Mittwoch, 22. Juli 2009

Einigung zwischen Swisscom und ewz?

Heute erschien in der Handelszeitung ein Artikel unter dem Titel "Glasfaser-Streit: Swisscom setzt sich in Zürich durch" (Artikel auch online verfügbar).

Die Handelzeitung schrieb:
Die Swisscom gibt auch in Sachen Glasfasern den Takt vor. [...] Nach Informationen der «Handelszeitung» lenkt nun das EWZ ein. «Die Parteien sind sich einig, dass mehrere Fasern verlegt werden», sagt ein Gewährsmann. Bei den weiteren Verhandlungen gehe es noch um finanzielle und technische Details. Tatsächlich werden im Pilotprojekt im Stadtzürcher Enge-Quartier vom EWZ bereits mehrere Fasern gebaut. Eine der Fasern ist exklusiv für die Swisscom reserviert.
Diese Meldung erstaunt mich, denn nach meinen Informationen haben sich die Elektriztitäswerke und Swisscom noch alles andere als geeinigt. Man soll sich lediglich darauf geeinigt haben, dass man miteinander spricht und verschiedenen Lösungen ansieht.

Klar ist auch, dass Swisscom versucht, massiv Druck aufzubauen. Doch es fällt auch auf, dass Swisscom im Glasfaser-Bereich nicht wirklich vorwärts kommt. Dies liegt auch im Interesse von Swisscom, die grundsätzlich gar kein Interesse an schnellen Glasfaser-Leitungen hat. Im Gegenteil: Schnelle Glasfaserverbindungen sind eine Gefahr für die lukrativen Gewinne aus dem Geschäft mit vor Jahrzehnten verlegten Kupferleitungen. Dies dürfte auch der einzige Grund sein, weshalb sich Swisscom - zumindest nach aussen - um ein Glasfaser-Netz bemüht, seit die Elektrizitätswerke Glasfaser-Netze bauen.

Ich gehe davon aus, dass noch überhaupt nichts klar ist im Zürcher EWZ-Netz. Alles andere wäre eine grosse Überraschung. Swisscom hat zwar mit der Freiburger Groupe-E (und dem Kanton Freiburg) und der Basler IWB eine Vereinbarung abgeschlossen. Doch die Details zu diesen Vereinbarungen sind noch nicht bekannt und es ist sehr wahrscheinlich, dass die Verhandlungen länger dauern als ursprünglich geplant. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Verhandlungen auch noch scheitern werden, denn über die kommerzielle Konditionen dürfte man sich bisher noch nicht geeinigt haben.

Ich halte eine Open-Access-Lösung für sehr wichtig: Alle Anbieter sollten zu den gleichen Konditionen Zugang zum Glasfaser-Netz erhalten. Und der Besitzer des Glasfaser-Netzes soll die Dienstleistungen nicht auch noch direkt an Endkunden anbieten (wie dies Swisscom macht). Nur so kann echter Wettbewerb entstehen und der Kunde von echt innovativen und kostengünstigen Dienstleistungen profitieren. Wenn ein Unternehmen unbedingt eine exklusive Faser will, dann soll sie diese erhalten können, die Zusatzkosten jedoch auch direkt beim Baubeginn bezahlen. Wichtig ist dann jedoch, dass die Swisscom dann auch die gleichen Gebühren an den Netzbesitzer bezahlt wie auch Alternativ-Anbieter wie Sunrise oder Orange.

Es dürfte in der nächsten Zeit noch spannend werden und es würde mich alles andere als überraschen, wenn Swisscom mit ihrer Strategie in nächster Zeit sogar Schiffbruch erleiden würde.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ralf

Warum soll jetzt Sisscom genau auf Glasfaser verzichten?
Swisscom kann in Hinblick auf Cablecom, obwohl Cablecom nicht die Geschwindigkeiten liefert wie versprochen, auf keinen Fall auf Glasfaser verzichten daso der bestehende Infrastrukturwettberb durch Swisscom verloren wird.
Ausserdem kann Swisscom mit den bestehenden Kupferleitungen das All-IP Projekt wie im Q2 bekanntgegeben nicht realisieren...

Deine Aussag, dass Swisscom beim Glasbau nicht wirklich vorankommt stimmt zumindest in Basel nicht. Die IWB bauen das NEtz momentan massiv aus und immer ist die Swisscom auch im Boot.

Eine Kabel-und Schacht AG welche die Infrastruktur liefert ist einfach keine Lösung, da sich jeder Anbieter von dieser abhängig macht. Wenn man die heutigen Angebote anschaut, ist Swisscom sehr gut beraten eine eigene Infrastruktur zu bauen, das sonst das gleiche passieren wird wie bei Sunrise und Co.

Da Sunrise ja nicht wirklich investrieren möchte, kann diese auch kein TV wie Bluewin TV anbieten, da hier Swisscom der Wiederverkäufer ist und Sunrise ja Bluewin TV nicht weiterverkaufen will/kann. Das MEhrfasermodell ist sehr sinnvoll da beim Bau der LEitung nur die Kosten für die 3 weiteren LEitungen anfallen und die Materialkosten für die Rohre. Alles in einem besser, als wenn ich nur eine LEitung habe, 20% gespart habe, aber dafür nichts richtiges angeboten wird. Dass die EWs nicht selber anbieten werden ist eine Utopie.

Gruess
Ivan

Ralf Beyeler hat gesagt…

Hallo Ivan

Im Moment baut Swisscom lediglich, weil die EWs bauen. Das sieht man auch, wenn man sieht, wo Swisscom baut. Wenn das Glasfaser-Netz so wichtig wäre, würde Swisscom auch in Randregionen bauen und nicht nur dort, wo zufälligerweise gerade ein EW baut.

Man braucht keine eigenen Leitungen, um einen Service wie Bluewin TV anbieten zu können. Es ist eine strategische Frage, dass Sunrise derzeit kein TV anbieten möchte. Mit der ADSL2-Technologie könnte Sunrise problemlos TV anbieten. Ich verstehe jedoch, dass dies bei Sunrise weniger Priorität hat.

Meiner Meinung nach darf Swisscom gerne eine eigene Faser verlegen lassen. Doch es muss gewährleistet werden, dass Swisscom nicht bevorzugt wird. Und Swisscom soll dafür einen angemessenen Preis bezahlen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
comparis.ch