeinträchtigung des Ortsbildes nicht wirklich beliebt und Bluewin-TV ist noch zu wenig bekannt und ausserdem muss man auch Festnetz und ADSL von Swisscom beziehen. Der Wettbewerb kann so meiner Meinung nach noch gar nicht spielen!
  • Die Privatisierung der Swisscom hat im Moment aus politischen Gründen keine Chancen. Marc Furrer ist persönlich für eine vollständige Privatisierung. Ich persönlich bin ebenfalls dieser Meinung, zusätzlich muss man jedoch auch sicherstellen, dass andere Anbieter faire Konditionen für den Zugriff auf das Kupfernetz erhalten.
  • Für die Berechnung der Konditionen der letzten Meile ist die Comcom relativ weit gegangen. Dies mag sein, meiner Meinung nach müsste man jedoch die Regeln noch ändern. Die Swisscom verdient viel Geld mit der Vermietung von Leitungen, die in Kabelkanälen (ist bei Telekom-Netzen ein grosser Teil der Kosten) liegen, die vor 30 oder 50 Jahren erstellt worden sind. Es ist meiner Meinung nach unfair, dass diese Kosten in die Berechnung der letzen Meile einfliessen. Immerhin sind die Kosten vor Jahrzehnten unter einer Monopolsituation entstanden.
Das Interview ist auf jeden Fall lesenswert.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Dienstag, 10. Februar 2009

200 mal Telecom-Notizen

Dies ist mein 200. Blogeintrag. Seit etwas über einem Jahr blogge ich über meine Notizen und Gedanken rund um den Schweizer Telekom-Markt. Ich hoffe, ich kann nützliche Informationen und Tipps vermitteln und die komplixe und häufig schwierig zu verstehende Telekom-Welt etwas näher bringen. Mir macht das Bloggen auf jeden Fall riesig Spass und ich hoffe, ich kann noch viele interessante Beiträge schreiben.

Am häufigsten (nämlich 66mal) nahm ich bisher Artikel aus den Medien auf und kommentierte die beschriebene Entwicklung. Immerhin 37mal habe ich neue Produkte von Telekomfirmen bewertet.

Einen kleinen Wunsch für die Zukunft hätte ich jedoch noch: Ich hoffe, dass ich in Zukunft häufiger Kommentare erhalten werde.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Randregionen müssen fuer das Internet bezahlen

Im heutigen Tages-Anzeiger gibt es einen interessanten Artikel zum Thema "Randregionen müssen für Anschluss zahlen" (Artikel ist nicht online verfügbar).

Die Swisscom, die bei jeder Gelegenheit erwähnt, dass sie die Grundversorgung sicherstellt (während die Mitbewerber Trittbrettfahrer sein sollen) und alle Kunden ADSL haben könnten, wird an diesem Artikel keine Freude gehabt haben. Im Artikel des Tages-Anzeigers geht es konkret um die Zürcher Gemeinde Altikon. In der Gemeinde mit über 600 Einwohnern gibt es weder ein Kabel-TV-Netz noch schnelles Internet von Swisscom. Die Geschwindigkeit beträgt nur lächerlich langsame 600 KBit/s und damit erfüllt Swisscom die Grundversorgung und kann zusätzlich sagen, dass Swisscom schnelles Internet anbietet.

Gemäss Recherchen des Tages-Anzeigers bezahlt Swisscom für den Ausbau ihrer Infrastruktur maximal 300 Franken pro Haushalt. Bei 280 Haushalten bezahlt Swisscom somit 84'000 Franken, aber die Gemeinde muss selber schauen, wie sie 36'000 auftreiben kann. Gemäss dem Tagi-Artikel sind dies ganze 5 Prozent der Steuereinnahmen. Gemäss Artikel hat die Gemeinde keine andere Wahl als der Swisscom die Infrastruktur zu finanzieren, selbstverständlich kann die Swisscom den Kunden dann den vollen Preis verrechnen und muss der Gemeinde nichts für die getätigten Investitionen abliefern. Wie erwähnt ist Altikon nur ein Beispiel. Gemäss dem Tages-Anzeiger haben sich bisher rund 300 Gemeinden bei Swisscom gemeldet, die eine bessere Telecom-Infrastruktur wollen. Mit 120 Gemeinden soll sich die Swisscom geeinigt haben und in einem Drittel der Gemeinden mussten diesen einen erheblichen Teil der Kosten übernehmen. Gemäss Swisscom sei dies insbesondere dann der Fall, wenn die Ausbaukosten in keinem Verhältnis zur Zahl der angeschlossenen Kunden stehen oder aufgrund topografischer Gegegenheiten sehr hoch sind.

Im Artikel wird Marc Furrer, Chef der Kommunikationskommission zitiert, dass es im Grunde dem System der Grundversorgung widerspricht. Da so schnelles Internet nicht Teil der Grundversorgung sei, könne man es der Swisscom nicht verbieten.

Ich persönlich finde das Verhalten der Swisscom schlichtweg skandalös. Dass Ganze ist alles andere als Swissness, mit der sich das Unternehmen ständig in der Öffentlichkeit präsentiert. Zuerst lässt man die armen Steuerzahler die Infrastruktur finanzieren und dann kassiert man dieselben Steuerzahler mit hohen Preisen ab. Zumindest eine Entschädigung der durch die Gemeinde finanzierten Infrastruktur sollte Swisscom bezahlen. Die 36'000 Franken sind für Altikon eine grosse Menge, für die Swisscom jedoch eine Kleinigkeit.

Fraglich ist auch, weshalb die Gemeinde nicht eine andere Lösung wie z.B. eine Glasfaser-Erschliessung gesucht hat. Salopp gesagt hätte sich die Gemeinde wohl mit Swisscom darüber gestritten, wer die Glasfaserleitungen einziehen darf. Doch halt, ich habe ganz vergessen, dass es nicht um Zürich geht, sondern um die Randgebiet-Gemeinde Altikon.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 9. Februar 2009

Saldo: Digital-TV ist Daueraerger

In der aktuellen Ausgabe der Konsumentenzeitschrift Saldo ist ein kurzer Artikel zum Digital-TV-Angebot von Cablecom erschienen (ganzer Artikel ist online verfügbar).

Im Artikel wird kritisiert, dass der elektronische Programmführer EPG des Digital-TV-Angebotes von Cablecom immer noch nicht richtig funktioniere. Bemängelt wird, dass nur die ersten 256 Zeichen der Beschreibung einer Sendung angezeigt werden können. Was Saldo nicht schreibt, aber demnoch interessant ist: Der Grund der Beschränkung auf 256 Zeichen liegt daran, dass bestimmte, minderwertige Cablecom-Set-Top-Boxen sich nicht an den DVB-C-Standard halten. Um Probleme zu vermeiden, wurde die Zeichenzahl der Beschreibung dann auf 256 Zeichen reduziert.

Cablecom-Sprecher Hans-Peter Nehmer verspricht im Saldo jedoch, dass die Beschränkung noch im laufenden Jahr behoben wird, obwohl das Problem keine grosse Priorität hat.

Ich persönlich habe auch die Erfahrung gemacht, dass der elektronische Programmführer der Cablecom eine miserable Qualität hat. Betroffen sind vor allem Kunden, die Sendungen aufnehmen wollen. Ich verstehe nicht, weshalb Cablecom Unsummen in die Gewinnung neuer Kunden steckt, aber nichts in die Qualität des Digital-TV-Angebotes.

Beim Konkurrenten Bluewin-TV von Swisscom funktioniert der elektronische Programmführer hingegen sehr gut.

Liebe Grüsse


Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Guenstig mit dem Laptop im Internet surfen

Hier eine weitere Frage für meine regelmässige Rubrik "Antworten auf Fragen":

Ich surfe selten mit einem Laptop von unterwegs im Internet. Welches Angebot kommt mich am günstigsten?

Wahrscheinlich dürfte das Angebot "Natel Easy Liberty Uno" von Swisscom am günstigsten sein. Dieser Tarif ist eigentlich nur für das Surfen mit dem Handy gedacht, funktioniert jedoch problemlos auch mit einem UMTS-USB-Stick für den Laptop (oder mit Laptops, die UMTS bereits eingebaut haben).

