Sonntag, 5. April 2009

Glasfaser-Angebote in der Stadt Zürich

Der Telekom-Anbieter Orange hat sein Glasfaser-Angebot für die Stadt Zürich bereits im Sommer 2008 bekanntgegeben. Letzten Donnerstag informierten auch Sunrise und Swisscom über ihr Glasfaser-Angebot.

Die Angebote von Orange (Orange Home) und Sunrise (Sunrise Home Combi) stehen Kunden zur Verfügung, bei denen bereits bis in die Wohnung eine Glasfaser des Elektrizitätswerk Zürich EWZ gelegt ist. Dies ist derzeit bei rund 10'000 Haushalten der Fall. Bis Ende Jahr sollen 15'000 bis 18'000 Haushalte angeschlossen sein. Das Glasfaser-Netz des EWZ ist ein offenes Netz und deshalb ist es wahrscheinlich, dass bereits in Kürze weitere Anbieter ebenfalls Services für Privatkunden auf diesem Netz anbieten werden.

Das Angebot von Swisscom ist in einigen hundert Haushalten verfügbar. Theoretisch handelt es sich auch biem Swisscom-Netz um ein offenes Glasfaser-Netz. Es ist jedoch fraglich, wie offen das Netz in der Praxis wirklich sein wird. Ein offener Punkt ist insbesondere, wie die Diskriminierung der anderen Provider durch Swisscom vermieden werden kann.

Die Angebote unterscheiden sich nicht gross: Das Paket eines Festnetz-Anschluss, eines Internet-Zugangs mit 30 MBit/s (oder 30'000 KBit/s) und einem TV-Angebot kostet bei Orange 107 Franken pro Monat und bei Sunrise 109 Franken pro Monat. Die Geschwindigkeit von 30 MBit/s gilt jedoch nur für den Downstream und nicht für den Upstream. Beim Upstream gibt es nur ein lausiges MBit/s. Orange-Mobilfunk-Kunden erhalten einen zusätzlichen Rabatt von 10 Franken, bezahlen also nur 97 Franken. Ausserdem ist es bei Orange möglich, auch nur Festnetz/Internet oder nur TV zu beziehen.

Swisscom bietet das Paket (Swisscom Home Standard) mit Festnetz-Anschluss, einem Internet-Zugangs mit 30 MBit/s und Bluewin-TV für 141.25 Franken an. Der Upstream ist mit 3 MBit/s dreimal so hoch wie beim Angebot von Orange und Sunrise. Ausserdem stehen mit Bluewin-TV 500 Filme auf Abruf und Sportevents für 1 Franken pro Spiel zur Verfügung. Anrufe innerhalb des Schweizer Festnetz sind übrigens kostenlos. Kunden, denen eine Downstream-Geschwindigkeit von 20 MBit/s ausreicht, erhalten ein reduziertes Paket für 113.25 Franken pro Monat.

Heute bezahlen die meisten Kunden für einen Festnetz-Anschluss, einen ADSL-Anschluss und den analogen Kabelanschluss von Cablecom übrigens rund 100 Franken pro Monat. Für ein paar wenige Franken mehr gibt es ein Paket mit wesentlich mehr Leistungen. Doch erst einige tausend Stadtzürcher Haushalte können überhaupt von diesem Angebot profitieren.

Ich persönlich bin etwas enttäuscht von diesen Angeboten und finde diese zu teuer. Ausserdem ist die Upstream-Geschwindigkeit viel zu niedrig. Hier will das ewz wohl nicht die eigenen Geschäftskunden-Angebote zu stark konkurrenzieren. Immerhin kosten bei Orange z.B. das Business-Angebot (auf dem ewz-Netz) mit 10 MBit/s Upstream rund 300 Franken pro Monat und das Business-Angebot mit 30 MBit/s Upstream kostet gar rund 800 Franken pro Monat.

Andernseits wollen die Anbieter im Moment wohl noch gar nicht zu billig sein. Denn jetzt geht es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln und deshalb haben die Anbieter wohl Angst, von zu vielen Kunden überrannt zu werden. Immerhin: Wer heute Digital-TV von Cablecom sieht, mit Kabelinternet oder ADSL durchs Internet surft und einen Telefonanschluss hat, dürfte mit den neuen Glasfaser-Angeboten günstiger fahren als beim Bezug der Digital-TV-Angebote von Cablecom.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

(Anmerkung: Die obligatorische Gebühr für die Urheberrechtsgebühren sind bei allen Preisangaben in diesem Beitrag enthalten, da die Kunden diese Gebühren zwingend bezahlen müssen, wenn sie TV über ein Kabel sehen. Bei Orange und Sunrise wird diese Gebühr dem Kunden nicht weiterverrechnet, während Swisscom, Cablecom und (alle?) Kabelnetz-Betreiber diese Gebühren dem Kunden zusätzlich belasten. Deshalb ist der Preis des Swisscom-Angebotes 2.25 Franken höher als von Swisscom kommuniziert).

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der mickrige 1 MBit Upstream ist in der Tat ein Witz bei diesen doch relativ teuren Angeboten (insbesondere, wenn man gar keinen Fernseher hat). Ich bin ja mal gespannt, was die kleineren Anbieter da noch anbieten werden: Auf der ewz züri.net Webseite wird z.B. auch "Translumina Networks" aufgelistet, die laut ihrer Webseite in einigen Regionen bereits ein Glasfaserangebot für 95.- CHF mit Internet 20/20Mbps anbieten. Wenn dieses Angebot auch in Zürich kommt kann sich das züri.net vielleicht doch noch gegen die Swisscom durchsetzen.

Eventuell wäre das ja mal eine comparis.ch Recherche wert?

Anonym hat gesagt…

Oh, und habe gerade noch gesehen: Auch Init7 hat inzwischen die Privatkundentarife veröffentlicht: http://www.init7.net/ewz.zuerinet.php

50/5Mbps für 99.- CHF ist teuer, aber trotzdem spannend, wenn man ein schnelles Internet will, bei Telefonie auf VoIP setzt und auf den Fernseher verzichten kann.

Martin hat gesagt…

Urheberrechtsgebühren? Wofür fallen diese an und wer kassiert sie ein?

Ralf Beyeler hat gesagt…

@Martin: Die Gebühren werden für SUISA einkassiert. Für welche Gegenleistung genau, ist mir unklar und auch die Website der SUISA hilft nicht wirklich weiter.

Wer Kabel-TV-Dienste, aber auch IP-TV-Dienste nutzt, muss aber anscheinend diese Gebühren bezahlen. (Die Gebühren werden durch den Anbieter bezahlt und meistens an die Kunden weiterverrechnet).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler