Dienstag, 13. Januar 2009

Warum telefonieren nicht bis zu 10 Prozent guenstiger wird!

Letzten Sonntag ist im Sonntag - der Sonntagsausgabe der Mittelland-Zeitung - ein Interview mit dem Swisscom-Chef Carsten Schloter erschienen (Artikel ist derzeit online verfügbar).

Auf die Frage "Wird Swisscom die Tarife senken?" antwortete Carsten Schloter:
Wir haben in den letzten Jahren die Preise fürs Telefonieren je rund 5 Prozent gesenkt. 2009 werden die Preisabschläge eher höher sein, wegen der Entbündelung im Festnetz.
Daraus wurde dann die Aussage, dass Swisscom die Preise 2009 nun 5 bis 10% senken wird. Ganz neu war diese Aussage übrigens nicht, bereits letzten Dezember machte Carsten Schloter eine entsprechende Aussage in der Handelszeitung (Interview online verfügbar). Doch so kann man das Ganze nicht sagen. Der Umsatz von Swisscom dürfte zwar tatsächlich abnehmen und hier sind Reduktionen von 5 bis 10% pro Kunde durchaus realistisch. Jedoch könnte der Umsatz auch abnehmen ohne eine einzige Preissenkung. Der Kunde muss dazu nur auf ein Angebot mit niedrigeren Gesamtkosten wechseln. Wenn ein Kunde zum Beispiel bisher 100 Franken telefoniert und nun auf ein für sein Verhalten attraktiveres Angebot wechselt und nur noch 60 Franken pro Monat bezahlt, hat dieser Kunde 40 Franken pro Monat gespart. Doch Swisscom musste die Preise gar nicht senken, der Kunde hat ein anderes Produkt genommen.

Es ist wahrscheinlich, dass Swisscom auch 2009 einzelne Preise leicht senken wird oder neue Angebote lancieren wird. Im Jahr 2008 wurde zum Beispiel im Mobilfunk-Bereich die Abos mit Inklusiv-Datenvolumen eingeführt oder im Festnetz-Bereich ein Internet-Angebot mit Festnetz-Flatrate. Dies hat sicherlich zu sinkenden Umsätzen geführt, doch die Preissenkung hat nur wenige Kunden effektiv betroffen.

Der Eindruck aus der Berichterstattung, dass das Telefonieren nun für alle um 5 bis 10 Prozent billiger wird, ist also falsch. Einige wenige Kunden werden weniger bezahlen, im Einzelfall auch massiv mehr als 10 Prozent weniger. Die grosse Masse der Kunden dürfte übrigens gleichviel wie bisher bezahlen.

Interessant finde ich auch folgende Aussage von Carsten Schloter:
Unter Druck kommen wird auch die Grundgebühr von heute 69 Franken für gebündelte telefonische Angebote auf dem Festnetz.
Wenn man noch die 25.25 Franken für den Festnetz-Anschluss dazurechnet, sind wir bereits bei 94.25 Franken pro Monat. Diese hohe Gebühr wird zweifelsohne unter Druck kommen, insbesondere da Sunrise wesentlich günstigere Angebote hat. Ob und wie Swisscom reagieren wird, wird wohl vorallem davon abhängen, wie viele Kunden Sunrise gewinnen kann. Wenn zuviele Kunden von Swisscom zu Sunrise wechseln, dürfte Swisscom reagieren und die Preise senken.

Auf die Frage, ob die Kunden wegen der Krise eher weniger telefonieren würden, antwortete Carsten Schloter:
In früheren Krisen haben die Menschen eher mehr telefoniert und ferngesehen als vorher – weil es günstiger ist, als Leute im Ausgang zu treffen. Ob es auch diesmal so sein wird, werden wir sehen.
Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

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