Mit "Natel Easy Liberty Uno" kostet die Datenübertragung 1 Franken pro Megabyte, jedoch maximal 5 Franken am Tag. Sie können also für 5 Franken einen Tag lang beliebig viele Daten übertragen.

Wenn Sie nur an wenigen Tagen von unterwegs im Internet surfen wollen, ist der "Natel Easy Liberty Uno"-Tarif unschlagbar günstig. Wenn sie jedoch oft - auch wenn nur wenige Minuten pro Tag - ins Internet einwählen, sind andere Angebote besser geeignet.

Wichtig: Der günstige Surftarif gilt nur für das Surfen innerhalb der Schweiz, nicht für das Surfen im Ausland.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 8. Februar 2009

Ueberhoehte Mobilinternet-Tarife nochmals im Kassensturz

Am letzten Dienstag griff die Sendung Kassensturz des Schweizer Fernsehens nochmals die Problematik von überhöhten Telefonrechnungen durch das mobile Internet auf.



Vor zwei Wochen berichtete der Kassensturz über einen Fall, in dem ein Kunde innerhalb nur eines Monats für 17'000 Franken mit dem Handy im Internet gesurft hat. Diesmal wurden weitere Fällte gezeigt, der Betrag für das Surfen im Internet betrug jeweils etwa 1000 Franken. Nochdem sich zwei Wochen vorher noch kein Telekom-Anbieter zu den hohen Mobilinternet-Tarifen äussern wollte, kam diesmal Jens Gerhardt (Leiter Privatkunden-Bereich) von Sunrise ins Studio. Ich finde es gut, dass sich Sunrise diesmal deutlicher geäussert hat. Demnoch finde ich, dass die Argumente nicht wirklich überzeugt haben. Weshalb für die genau gleiche Dienstleistung ein Unterschied 166mal verrechnet werden kann, ist auch schwierig zu erklären.

Beide Beiträge zeigen klar, dass es bei den Anbietern dringenden Handelsbedarf gibt, den Tarif zu überarbeiten. Kein Mensch kann diesen Tarif verstehen. Ich kann meine Forderungen, die ich vor gut zwei Wochen in meinem Blog gemacht habe, nur nochmals wiederholen:
  • Den Standardtarif auf ein vernünftiges Niveau senken. Es gibt keinen Grund für diesen überhöhten Tarif. Die Strategie der Telekom-Anbieter übertragen auf Mineralwasser würde folgendes bedeuten: Eine Flasche Mineralwasser kostet 50 Rappen. Wer mehrere Flaschen (bis zum Maximum von 166 Falschen) kauft, bezahlt für alle diese Flaschen zusammen 75 Rappen. Mit gesundem Menschenverstand kann man dieses System nicht erklären, nur mit Abzockerei!
  • Weg mit der unverständlichen Abrechnung nach Megabyte. Die Masseinheit Megabyte versteht niemand. Stattdessen eine für den Kunden verständliche Abrechnung einführen. Am einfachsten wäre wohl eine Tagespauschale oder eine Begrenzung der Kosten für das Surfen an einem Tag. Letzteres gibt es zwar bei Swisscom, jedoch nur mit ganz wenigen Abos.
  • Falls am bestehenden durchsichtigen System festgehalten sollte: Ist das enthaltene Datenvolumen erreicht, so wird die Geschwindigkeit reduziert. Der Kunde surft dann zwar langsamer, läuft dafür jedoch nicht Gefahr, plötzlich eine sehr hohe Rechnung zu erhalten. Dem Kunden könnte ja immer noch die Möglichkeit gegeben werden, zusätzliches Volumen zu kaufen und weiterhin schnell im Internet zu surfen.
  • Sobald ein Anbieter feststellt, dass der Kunde mit einer Option günstiger surfen kann, sollte der Anbieter den Kunden aktiv darüber informieren. Swisscom ist der einzige Anbieter, der dies bereits heute macht. Sobald der Kunde mit der Option billiger fahren würde, erhält der Kunde eine SMS. Unverständlich, weshalb die anderen Anbieter den Kunden nicht informieren und stattdessen mit einer überhöhten Telefonrechnung überraschen.
Interessant ist übrigens auch ein Beitrag im Forum des Kassensturzes:
Allmählich habe ich die Schnauze voll von diesen sogenannten "ahnungslosen" Kunden. Ich berate TÄGLICH Kunden im Sunrise center. Ich warne JEDEN Kunden und empfehle die Surf-Option. Es wird schlicht und weg NICHT zugehört. Letzte Woche war ein Kunde mit mir mit einer Rechnung von 6000.- für mobiles surfen. Er hatte bei mir im Dezember das Abo gelöst und ich hatte ihn gut beraten und alle Optionen erklärt. Er sagte, er wolle nicht herumsurfen damit....danach kam er mit der Rechnung zu mir, war selbstverständlich erbost und ich hätte ihm nicht gesagt, dass es etwas kosten würde, wenn man youtube-videos anschauen würde...ABSURD! Die Kunden hören schlicht und einfach nicht zu! Sunrise jetzt so schlecht hinzustellen ist fast frech, dabei kosten die Surf-Optionen bei den Mitanbietern eine Stange Geld mehr...
Ich kann das ganz gut verstehen. Das Problem liegt sicherlich nicht an der Beratung (teilweise ist die Beratung schlecht, aber oftmals auch gut oder sehr gut), sondern an den komplexen Tarifstrukturen. Niemand kann abschätzen, was das Ganze kostet.

Das grosse Problem ist auch, dass die Kunden vielleicht zum Zeitpunkt des Handykaufs gar nicht im Internet surfen wollen oder sich gar nicht bewusst sind, bei welchen Funktionen (z.B. Navi, Maps, E-Mail, Youtube) überall Daten übertragen werden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

TV-Zukunft: Man sieht weiterhin auch normal fern


Am letzten Dienstag luden die Zürcher PR-Gesellschaft und der Zürcher Presseverein zu einer Diskussionsrunde zum Thema TV-Zukunft im Zürcher ETH-Hauptgebäude ein. Vor der Diskussionsrunde stellte die Direktorin des Schweizer Fernsehens - Ingrid Deltenre - die TV-Zukunft vor. Dabei ging es nicht um einzelne Sendungen, sondern über welchen Weg die Kunden die Sendungen verfolgen. Bekanntlich verfolgen längst nicht mehr alle die TV-Sendungen direkt am TV-Gerät (sogenannt lineares Fernsehen). Die Sendungen lassen sich bereits seit Jahren aufzeichnen und zeitversetzt ansehen, viele Sendungen lassen sich auch später im Internet ansehen oder die Nachrichten gibt es auf dem Handy.

Ingrid Deltenre machte jedoch auch deutlich, dass auch in Zukunft das normale, lineare Fernsehen für viele Menschen die wichtigste Art bleiben wird. Denn man setzt sich aufs Sofa, schaltet den Fernseher an und sieht einfach fern. Die neue Technologien überfordern auch viele Leute. Auch das bereits seit längerer Zeit geplannte "Catch-Up-TV" von Cablecom war wieder mal ein Thema. Jedoch keine Rede davon, dass dieses Angebot gemäss öffentlichen Aussagen vom damaligen Cablecom-Chef Fischer eigentlich bereits im letzten Jahr lanciert werden sollte.

Ich persönlich kann diese Meinung teilen, auch wenn ich praktisch nie lineares Fernsehen konsumiere. Ich zeichne die Sendungen im Voraus auf und sehe sie mir später an und ausserdem sehe ich einzelne Sendungen auch im Internet an. Aber ich kann verstehen, dass viele Kunden wie bisher weiterhin auf dem Sofa fernsehen wollen. An diese Kunden müssen auch die Anbieter meiner Meinung wieder häufiger denken.

An der anschliessenden Diskussion wurden zahlreiche interessante Punkte angesprochen, die ich hier unmöglich alle erwähnen kann. Sowohl der Vortrag von Ingrid Deltenre wie auch die anschliessende Diskussionsrunde steht im Internet während etwa einem Monat zur Verfügung (online).

Interessante Links zu dieser Veranstaltung:
auf der Seite der Zürcher PR-Gesellschaft mit Fotos, auf der Seite des Zürcher Pressevereins, Medienmitteilung der Veranstalter nach dem Anlass und Artikel des Klein Reports.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

PS: Die Fotos stammen von der Website der Veranstalter (das Copyright liegt beim Veranstalter) und zeigen mich in einer Diskussion mit Cablecom-Pressesprecher Hans-Peter Nehmer (1. Foto) und beim Small-Talk (2. Foto).

Kontroverse um ewz-Glasfaser-Netz

Diese Woche berichteten die Zeitungen ausführlich über das geplante Glasfasernetz des Stadtzürcher Elektrizitätswerk ewz. Ungewohnt heftige Kritik am Geschäftsmodell des ewz.

Das Ganze begann am Montag mit einem Interview des Tages-Anzeigers mit dem Chef der Schweizerischen Kommunikationskommission Comcom Marc Furrer (Interview online verfügbar). In diesem Interview sagte Furrer
Natürlich wäre es für das Stadtzürcher Elektrizitätswerk (EWZ) wunderbar, ein Monopolnetz zu haben. Aber das ist genau das, was wir verhindern wollen.
Wir wollen nicht, dass jemand mit Knebelverträgen ein Monopol zementiert. (auf die Frage: Das EWZ finanziert den Hauseigentümern die Verkabelung bis in die Wohnungen – was eigentlich unüblich ist – und sichert sich im Gegenzug für Jahrzehnte die Nutzungsrechte.)
Der Tages-Anzeiger fasste das Interview kurz unter dem Titel "Glasfaserkrieg: Verträge des EWZ gesetzeswidrig?" an prominenter Stelle gross auf der erste Seite zusammen. Das ewz reagierte noch am Montag mit einer Medienmitteilung und konterte. Das ewz ist sich nicht bewusst, wodurch die mit den Hauseigentümern abgeschlossenen Verträge gesetzeswidrig sein sollen. Das ewz verteidigt nochmals sein Modell eines diskriminierungsfreien Zugangs für alle Anbieter.

Am Dienstag berichtete der Tages-Anzeiger dann über die Glasfaserstreit in verschiedenen Schweizer Städten. In einem Kasten zu diesem Artikel thematisierte der Tages-Anzeiger die umstrittenen Verträge zwischen dem ewz und den Hauseigentümern. Peter Messmann, Leiter des Telekom-Bereiches des ewz, kritisierte, dass er so happige Vorwürfe vom Telekom-Regulator aus der Zeitung erfahren müsse. Das ewz verkabelt die Häuser kostenlos. Im Gegenzug kann das ewz das Glasfaserkabel während 20 Jahren exklusiv nutzen. In den Verträgen gibt es auch eine Ausstiegsklausel: Die Hauseigentümer können auch vor Ablauf der 20 Jahre aussteigen, müssen jedoch bis zu 25'000 Franken pro Anschluss bezahlen. 3 Zürcher Immobilienorganisationen empfehlen ihren Mitgliedern, vorerst keine Verträge mehr abzuschliessen.

Am Mittwoch veröffentliche schliesslich die Neue Zürcher Zeitung NZZ ein Interview mit dem für das ewz zuständigen Stadtrat Andreas Türler (Interview online verfügbar). Der Stadtrat findet es befremdend, dass er die happige Kritik des obersten Regulators aus der Zeitung erfahren musste. Er spekulierte, dass diese Kritik gerade jetzt geäussert wurde, kurz vor der Abstimmung über das St. Galler Glasfasernetz. Der Stadtrat erklärte, dass das 4-Faser-Modell der Swisscom lediglich als Vorwand diene, damit Swisscom den Bau ihres eigenen Netzes von den Mitbewerbern subventionieren lassen kann. Das ewz hat das 120 Millionen Franken-Angebot der Swisscom abgelehnt. Andreas Türler erklärt, dass Swisscom damit das Endkunden-Monopol der Swisscom günstig ausbauen kann. Das wäre schlecht für den Wettbewerb gewesen.
Da Swisscom nicht nur ein Netz baut, sondern auch selbst Dienstleistungen anbietet, könne es nie zu echten Wettbewerb kommen. Das Interview ist auf jeden Fall lesenswert.

Die ganze Diskussion um das Glasfaser-Netz ist komplex. Die ideale Lösung gibt es nicht. Doch mich überzeugen die Argumente des ewz mehr. Denn das ewz bietet nicht selbst Internet-Dienstleistungen an, die Swisscom bietet diese Dienstleistungen selber an. Das ewz-Modell führt automatisch zu Wettbewerb während das Swisscom-Modell den Wettbewerb eher behindert. Wie sehen das Ganze bei ADSL, wo wir in der Schweiz ein relativ schlechtes Angebot zu massiv überrissenen Preisen haben. Da die Swisscom sowohl den Endkundenpreis wie auch den Einkaufspreis der Mitbewerber selbst bestimmen kann, konnte der Wettbewerb bisher nicht spielen. Extrem hohe Preise für niedrige Bandbreiten waren die Folge. Wir sollten alles tun, um eine solche Situation beim Glasfasernetz zu verhindern.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Donnerstag, 5. Februar 2009

Vermittelt bald 1818 auf Orange-Handys?

Die Konsumentenzeitschrift Saldo berichtet in der aktuellen Ausgabe, dass auch Orange die Vermittlung zu ihren Kunden über einen Auskunftsdienst anbieten wolle (Ganzer Artikel online verfügbar).

Im Artikel geht es zwar vor allem um den neuen Service von Swisscom: Seit dem 20. Januar 2009 sind Handy-Kunden von Swisscom über den Auskunftsdienst 1811 erreichbar, auch wenn der Handy-Kunde nicht im Telefonbuch eingetragen ist (Die Handynummer wird nicht bekanntgegeben). Saldo empfiehlt den Kunden, die so nicht erreichbar sein wollen, dass sie sich bei Swisscom austragen müssen (einfach SMS mit "STOP CONNECT" an 444 senden). Die Konsumentenzeitschrift kritisierte jedoch, dass es ganze zwei Tage dauerte, bis der Handy-Nutzer nicht mehr über die 1811 vermittelt werden kann.

Die Vermittlung auf nicht im Telefonbuch eingetragene Handynummern über die 1811 (den Auskunftsdienst von Swisscom) ist auf Swisscom-Handy-Kunden beschränkt.

Saldo schreibt, dass auch der Mobilfunk-Anbieter Orange ab Sommer 2009 diese Dienstleistung anbieten will. Die Vermittlung auf Orange-Handynummern erfolgt über die Auskunftsnummer 1818. Ob Sunrise diesen Service auch einführen will, ist derzeit gemäss Saldo noch unklar. Meiner Meinung nach dürfte der Partner von Sunrise ebenfalls die Auskunftsnummer 1818 sein, sofern Sunrise diesen Service anbieten möchte.

Wie ich bereits geschrieben habe, finde ich diesen Service eine nützliche Sache. Der Service ist zwar teuer, aber im Notfall kann man eine Person auch erreichen, ohne die Handynummer zu kennen. Schade finde ich jedoch, dass ich mich zu Orange (und eventuell Sunrise) nur über 1818, zu Swisscom-Nummern nur über 1811 weitervermitteln lassen kann. Ich möchte eigentlich die Auskunft meiner Wahl anrufen und mich sowohl über 1811 wie auch 1818 direkt mit dem Handy - egal über welchen Anbieter der Kunde telefoniert - weiterverbinden lassen können. Alles andere ist wenig kundenfreundlich, zumal ich als Kunde nicht weiss, über welchen Anbieter mein potentieller Gesprächspartner telefonieren dürfte. Hier sind die Anbieter gefordert: Bringt eine kundenfreundliche Lösung und lässt solche Kindergarten-Spiele sein.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 3. Februar 2009

Viele, viele neue Handy-Shops

Bereits im Januar erschien in der Handelszeitung der Artikel "Mit schicken Shops auf Kundenfang" (Artikel ist online verfügbar).

Der Artikel enthält zwar nicht viel Neues, bietet aber eine gute Zusammenfassung über die Pläne der Schweizer Mobilfunk-Anbieter betreffend eigenen Handy-Shops.

