Montag, 28. September 2009

Schweizer Handy-Abos weiterhin zu teuer

Die Schweizerische Depeschenagentur hat über eine Studie der finnischen Behörde Ficora berichtet (abrufbar unter anderem auf Tagi-Online). Untersucht wurden die Abo-Tarife der jeweils drei grössten Anbieter in 19 Ländern Europas. Die Studie ist übrigens als PDF in englischer Sprache abrufbar.

Wenig erstaunlich ist, dass die Schweizer Anbieter sehr hohe Tarife verrechnen. Der Wenignutzer mit 150 Gesprächsminuten und 25 SMS pro Monat bezahlt in der Schweiz fast 39 Euro (etwa 60 Franken), so viel wie in keinem anderen untersuchten Land. In Island hingegen gibt es die gleiche Dienstleistung für weniger als 11 Euro (etwa 17 Franken). Obwohl es sich dabei um das Profil mit der kleinsten Nutzung handelt, handelt es sich um ein eher durchschnittliches Gesprächsverhalten. Viele Schweizer Kunden dürften sogar bedeutend weniger telefonieren.

Im Profil II telefoniert der Musterkunde während 300 Minuten und versendet 100 SMS. Der Schweizer bezahlt fast 70 Euro (über 100 Franken), der Engländer hingegen nur 17 Euro (etwa 26 Euro). Der Vieltelefonierer (Profil III) telefoniert während 1000 Minuten, verschickt 200 SMS und überträgt 50 Megabyte pro Monat: In der Schweiz kostet ihm dies etwa 133 Euro (etwa 200 Franken), in Luxemburg weniger als 35 Euro.

Wenn man sich die Berechnungsgrundlagen ansieht, fällt auf, dass die Grundlagen sogar äusserst Swisscom-freundlich sind. Im Profil I und II dauert ein Anruf im Schnitt 3 Minuten, im Profil III sogar 10 Minuten. Ausserdem sind bei Swisscom sehr viele On-net-Anrufe berücksichtigt – zumindest verstehe ich so die Erklärung (60% ist der Marktanteil von Swisscom, +15% zusätzlich und 25 % ins Festnetz = 81.25% On-net). Die Folge ist, dass der Minutenpreis damit beim Profil III auf 3 Rappen pro Minute sinkt – ein Minutenpreis, der kaum ein Kunde effektiv bezahlen dürfte. Und selbst durch diese für Swisscom äusserst vorteilhafte Berechnungsgrundlagen schneidet die Schweiz so schlecht ab und ist jeweils rund viermal so teuer wie das günstigste Land der 19 untersuchten europäischen Länder.

Leider sind die Tarife in der Schweiz immer noch so extrem hoch. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Kunden den Anbieter zu wenig unter Druck setzen und damit einen wirksamen Wettbewerb verhindern. Die Anbieter profitieren sehr gerne von dieser Ausgangslage und haben nichts dagegen, dass die Kunden freiwillig mehr als notwendig bezahlen

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich verstehe die Aufteilung etwas anders, von den 75 Prozent Mobileanrufen (also 225 Min) sind 75 Prozent ins Swisscom-Netz und 25 Prozent in andere Netze.
Von den 25 Prozent Festnetzanrufen gehen logischerweise 100% ins Festnetz.

Ralf Beyeler hat gesagt…

Ich habe das Ganze nochmals angesehen und die 75% beziehen sich auf die 75%. Das heisst dann, dass rund 81.25% der Gesprächsminuten on-net sind. Dieser Anteil ist sehr hoch, doch auch wir rechnen bei unseren Berechnungen mit einem ähnlich hohen Anteil bei Swisscom (in der Regel 80%).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler