Montag, 29. März 2010

Surf-Abos setzen sich durch

Swisscom war der erste Schweizer Anbieter mit einem Surf-Abo. Im Sommer 2008 lancierte der Marktführer zusammen mit dem iPhone drei verschiedene Surf-Abos. Die monatliche Grundgebühr ist gegenüber einem normalen Handy-Abo höher, dafür ist ein relativ grosszügiges Inklusiv-Volumen für das mobile Internet inklusive. Die enthaltenen 100 MB, 250 MB bzw. 1 GB reichen bei üblicher Nutzung völlig aus. Auf das Übertragen von Radioprogrammen oder Videos (inkl. Youtube) sollte man jedoch verzichten.

Ein Jahr später kopierte Orange die Swisscom-Strategie und lancierte ebenfalls Surf-Abos. Je nach Abo war die Surf-Variante zwischen 6 Franken und 14 Franken teurer als das entsprechende "normale" Abo. Enthalten ist ein Inklusiv-Volumen von 100 MB bzw. 1 GB.

Als letzter der drei grossen Schweizer Mobilfunk-Anbieter springt nun auch Sunrise mit vier Surf-Abos auf diesen Zug auf. Bei drei der vier Surf-Abos handelt es sich um bisherige Abos, die neu auch in einer Surf-Variante angeboten werden. Die Grundgebühr ist 10 Franken höher und es gibt 500 MB, 1 GB oder ein unbeschränktes Datenvolumen. Als viertes Abo wurde ein neues „Mini Surf“-Abo kreiert. Die Grundgebühr beträgt hier 20 Franken.

Doch sind die Surf-Abos für den Kunden auch interessant? Der Nachteil der Surf-Abos ist, dass man oftmals auch für das Telefonieren zu hohe Preise bezahlen muss. Wer z.B. ein „Natel Liberty Piccolo“ von Swisscom hat, bezahlt einen Preis von 70 Rappen je angebrochene Stunde bzw. 60 Rappen pro Minute. Mit anderen Angeboten wie z.B. „Natel Swiss Liberty“ kann man jedoch bereits für 50 Rappen pro angebrochene Stunde bzw. 50 Rappen pro Minute telefonieren. Die meisten Swisscom-Kunden dürften mit einem „Natel Basic Liberty“-Abo mit der separaten Surf-Option günstiger fahren als mit dem von Swisscom empfohlenen „Natel Liberty Piccolo“-Abo. Jemand, der nur gelegentlich telefoniert, muss mehr als 50 MB Daten in einem Monat übertragen, damit das Piccolo-Abo günstiger ist.

Bei Orange ein ähnliches Bild. In den meisten Fällen dürfte der Kunde günstiger kommen, wenn er das „normale“ Abo zusammen mit einer Surf-Option abschliesst. Der Verzicht auf das spezielle Surf-Abo spart dann Monat für Monat Grundgebühren.

Sunrise hat eine sehr attraktive Surf-Option, die zu jedem Abo dazu gebucht werden kann. Für monatlich 7.50 Franken gibt es 250 Megabyte. Diese Variante ist meist günstiger, als die neuen Surf-Abos. Die Option hat einen weiteren Vorteil: Man ist flexibel und kann die Option bei Nichtgebrauch einfach abbestellen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Nichts neues zur Fusion

In der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung ist die Fusion von Orange und Sunrise das grosse Thema. Bereits auf der Frontseite berichtet die Handelszeitung über den bevorstehenden Entscheid der Wettbewerbskommission Weko. Letzten November kündigte Orange an, dass sie Sunrise übernehmen wolle. Noch gut einen Monat Zeit hat die Weko noch, um eine Entscheidung zu treffen.

Im Artikel (der auch online verfügbar ist) steht nichts wirklich Neues. Die Handelszeitung schreibt, dass die Weko vor einem Dilemma steht. Gemäss Informationen der Handelszeitung soll die neue Orange verpflichtet werden, die Tiefpreisangebote von Sunrise weiterzuführen. Ausserdem soll die neue Orange verpflichtet werden, die Verträge mit Wiederverkäufern wie Coop oder Aldi weiterzuführen (und wieder einmal wird konsequent ignoriert, dass es sich nicht um Wiederverkäufer handelt. Coop und Aldi stellen lediglich ihre Marke zur Verfügung und verkaufen diese Produkte. Es handelt sich jedoch um ein Angebot von Orange bzw. Sunrise.).

Sollten tatsächlich solche Auflagen kommen, so dürfte dies den Wettbewerb meiner Meinung nach kaum beleben. Denn die beiden verbleibenden Anbieter werden es sich gemütlich machen und die Kaufkraft der Schweizer weiterhin gnadenlos abschöpfen. Die neue Orange hat tiefere Kosten, die lediglich dazu führen dürfte, dass eine höhere Dividende an den Hauptsitz in Paris überwiesen wird.

Der Handelszeitung gibt Christoph Brand, CEO von Sunrise ein Interview (auch online verfügbar). Er kann sich kaum eine sinnvolle Auflage vorstellen, da der Marktanteil der neuen Orange nur zwischen 12 und 38 Prozent liegt. Marktleader Swisscom hingegen komme auf 61 bis 90 Prozent. Christoph Brand rechnet nicht damit, dass die Fusion abgelehnt wird (etwas anderes wäre ja auch überraschend). Falls die Fusion abgelehnt werden sollte, ist es schwierig zu beurteilen, wie die Aktionäre von Sunrise und Orange sich verhalten werden.

Gleichzeitig erklärt Christoph Brand, dass das Free Internet-Angebot dann auch Orange-Kunden offen stehen würde. Ebenso könne man von der Erfahrung von Orange im TV-Geschäft profitieren und damit bald ein TV-Angebot starten. Ich zweifle daran, dass nach einer allfälligen Bewilligung der Fusion die Kundinnen und Kunden bald von Free Internet und Digital-TV profitieren können.

Interessant auch die Aussage von Brand, dass er hoffe, dass die Zusammenarbeit zwischen Cablecom und Sunrise weitergeführt und intensiviert werden kann. Denn bisher gibt es zu den Handy-Abos von Cablecom nicht einmal kostengünstige Daten-Optionen. Gerüchteweise weil sich Sunrise dagegen sträubt, die Einkaufspreise für das mobile Internet zu senken.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Donnerstag, 18. März 2010

Orange droht mit Rückzug

Ein interessanter Online-Artikel veröffentlichte Computerworld unter dem Titel „Orange droht mit Rückzug aus der Schweiz“. Dort steht:
Orange scheint vom Zusammenschluss abhängig zu sein, und drohte der Weko, sich komplett aus der Schweiz zurückzuziehen.
Man hört in der Branche, dass allgemein eine Zustimmung der Wettbewerbskommission zur Fusion von Orange und Sunrise erwartet wird. Alles andere wäre eine sehr grosse Überraschung. Die Frage ist lediglich, ob und welche Auflagen die Weko machen wird.

Die Weko steckt auf jeden Fall in einem Dilemma: Bewilligt sie die Fusion, dürfte es nur noch 2 Mobilfunk-Netzbetreiber geben und es wäre eine Überraschung, wenn dann der Wettbewerb noch spielen dürfte. Die beiden Anbieter Swisscom und die neue Orange werden sich auf das Verwalten ihres Duopols beschränken und die Kunden werden weiterhin extrem hohe Preise bezahlen. Wird die Fusion abgelehnt, wird der Vorwurf erhoben, dass die Weko einen Giganten mit 60% Marktanteil zulässt, aber ein Anbieter mit 40% verhindert. (Ich bin bekanntlich nicht Jurist und kann keine rechtliche Einschätzung der Fusion vornehmen.)

Orange kommentiert die oben zitierte Aussage nicht, so dass nicht klar ist, ob Orange wirklich mit dem Rückzug aus der Schweiz gedroht hat. Falls Orange wirklich mit dem Rückzug gedroht hat, wäre dies ein sehr schlechtes Zeichen. Ich deute dies so, dass Orange nervös wird und es alles andere als klar ist, dass die Fusion durchgeht.

Die Frage ist auch, was Orange effektiv machen würde, wenn die Weko die Fusion ablehnen würde. Eine Möglichkeit wäre, dass Orange ihre Schweizer Aktivitäten an einem ausländischen Konzern verkaufen würde. Doch welcher Konzern sollte daran Interesse haben? Ein neuer Investor hätte die gleiche Probleme wie Orange bisher. Eine Alternative wäre auch, die Aktivitäten in der Schweiz komplett einzustellen. Doch die Verluste dürften riesig sein. Die Antennen und Switches könnte die Orange-Mutter France Telecom zwar in anderen Ländern weiterhin nutzen, doch ein grosser Teil der Investitionen wurden für Bauarbeiten ausgegeben. Und diese Investitionen wären dann verloren.

Die Frage ist nicht nur, was Orange machen würde, wenn die Fusion abgelehnt würde. Wie würde die Sunrise-Muttergesellschaft TDC reagieren, die Sunrise verkaufen möchte.

Allerdings dürfte ein Markt mit Swisscom und Sunrise (ohne Orange, die sich zurückgezogen hätte) den Wettbewerb intensivieren als ein Markt mit Swisscom und der neuen Orange (die aus Sunrise und Orange entstanden ist).

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Cablecom: Gratis-Internet für alle

Ab Juni 2010 bietet der grösste Kabelnetz-Betreiber der Schweiz, die Cablecom einen kostenlosen Gratis-Internet-Zugang an. Der Kunde muss lediglich ein Modem für einmalig 25 Franken kaufen und kann dann kostenlos im Internet surfen. Wie bisher fällt natürlich weiterhin die Anschlussgebühr für Analog-TV an. Neu kostet der Analog-TV-Anschluss 27.20 Franken (bisher 26.45 Franken). Häufig wird diese Gebühr vom Vermieter über die Nebenkosten verrechnet.

Der Gratis-Internet-Zugang hat zwar nur eine Geschwindigkeit von 300 Kbit/s, doch für „normales“ surfen, ein paar Mails und ein bisschen Online-Banking reicht diese Geschwindigkeit jedoch völlig aus. Wer jedoch häufig Dateien herunterlädt oder online Videos ansieht, dürfte wenig Freude an einem so langsamen Internet-Zugang haben. Bei dieser Nutzung sollte man einen schnelleren Internet-Zugang nutzen.

Auch bestehende Kunden und Kundinnen, die sich bereits heute ins Internet einwählen, können gebührenfrei auf das neue Gratis-Internet wechseln.

Trotzdem ist das Angebot alles in allem ein gutes Angebot. Damit erhält man auch in Wohnungen einen Internet-Zugang, wo die Bewohner eigentlich gar keinen Internet-Zugang bezahlen wollen. Interessant z.B. bei Ferienwohnungen – sofern es dort überhaupt einen Cablecom-Anschluss hat – oder wenn erwachsene Kinder bei ihren Internetlosen Eltern auch surfen wollen.

Mir ist nicht ganz klar, weshalb Cablecom das Gratis-Internet anbietet. Eventuell will man so die Kunden auf Internet-Zugänge von Cablecom aufmerksam machen. Oder es ist eine Massnahme, um das angekratzte Image zu verbessern.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch