Dienstag, 30. September 2008

Sunrise schluckt Schweizer Tele2

Gestern gab Sunrise die Übernahme von Tele2 bekannt. Für etwa 50 Millionen Franken übernimmt der zweitgrösste Schweizer Telekom-Anbieter die Schweizer Niederlassung von Tele2. Interessant ist vorallem der Festnetz-Kundenstamm von Tele2.

Dass ein weiterer wichtiger Anbieter verschwindet, finde ich sehr schade. Dies verringert den Wettbewerb. Insbesondere Tele2 hat sich über den Preis positioniert. (im Festnetz-Bereich war Tele2 zwar seit Jahren teurer als kleinere Mitbewerber, unter den grösseren Anbietern tendenziell eher günstiger. In letzter Zeit gelang es Tele2 im Festnetz-Bereich immer weniger, preislich ein attraktives Angebot anzubieten.)

Damit gibt es in der Schweiz nur noch vier grössere Anbieter für Privatkunden: Swisscom, Sunrise, Orange und Cablecom. Orange ist im Festnetz-Bereich derzeit (noch?) bedeutungslos, Cablecom im Mobilfunk-Bereich. Neben diesen grossen Anbietern gibt es weitere kleinere Anbieter, die insbesondere im Festnetz-Bereich attraktiv sind.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Grundverschlüsselung: Noch keine Entscheidung

Gestern hat sich der Nationalrat fast einstimmig dafür entschieden, die Grundverschlüsselungs-Motion vorerst zurückzuweisen. Die entsprechende Kommission des Nationalrates soll gemeinsam mit dem Bundesamt für Kommunikation eine sachlich fundierte Lösung ausarbeiten.

Ich kann nicht beurteilen, was dies nun aus Sicht des Kunden wirklich bedeutet. Ich befürchte jedoch, dass die Entwicklung vom Digital-TV in der Schweiz damit weiter behindert wird. Es dürfte eine gewisse Zeit dauern, bis der entsprechende Vorschlag der Nationalrats-Kommission ausgearbeitet ist. In dieser Zeit ist man leider weiterhin auf die qualitativ schlechte und überteuerte Digital-Zwangsbox vom Monopolisten Cablecom angewiesen. Ich hoffe nun, dass die Kommission rasch einen Vorschlag ausarbeiten wird und den Kunden endlich attraktives und freies Digitalfernsehen angeboten werden kann.

Der Branchenverband Swisscable bedauert, dass die Motion nicht abgelehnt worden ist und wünscht sich eine "Versachlichung der Diskussion". Dies ist unbedingt notwendig, allerdings sollte Swisscable bei sich selbst beginnen und die Fakten offen und ehrlich auf den Tisch legen. Dies habe ich bislang bei Swisscable vermisst.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sunrise letzte Meile: Schneller und günstiger

Seit einer guten Woche macht Sunrise in den grösseren Schweizer Städte Werbung für die letzte Meile. Das Angebot selbst ist bereits seit Juni verfügbar und lässt sich sehen. Es gibt insgesamt zwei Angebote: Der Telefonanschluss mit einem Internet-Zugang mit maximal 5'000 KBit/s kostet 59 Franken, 49 Franken (für Sunrise-Mobilfunk-Kunden) bzw. 30 Franken (für Kunden, die mit dem Mobilfunk-Abo Zero Plus oder Max telefonieren). Die bisher übliche Telefonanschlussgebühr von 25.25 Franken fällt nicht mehr an. Damit ist Sunrise massiv günstiger als die anderen Anbieter.

Das zweite Angebot beinhaltet einen Telefonanschluss mit einem Internet-Zugang mit maximal 15'000 KBit/s und kostet 79 Franken, 69 Franken (für Sunrise-Mobilfunk-Kunden) bzw. 50 Franken (für Kunden, die mit dem Mobilfunk-Abo Zero Plus oder Max telefonieren). Auch hier entfällt die bisher übliche Telefonanschlussgebühr von 25.25 Franken. Ausserdem sind beliebig viele Anrufe ohne zusätzliche Kosten ins Schweizer Festnetz möglich.

Ich surfe seit etwa sechs Wochen mit diesem Angebot und bin damit sehr zufrieden. Obwohl die Distanz zur Telefonzentrale mehr als 2 1/2 Kilometer beträgt, surfe ich mit einer Geschwindigkeit von 13'000 KBit/s. Bei Swisscom hätte ich mit ADSL maximal 4'400 KBit/s und müsste zudem mehr bezahlen. Sunrise setzt stark auf ADSL2+, Swisscom hingegen auf VDSL.

Wie man sieht, kann es sich lohnen, sich bei Swisscom und Sunrise über die Geschwindigkeit zu informieren. Anhand meines Anschlusses sieht man deutlich, dass die Differenzen zwischen Sunrise und Swisscom gewaltig sein können. Sunrise müsste übrigens noch einwenig an den Angaben zur Geschwindigkeit auf ihrer Website arbeiten. Manchmal wird eine zu geringe maximale Geschwindigkeit angezeigt.

