Donnerstag, 7. August 2008

Bund-Interview mit Andreas Wetter

Bereits vor rund zwei Wochen ist in der Berner Tageszeitung "Bund" ein Interview mit Orange-Chef Andreas Wetter erschienen (auch online verfügbar).

Ein grosses Thema war natürlich - wie könnte es anders sein- das iPhone.

Andreas Wetter: Es ist interessant, dass ganz neue Benutzergruppen von der neuartigen Bedieneroberfläche angetan sind. Deshalb sind es nicht nur die auf Apple Eingeschworenen, welche das iPhone verlangen. Apple hat einen neuen Trend in Bezug auf die Bedienerfreundlichkeit eingeleitet.
Das iPhone ist tatsächlich das am einfachsten zu bedienende Handy mit einer neuartigen, wirklich genialen Bedieneroberfläche.

Andreas Wetter: In den zehn Jahren, in welchen wir mit Orange auf dem Mobilfunkmarkt tätig sind, haben wir eine Kritik immer wieder gehört: Das Bedienen eines Mobiltelefons sei sehr kompliziert. Es sei umständlich, sich durch unzählige Menüs zur gewünschten Funktion durchzuklicken. Die Kritik richtet sich zwar an die Hersteller. Aber es stört uns bei Orange, wenn viele Kunden nur etwa einen Fünftel der Möglichkeiten nutzen können, welche ihr Telefon bietet. Beim iPhone haben sie eine grosse optische Bedienerführung. Sie können die Themen selber festlegen, welche sie immer wieder auf dem Bildschirm sehen wollen. Ich gehe davon aus, dass die anderen Hersteller Apple auf diesem Weg folgen werden.
Es erstaunt mich, dass das Thema Handy-Bedienung ein grosses Thema gewesen sein soll und die Handy-Hersteller nicht reagiert haben. Die bisherigen Handys sind alles andere als intuitiv zu bedienen.

Andreas Wetter: Ich habe kürzlich mit einem unserer Kunden aus der Bankbranche gesprochen. Er hat sehr grosses Interesse gezeigt, das iPhone nicht nur seinen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen, sondern auch den Kunden. Die Bank kann ihnen so jederzeit beispielsweise Informationen über die Kursentwicklung ihrer Wertschriften sowie Kaufempfehlungen auf das iPhone senden.
Das ist interessant und zeigt, dass das iPhone wirklich den Handymarkt revolutionieren wird. Wenn auch Webanbieter beginnen, die Applikationen auf das iPhone anzupassen und sogar eigene Applikationen schreiben, dann kann das Ganze eine ähnliche Revolution geben wie das Internet vor etwa 10 Jahren.

Bund: Warum arbeitet Orange mit den Elektrizitätswerken zusammen und nicht mit der Swisscom?
Andreas Wetter: Für uns ist die Philosophie des offenen Zugangs entscheidend. Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich hat den politischen Auftrag, ein Glasfasernetz zu bauen und es allen Interessenten zu denselben Konditionen anzubieten. Im Gegensatz zum Ex-Monopolisten bietet das EWZ nur die Infrastruktur an, aber keine eigenen Dienste. Dadurch entsteht kein Interessenkonflikt.
Hier teile ich die Meinung von Andreas Wetter. Als Anbieter möchte ich lieber mit einem Anbieter koopieren, der nicht ein direkter Konkurrent ist.

Bund: Die Swisscom gibt sich jedoch sehr offen und bietet ihren Konkurrenten an, sich an ihrem Glasfasernetz zu beteiligen. Warum nimmt Orange das Angebot nicht an?
Andreas Wetter: Man soll nie nie sagen. Ich befürchte aber, dass wir bei den Glasfasern genau dieselben Probleme haben werden wie beim Kupferkabel auf der letzten Meile. Die Swisscom spricht davon, vier Glasfasern in die Kabelschächte zu legen und sie den Konkurrenten zur Verfügung zu stellen. Die Frage ist aber: zu welchem Preis? Wer definiert den Preis? Wird er ausgehandelt? Was passiert, wenn sich die Partner nicht einigen?
Hier stellt Andreas Wetter sehr gute Fragen. Vieles ist offen und wenn sich die gleichen Probleme wie bei der Kupferleitung nicht wiederholen würden, wäre es ein echtes Wunder.

Im Interview gibt es übrigens weitere interessante Aussagen. Es lohnt sich also, das Interview zu lesen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

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