Mittwoch, 2. Juli 2008

Swisscom, das iPhone und Logik von Produktenamen

Dass Telecom-Anbieter - wie auch Handy-Hersteller und Fernseh-Verkäufer - gerne wenig bis gar nicht verständliche Produktebezeichnungen verwenden, ist nichts neues. Die neuen Produktbezeichnungen von Swisscom ergeben mir keinen Sinn.

Früher hiessen die Abos einfach Natel, ergänzt mit einem meist sinnvollen Begriff:
Natel Easy
Natel Swiss
Natel International
Natel Private
Natel Business
Natel Budget

Das Telefonieren mit Natel easy (Prepaid) war ganz einfach, einfach SIM-Karte kaufen und ins Handy einlegen. Der Name macht also Sinn. Mit Natel Swiss konnten die Kunden zuerst nur innerhalb der Schweiz telefonieren, mit Natel International auch im Ausland. Diese Bezeichnungen machten also bis etwa 1999 Sinn. Private sprach Privatpersonen an, da das Telefonieren tagsüber massiv teurer war als das Telefonieren am Wochenende. Macht also auch Sinn. Die Annahme von Swisscom, dass Geschäftsleute mehr telefonieren und daher eher eine höhere Grundgebühr bezahlen und im Gegenzug kleinere Minutentarife erhalten, macht ebenfalls noch Sinn. Natel Budget macht weniger Sinn, die Grundgebühr war zum Zeitpunkt der Lancierung zwar 30 bis 40% niedriger als bei anderen Abos, aber die Gesamtkosten für Gelegenheits- und Vieltelefonierer sind alles andere als niedrig.

2005 ging Swisscom dann in die Offensive und legte die Liberty-Produkte mit Stundentarif auf. Die Produktenamen wurden bereits länger und machten nicht immer Sinn.
Natel Swiss Liberty
Natel Basic Liberty
Natel Easy Liberty

Zuerst Natel, dann eine Ergänzung und am Schluss Liberty als Kennzeichnung für den Stundentarif. Das war die Logik hinter den neuen Bezeichnungen. Bei Basic und Easy macht die Bezeichnung Sinn. Aber warum wählte man Swiss im Namen von Natel Swiss Liberty? Übrigens Jahre, nachdem die Natel Swiss-Kunden längstens auch international telefonieren können.

Dann kommen die Jugendangebote und zwischen der Ergänzung und Liberty wurde noch ein Xtra gequetscht:
Natel Swiss Xtra-Liberty
Natel Basic Xtra-Liberty
Natel Easy Xtra-Liberty


Dann kamen einige Produktmanager auf die Idee, eine Flatrate (zumindest für Anrufe ins Festnetz und auf Swisscom-Handys) einzuführen und haben noch ein Plus hinter die Bezeichnung gesetzt:
Natel Swiss Xtra-Liberty Plus

Die neuen iPhone-Preispläne (die übrigens auch Kunden ohne iPhone nutzen können) haben nun überhaupt keine Logik mehr. So heisst das Prepaid-Produkt:
Natel Easy Liberty Uno

Hinter der Bezeichnung des bestehenden Produkts wurde nun die Zahl eins auf italienisch - uno - eingefügt. Warum die Zahl eins? Meine Spekulation: Mit Uno will man auf den Tarif von einen Franken für ein Megabyte aufmerksam machen. Der zweite und dritte Begriff der Produktbezeichnung ist englisch, der vierte Begriff dann allerdings italienisch. Macht meiner Meinung nach wenig Sinn.

Bei den iPhone-Abos hat man die bisherige Logik über den Haufen geworfen. Bisher war zuerst Natel, dann eine Bezeichnung, dann Liberty und dann manchmal noch eine weitere Bezeichnung. Nun kommt zuerst Natel, dann Liberty und dann eine weitere Bezeichnung.
Natel Liberty Piccolo
Natel Liberty Mezzo
Natel Liberty Grande

Die Produkte orientieren sich an den normalen Liberty-Preisplänen, dies wird jedoch aus dem Namen nicht ersichtlich. Warum hätte man nicht auf ein iphone und ein iphone plus am Namen anfügen können. Piccolo, Mezzo und Grande beziehen sich hier wahrscheinlich auf das Datenvolumen. Wie Swisscom dies kommunizieren will, ist mir unklar.

Ich persönlich finde das Ganze verwirrend.

Liebe Grüsse




Ralf Beyeler
www.comparis.ch

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Herr Beyeler
Besten Dank für die Profi-Analyse.

Ich habe mir die Tarife für IPhone und Geschäftskunden noch etwas näher angeschaut.
Dabei sind mir ein paar Unterschiede bei den Datentarifen aufgefallen.

Bis anhin gab es für Gelegenheitssurfer die Surf Option 50 (Fr. 10.--/Mt/50MB) und Surf Option 100 (Fr. 18.--/Mt/100MB).

Neu gibts jetzt 100 MB/Mt für Fr. 10.-- gemäss PL auf der Swisscom-Iphone-Seite bei 'Natel business basic'.
Die Business classic und pro enthalten sogar 250 MB für Fr. 10.--/Mt.

Neu ist auch, dass PWLAN auch inbegriffen sein soll, "An über 1'200 Hotspots surfen Sie mit dem iPhone 3G von Swisscom kostenlos".

Die Frage ist jetzt, ob die grösseren Datenmengen und der kostenlose PWLAN-Zugang wirklich auch für andere Geräte gelten oder ausschliesslich an das Iphone gebunden sind.

Ralf Beyeler hat gesagt…

Guten Tag

Gern gesehen, schliesslich gehören solche Analysen zu meinem Job.

Ich habe mich auf die Privatkunden-Angebote beschränkt und keine Informationen zu den Geschäftskunden-Abos veröffentlicht.

Die Formulierung mit Gratis ist wohl ein Fehler. Gemäss Swisscom-Medienstelle wird das Surfen an WLAN-Hotspots wie das Surfen über das Mobilfunk-Netz abgerechnet. Ist das Inklusiv-Volumen aufgebraucht, werden 10 Rappen pro Megabyte verrechnet.

Swisscom müsste meiner Meinung nach den Hinweis auf ihrer Website ändern, denn so ist es schlichtweg falsch.

Die grösseren Datenmengen gelten - zumindest für Privatkunden - auch für alle anderen Geräte. Das mit dem kostenlosen WLAN hat sich sowieso erledigt (siehe Bemerkung oben).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler