Montag, 27. Juni 2011

Roaming: Trotz neuen Angeboten wird es meist nicht billiger

Rechtzeitig vor den Sommerferien kündigen die Anbieter neue Roaming-Angebote an. Diese Angebote sind für Kunden gedacht, die ihr Handy oder Smartphone im Ausland benutzen wollen.

Ab 01. Juli 2011 bietet der Branchenleader Swisscom zwei neue Optionen für das Surfen im Ausland an. "Data Travel 24h" bietet ein Paket von 50 Megabyte, die allerdings innerhalb von nur 24 Stunden aufgebraucht werden müssen. Dieses Paket kostet beim Surfen in europäischen Ländern 24 Franken, in anderen Ländern 49 oder 149 Franken. Das "Data Travel 30 days" ist mit 74 Franken bzw. 149 Franken wesentlich teurer. „Data Travel 30 days“ enthält 200 Megabyte, die innerhalb eines Monats verbraucht werden. Der Standard-Tarif (7 bzw. 14 Franken für 5 Megabyte oder 10.24 Franken pro Megabyte) und die World-Option-Flex (7 bzw. 14 Franken für 10 Megabyte oder 6.83 Franken pro Megabyte) werden weiterhin angeboten.

Nach dem Versand der Medienmitteilung argumentiert Swisscom, dass sich die neuen Angebote an Laptop-Nutzer richten. Davon steht in der Medienmitteilung jedoch nichts. Für Laptop-Nutzer sind die Optionen kaum geeignet, denn die Datenmenge von 50 Megabyte/Tag bzw. 200 Megabyte/Monat sind lächerlich gering. Insbesondere, da Laptops gerne selbstständig Updates vornehmen und keine Rücksicht auf beschränktes Inklusiv-Volumen nehmen.

Für Smartphone-Nutzer dürfte das 50 Megabyte-Tages-Paket massiv zu gross sein. Das 200 Megabyte-Paket könnte für Personen, die an mehr als 10 Tagen das Internet nutzen, eine interessante Alternative zur „World Option Flex“ von Swisscom sein. Trotz all den neuen Tarifen wird das Surfen nicht günstiger: Wer an 10 Tagen je 2 Megabyte überträgt, bezahlte vor einem Jahr 49 oder 58 Franken, heute sind es 74 Franken. Selbst wer pro Tag 3 Megabyte übertragen hat, hatte vor einem Jahr „nur“ 60 Franken bezahlt, heute sind es 74 Franken. Nur wer mehr als 33 Megabyte innerhalb eines Monats übertragen hat, fährt mit dem neuen Angebot „Data Travel 30 days“ günstiger als vor einem Jahr.

Übrigens: Gemäss Informationen der Swisscom kostete das Megabyte im Datenroaming im ersten Quartal 2011 durchschnittlich hohe 2.55 Franken.

Bei Orange habe ich bereits mehrfach das unübersichtliche Angebot der Datenpakete kritisiert. Inzwischen gibt es neben dem Standardtarif nicht weniger als sechs Pakete (3 Travel Data Daily, 3 Travel Data). Das Problem ist, dass der Kunde sich im Voraus Gedanken machen muss, für welches Paket er sich entscheiden möchte. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich für das falsche Paket entscheidet, ist gross. Entweder man kauft ein viel zu grosses Paket und bezahlt damit zu viel Grundgebühr oder man nimmt ein zu kleines Paket mit einer niedrigen Grundgebühr und muss dann für die zusätzlich übertragenen Megabyte viel zu viel bezahlen.

Sunrise bietet eine neue „Roaming“-Option ab, die die bisherige „Global“-Option ersetzt. Die bisherige „Global“-Option ermöglichte günstige Anrufe im Roaming sowie aus der Schweiz ins Ausland. Diese Option wird neu in eine „Roaming“-Option und eine „International“-Option gesplittet. Wer nur Roaming nutzt, bezahlt statt 9 Franken neu nur noch 5 Franken Grundgebühr. Die Tarife für Anrufe, SMS und die Datenübertragung bleiben jedoch hoch. Innerhalb Europas verlangt Sunrise 4.40 Franken pro Megabyte. Wenn man nicht jeden Monat die 5 Franken Grundgebühr für die Option bezahlen möchte, muss man diese nach den Ferien wieder deaktivieren.

Statt die Tarife nachhaltig zu senken, betreiben die Schweizer Anbieter weiterhin Tarifkosmetik. Ein paar neue Produkte auf dem Markt werfen, die allerdings kaum zu günstigeren Preisen führen. In Europa hingegen kommt ein attraktives Produkt nach dem anderen auf dem Markt: E-Plus in Deutschland und Orange in Österreich bieten z.B. ein Wochenpaket mit 50 Megabyte für rund 5 Euro an. Vodafone in Italien offeriert 50 Megabyte pro Tag für 2 Euro und T-Mobile bietet eine echte Flatrate für rund 15 Euro pro Woche an. Und Vodafone Deutschland verrechnet einigen Abo-Kunden (mit eher teueren Abos) gar keine Roaming-Tarife mehr, sondern die gleichen Tarife wie bei der Nutzung innerhalb Deutschlands. Weshalb kommen die Schweizer Anbieter nicht mit solchen Angeboten auf den Markt? So lange die Schweizer Anbieter unfähig sind, attraktive Angebote zu lancieren, sollte man die rote Karte zeigen und sich vor Ort eine Prepaid-Karte zu legen. Für meist um die 20 Franken erhält man eine SIM-Karte mit genügend Datenvolumen. Ich habe dies letzte Woche selbst ausprobiert und es hat einwandfrei funktioniert.

Was denken Sie zu den Roaming-Tarifen der Schweizer Anbieter? Schreiben Sie mir Ihre Meinung dazu.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ralf,
also ich finde das ganze eine kleine Schweinerei: statt die Preise zu senken, hat sunrise indirekt den Preis erhöht.
Was ich meine: Sunrise Global kostete 9.-/Mt für dieselben "Privilegien" die jetzt Sunrise International und Sunrise Roaming zusammen bieten (aber neu für 10.-/Mt). Mindestens hätten sie die 9.- in 2 Mal 4.50 aufsplitten können, wenn sie sich schon nicht entscheiden können, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten. Die Kosten von 4.40/MB sind unverhätnismässig und völlig nicht nachvollziehbar. Schade, Sunrise definiert sich nicht mehr damit, dass sie die Konkurrenz unterbietet (oder zumindest nachzieht) sondern nur noch, wie sie die Kunden am meisten abzocken können ohne dass sie es merken. Selbiges gilt auch für die "klammheimliche" Erhöhung der SMS Preise von 10 auf 12 Rp... oder beim "neuen" Sunflat Abo sogar wieder 15Rp.
... das war mein Senf dazu. Gruss, Manu

Anonym hat gesagt…

Hallo Ralf,
also ich finde das ganze eine kleine Schweinerei: statt die Preise zu senken, hat sunrise indirekt den Preis erhöht.
Was ich meine: Sunrise Global kostete 9.-/Mt für dieselben "Privilegien" die jetzt Sunrise International und Sunrise Roaming zusammen bieten (aber neu für 10.-/Mt). Mindestens hätten sie die 9.- in 2 Mal 4.50 aufsplitten können, wenn sie sich schon nicht entscheiden können, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten. Die Kosten von 4.40/MB sind unverhätnismässig und völlig nicht nachvollziehbar. Schade, Sunrise definiert sich nicht mehr damit, dass sie die Konkurrenz unterbietet (oder zumindest nachzieht) sondern nur noch, wie sie die Kunden am meisten abzocken können ohne dass sie es merken. Selbiges gilt auch für die "klammheimliche" Erhöhung der SMS Preise von 10 auf 12 Rp... oder beim "neuen" Sunflat Abo sogar wieder 15Rp.
... das war mein Senf dazu. Gruss, Manu

Roman hat gesagt…

Ich kann nur jedem empfehlen, sich ein Dual-SIM Handy zuzulegen und eine lokale Prepaidkarte zu kaufen. Problem beseitigt.

Dual-SIM Geräte gibt es mittlerweile sogar als Android Smartphones, da dürfte für jeden was dabei sein. Mir tun Konsumenten leid, die diese Preise bezahlen.

Sobald ich über die Grenze ins Ausland bin, ist die Schweizer SIM bei mir nur noch eine passive Karte.