Sonntag, 29. November 2009

Letzte Hoffnung Cablecom?

Die NZZ am Sonntag nimmt heute im Wirtschaftsteil die geplante Übernahme von Sunrise durch Orange auf (Artikel auch online verfügbar). Die NZZ am Sonntag setzt grosse Hoffnungen in den Kabelnetzbetreiber und fragt, wann Cablecom erwachen wird?

Die NZZ am Sonntag schreibt:
Die Hoffnungen für mehr Wettbewerb ruhen auch auf Eric Tveter, seit Juni an der Spitze von Cablecom. Der Kabelnetzbetreiber erreicht zwei von drei Haushalten und ist damit der dritte Konkurrent, der Swisscom angreifen könnte. Könnte, weil er zuerst das hausgemachte Problem des Kundendienstes in den Griff bekommen und den ramponierten Ruf flicken muss.
Meines Wissens erreicht Cablecom zwar nicht zwei von drei Haushalten, sondern nur etwas mehr als die Hälfte aller Schweizer Haushalte. Das Cablecom zuerst den Kundendienst in Griff kriegen muss, ist klar.

Gemäss dem Artikel ist Cablecom-Chef Eric Tveter davon überzeugt, dass die Cablecom Telefonie, Mobilfunk, Internet und TV aus einer Hand anbieten müsse. Die Cablecom bietet bereits seit vier Jahren Mobilfunk-Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit Sunrise an. Die beiden Angebote sind jedoch nicht bekannt und Cablecom integrierte diese z.B. auch nicht in den Kombi-Rabatt. Das Angebot ist ausserdem teuer und es gibt keine Möglichkeit, zu bezahlbaren Preisen mit dem Handy-Angebot der Cablecom zu surfen.

Gegenüber der NZZ am Sonntag sagt der Cablecom-Chef nichtssagend:
«Mit der möglichen Fusion von Orange und Sunrise werden wir das Mobilfunkgeschäft eingehend prüfen», sagt Tveter. Ob als Wiederverkäufer auf einem fremden Netz oder als neue Lizenzinhaberin, lässt er offen. Die erste Option, der Wiederverkauf, könnte nach den jüngsten Ereignissen auch von Bundesbern forciert werden – indem mit einer Gesetzesänderung der Netzzugangspreis reguliert wird.
Ein eigenes Netz ist keine Option für Cablecom. Der Anbieter müsste um die 10 Milliarden Franken investieren und der Aufbau eines weiteren Mobilfunknetzes ist sehr aufwändig. Der Anbieter würde auf starken Widerstand beim Aufbau der Antennen stossen. Bleibt nur noch die Frage, ob Cablecom als echter MVNO das Netz eines anderen Anbieters mit nutzen könnte. Vielleicht braucht es ja gar keine Gesetzesänderung, eventuell kann die Wettbewerbskommission die Entbündelung des Mobilfunknetzes von Orange und Sunrise als Auflage verfügen.
Eine Trendwende ist erkennbar: Cablecom lancierte jüngst mit «3 für 2» ein solches Angebot – drei Dienste zum Preis von zwei. Am Freitag kam Swisscom mit einem ähnlichen Angebot auf den Markt. Und auch Orange/Sunrise dürften dereinst mit neuen Bündelangeboten aus der Küche von France Télécom auf Kundenjagd gehen.
Ich bin hier nicht so zuversichtlich wie die NZZ am Sonntag. Denn die Angebote unterscheiden sich preislich praktisch nicht (ich werde in den nächsten Tagen über Swisscom Casa Trio noch ausführlicher bloggen). Und dass sich das Bündelangebot der fusionierten Orange Sunrise deutlich davon abheben wird, glaube ich nicht. Und wenn man sich die Preisentwicklung des Telefonie- und Internet-Angebotes, sieht man, dass die Cablecom bisher immer nur teurer geworden ist. Weshalb sollte die Cablecom beim Mobilfunk eine andere Strategie wählen?

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

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