Mittwoch, 30. Dezember 2009

Talkeasy sorgt für Aerger bei Senioren

Der Tages-Anzeiger berichtete über den neuen Anbieter Talkeasy (Artikel online verfügbar). Der Anbieter soll gemäss dem Artikel gezielt ältere Leute anrufen und ihnen ein neues Festnetz-Abonnement andrehen. Der Tages-Anzeiger berichtet, dass seit Oktober bei den Konsumentenschutzorganisationen, beim Bundesamt für Kommunikation und auch bei den Festnetzbetreibern immer wieder ähnliche Beschwerden eingehen. Pro Monat sollen es mehr als 100 Beschwerden alleine bei Swisscom sein, die sich darüber beklagen, dass sie gegen ihren Willen zu Talkeasy gewechselt hätten. Einige der Kunden sollen lediglich Unterlagen bestellt haben, haben aber irrtümlich einen Vertrag abgeschlossen.

Neben den obgenannten Beschwerden habe ich Talkeasy lediglich über lebensgrosse „Karton-Werbung“ in einigen Kiosk-Filialen wahrgenommen.

Viele Kunden sind sich nicht bewusst, dass sie am Telefon rechtskräftig Verträge abschliessen können. Um einen Vertrag abzuschliessen, ist entgegen der weitläufigen Meinung, mit ganz wenigen Ausnahmen keine Unterschrift erforderlich.

In den ersten Jahren der Liberalisierung musste man tatsächlich unterschreiben, wenn man den Anbieter wechseln wollte, über den alle Gespräche standardmässig geführt werden. Im Verlaufe des Jahres 2001 wurde dann „Third Party Verification“ - kurz TPV – eingeführt. Der Kunde kann bei seinem neuen Anbieter anrufen und dabei sagen, dass er über diesen Anbieter telefonieren möchte. Anschliessend wird ein Tonband gestartet und der Kunde sagt, dass er den Vertrag abschliessen möchte. Eigentlich gedacht, damit Kunden sich bequemer bei neuen Anbietern anmelden können, rufen immer häufiger die Anbieter den Kunden an und drängen diesen zum sofortigen Wechsel.

Ich persönlich habe auch bereits entsprechende Anrufe erhalten – ist zwar ein paar Jahre her und nicht von Talkeasy – und dabei wurde vom Verkäufer auffällig oft das Wort Swisscom verwendet. Mit rhetorischen Fragen wie „Sie wollen doch sicher über ihren Swisscom-Anschluss über die bestehenden Swisscom-Leitungen zu viel günstigeren Preisen telefonieren?“ wird versucht, die Kunden zu kördern. Ich persönlich kann nicht beurteilen, ob Talkeasy bei ihren Verkaufsgesprächen das Wort „Swisscom“ auch verwendet. Swisscom hat Talkeasy bis Ende Jahr Zeit gegeben, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben und wird allenfalls gegen Talkeasy klagen.

Talkeasy ist übrigens nicht einmal günstig, es gibt günstigere Angebote im Markt. Ein weiteres Problem haben Kunden, die mit ADSL im Internet surfen. Bei den meisten Anbietern muss man zwingend über den gleichen Anbieter telefonieren. Beim unbewussten Wechsel zu Talkeasy besteht die Gefahr, dass der Internet-Zugang abgeschaltet wird und zudem beim bisherigen Anbieter eine Busse für die vorzeitige Vertragsauflösung von bis zu mehreren hundert Franken fällig wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

1 Kommentar:

Hubert H hat gesagt…

Auch wir sind 'Opfer' dieser TalkEasy Aktion geworden. Kommunikation erhält man keine und wenn man anruft wird man belächelt. Ich bin mir unsicher über die Rechtswege die mir hier offenstehen werde mich jetzt aber vorerst einmal schriftlich bei TalkEasy beschweren! Nichts ist EASY!