Der Mann holt sein Handy aus dem Sack und beginnt ein Spiel. Kurz darauf erscheint Werbung auf dem Display: Neocitran empfiehlt sich bei Erkältungen. Etwas später, in der Nähe einer Coop-Filiale, blinkt das Handy des Mannes: Die Rispentomaten gebe es gegen den elektronisch zugestellten Coupon übrigens zum halben Preis. Beim Gang durch die Stadt meldet sich der ständige Begleiter mit dem Hinweis, dass Zara gleich um die Ecke eine neue Kollektion bereithalte.
So beginnt ein lesenwerter Artikel, der letzten Sonntag in der NZZ am Sonntag unter dem Titel "Das Plakat im Hosensack" erschienen ist (Artikel online verfügbar).
Die Werbetreibenden hoffen, dass mit der individualisierten und lokalisierten Handy-Werbung zusätzliche Kunden im richtigen Moment erreicht werden können. Technisch dürften die Möglichkeiten bereits in Kürze vorhanden sein.
Ich persönlich würde mich ab diesen Werbebotschaften eher nerven und wenn das Handy alle drei Minuten piepst (oder gar alle 30 Sekunden, wenn ich mich mit dem Tram fortbewege - wobei dies anhand der Geschwindigkeit erkennt werden müsste) und mir ein neues, tolles Angebot macht.
Die Werbung von Zara (siehe Beispiel oben) würde mich nerven, weil ich bei Zara bisher nie etwas passendes gefunden habe. Aus diesem Grund würde ich nun die Zara-Filiale gar nicht besuchen, weil ich nicht annehme, dass ich nun ausgerechnet jetzt etwas passendes finde.
Werbung für Neocitran (ein weiteres Beispiel) möchte ich eigentlich nur, wenn ich mich gerade so schlecht führe, dass ich wirklich Neocitran (oder ein anderes ähnliches Mittel) brauche. Ich komme wesentlich häufiger in der Nähe einer Apotheke vorbei (eigentlich täglich mehrfach, denn in der Stadt Zürich gibt es zahlreiche Apotheken) und ich möchte nicht täglich 20 Neocitran-Werbebotschaften auf meinem Handy erhalten, weil im Moment gerade die Grippewelle die Stadt erfasst.
Mit dem Beispiel der Rispentomaten von Coop könnte ich mich em ehesten anfreunden. Voraussetzung ist natürlich, dass die Rispentomaten noch toll aussehen und noch nicht halb verfault sind. Doch bereits bei anderen Produkten könnte mein Interesse an Coop zu gering sein. Bereits vor einigen Jahren habe ich mal einen Coop-Online-Gutschein ausgedruckt und einlösen wollen. Die Kassenmitarbeiterin war verwirrt und es dauerte einen Moment, bis der Gutschein eingetippt worden ist. Das Kassensystem war durcheinander und prompt fiel der Rabatt zu gering aus. Nach 5 Minuten Diskutieren mit der Filialleiterin gab es jedenfalls das zu viel bezahlte Geld zurück. Wenn bereits ein selbst ausgedruckter Online-Papiergutschein das Kassensystem durcheinander bringt, wie soll das Ganze erst werden, wenn man das Handy zum Scannen gibt.
Das grundsätzliche Problem sehe ich darin, dass das System möglichst Werbung anzeigen soll, für die ich mich interessiere. Ansonsten wird Handy-Werbung von den Kunden schnell ignoriert. Die Werbekunden sind unzufrieden und buchen dann keine Handy-Werbung mehr. Obwohl eine Menge Daten über mich wohl bei irgendwelchen Datenhändlern wie Schober zu kaufen ist, glaube ich nicht, dass die Daten über meine Person bereits so umfangreich sind, dass man mir passende Werbung unterbreiten sollte.
Um beim Beispiel von Zara zu bleiben: Werbung von Zara, aber auch Coop City, Jelmoli, Herren Globus und vielen anderen interessiert mich nicht. Bei einem tollen Angebot von H&M würde ich vielleicht mal vorbei schauen, bei C&A und Vögele schaue ich fast sicher vorbei. Ich stelle es mir schwierig vor, dass mir beim Laufen durch die Bahnhofstrasse nur die Werbung von Firmen angezeigt wird, die für mich ein interessantes Angebot haben und über deren Werbung (insbesondere auf dem Handy) ich mich nicht nerve. Das Ganze ist eine grosse Herausforderung und schwierig zu schaffen sein.
Wichtig ist für mich, dass ich mich für die Werbung selbst freischalten kann oder die Werbung zumindest deaktivieren kann. Ansonsten dürfte es ein Flopp werden und die Empfänger löschen die Werbung dann am Abend zu Hause ungelesen.
Liebe Grüsse
Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch
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