Der Marktleader Swisscom konnte im letzten Jahr durch die Übernahme der Phonehouse-Filialen sein Filialnetz massiv auf rund 170 Filialen ausbauen. Jetzt geht es vor allem darum, die Standorte zu optimieren.

Swisscom möchte jedoch die Präsenz in Einkaufszentren erhöhen. Dies erscheint mir persönlich unbedingt notwendig. Insgesamt gibt es gemäss Swisscom-Angaben 40 Swisscom-Shops in Einkaufszentren. Ein grosser Teil davon dürften Swisscom-Shops mit eingeschränktem Sortiment (nur Mobilfunk, keine anderen Dienstleistungen) in Globus-Warenhäusern und frühere Phonehouse-Filialen in Manor-Filialen sein. Zumindest die Filialen im Manor sind meistens sehr gut im hintersten Ecken versteckt. Mobilezone hingegen setzte frühzeitig auf Einkaufszentren und ist in fast 70 Einkaufszentren vertreten.

Sunrise will ihr Filialnetz von 54 Filialen bis Ende Jahr auf 72 Filialen erhöhen.

Orange hat vor kurzem den Musikladen CityDisc übernommen und will ein neues, noch unbekanntes Ladenkonzept umsetzen. Bis Ende Jahr will Orange die Anzahl der Shops von 48 auf 78 erhöhen. Orange will gemäss Handelszeitung auch das Handy-Abo Xtreme ausbauen. Heute enthält das "Musik"-Abo von Orange 300 Inklusiv-SMS, ein Song zum herunterladen und eine Stunde Inklusiv-Musik.

Es bleibt spannend. Bei all den neuen Shops stellt sich natürlich die Frage, ob man damit wirklich so viele neue Handys verkaufen kann. Oder ob nicht nur die Kosten für den Anbieter steigen, ohne wirklich mehr Abos verkaufen zu können.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 2. Februar 2009

Was kosten SMS ins Ausland?

Hier eine weitere Frage für meine regelmässige Rubrik "Antworten auf Fragen":

Ich versende häufig SMS ins Ausland. Sind diese SMS teurer als SMS innerhalb der Schweiz?

Von den drei grossen Anbietern (Swisscom, Orange, Sunrise) macht nur Sunrise einen Unterschied zwischen dem SMS-Versand in die Schweiz und ins Ausland. Ein SMS ins Ausland kostet 20 Rappen statt 10 Rappen. Auch die 1000-Inklusiv-SMS der Message-Option können nicht für SMS ins Ausland verwendet werden. Swisscom und Orange, aber auch M-Budget Mobile von Migros, Coop Mobile, Yallo oder Lebara verrechnen für SMS ins Ausland den gleichen Preis wie SMS innerhalb der Schweiz.

Achtung: Dies gilt nur für SMS, die Sie von der Schweiz aus ins Ausland versenden. Das Versenden von SMS aus dem Ausland in die Schweiz oder ins Ausland ist wesentlich teurer und kann bis zu 90 Rappen pro SMS kosten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 1. Februar 2009

Sunrise: Handy-Telefonate werden teurer!

Die Telekom-Anbieter lancieren eifrig neue Angebote. Doch meistens sind neue Angebote günstiger. Doch diesmal führt das neue Angebot von Sunrise (siehe Medienmitteilung) für die meisten Kunden zu höheren Tarifen. Ich habe das neue Angebot analysiert und Berechnungen angestellt und Comparis hat umgehend einen Kommentar über die neuen Tarife (siehe Medienmitteilung) abgegeben.

Mich überzeugen die neuen Produkte nicht. Die bestehenden Zero-Tarife werden umbenannt. Die grosse Änderung: Keine unterschiedlichen Tarife mehr ins Festnetz/Sunrise-Mobilfunknetz und in die anderen Mobilfunknetze. Neu gilt ein Einheitstarif von 35 Rappen bzw. 25 Rappen pro Minute. Das heisst: Anrufe ins Festnetz und Sunrise-Netz werden teurer, dafür werden Anrufe in die Mobilfunknetze von Orange und Swisscom günstiger. Für die Konsumenten noch stärker wirkt sich die Einführung der Minutentaktung aus. Jeder Anruf wird auf die volle nächste Minute aufgerundet. Der Kunde bezahlt durchschnittlich 18 Rappen pro Anruf mehr als er effektiv telefoniert. Basierend auf dem durchschnittlichen Gesprächsverhalten gemäss offizieller BAKOM-Fernmeldestatistik bedautet dies, dass ein durchschnittlicher Kunde knapp 30% zu viel bezahlt.

Diese beiden Massnahmen führen dazu, dass die neuen Zero-Tarife für die meisten Kunden massiv teurer sein werden also bisher.

Das zweite grosse Schlagwort sind Flatrates für "sorgenfreies Telefonieren". Von einer echten Innovation, wie Sunrise in der Medienmitteilung schreibt, kann also keine Rede sein. Ähnliche Angebote gibt es seit 2005 (Orange Maxima), 2006 (Sunrise Relax Super), 2007 (Sunrise Max) und 2008 (Swisscom Natel Swiss xtra-liberty plus, jedoch nur für Jugendliche bis 26).

Grundsätzlich finde ich Flatrates eine sehr gute Sache. Eine Flatrate sollte meiner Meinung nach alle wesentlichen Telefongespräche abdecken, so dass ich wirklich "sorgenfrei telefonieren" kann und keine börse Überraschungen erleben kann. Wenn jedoch jeder zweite, dritte oder vierte Anruf normal berechnet wird, so habe ich keine Transparenz und ich kann "sorgenfreies telefonieren" vergessen.

Gemäss meinen Berechnungen ist die Flatrate von Sunrise übrigens meist teurer. Nur Kunden, die den Tarifplan ausnutzen und (fast) keine Anrufe in Fremdnetze machen, können von dieser Flatrate proftieren. Doch auch für diese Kunden gibt es günstigere Alternativen wie z.B. Lebara. Für nur 9 Rappen können Lebara-Kunden bis eine Stunde miteinander telefonieren. Ein Paar müsste also mehr als 223 Anrufe im Monat führen, um mit der günstigsten Flatrate (ohne Handy) günstiger zu fahren als mit Lebara.

Auch im Tages-Anzeiger ist übrigens ein interessanter Artikel zu den neuen Sunrise-Tarifen erschienen (online verfügbar), hier einige kurze Auszüge aus dem Artikel:
Mit Billigabos hat es Sunrise bereits versucht – und ist gescheitert. Anderthalb Jahre lang bot die Anbieterin die mit Abstand günstigsten Tarife, aber konnte der Konkurrenz kaum Kunden abjagen. Unter dem Strich hat sie sich mit der Preisoffensive sogar selbst geschadet: Die begeisterten Nutzer der neuen Handy-Abos waren meist bestehende Kunden, die weniger fürs Gleiche zahlten. Als Folge davon sanken Umsatz und Gewinn deutlich.

Das ist immerhin ehrlich, und zeigt, wohin es bei Sunrise künftig gehen soll: bloss nicht mehr nach unten. Weder beim Preis, noch bei Umsatz oder Gewinn.

Schuld daran sind die Schweizer Kunden: Sie reagieren kaum auf tiefere Preise und wechseln deshalb nicht den Anbieter. [...] Bleibt die Frage, womit man überhaupt noch neue Kunden gewinnen kann. Sunrise versucht, mit neuen Preismodellen, andere Kunden anzusprechen. «Vor allem solche, mit einem ausgesprochenen Sicherheitsbedürfnis», sagt Gerhardt. Ob das allerdings wirkt, muss sich erst noch zeigen.
Diese drei Abschnitte kommentiere ich nicht gross. Ob allerdings das ausgesprochene Sicherheitsbedürfnis wirklich Kunden anlocken kann, bezweifle ich. Ich sehe viel eher Kunden, die überaus viel telefoniert haben und sich nicht bewusst waren, dass diese Anrufe nicht in der Flatrate enthalten sind. Wie lange wird es wohl dauern, bis Horror-Rechnungen von mehreren tausend Franken den Weg in die Medien finden werden? Dazu der Kommentar eines Kunden "Man sorgenfrei so viel telefonieren wie man will, niemand hat gesagt, dass Telefonieren nicht sorgenfrei und so teuer ist"........

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch