Mittwoch, 14. Mai 2008

Tagi: Tiefe Preise sind den Kunden Wurst

Im Tages-Anzeiger vom letzten Freitag ist ein interessanter Artikel unter dem Titel "Tiefe Preise sind den Kunden Wurst" erschienen (auch online verfügbar).

Der Artikel bezieht sich zwar nur auf den gesamtheitlich erzielten Kundenzuwachs. Es wird also nicht ersichtlich, wieviele neue Kunden die Anbieter wirklich gewinnen konnten. Denn bei jedem Anbieter gibt es unzufriedene Kunden, die zu einem anderen Anbieter gewechselt haben. Diese sind in den Zahlen, die im Tagi-Bericht verwendet worden sind, nicht enthalten.

Ausserdem ändern die Mobilfunk-Anbieter gelegentlich die Berechnungsgrundlagen für die Kundenzahlen (diese werden dann jeweils transparent in Medienmitteilungen und/oder Finanzberichten ausgewiesen). Ausserdem ist bekannt, dass die Schweizer sehr selten den Anbieter wechseln, die Zahl der neu hinzugewonnen Kunden ist eher klein. Zu einem grossen Teil enthält Kinder oder Jugendliche mit ihrem ersten Handy sowie neu in der Schweiz lebende Personen, die bisher im Ausland gelebt haben.

Diese Zahlen geben einen gewissen Anhaltspunkt, wie sich der Markt entwicklelt und kann als nette Spielerei angesehen werden.

Die Zahlen sind imposant: Zwischen 2005 und Mitte 2006 konnte Swisscom 60 bis 80% der Neukunden für sich gewinnen, bis Ende 2006 knickte Swisscom auf 40% ein. Inzwischen haben sich die Zahlen für Swisscom wieder verbessert: Derzeit pendelt der Anteil um die 60%.

Interessant auch die Zahlen bei Sunrise: Anfangs 2005 lag der Anteil bei Sunrise noch etwas unter 30%, bis Ende 2005 nur noch bei rund 5%. Die neuen, billigen Angebote von Migros und Coop hatten eine grosse Auswirkung auf den Anteil von Sunrise. Bis Mitte 2007 stieg der Anteil von Sunrise dann wieder auf über 30%. Die neuen, im letzten Oktober lancierten Mobilfunk-Abos ohne Grundgebühren, dafür mit Mindestumsatz führten wieder zu einer Reduktion auf unter 20%.

Orange hat im Weihnachtsgeschäft 2005 und 2006 über 30% Anteil gehabt. Seit 2007 bewegt sich der Anteil unter 20%.

Einen Anhaltspunkt über das Interesse der Kunden gibt auch die vom Handyverkäufer Mobilezone veröffentlichten Anteile für das Jahr 2007: 42% Swisscom, 29% Sunrise, 23% Orange, Mobilezone.net 4% und Tele2 2%. Diese Zahlen sind interessant, da nicht nur Neukunden, sondern auch Vertragsverlängerungen (Bestehender Mobilfunk-Kunde bezieht neues Gratis-Handy und verlängert den Vertrag) enthalten sind.

Bei solchen Zahlen müssen sich Orange und Sunrise fragen, weshalb sie nicht mehr Kunden gewinnen können.....

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
www.comparis.ch

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