Das Angebot von Sunrise ist erst in den grösseren Städten verfügbar.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Montag, 15. September 2008

Digital-TV soll kein analoges Fernsehen im neuem Kleid sein

In der NZZ vom letzten Freitag ist ein Interview mit Cablecom-Chef Rudolf Fischer erschienen (Interview auch online verfügbar).

Hier die beiden interessantesten Sätze aus dem Interview:
Wir haben nicht investiert, um dann den Kunden analoges Fernsehen in neuem Kleid anzubieten. Das digitale TV ist ein interaktives TV, und die Interaktivität ist nicht standardisiert.
(Hinweis: Der erste Satz wurde verkürzt, um die Verständlichkeit zu erhöhen). Diese beiden Sätze bringen aus auf den Punkt. Cablecom will gar kein Digital-TV anbieten, sondern interaktives Fernsehen, was auch immer darunter konkret vorgestellt wird. Für analoges Fernsehen im neuen Kleid braucht es keine Grundverschlüsselung, für die interaktive Dienste ist man derzeit noch auf die Box seines Anbieters angewiesen.

Nun leider - aus Cablecom-Sicht - wollen die Kunden lediglich analoges Fernsehen im neuen Kleid. Die Kunden wollen wie bisher fernsehen, wichtig sind nur zusätzliche Programme, besseren Ton (Dolby) und besseres Bild (in Zukunft High Definition HD). Dies zeigt auch die repräsentative Studie der Swisscable: 37% wollen Digital-TV wegen den zusätzlichen TV-Sendern, nur 5% wegen dem interaktiven Fernsehen. Also: Begraben Sie den Traum, mit interaktivem Fernsehen Geld im grossen Rahmen verdienen zu können. Stattdessen können Sie die Grundverschlüsselung aufgeben und ihre Kunden mit der freien Boxenwahl glücklich machen.

Dass interaktives Fernsehen die Kunden schlichtweg nicht interessiert, musste bereits Swisscom schmerzlich erfahren. Die interaktive TV-Fernbedienung Betty-TV wurde wieder eingestellt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der den Fernseher einschalten will und dann das sehen will, was gerade kommt. Er will jedoch nicht Youtube-Videoclips auf seinem Fernseher ansehen. Und dies dürfte noch einige Zeit so bleiben.

Ein Rätsel ist mir auch, wie Cablecom jedes Jahr hunderte Millionen Franken in interaktives Fernsehen investiert haben soll. Da hat Herr Fischer wohl massiv übertrieben. Vielleicht in diesem Jahr, weil die Cablecom endlich ihr Netz auf 860 MHz ausgebaut hat - andere Anbieter haben den Ausbau vor 10 bis 15 Jahren vorgenommen. Und diese Investition betrifft auch vor allem das Internet und die Telefonie und nicht das interaktive Fernsehen. Die Investitionen in interaktives Fernsehen, selbst in Digital-TV dürfte minimal gewesen sein.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte comparis.ch

150000 Schweizer IPhones

Wie die Handels-Zeitung berichtet, hat Swisscom bereits 80'000 iPhones und Orange bereits 30'000 iPhones verkauft (Artikel online verfügbar) (Die Zahlen wurden durch die Anbieter nicht bestätigt). Mit den bereits verkauften 40'000 in die Schweiz importierten iPhones der ersten Generation nutzen damit bereits mehr als 150'000 Schweizer ein iPhone. Das finde ich eine sehr hohe Zahl.

Im obgenannten Handels-Zeitung-Artikel werden übrigens auch die Juli-Verkaufszahlen der GfK-Marktforschung erwähnt: 6% aller im Juli verkauften Handys war ein iPhone, gemessen am Umsatz betrug der Anteil 19%.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte comparis.ch

Glasfaser-Albträume oder Halbe-Halbe

Der grösste Schweizer Telekommunikations-Anbieter, die Swisscom, will wie bereits seit längerem bekannt, ein Glasfaser-Netz bauen. Die Glasfaser werden dabei direkt in die einzelnen Wohnungen gezogen. Auch die Elektrizitätswerke und vereinzelte Kabelnetz-Betreiber verfolgen ähnliche Pläne. Einige Haushalte in Zürich oder in Sierre surfen, telefonieren und fernsehen heute bereits über Glasfaser-Leitungen. Üblicherweise befindet man sich jedoch erst in einer frühen Planungsphase oder in der Detaillplanung. Erst nach und nach entstehen die Glasfaser-Anschlüsse.

Die NZZ am Sonntag berichtete gestern, dass die Swisscom nun 8 Milliarden Franken ins Glasfasernetz investieren will. Dies ist eigentlich nichts Neues. Im Artikel war das erste Mal die Rede davon, dass sich Swisscom vorstellen könnte, die eine Hälfte einer Stadt mit Glasfaser zu versorgen. Die andere Hälfte der Stadt würde man den Elektrizitäswerken überlassen.

