Sonntag, 29. März 2009

Swisscom ueber Roaming-Preise frustriert

Auf dem Infoportal Swissinfo ist ein Artikel veröffentlicht worden, dass die EU die Handytarife fürs Ausland weiter senken möchte. Die entsprechenden Schritte sind bereits seit längerer Zeit geplant und die EU möchte insbesondere auch Preissenkungen für den SMS-Versand und das Surfen im Ausland.

Konkret möchte die EU folgende Tarifobergrenzen festlegen:
  • Ab dem 01. Juli 2009 dürfen Anrufe maximal 43 Eurocent plus MWST kosten.
  • Ab dem 01. Juli 2009 dürfen ankommende Anrufe maximal 19 Eurocent plus MWST kosten.
  • Ab dem 01. Juli 2009 Für ein SMS dürfen maximal 11 Eurocent plus MWST verrechnet werden.
  • Ab dem 01. Juli 2009 dürfen Anbieter untereinander maximal 1 Euro pro Megabyte verrechnen (Diese Preisobergrenze gilt nicht für die Endkunden-Preise sondern betrifft nur die Kosten, die Anbieter untereinander verrechnen).
Die Regulierung betrifft jedoch nur Verbindungen innerhalb von zwei EU-Staaten und da die Schweiz kein EU-Mitglied ist, betrifft diese Regulierung die Schweiz nicht.

Im ob genannten Swissinfo-Artikel gibt es auch folgenden Absatz:
Andererseits ist man bei Swisscom offenbar enttäuscht, dass ihre letzte Preissenkung für Gespräche aus dem EU-Ausland die Konkurrenz in der Schweiz nicht unter Druck gesetzt hat. Roetz: "Swisscom hat 2007 die Preise gesenkt, die andern Anbieter haben nicht nachgezogen – aber dies gab keinen Aufschrei."
Ich kann die Verärgerung der Swisscom verstehen. Swisscom senkt die Standardtarife massiv und die anderen Anbieter sind mindestens doppelt so teuer. Dies ist aus Kundensicht mehr als ärgerlich. Denn eine Minute aus einem EU-Land kostet bei Swisscom nur 85 Rappen pro Minute, bei Sunrise 1.70 Franken und bei Orange in den meisten Fällen 2 Franken pro Minute. (Günstiger geht es mit Optionen, die jedoch fast niemand nutzt).

Aber offensichtlich können Sunrise und Orange bei den Roaming-Tarifen doppelt so teuer sein wie Swisscom und die Kunden stören sich nicht daran. Denn wenn günstige Roaming-Tarife ein wichtiges Kriterium wären, dann hätten Sunrise und Orange längst nachziehen müssen oder sie hätten keine Kunden mehr. Einmal mehr zeigt sich, dass die Kunden sich nicht für die Tarife interessieren und nichts gegen die Abzockerei unternehmen.

Dazu kommt, dass Sunrise sagt, dass für Sunrise die Kosten für Roaming massiv gestiegen sind. Dies erstaunt, da Swisscom anscheinend massiv günstigere Tarife erhalten hat und damit die Möglichkeit hatte, die Preise zu senken. Diese Aussage von Sunrise erstaunt mich und ich weiss nicht, was ich nun glauben soll. Denn vielleicht sind die Roaming-Tarife auch gesunken und da diese Tarife für die Kunden anscheinend nicht wichtig sind, kann Sunrise damit gute Zusatzeinnahmen generieren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Roaming-Gebühren stören mich an den Handypreisen auch am meisten!! Allerdings kann ich zur Zeit nicht allzuviel machen, da ich noch in einem Vertrag bin. Mit meinem Sunrise Zero Plus fahre ich ziemlich gut, denn ich weiss, das mir die Kosten pro Monat selten die 60.- übersteigen. Da ich meistens die 50.- Guthaben eh nicht ausschöpfe, habe ich die Sunrise Global Option sowie die Sunrise Surf aktiviert. Dies obwohl ich eigentlich selten im Ausland bin und auch "nur" höchtens 20MB Daten-Roaming habe im Monat.
Vielmehr nervt mich die neue Abrechnung im Minutentakt (was mich zwar vorläufig noch nicht stört, da ich noch ein älteres Abo habe!). Und dies obwohl Sunrise (ehemals diAx) die ERSTEN waren die mit "günstigen" Tarifen im Sekundentakt abgerechnet, warben! Da ist mir die Swisscom mit ihren 10Rp Schritten doch noch lieber!
Eigentlich finde ich schade, dass die COMCOM hier immer um Jahre hinterher hinkt... die scheinen wohl selbst nicht zu wissen wieviel 20KB sind!

Anonym hat gesagt…

Swisscom hat 60% Marktanteil und über 5 Mio Kunden, Orange und Sunrise je ca. 20%. Dass Swisscom auf dieser Basis bessere Tarife aushandeln kann, ist wohl nachvollziehbar. Und selbst wenn das nicht reichen würde: sie können problemlos quersubventionieren, da sie anderswo teurer sind und einen stetigen Geldzufluss aus den Hausanschlüssen haben.
Roaming betrifft bei den meisten nur einen mimimalen Teil der Rechnung. Übers Jahr und über die meisten Angebote gesehen ist Swisscom gemäss Bakom massiv teurer als die Konkurrenz. Also, warum die Aufregung?

Ralf Beyeler hat gesagt…

Swisscom ist der teuerste Anbieter, das ist unbestritten. Doch warum sind Sunrise und Orange so viel teurer als eine Swisscom für Roaming? Wohl weil es die Kunden nicht interessiert und Sunrise und Orange dort von den Kunden auf einfache Weise Geld abholen können.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Anonym hat gesagt…

Hallo Ralf. Ich denke es gibt mehrere Gründe, warum Swisscom um einiges günstiger ist. Wie du ja bereits selbst gesagt hast, sind die Schweizer "Gewohnheitstiere". Und es war eben früher so, dass man im Ausland nur mit Swisscom einigermassen in "fast" jedem Netz mobil telefonieren konnte. Zudem denke ich dass die meisten Firmen und Geschäftsleute die auf internationale Mobilnetz-Abdeckung angewiesen sind, auch ein Swisscom Abo haben; dies wiederum bestätigt das diese im Ausland auch attraktivere Preise aushandeln kann. Klar, gibt es auch Orange- und Sunrise-Geschäftskunden, doch ich glaube dass die meisten davon eher Schweizweit tätig sind und weniger international. Und für die anderen... schaut man ja bekanntlich im Urlaub weniger aufs Geld als sonst ;-)
Abzockerei finde ich es durchaus. Aber ich denke, da müsste eher auf Bundesebene eingegriffen werden, bis sich hier massiv etwas ändert!
Die EU schreibt ja neu maximal-Preise vor; vielleicht darf/kann/soll die Schweiz auch da mitziehen. Wir ziehen ja in viel sinnloseren Sachen mit der EU mit... warum nicht auch mal in etwas nützlicherem für den Endverbraucher?
Gruss, Manu