Dienstag, 12. Mai 2009

(K) eine Einigung bei Glasfasern

Bekanntlich möchte Swisscom, dass jeder Netzbetreiber nicht nur eine Glasfaser sondern gleich vier Glasfasern in jede Wohnung gezogen werden. Andere Anbieter wie z.B. Elektrizitätswerke, die ebenfalls Glasfasern verlegen oder in Kürze verlegen wollen, setzen nur auf eine Glasfaser.

Ich sehe auch nicht ein, weshalb man vier Glasfasern in eine Wohnung legen soll. Eine einzige Glasfaser reicht völlig aus, insbesondere da die Kapazität einer Glasfaser nahezu unendlich ist. Eine zusätzliche Glasfaser dürfte meines Erachtens nur dazu führen, dass Swisscom ihr Monopol weiter ausbauen kann. Denn die drei zusätzlichen Glasfasern dürften Mehrkosten von 30 oder gar 50 oder noch mehr Prozent verursachen, die am Schluss der Kunde bezahlen muss. Beste Voraussetzungen, damit Swisscom weiterhin massiv zu hohe Preise von den Kunden verlangen kann.

Am 03. Mai 2009 sagte der Chef der Eidgenössischen Kommunikationskommission ComCom in einem Interview der Sonntags-Zeitung:
Das Wichtigste ist: Das Mehrfasermodell wurde akzeptiert. Es wird also schweizweit mindestens zwei Fasern geben, und zwar auf der ganzen Strecke zwischen Steckdose und Ortszentrale.
Diese Aussagen haben in der Branche grosses Erstaunen ausgelöst. Gemäss Personen, die an dem erwähnten Glasfaser-Gipfeltreffen der Telekom-CEOs dabei gewesen sind, sagen allerdings, dass es keine Einigung gegeben hat und sie von der Aussage von Marc Furrer überrascht gewesen sind. Swisscom hingegen spricht von einer Einigung.

Es wird allerdings auch klar, dass die Elektrizitätswerke zu einem Kompromiss bereit sind. Doch bei einem Kompromiss müssen sich mehrere Parteien einigen. Von einer Einigung könne jedoch noch lange keine Rede sein. Ich denke, dass alle Beteiligten - die Swisscom, die betroffenen Elektrizitätswerke und auch die Service-Provider wie Sunrise oder Orange - derzeit um eine für sie optimale Lösung werben und bisher noch gar nichts entschieden ist. Dafür spricht, dass zwar Swisscom sowohl mit der Freiburger wie auch mit den Basler Elektrizitätswerken eine Zusammenarbeit vereinbart hat. Die genauen Konditionen sind jedoch noch alles andere als klar. Es stellt sich die Frage, ob sich die Elektrizitätswerke und die Swisscom überhaupt einigen werden. Es würde auf jeden Fall nicht erstaunen, wenn die Partner wieder auseinander gehen und jeder für sich selbst bauen wird.

Ich bin davon überzeugt, dass der Internet-Zugang über Glasfaserleitungen schon bald weitverbreitet ist. Deshalb ist es wichtig, dass ein - und nicht vier - attraktives Glasfaser-Netz gebaut wird, dass von allen Anbietern wirklich diskriminierungfrei benutzt werden kann. Damit dies der Fall ist, darf der Netzbesitzer nicht auch gleichzeitig Angebote an Endkunden anbieten. Ansonsten haben wir die gleichen Probleme wie wir sie mit dem Telefonanschluss seit über 10 Jahren haben.

Es bleibt auf jeden Fall spannend und ich persönlich hoffe, dass das dubiose, unnötige und vor allem teure Vier-Faser-Modell bereits in Kürze Geschichte sein wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

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