Ich bin dieser Idee gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Denn wichtige Punkte zum Glasfaser-Traum (oder Albtraum) der Swisscom sind bisher noch weitgehend unbekannt. Und was bisher bekannt ist, beängstigt eher. Das Ziel von Swisscom ist, dass in alle angeschlossenen Wohnungen vier Glasfaserleitungen verlegt werden. Eine Glasfaser behält Swisscom für sich, die anderen Glasfaser will Swisscom verkaufen. Swisscom will allerdings nur die Hausverkabelung und die paar Meter vor dem Haus verkaufen.

Die Folge wäre, dass Anbieter eine zusätzliche Pararellinfrastruktur von den Quartierstrassen in die Quartierzentralen mit Anschluss an den nationalen Backbone bauen müssten. Das Bauen von mehreren zehntausend unnötigen Zugangspunkten kann sich sowohl organisatorisch wie finanziell kein alternativer Telekom-Anbieter leisten. Unter diesen Bedingungen dürfte kein Alternativ-Anbieter auf das Swisscom-Angebot eingehen. Damit kann Swisscom ihr Monopol ausbauen und die Alternativ-Anbieter bleiben auf der Strecke.

Damit wird auch der obgenannte Vorschlag der Swisscom sehr interessant. Würde dieser umgesetzt, würde dies nichts anderes bedeuten, dass eine Hälfte der Stadt von einer reichhaltigen Auswahl an attraktiven Angeboten profiteren könnte, während die andere Hälfte der Stadt nur auf das Monopol-Angebot der Swisscom zugreifen könnte. Damit haben wir die Zweiklassen-Gesellschaft für den Internet-Zugang.

Swisscom argumentiert übrigens, dass sie erst darüber reden wollen, wie sie das Glasfaser-Netz bauen. Das einzig richtige wäre meiner Meinung nach, wenn die Alternativ-Anbieter schweizweit an einigen wenigen Punkten in etablierten Datencentern die Daten ihrer Kunden aus dem Swisscom-Glasfasernetz übernehmen könnten. Für das Glasfasernetz braucht es keine unnötige und teure Pararellinfrastruktur (die schliesslich schlussendlich der Kunde mit hohen Preisen bezahlen muss). Einzig Swisscom kann daran ein Interesse haben, weil sie sich so Konkurrenz vom Leib halten kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

Swisscable und Geschäftsmodelle

Vor einer Woche hatte Swisscable - der Branchenverband der Kabelnetz-Anbieter - in Bern zu einer Pressekonferenz geladen.

Wie nicht anders zu erwarten, hat Swisscable sich massiv gegen die Grundverschlüsselung ausgesprochen. Dazu wurde eine Tabelle mit drei Geschäftsmodellen der Kabelnetz-Anbieter (auch online verfügbar) verteilt. Die Kabelnetz-Anbieter müssten auch weiterhin die Möglichkeit haben, frei über ihr Geschäftsmodell zu entscheiden.

Hier die wichtigsten Daten auf einen Blick:


Es entstand der Eindruck, dass sich ein Kabelnetz-Anbieter für eines dieser Modell entscheiden muss und bei einem Verbot der Grundverschlüsselung das Geschäftsmodell 2 und 3 verboten würden.

Doch dies ist nicht der Fall: Der Kabelanbieter kann auch bei einem Verbot der Grundverschlüsselung das Geschäftsmodell 2 und 3 anbieten. Nur hat der Kunde zusätzlich die Wahl von freien, auf den Markt verfügbaren Set-Top-Boxen. Für Pay-TV und kostenpflichtige Premium-TV-Kanäle sowie interaktive Dienste wird zumindest vorerst die Box des entsprechenden Anbieters benötigt.

Wer Angst hat, dass eine im freien Markt gekaufte Box nicht funktioniert, kann also weiterhin die Box seines Anbieters kaufen. Dass zumindest die Box des wichtigsten Kabelnetz-Anbieters, Cablecom, sehr viele Macken hat, ist bekannt. Es dürfte fast unmöglich sein, eine Box auf den Markt zu bringen, die noch schlechter funktioniert.

Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

PS: Mehr zum Thema "Grundverschlüsselung"

Sonntag, 7. September 2008

Hotels und Restaurants gegen Zwangsboxen

Diese Woche hat sich die ID modernes Fernsehen zu Wort gemeldet. Hinter dieser IG stehen TV-Fachhändler, und die Branchenverbände Gastrosuisse (Restaurants) und Hotelleriesuisse (Hotels) . Die Hotels wollen also in Zukunft eine freie Wahl der Boxen haben. Die heutige Situation wird mit der früheren PTT-Zeit (Zwangstelefone) verglichen: Technisch veraltete Geräte würden überteuert vermietet.

Weitere Beiträge von mir zum Thema Grundverschlüsselung finden Sie unter der Kategorie "Grundverschlüsselung".

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch