Sonntag, 29. November 2009

Weiteres zur Fusion

Nicht nur der Sonntagsblick und die NZZ am Sonntag haben Artikel zur Übernahme von Sunrise durch Orange veröffentlicht. Auch die Sonntagszeitung hat einen vergleichsweise kleinen Artikel mit verschiedenen weiteren Informationen veröffentlicht. Diesen Artikel konnte ich online nicht finden und daher kann ich auf den Artikel auch nicht verlinken.
  • TDC bewertet Sunrise mit 6 Milliarden Franken und verkauft Sunrise mit 2 Milliarden Franken Verlust. Bereits früher musste TDC den Wert von Sunrise in ihrer Bilanz nach unten korrigieren.
  • Christoph Brand soll aus dem Verkauf eines Aktienpakets an Sunrise rund 5 Millionen Franken erhalten.
  • Etwa 500 Stellen sollen der Fusion zum Opfer fallen. Davon etwa 250 Stellen bei Alcatel, die die Netze von Sunrise und Orange betreibt.
  • Pikant die Aussage, dass Orange plant, nach der Fusion das Orange-Netz abzuschalten, um Kosten zu sparen.
  • Die Sonntags-Zeitung geht davon aus, dass der Markenname Sunrise mittelfristig bestehen bleibt.
  • Das Unternehmen soll gemäss gut unterrichteten Quellen – so die Sonntags-Zeitung – den Marktanteil im Breitband-Bereich von 13 auf 26% verdoppeln und bei Dienstleistungen für KMU soll der Marktanteil von 8 auf 14% steigern.
Diese Informationen kommentiere ich nur am Rande. Ich gehe davon aus, dass bei der Fusion wesentlich mehr als 500 Arbeitsstellen abgebaut werden. Das Abschalten des ganzen Orange-Netz macht keinen Sinn. In Randregionen und auf dem Land, kann das Abschalten von einzelnen Antennen sinnvoll sein, um Kosten zu sparen. Ich gehe davon aus, dass der Name Sunrise verschwinden wird und diese Angebote eingestellt werden. Fraglich ist meiner Meinung nach nur, ob die bestehenden Kunden gezwungen werden, auf teurere Orange-Angebote zu wechseln. Ich halte die erwähnten Ziele für sehr hoch und denke nicht, dass die fusionierte Orange Sunrise diese erreichen werden. Insbesondere nicht, wenn man nur auf die Marke Orange setzt.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Letzte Hoffnung Cablecom?

Die NZZ am Sonntag nimmt heute im Wirtschaftsteil die geplante Übernahme von Sunrise durch Orange auf (Artikel auch online verfügbar). Die NZZ am Sonntag setzt grosse Hoffnungen in den Kabelnetzbetreiber und fragt, wann Cablecom erwachen wird?

Die NZZ am Sonntag schreibt:
Die Hoffnungen für mehr Wettbewerb ruhen auch auf Eric Tveter, seit Juni an der Spitze von Cablecom. Der Kabelnetzbetreiber erreicht zwei von drei Haushalten und ist damit der dritte Konkurrent, der Swisscom angreifen könnte. Könnte, weil er zuerst das hausgemachte Problem des Kundendienstes in den Griff bekommen und den ramponierten Ruf flicken muss.
Meines Wissens erreicht Cablecom zwar nicht zwei von drei Haushalten, sondern nur etwas mehr als die Hälfte aller Schweizer Haushalte. Das Cablecom zuerst den Kundendienst in Griff kriegen muss, ist klar.

Gemäss dem Artikel ist Cablecom-Chef Eric Tveter davon überzeugt, dass die Cablecom Telefonie, Mobilfunk, Internet und TV aus einer Hand anbieten müsse. Die Cablecom bietet bereits seit vier Jahren Mobilfunk-Dienstleistungen in Zusammenarbeit mit Sunrise an. Die beiden Angebote sind jedoch nicht bekannt und Cablecom integrierte diese z.B. auch nicht in den Kombi-Rabatt. Das Angebot ist ausserdem teuer und es gibt keine Möglichkeit, zu bezahlbaren Preisen mit dem Handy-Angebot der Cablecom zu surfen.

Gegenüber der NZZ am Sonntag sagt der Cablecom-Chef nichtssagend:
«Mit der möglichen Fusion von Orange und Sunrise werden wir das Mobilfunkgeschäft eingehend prüfen», sagt Tveter. Ob als Wiederverkäufer auf einem fremden Netz oder als neue Lizenzinhaberin, lässt er offen. Die erste Option, der Wiederverkauf, könnte nach den jüngsten Ereignissen auch von Bundesbern forciert werden – indem mit einer Gesetzesänderung der Netzzugangspreis reguliert wird.
Ein eigenes Netz ist keine Option für Cablecom. Der Anbieter müsste um die 10 Milliarden Franken investieren und der Aufbau eines weiteren Mobilfunknetzes ist sehr aufwändig. Der Anbieter würde auf starken Widerstand beim Aufbau der Antennen stossen. Bleibt nur noch die Frage, ob Cablecom als echter MVNO das Netz eines anderen Anbieters mit nutzen könnte. Vielleicht braucht es ja gar keine Gesetzesänderung, eventuell kann die Wettbewerbskommission die Entbündelung des Mobilfunknetzes von Orange und Sunrise als Auflage verfügen.
Eine Trendwende ist erkennbar: Cablecom lancierte jüngst mit «3 für 2» ein solches Angebot – drei Dienste zum Preis von zwei. Am Freitag kam Swisscom mit einem ähnlichen Angebot auf den Markt. Und auch Orange/Sunrise dürften dereinst mit neuen Bündelangeboten aus der Küche von France Télécom auf Kundenjagd gehen.
Ich bin hier nicht so zuversichtlich wie die NZZ am Sonntag. Denn die Angebote unterscheiden sich preislich praktisch nicht (ich werde in den nächsten Tagen über Swisscom Casa Trio noch ausführlicher bloggen). Und dass sich das Bündelangebot der fusionierten Orange Sunrise deutlich davon abheben wird, glaube ich nicht. Und wenn man sich die Preisentwicklung des Telefonie- und Internet-Angebotes, sieht man, dass die Cablecom bisher immer nur teurer geworden ist. Weshalb sollte die Cablecom beim Mobilfunk eine andere Strategie wählen?

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Orange, Sunrise: SKS mit 10-Punkte-Plan

Der Sonntagsblick berichtet heute über einen 10-Punkte-Plan der Stiftung für Konsumentenschutz SKS (Artikel auch online verfügbar). Orange will bekanntlich Sunrise kaufen und deshalb werden Befürchtungen laut, der Wettbewerb spiele in Zukunft gar nicht mehr.

Hier der 10-Punkte-Plan der SKS und mein Kommentar dazu:
Kompetenzen der Marktaufsicht stärken
Dies ist sicherlich ein wichtiger Punkt, denn verglichen mit anderen Ländern gibt es in der Schweiz eine wesentlich schlechtere Regulierung. Die Behörden können aus rechtlichen Gründen erst sehr spät eingreifen. Anders als z.B. im Ausland, wo die Behörden schnell reagieren können und teilweise sogar Tarife und Angebote vor der Lancierung genehmigen müssen. Eine so weitgehende Regulierung muss aber wirklich sehr gut überlegt sein.
Markteintritt für neue Firmen erleichtern
Dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Heute kann kein Anbieter in den Markt eintreten. Theoretisch kann ein neuer Anbieter zwar in den Markt eintreten, muss sich mit einem Netzbetreiber aber über die Nutzung des Netzes einigen. Der Netzbetreiber ist nicht verpflichtet, andere Anbieter auf seinem Netz zuzulassen und kann die Preise frei festlegen.

Es sind zwar einige Anbieter auf den Markt gekommen, insbesondere die Nischenanbieter Lebara und Lycamobile konnten sich etablieren. Bei den Konditionen beider Anbieter zeigt sich ganz klar, dass die Netzbetreiber massiven Einfluss auf die Preisgestaltung ausüben. Anrufe ins Ausland sind bereits ab 9 Rappen möglich, während Anrufe in die Schweiz massiv viel teurer sind.

Die Erklärung ist ganz einfach: Für Anrufe ins Ausland stellen die Anbieter ihr Netz sehr gerne zur Verfügung, da dies dem eigenen Mobilfunk-Geschäft nicht schadet. Ganz anders die Inlandsgespräche: Würden Sunrise und Orange die gleichen Konditionen für die Netznutzung verrechnen wie für Anrufe ins Ausland, so könnte man längst auch für 9 Rappen ins Schweizer Festnetz telefonieren. Mit einem solchen Angebot wäre der Druck auf Sunrise und Orange gross und die Anbieter müssten die Preise ebenfalls senken und würden damit erheblich Umsatz und Gewinn verlieren. Deshalb müssen Lebara und Lycamobile wohl unterschiedliche Gebühren bezahlen, je nachdem ob der Anruf ins Ausland oder in die Schweiz geht.

Für die Zukunft gibt es meiner Meinung nach nur eine Lösung: Ähnlich wie beim Festnetz muss auch das Mobilfunknetz reguliert werden.
Wettbewerb beim Glasfaserausbau sicherstellen
Ich kann mir darunter derzeit noch nicht vorstellen, wie die SKS Wettbewerb beim Glasfaserausbau sicherstellen will.
Preissenkungen verfügen, wenn der Wettbewerb nicht spielt
Preissenkungen auf dem Monopolnetz verfügen
Ich finde diese beiden Punkte äusserst heikel. Es ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll, dass eine Behörde die Preise von im Wettbewerb stehenden Unternehmen festlegen muss.
Preisentwicklung mit der EU vergleichen
Bereits heute vergleicht das Bundesamt für Kommunikation einmal jährlich die Kosten anhand mehrerer Warenkörbe mit den Angeboten in den EU-Ländern. Nur vergleichen selbst reicht also nicht. Die Frage ist vielmehr, wie die Behörden reagieren können, wenn sie festellen, dass die Schweizer weiterhin abgezockt werden. Eine Möglichkeit wäre natürlich, dass die Behörde eine Preissenkung verfügen könnte. Wie ich bereits oben geschrieben habe, finde ich dies eine schlechte Lösung.
Hürden beim Anbieterwechsel beseitigen
Leider definiert hier die SKS nicht, welche Hürden die SKS genau meint und wie sie diese beseitigen möchte. Eine Hürde sind die sogenannte Roll-Over-Verträge, die dazu führen, dass der Kunde nur einmal pro Jahr kündigen kann. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man die Verträge von Telekom-Anbietern in Zukunft jederzeit auf Ende Monat kündigen könnte. Weniger gut finde ich, dass eine solche Regelung gesetzlich vorgeschrieben werden müsste.

Wenn der Kunde den Vertrag jederzeit kündigen kann, würden die Anbieter auch keine Handys zu reduzierten Preisen abgeben. Ich finde diese Gratis-Handys eine Unsitte und würde es auch besser finden, der Kunde kauft sein Handy und schliesst dazu einen Vertrag ab. Ich bin aber auch hier der Meinung, dass man so was nicht gesetzlich regeln sollte.

Eine weitere Schikane – insbesondere von Swisscom – müsste auch aufhören: Swisscom ruft Kunden an, die den Mobilfunk-Vertrag gekündigt haben und sagt, dass die Kündigung ungültig sei. Dies obwohl die Kündigung gültig ist und Swisscom diese auch akzeptiert, wenn der Kunde penetrant daran festhält.
Transparentere Preise, einfachere Vergleiche
Dies tönt zwar gut, aber dies schliesst jegliche Innovationen aus. Es dürfte dann weder den Stundentarif von Swisscom noch Teil-Flatrates noch Lieblingsnummern geben. Ich bezeifle, ob es wirklich Aufgabe einer Regulierungsbehörde ist, festzulegen, nach welchen Systemen die Anbieter ihre Angebote gestalten dürfen.
Qualitätsstandards festlegen
Meines Wissens gibt es bereits Qualitätsstandards. Ich weiss nicht, was dies bringen soll. Dazu kommt, dass die Qualitätsstandards auch überwacht werden müssten und die Behörden bei Nichterreichen Konsequenzen aussprechen können. Ich kann mir ein solches Vorgehen beim besten Willen nicht vorstellen.
Streitfälle vor der Schlichtungsstelle transparent machen 
Dies ist grundsätzlich eine gute Idee. Die Frage ist vielmehr, ob es dann nicht zu viel Transparenz gibt. Auch Kunden dürften kein Interesse daran haben, dass ihre Probleme detailliert im Internet nachgelesen werden können.

Wenn man aber eine Auswertung erstellen würde, auf der man sähe, wegen welchen Problemen bei welchen Anbietern die Ombudsstelle kontaktiert worden ist, wäre dies nützlich. Insbesondere wenn diese in Prozent der Kundenbasis ausgewiesen wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 25. November 2009

Orange übernimmt Sunrise

Eine grosse Überraschung im Schweizer Telekommunikations-Markt: Orange will Sunrise übernehmen. Genau genommen kauft die Muttergesellschaft von Orange, die France Telecom-Gruppe, 75% der Aktien von Sunrise. Zu einem späteren Zeitpunkt möchte France Telecom dann auch noch die restlichen 25% erwerben. Die Wettbewerbskommission muss dazu noch Stellung nehmen.

Was bedeutet ein solcher Schritt für die Kunden? Vieles ist noch unklar, an der Medienkonferenz (Tagi-Online hat eine Zusammenfassung der Medienkonferenz ins Netz gestellt) gab es fast nur nichtssagende Aussagen wie "zu früh, dazu etwas zu sagen" oder "es ist noch unklar". Ich werde den Eindruck nicht los, dass auch Orange und Sunrise selbst nicht wissen, was die Übernahme für die Kunden genau bedeuten und welche Angebote man den Kunden konkret unterbreiten möchte.

Mein Telefon lief heute den ganzen Tag heiss und ich gab über ein Dutzend Interviews. Comparis hat eine Medienmitteilung veröffentlicht, mit einer Einschätzung der Auswirkungen der Fusion auf die Kunden.

In diesem Blogeintrag möchte ich auf die spannendsten Links zur Sunrise-Übernahme durch Orange hinweisen:

Tages-Anzeiger Online gab ich ein Interview, in dem ich meine Befürchtung äusserte, dass in der Schweiz keinen Wettbewerb entstehen wird und die günstigsten Abo-Angebote vom Markt verschwinden werden. Bislang war stets Swisscom am teuersten, Orange nur minimal günstiger und Sunrise bot als einziger Anbieter preisgünstige Abos an. Nun besteht wegen der Übernahme die Gefahr, dass günstige Abo-Angebote vom Markt verschwinden werden.

Gegenüber NZZ Impulse (Video auf NZZ-Seite verfügbar) erklärte Thomas Sieber - der bisherige CEO von Orange und auch CEO des neuen fusionierten Unternehmens -, dass die Preise sicherlich nicht erhöht wurden. Sondern im Gegenteil: Die Preise tendieren eher nach unten. Wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Monate ansieht, sind die Preise gestiegen. So hat Orange mit einer Taktungsänderung die Tarife heimlich erhöht, Sunrise hat neue teurere Preispläne auf den Markt geworfen und Cablecom hat mehrfach die Festnetz-Tarife erhöht. Sieber erwähnt in diesem Video-Interview auch, dass die MVNO Parolli bieten würden. Auch hier muss ich wiedersprechen: Einzig im Prepaid-Markt konnten sich die MVNO etablieren und die Preise sind ins Rutschen gekommen. Ich kenne kein einziges MVNO, welches im Massenmarkt Abo erfolgreich ist. Dazu kommt, dass die MVNO beim Netzbetreiber einkaufen müssen und der Netzbetreiber die Preise nach Gutdünken festlegen kann.

Auf der Website der Tagesschau sind Videos mit Aussagen von Bundesrat Moritz Leuenberger und vom Orange-Chef Thomas Sieber enthalten. Auf dieser Website ist auch meine Einschätzung zitiert.

Der ehemalige Preisüberwacher, Rudolf Strahm, findet, dass die Fusion für die Kunden eine Katastrophe wäre. Er fordert im Interview auf Tages-Anzeiger Online, dass die Wettbewerbskommission die Fusion unbedingt verbieten müsse und andernfalls die ComCom die Preise regulieren müsste. Ebenfalls auf Tages-Anzeiger Online sind Video-Interview mit Jens Alder und Christoph Brand aufgeschaltet.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass vieles noch unklar ist. Je nach Verhalten des neuen Anbieters werden die Kunden unterschiedlich reagieren. Können die bestehenden Kunden mit den bisherigen Tarifen telefonieren oder sind diese gezwungen, auf andere Abos zu wechseln? Welche Angebote werden Neukunden abschliessen können und welche Vorteile bieten diese Angebote? Ich werde in den nächsten Tagen detaillierter über die Auswirkungen der verschiedenen Strategien schreiben.

Es wird auf jeden Fall spannend bleiben - egal ob die Übernahme bewilligt wird oder nicht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 23. November 2009

Bluewin-TV heisst Swisscom-TV

Der Name Bluewin verschwindet Stück um Stück. Bereits seit einiger Zeit wird der Internet-Zugang nicht mehr unter dem Namen „Bluewin ADSL“ vermarktet. Jetzt wird auch das TV-Angebot auf Swisscom-TV umbenannt (siehe auch Medienmitteilung der Swisscom). Am Angebot selbst ändert sich nichts. Weiterhin unter dem Namen Bluewin laufen das Portal und die E-Mail-Adressen der Kunden.

Gemäss einem Artikel von 20 Minuten Online plant Swisscom auch nicht, den Namen Bluewin bei E-Mail-Adressen durch Swisscom zu ersetzen (Artikel online verfügbar). Im 20 Minuten-Artikel steht zwar, dass die Bluewin-E-Mail-Adressen „ewig“ bleiben. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass Swisscom in einiger Zeit die Mail-Adressen ändern wird. Doch dies dürfte zur viele Kunden verärgern, weil sie eine neue E-Mail-Adresse erhalten würden und diese kommunizieren müssten.

Gleichzeitig mit der Namensänderung hat Swisscom kommuniziert, dass jetzt über 200'000 Kunden über Swisscom fernsehen. Das Digital-TV-Angebot von Swisscom konnte viele Kunden überzeugen. In vielen Fällen dürften die exklusiven Sportübertragungen für einen Franken bzw. seit einiger Zeit für 2.50 Franken pro Spiel der Auslöser für das Abonieren von Bluewin-TV gewesen sein. Ich bin überzeugt, dass Swisscom noch wesentlich mehr Kunden hätten gewinnen können, wenn man das Angebot auch beziehen könnte, ohne den Zwang, einen Telefonanschluss und einen ADSL-Anschluss von Swisscom beziehen zu müssen.

Beim Blick in den aktuellen Prospekt der Swisscom sieht man, dass Swisscom auf den Verkauf von TV-Geräten in Ratenzahlung zusammen mit Swisscom-TV setzt. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Fressbalken ohne Handy-Empfang

Peinlich: Im neuen Fressbalken "My Stop" über der Autobahn A4 im Knonauer Amt kann nicht mit dem Handy telefoniert werden. Der Grund soll an der speziellen Bauweise der Autobahn-Raststätte liegen. Gemeinsam mit Swisscom sucht man nach einer Lösung für das Problem. Dies berichtet Tages-Anzeiger Online (Artikel online verfügbar).

Ich denke, die Mobilfunk-Anbieter werden im Fressbalken sogenannte Repeater (Verstäker) einbauen, wie dies bereits in den Bahnwagen gemacht wird. Oder es werden kleine Antennen im Gebäude eingebaut. Es ist jedoch peinlich, dass niemand daran denkt, dass man in einer Autobahn-Raststätte auch telefonieren will und die entsprechenden Massnahmen bereits bei der Planung berücksichtigt. Ich hoffe, dass nicht nur mit Swisscom nach einer Lösung gesucht wird, sondern auch Orange und Sunrise einbezogen wird. Immerhin telefonieren vier von zehn Personen mit diesen Anbietern.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sonntag, 22. November 2009

NZZ zum HD-TV

In der Neuen Zürcher Zeitung vom letzten Donnerstag ist ein Artikel zum neuen hochauflösenden Fernsehen (HiDefinition bzw. HD-TV) erschienen (Artikel auch online verfügbar). Das Fazit des Artikels ist, dass erst wenige Personen hinsehen und das hochauflösende Fernsehen noch viele Hürden zu nehmen hat.

Grundsätzlich finde ich es gut, dass das hochauflösende Fernsehen in der NZZ thematisiert wird. Im Artikel steht zwar für einen Insider nichts neues, doch es sind viele lesenswerte Informationen für Laien enthalten.

Bekanntlich senden in Deutschland seit einigen Wochen RTL und VOX in der HD-Auflösung, SAT1, Pro Sieben und Kabel eins starten 2010. Es ist offen, wann die HD-Versionen dieser Sender in der Schweiz empfangen werden können. Immerhin verhandeln sowohl Cablecom wie Swisscom mit den Sendern. HD Suisse des Schweizer Fernsehens ist bereits seit zwei Jahren auf Sendung. Bereits seit längerem gibt es auch ein HD-Kanal der britischen BBC und des Kultursenders Arte.

Ein Hacken an den HD-Versionen der deutschen Privatsender ist, dass die als Free-TV bezeichneten Privatsender 50 Euro – also 80 Franken – pro Jahr kosten. Über den grösseren Hacken berichtet die NZZ ausführlich:
Astra setzt dabei auf das System von Nagravision, einer Tochter der Schweizer Kudelski Group. Zur Entschlüsselung der Signale braucht es entsprechende Hardware, und hier wird es kompliziert. Der Empfang ab Satellit setzt einen neuen Tuner voraus, der für HD+ zertifiziert ist, sowie eine Smartcard zur Freischaltung von HD+.
Wer also bereits einen Receiver mit HD-Tuner hat, muss diesen als Sondermüll entsorgen und einen neuen kaufen, wenn er die deutschen Privatsender empfangen will.

Relevanter sind die Aussagen zur Verbreitung über Cablecom und Bluewin.
Auch Cablecom und Bluewin TV müssen für die Verbreitung der deutschen Privatsender umrüsten. Entweder sind neue Settop-Boxen mit CI-Plus-Modul nötig oder es braucht eine geräteinterne Lösung für die Verarbeitung des verschlüsselten Signals.
Dieser Sachverhalt ist mir so neu. Da sowohl Cablecom wie Swisscom die Programme verschlüsselt ausstrahlen, sehe ich keinen Grund, weshalb die Sender über das neue System ausgestrahlt werden müssen. Es würde völlig ausreichen, wenn Cablecom und Swisscom das Programm verschlüsselt empfangen, entschlüsseln und dann über ihr Verschlüsselungssystem neu verschlüsseln. Sollten die Privatsender darauf bestehen, dass umgerüstet werden soll, sollten Cablecom und Swisscom den Mut haben, die Verhandlungen abzubrechen und die Programme nicht auszustrahlen.

Man könnte sich sogar überlegen statt der Schweizer Version die deutsche Version analog und digital einzuspeisen und könnte die Privatsender damit erheblich treffen. Denn die Schweizer Werbekunden wären wohl nicht bereit, für Werbespots zu bezahlen, die der Kunde dann nicht sehen kann. Ich hoffe, dass Cablecom und Swisscom hart verhandeln werden und sich nicht auf die Ausstrahlung im neuen Standard einlassen werden.
Viele TV-Fans werden an CI Plus wenig Gefallen finden. Die Technik gibt den Sendern auch neue Optionen in die Hand, die die Freiheiten des TV-Zuschauers einschränken. So lässt sich via CI Plus verhindern, dass Sendungen auf Festplatte oder DVD aufgezeichnet werden oder bei Werbeblöcken weitergespult werden kann.
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass diese Einschränkungen nur gelten, wenn man die Programme über Satellit ansehen möchte. Dass diese Einschränkungen auch mit Cablecom Digital-TV und Swisscom-TV gelten sollen, ist mir neu. Ich hoffe, dass Cablecom und Swisscom diesen Bedingungen nicht zustimmen werden.

Ich persönlich lasse mir diese Bevormundung auf jeden Fall nicht gefallen und würde dann konsequent keine TV-Programme mehr ansehen, bei denen ich nicht spulen kann. In der Schweiz sind wir in der glücklichen Lage, dass viele Serien und Filme auch vom ORF und vom Schweizer Fernsehen ausgestrahlt werden und man somit weniger auf das deutsche Privatfernsehen angewiesen ist.
So erklärte Markus Payer (Astra) gegenüber der NZZ, dass bei Empfängern mit HD+-Zertifikat Aufzeichnungen und zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift) bis zu 90 Minuten möglich sind, allerdings die Werbung nicht überspult werden kann. Besitzer eines TV mit CI-Plus-Modul hingegen können weder aufzeichnen noch Time-Shift nutzen, was ein herber Rückschritt ist.
Ich hoffe, dass dieses System scheitern wird. Wenn die Kunden nicht bereit sind, diese Einschränkungen zu akzeptieren, haben die Sender ein Problem. Denn wenn Kunden die Programme nicht sehen können, können sie auch die Werbung nicht sehen. Die Sender hätten dann keine Einnahmen und müssten eine kundenfreundliche Lösung anbieten.

Ich denke, wenn Cablecom oder Bluewin diese Bedingungen übernehmen, machen sie ihr Produkt unattraktiver. Denn Kunden kann man nicht erklären, weshalb man bei bestimmten Programmen spulen kann und bei anderen nicht. Als Cablecom und Swisscom würde ich hartnäckig bleiben und notfalls die HD-Version der deutschen Privatsender nicht anbieten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Wer soll Glasfasernetz bezahlen?

In der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung ist ein Artikel erschienen, der sich die Frage stellt, wer das Glasfasernetz bezahlen soll (Artikel auch online verfügbar).

Bereits der erste Satz des Artikels lässt aufhorchen:
Schweizer Kunden müssten bereit sein, für Glasfaser-Telekomleistungen rund 60 Prozent mehr zu bezahlen als heute.
Dazu kann ich nur sagen: Keine Chance. Die meisten Kunden sind nicht bereit, mehr als die heutigen Preise zu akzeptieren. Ein paar wenige Kunden haben bereits heute schnellere Geschwindigkeiten und sind bereit, ein paar Franken mehr im Monat zu bezahlen. Auch ich gehöre dazu, doch ich habe mir ein preisgünstiges Angebot ausgewählt und bezahle trotz der fast dreimal so schnellen Geschwindigkeit weniger als die meisten anderen Kunden. Man muss sich bewusst sein, dass es ein paar wenige Freaks betrifft, die einen schnelleren Internet-Zugang wollen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Kunden nicht bereit sein, für den Glasfaseranschluss einen Aufpreis zu bezahlen.
Nur dann werden sich die Investitionen in die teure neue Telekom-Infrastruktur jemals rechnen.
Dies ist eine sehr mutige Aussage, denn niemand weiss, wie sich die Kunden in fünf bis zehn Jahren verhalten werden. Genauso weiss man nicht, wie teuer der Ausbau der Glasfasernetze in einigen Jahren sein wird. Man kann davon ausgehen, dass die Kosten für den Ausbau durch moderne Technologien niedriger werden.

Die Aussagen im Handelszeitung-Artikel beziehen sich auf eine Studie der Beratungsfirma Bain, die im Auftrag der Cablecom-Muttergesellschaft Liberty Global erstellt worden ist. Die Studie berücksichtigt die Situation in Westeuropa inklusive der Schweiz.
Die Studie warnt davor, das Thema «Breitband-Zugang» insbesondere von politischer Seite derart zu forcieren, dass an den effektiven Kundenbedürfnissen und betriebswirtschaftlichen Break-even-Überlegungen vorbeigeplant werde.
Das Problem ist, dass heute niemand weiss, wie das Kundenbedürfniss in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Dies ist angesichts der Lebensdauer von mindestens 30 Jahren für eine Glasfaser auch nicht möglich. Man kann nur aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit abschätzen, wie sich der Markt entwickeln könnte.

Vor zehn Jahren surften die meisten Kunden mit 40 bis 64 Kbit/s durch das Internet, heute sind 5'000 Kbit/s weit verbreitet. Hätte mir vor zehn Jahren jemand gesagt, dass man heute etwa hundert mal schneller surft, hätte ich ihn glatt ausgelacht. Ich habe nicht erwartet, dass heute alle so schnell surfen. Niemand kann sagen, ob in zehn Jahren 100 Mbit/s – das wären 20mal mehr als heute – für die meisten Kunden völlig ausreichen. Oder ob es hundert mal mehr – also 500 Mbit/s – sein werden.

Die Anbieter gehen ein unternehmerisches Risiko ein. Ich denke, dass Swisscom wie auch die Energiewerke, die in Glasfaseranschlüsse investieren, sich über das Risiko bewusst sind. Als das Mobilfunk-Netz vor Jahren aufgebaut worden ist, wusste auch niemand, ob sich das Ganze jemals rechnen wird. Heute werden mit der Handynutzung Milliardengewinne gemacht. Oder das Beispiel SMS: Als SMS eingeführt worden ist, konnte sich niemand vorstellen, dass die Kunden eines Tages so viele SMS versenden werden. Auch die Energiewerke sind sich langfristige Entscheidungen gewohnt: Der Bau von Kraftwerken ist nicht billig und niemand kann sagen, ob der Strom des Kraftwerkes auch in 30 Jahre noch gebraucht wird oder ob es bis dann längst eine günstigere Möglichkeit gibt.

Was wäre die Alternative zum unternehmerischen Risiko: Swisscom will auch in Zukunft Telekom-Dienstleistungen anbieten und muss rechtzeitig die Infrastruktur ausbauen. Ansonsten läuft Swisscom Gefahr, dass sie Kunden an Konkurrenten verlieren werden. Und dies will Swisscom verhindern und investiert deshalb in Glasfasernetze.
Interessant sind die Schlussfolgerungen allemal. Konkret rechnen die Bain-Spezialisten vor, dass sich die hohen Investitionen in die neue Infrastrukturgeneration innert nützlicher Frist kaum einspielen lassen. Selbst wenn die Nachfrage nach Glasfasern auf 100% steigen würde, müssten die Preise für die Kunden um rund 60% in die Höhe gehen, damit sich die Glasfaserinvestitionen innerhalb von fünf Jahren bezahlt machen.
Ich finde diese Aussagen höchst unseriös. Kein Unternehmen, dass in Glasfaser investiert, wird damit rechnen, dass die Investitionen bereits nach fünf Jahren abbezahlt sind. Hätte man vor 20, 50 oder 80 Jahren beim Verlegen von Kupferleitungen auch damit gerechnet, dass die Investitionen innert fünf Jahren amortisiert wären, würden wir heute noch mit Rauchzeichen kommunizieren. Man hätte nie Telefonleitungen verlegen dürfen. Als die Telefonleitungen vor Jahrzehnten verlegt worden sind, hat sich niemand vorstellen können, welche Übertragungsleistungen diese Kabel im Jahr 2009 erbringen werden.

Ich persönlich halte eher 15 oder 20 Jahre für eine nützliche Frist, um die Investitionen amortisieren zu können. Immerhin wird das heute verlegte Glasfaserkabel mindestens 30 Jahre funktionieren, wahrscheinlich noch viel länger. Ich gehe davon aus, dass in 5, 10, 15 oder 20 Jahren die Leistungen des normalen Telefonkabel wie auch das Kabel-TV-Kabel für alle Kunden zu wenig leistungsfähig ist. Nicht abschätzen kann ich, wann wir soweit sind, dass die Kapazitäten der heutigen Kabel nicht mehr ausreichen.
Swisscom-Sprecher Sepp Huber erklärt: «Kunden sind nur bereit mehr zu bezahlen, wenn über Glasfasern auch mehr Leistung, zusätzliche Angebote oder mehr Komfort offeriert wird. Bezieht der Kunde die gleiche Leistung statt auf Kupfer via Glasfaser, so bleibt auch der Preis gleich.»
Ich gehe sogar noch weiter. Die Mehrheit der Kunden ist nicht bereit, mehr als die rund 75 Franken (ADSL und Festnetz-Anschluss zusammen) pro Monat zu bezahlen, die heute üblich sind. Der Anteil der Kunden, die diesen Preis zu hoch finden, nimmt zudem zu. Es sind zwar erst vergleichsweise wenige Kunden, doch Sunrise konnte bereits über 100'000 Kunden gewinnen, die für ihren Festnetz- und Internet-Anschluss nur 30 bis 59 Franken pro Monat bezahlen. Und ich glaube nicht, dass diese Kunden bereit sind, mehr für den Anschluss zu bezahlen.
Wie viel Kunden dereinst wirklich zahlen müssen, ist also noch völlig offen - wohl über 100 Fr. pro Monat.
Mit solchen Preisen werden Glasfaseranschlüsse ein Nischenmarkt bleiben. Ich gehe davon aus, dass etwa das heutige Preisniveau erreicht wird. Eher unwahrscheinlich dürfte sein, dass die Preise massiv darunter liegen werden.
«Die nächsten fünf Jahre brauchen Privatkunden allerhöchstens Bandbreiten von rund 100 MBit/s», prognostiziert Schädler (Bain). Um diese Bandbreite zu erreichen, würden die Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber reichen. Für eine Mehrheit der Kunden reichten gar 50 MBit/s, sagt Schädler (siehe Grafik). «Und das ist mit den bisherigen Kupferkabeln machbar.»
Solange nur ganz wenige Kunden mit so hohen Geschwindigkeiten durchs Internet surfen, reichen die Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber tatsächlich völlig aus. Doch sobald solche Geschwindigkeiten für die meisten Kunden üblich sind, reicht die Kapazität der Kabelnetzbetreiber nirgends hin. Die heutigen Kupferkabel sind bereits heute am Anschlag: Bereits heute surfen rund die Hälfte aller Kunden mit einem 5000er-Internet-Zugang der Swisscom (und anderer Anbieter bei Angeboten, die auf dem Wiederverkaufsangebot (BBCS) der Swisscom basieren), die über die veraltete ADSL-Technologie angeschlossen sind, nicht mit der bezahlten Geschwindigkeit. Mit VDSL können heute etwa 80% der Haushalte mit einer Geschwindigkeit von 8 Mbit/s erreicht werden. Mit ADSL2+ dürften auch etwa drei Viertel aller erschlossenen Haushalte eine Geschwindigkeit von rund 8 Mbit/s erreichen. Die 50 Mbit/s dürften nur erreicht, wenn die Kupferleitung sehr kurz ist. Mit ist eine solche Aussage rätselhaft.

Ich glaube, dass diese Studie nur erstellt worden ist, damit die Kabelnetzbetreiber gegen die Glasfasernetze Stimmung machen können. Für die nächsten zwei bis fünf Jahren dürften die Kabelnetzbetreiber am meisten profitieren, wenn es zu Verzögerungen beim Ausbau der Glasfasernetze kommen würde. Doch dies wäre für den Wettbewerb sehr schlecht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 16. November 2009

Horrorrechnung für 70'000 SMS

Letzten Dienstag berichtete die Sendung Kassensturz vom Schweizer Fernsehen SF über eine Familie, die eine Telefonrechnung über 20'000 erhalten hat.

Kassensturz vom 10.11.2009

Ich finde es erstaunlich, dass eine Telekom-Firma eine 96-seitige Rechnung über einen so hohen Rechnungsbetrag an einen Privatkunden verschickt. Doch genau dies tat die inzwischen zu Sunrise gehörende Tele2. Eine Rechnung für fast 70'000 SMS in einem Monat sollte auffallen. Statistisch gesehen verschickte der Kunde alle 37 Sekunden eine SMS. Der Anbieter sollte in solchen Fällen zuerst intern abklären, ob eine solch hohe Rechnung überhaupt Sinn macht. Sunrise hat inzwischen Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht, weil sich jemand in die Server von Tele2 eingehackt hat und dann die SMS verschickt haben soll.

Den Film kann man übrigens online ansehen:


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Weltwoche-Kommentar zur Doppelmoral Swisscom - Bund

In der aktuellen Ausgabe der Weltwoche ist ein interessanter Kommentar von Markus Somm erschienen (auch online verfügbar).

Der Auslöser des Kommentars ist die 220 Millionen Busse der Wettbewerbskommission gegen die Swisscom (gegen die Swisscom allerdings Rechtsmittel ergreifen wird). Ich finde den Kommentar sehr lesenswert und teile diese Meinung.

Ein kleiner Auszug:
Was die Swisscom den Konsumenten zu viel abknöpft, holt der Bund via Bussen der Weko wieder von der Swisscom zurück und lässt es in seine Kasse leiten. Eine kleine Umverteilung [...].

Nicht in erster Linie um die Swisscom geht es hier, sondern um die doppelte Moral des Staates. Während sehr viele Politiker den Liberalen spielen, wenn es sich darum handelt, ein angebliches Kartell unter Sanitären, Malermeistern oder sonstigen freien Unternehmern der Privatwirtschaft zu denunzieren [...], geben sie sich auffällig desinteressiert, wenn der Staat als Preistreiber Nummer eins zum Thema wird.
Es ist zweifelsohne so. Es ist erstaunlich, dass der Staat wenig Interesse an attraktiven Konditionen hat. Der Bund hätte es in der Hand, als Eigentümer der Swisscom die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass der Gewinn der Swisscom etwas niedriger wäre. Unbestritten ist, dass die Swisscom wie alle Unternehmen Gewinn machen muss. Doch der Swisscom-Gewinn ist ausserordentlich hoch.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 4. November 2009

Alibi-Übung Schutz vor Konsumenten

„Der Bundesrat hat heute die Anpassung der Ausführungsverordnungen zum Fernmeldegesetz (FMG) verabschiedet. Diese Änderungen bewirken unter anderem, dass die Konsumentinnen und Konsumenten besser geschützt und informiert werden, wenn sie ihr Mobiltelefon im Ausland verwenden oder Mehrwertdienste konsumieren.“ Schöne Worte aus dem Departement Leuenberger. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Alibi-Übung.

Ab dem 1. Juli 2010 müssen die Schweizer Mobilfunk-Anbieter über die Kosten im Ausland – dem Roaming – informieren. Einen entsprechenden Service bietet Swisscom ihren Kunden bereits seit einiger Zeit an. In der amtlichen Medienmitteilung steht, dass sich mit dieser Neuerung die Schweiz den 2008 und 2009 von der Europäischen Union getroffenen Massnahmen annähert. Das tönt gut. Doch die wichtigste Massnahme der europäischen Union ignoriert der Bundesrat. In der EU gibt es Preisobergrenzen für die Roaming-Tarife. Folglich wären Tarife wie sie Schweizer Anbieter anbieten – 2 Franken aus zahlreichen europäischen Ländern z.B. bei Orange – illegal. Die Kunden profitieren von massiv niedrigeren Tarifen. Die Schweizer Kunden werden weiterhin abgezockt, ausser sie informieren sich zuerst über die Roaming-Tarife und schliessen dann die optimale Option ab. Nach den Ferien darf man nicht vergessen, sich für die dann nutzlos gewordene Option wieder abzumelden.

Eine gute Regelung ist sicher, dass die Telekom-Anbieter in Zukunft auf jeder Rechnung über die Möglichkeit der Ombudsstelle Ombudscom informieren müssen. Wenn Kunden ein Problem mit ihrem Anbieter haben, können sie sich an die Ombudscom wenden. Die Ombudsstelle arbeitet dann einen Schlichtungsvorschlag aus.

Ob die neuen Regelung für Mehrwertdienste-Nummern ihren Zweck erfüllen werden, kann ich nicht beurteilen. Ich bin aber eher skeptisch.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Nochmals Kombi-Rabatt der Cablecom

Mein Blogeintrag zum neuen Kombi-Rabatt der Cablecom wurde kritisiert. Es geht mir nicht darum, das Angebot von Cablecom schlecht zu reden. Ich finde es jedoch störend, dass z.B. Kunden der Fremdsprachen-Pakete leer ausgehen. Dies obwohl es sich um die treuesten Kunden handelt, die Digital-TV bereits gekauft oder gemietet haben, als es die anderen Digital-TV-Angebote noch nicht gegeben hat.

Auch heute noch habe ich Mühe, die Logik hinter dem Angebot der Cablecom zu verstehen. Weshalb ist die Standard-Set-Top-Box nicht rabattberechtigt? Der Kunde wird in vielen Fällen sowieso die Set-Top-Box kostenlos erhalten. Cablecom macht sich den Aufwand, dem Kunden die Box auszutauschen und macht dann wegen dem Rabatt weniger Umsatz?

Wenig kundenfreundlich, aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen verständlich ist, dass das 34-Franken-Internet-Angebot nicht unterstützt wird. Weshalb allerdings das teurere 59 Franken-Internet-Angebot auch nicht ausreicht, um den Rabatt zu erhalten, ist mir nicht klar.

Das selbe beim Festnetz-Angebot: Mit dem 20 Franken-Angebot gibt es keinen Rabatt, aber Rabatt gibt es auf das 15 Franken-Angebot. Ich beschäftige mich seit über 10 Jahren mit Telecom-Tarifen, aber das neueste Cablecom-Angebot macht mir beim besten Willen überhaupt keinen Sinn.

Noch nicht erwähnt habe ich auch die neue Gebühr für die Rechnung: 1.50 Franken wird jeder Rechnung belastet, wobei die Cablecom auf die Gebühr bei den ersten drei Rechnungen verzichtet. Nur wer darauf verzichtet, sich die Rechnung zusenden zu lassen, kann die 1.50 Franken sparen. Für mich ist eine solche Gebühr eine absolute Unverschämtheit. Sie ist nicht verständlich und ich kenne keinen Schweizer Telekom-Anbieter, der ebenfalls eine solche Gebühr kennt. Ebenfalls schlecht finde ich, dass Cablecom nicht offen über diese Gebühr informiert.

Ich habe bereits mehrfach anhand von drei Profilen einen Preisvergleich erstellt. Da die Angebote schwer zu vergleichen sind und je nach Anbieter andere Voraussetzungen vorhanden sind, habe ich die Preise für einen Kunden verglichen, der sowohl TV, Festnetz, Internet und Mobilfunk beim gleichen Anbieter bezieht. Bei allen drei Profilen gehen wir von einem Kunden aus, der insgesamt 5 Stunden aus dem Festnetz und 3 Stunden mit dem Handy telefoniert und mit dem Handy 40 SMS versendet. Der Kunde surft ausserdem jeweils mit dem Internet-Zugang für 49 Franken. Man muss natürlich eingestehen, dass es sich nicht um das genau gleiche Angebot handelt. So kann man z.B. mit dem Handy-Abo von Swisscom surfen, was bei Cablecom nicht ohne Kosten möglich ist. Bei Cablecom z.B. ist die Internet-Geschwindigkeit schneller und bei Bluewin kann man sich exklusive Sportevents für 2.50 Franken ansehen.

Beim Profil 1 handelt es sich um einen Kunden, der lediglich die normalen, üblichen TV-Programme sehen möchte und keinen Wert auf neueste Spielereien setzt. Am günstigsten schnitt Cablecom mit 207.30 Franken ab, mit 209.65 Franken war Swisscom jedoch praktisch gleich teuer. Der Kunde kann nun vom Kombi-Rabatt profitieren, in dem er auf das Digital phone Freecall wechselt. Der Festnetz-Anschluss kostet dann 5 Franken mehr als bisher, allerdings bekommt der Kunde auch einen Rabatt von 12.50 Franken. Zusammen mit der Rechnungsgebühr bezahlt der Kunde also neu 201.30 Franken. Dank dem Kombi-Rabatt kann der Kunde damit knapp 3 Prozent einsparen. Ein Drittel günstiger ist es jedoch, wenn der Kunde seinen Internet- und Festnetz-Anschluss bei Sunrise bezieht und weiterhin analog über Cablecom fernsieht.

Beim Profil 2 handelt es sich um einen Kunden, der zusätzlich auch italienischsprachige Programme ansehen möchte. Hier fährt der Kunde mit Swisscom (219.65 Franken) günstiger als bei Cablecom (228.30 Franken). Der Kunde kann nun zwar den Kombi-Rabatt nutzen, in dem er auf digital phone freecall und mediabox hd receiver wechselt. Im Endeffekt bezahlt der Kunde dann mit dem Rabatt tatsächlich 228.80 Franken und damit 50 Rappen mehr als bisher. Wer Internet und Festnetz von Sunrise bezieht sowie TV von Cablecom, bezahlt 159.60 Franken.

Beim Profil 3 handelt es sich um einen Freak, der ein grosses TV-Angebot , auch Sendungen aufzeichnen und von Sendungen in HD profitieren will. Swisscom ist mit 219.65 Franken ebenfalls billiger als Cablecom mit 233.30 Franken. Mit dem Kombi-Rabatt überholt Cablecom Swisscom, ist mit 214.80 Franken praktisch gleich teuer. Der Kombi-Rabatt reduziert die monatliche Rechnung lediglich um 8%.

Nicht verstanden wird vor allem, weil ich kritisiere, dass die Fremdsprachen-Pakete nicht rabattberechtigt sind. In der Schweiz leben viele Menschen, die fremdsprachige Programme ansehen wollen. Ausserdem ist Digital-TV gerade bei Personen, die fremdsprachige Programme ansehen, weit verbreitet. Ich gehe davon aus, dass mindestens ein Drittel aller Digital-TV-Kunden von Cablecom ein Fremdsprachen-Paket haben und damit nicht vom Kombi-Rabatt profitieren können.

Ich finde dies unfair, auch wenn ich selber ausschliesslich deutschsprachige TV-Programme ansehe.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch