Sonntag, 28. Februar 2010

Mobilfunk-Terminierungsgebühren freiwillig senken?

Der Tages-Anzeiger hat ein Artikel unter dem Titel „Swisscom kuschelt mit Cablecom“ veröffentlicht (Artikel ist auch online verfügbar).

Carsten Schloter wurde mit der bekannten Aussage zitiert, dass die Swisscom mit Cablecom verhandelt. Konkret wünscht sich der Swisscom-Chef, dass Cablecom das Swisscom-Netz nutzt und den Kunden Cablecom-Handy-Angebote verkaufen kann. Bereits seit Ende 2005 gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Sunrise und Cablecom, doch das Angebot war bisher kein Erfolg. Cablecom hat das Angebot zwar auf ihrer Website aufgeschaltet, doch das Handy-Angebot wird nicht aktiv beworben. Nicht zuletzt dürften auch die Einkaufskonditionen bei Sunrise ein Grund sein, dass dieses Angebot nicht attraktiv ist.

Ich finde, dass dem Markt ein preislich interessantes Handy-Angebot von Cablecom gut tun würde. Doch das Problem ist, dass entweder Swisscom oder Orange/Sunrise der Cablecom attraktive Konditionen für die Netznutzung gewähren müssen. Denn Cablecom dürfte kein eigenes Netz aufbauen und muss daher das Netz eines der beiden verbliebenen Netzanbieter (sofern die Fusion zwischen Orange und Sunrise durchgewunken wird) nutzen. Diese haben nicht wirklich ein Interesse daran, dem eigenen Konkurrenten attraktive Konditionen zu gewähren, weil ein interessantes Angebot die eigenen Angebote zu stark konkurrenzieren könnte. Ich glaube nicht daran, dass ohne Regulierung die Mobilfunk-Anbieter ohne eigenen Netz attraktive Konditionen erhalten werden.

Gegenüber dem Tages-Anzeiger sagte Carsten Schloter, dass Swisscom unter Umständen zu freiwilligen Massnahmen bereit sei. Konkret sei Swisscom bereit, die Terminierungsgebühren freitwillig zu senken, falls die Wettbewerbskommission Orange dazu zwingen würde. Dies erstaunt mich nicht wirklich: Denn Swisscom sagte früher, dass sie mehr Terminierungsgebühren an Orange und Sunrise überweise als sie von diesen erhalten. Ich weiss nicht, ob dies noch aktuell ist. Sollte dies noch aktuell sein, dürfte eine Senkung damit zu einer Reduktion der Kosten von Swisscom führen und die Margen verbessern.

Swisscom kauft heute für unter 20 Rappen pro Minute ein, verlangt von den Kunden in den meistverbreitesten Abos aber 50 oder 60 Rappen pro Minute. Bei einem 3-Minuten-Anruf zu Swisscom-Handys bezahlt der Kunde nur etwa 16 oder 23 Rappen umgerechnet pro Minute. Wenn man den Preis für Anrufe auf Swisscom-Handys mit dem Terminierungszuschlag, den Swisscom an Sunrise und Orange bezahlen muss, zusammenzählt, erhält man etwa 36 Rappen bzw. 43 Rappen. Swisscom verrechnet mit 50 Rappen bzw. 70 Rappen dem Kunden jedoch wesentlich mehr. Damit die oben erwähnte Auflage wirkt, müsste dies konkret einen Einfluss auf den Endkundenpreis haben. Weshalb nicht die Auflage, dass Anrufe in fremde Netze nicht mehr kosten dürfen, als der Tarif für Anrufe ins eigene Netz plus die Terminierungsgebühren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

1 Kommentar:

R. Brosowski hat gesagt…

Glauben Sie wirklich, Orange/Sunrise wird nicht durchgewunken?

Wie die Sache endet, ist doch klar. Die Sache wird durchgewunken unter der Bedingung, dass Orange das Netz für einen richtigen MVNO aufmacht (und nicht unsere bisherigen Pseudo-MVNO). Passend dazu hat Orange vor kurzem ja einen entsprechenden Vertrag mit einem internationalen MVNO unterschrieben. Ach, Moment, wie war noch mal der Name?

Ja, genau, so einer ist es: der beackert den Markt so aggresiv, dass eigentlich keinem sein Name auf Anhieb einfällt...

Wenn wunder geschehen, dann wird via In&phone noch ein Player in den Markt einsteigen. Nur müsste das ein ganz grosser sein, der weder aus DE, F noch I sein darf. Dann hätte er gegen schlechte Presse in den einzelnen Sprachregionen zu kämpfen. Also, warten wir ab, aber das Ergebnis ist doch eigentlich klar.