Die Idee war bestechend und genial: Man baut ein Glasfaser-Netz und legt statt einer Glasfaser-Leitung gleich vier Glasfaser-Leitungen in die Wohnung. Alternativ-Anbieter, die die Glasfaser-Infrastruktur von Swisscom nutzen wollen, können eine der drei übrigen Glasfaser-Leitungen von Swisscom kaufen. Die Alternativ-Anbieter hätten selber schauen müssen, wie die Glasfaser-Leitung - die für teures Geld gekauft worden ist - ,die vor dem Haus im Strassengraben endet mit dem Internet verbunden werden kann. Eine solche Lösung hätte nur dazu geführt, dass Swisscom ein neues Monopol zementieren kann, da kein Anbieter sich auf ein solches Angebot eingelassen hätte. Es gab bereits Horrorszenarien von Städten, wo in bestimmten Strassen ein überteuertes Swisscom-Monopol-Angebot verkauft wird und in anderen Strassen innovative und kostengünstige Internet-Angebote von zahlreichen Anbietern - basierend auf der Infrastruktur von Energieversorgern. Ich habe die Entwicklung zum Thema Glasfaser in meinem Blog bereits mehrfach kommentiert (z.B. wieder mal die Glasfaser-Diskussion, Swisscom will Sunrise Kritik verbieten lassen, Glasfaser-Alpträume oder Halbe-Halbe, Weltwoche-Interview mit Carsten Schloter).
Nun, die bestechende und geniale Idee ist ausgeträumt: Offiziell will Swisscom zwar weiterhin vier Glasfaser-Leitungen in die Wohnungen verlegen. Aber es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis die meiner Meinung nach sinnlose Vier-Kabel-Strategie engültig begraben wird. Doch wie Swisscom in einer Medienmitteilung selbst mitteilt, werden die Glasfaser-Leitungen in Zukunft auch an interessierte Anbieter vermietet. Im Rahmen eines Pilotprojektes wollen die Anbieter VTX, green, Init7 und Netstream zwischen März und Herbst 2009 Angebote basierend auf dem noch kleinen Swisscom-Glasfaser-Netz anbieten.
Dieses System hat sich in den letzten Jahren bewährt: Alternativ-Anbieter konnten von Swisscom die Dienstleistung ADSL beziehen, mit eigenen Dienstleistungen ergänzen und unter eigenem Namen verkaufen. Auch die Elektrizitätswerke setzen bei ihrem Glasfaser-Angebot auf dieses System.
Grosser Streitpunkt bei ADSL war jedoch jeweils der Preis. Beim ADSL-Angebot ist der Preis von Swisscom nicht reguliert und dementsprechend viel verlangte Swisscom von den Anbietern für die ADSL-Leitungen. Eine Klage bei der Wettbewerbskommission ist seit Jahren hängig. Genau dies dürfte auch beim Glasfaser-Angebote der Swisscom zum wohl grössten Problem werden.
Grundsätzlich ist es begrüssenswert, wenn Alternativ-Anbieter die Infrastruktur von Swisscom mitbenutzen dürfen. Da Swisscom ihre Dienstleistungen auch direkt an Endkunden anbieten und daher wenig Interesse daran haben, dass ihre Mitbewerber Glasfaser-Dienstleistungen verkaufen, ist es unbedingt notwendig, die Glasfaser-Leitungen zu regulieren. Doch die Regulierung ist eine grosse Herausforderung: Einerseits dürfen die Alternativ-Anbieter nicht benachteiligt werden, andernseits muss Swisscom für ihre Investitionen abgegolten werden.
Swisscom selbst sagt heute, dass immer ein Wiederverkaufsangebot geplant gewesen sei. Die Details hätten jedoch noch erarbeitet werden müssen und daher hätte Swisscom noch nichts kommunizieren können. Ich halte dies für eine Ausrede. Denn selbst, wenn die Details noch nicht bekannt gewesen sind, hätte man nur kommunizieren können, dass Swisscom auch ein Wiederverkaufsangebot lancieren möchte. Stattdessen setzte man auf Zeitungsinterviews und Indiskretionen in Zeitungen und wartete die Reaktionen ab.
Es bleibt auf jeden Fall spannend im Glasfaser-Dschungel der Zukunft. Ich werde weiterhin über dieses Thema bloggen.
Liebe Grüsse
Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch
Dienstag, 2. Dezember 2008
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1 Kommentar:
Glasfaser? Schön, hoffentlich kommt Swisscom damit. Bei uns läuft momentan noch nicht einmal ADSL mit mehr als 4 MBit/s …
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