Dienstag, 20. Oktober 2009

Endlich: Cablecom überdenkt Boxenzwang

Ich gebe zu, dass der grösste Schweizer Kabelnetz-Anbieter Cablecom mich heute überrascht hat. Eric Tweter - Geschäftsführer der Cablecom - hat an den Bieler Kommunikationstagen Comdays einen Vortrag gehalten und dabei angekündigt, dass man die Abschaffung des Boxenzwangs prüfe. Auf der Website der Cablecom ist eine Kurzzusammenfassung des Referates aufgeschaltet:
Um dem Kundenwunsch nach freier Wahlmöglichkeit zu entsprechen, müssen Te­le­­kom­mu­ni­ka­tions­anbieter in erster Linie flexibel sein und eine bequeme Nut­zung ge­währleisten. Cablecom prüft deshalb die Einfüh­rung von Common Interface Modulen der neusten Generation, um die freie Wahl von Set-Top-Boxen zu gewährleisten.
Das heisst, dass die TV-Programme weiterhin verschlüsselt werden, der Kunde jedoch auf dem freien Markt eine kompatible Set-Top-Box seiner Wahl kaufen kann. Wichtig ist jedoch, dass die Box den entsprechenden Standard unterstützt. Auch TV-Geräte werden den entsprechende Standard unterstützen, so dass man dann keine zusätzliche Box mehr braucht.

Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Andere Schweizer Kabelnetz-Anbieter machen dies bereits seit längerem. Ich bin trotzdem der Meinung, dass dies zu wenig weit geht. Das kostenlose Basis-Angebot - für das der Kunde in der Regel über die Nebenkosten immerhin 26.45 Franken im Monat bezahlt - sollte unverschlüsselt ausgestrahlt werden. Damit der Kunde wirklich die Box seiner Wahl einsetzen kann. Genau dies wäre die richtige, kundenfreundliche Lösung. Mal sehen, ob Cablecom in erster Linie auch so flexibel sein wird.

Anmerken möchte ich, dass Cablecom lediglich "prüfen" möchte, ob man diese Lösung einsetzen soll, aber derzeit noch nicht entschieden ist, ob es zu dieser Lösung kommen wird. Ich vermute, dass es sich auch um einen Test handelt, um zu sehen, wie die Öffentlichkeit auf diese Ankündigung reagiert. Oder meint es Cablecom tatsächlich ernst und will sich wirklich verbessern?

Aber offensichtlich hat der politische Druck - das Parlament befasst sich mit dem Verbot der Grundverschlüsselung - gewirkt und Cablecom setzt lieber auf eine Verschlüsselung mit freier Boxenwahl als ein Verbot der Grundverschlüsselung zu riskieren. Dies ist aus Sicht des Kabelriesen verständlich. Aus Sicht des Kunden ist diese Lösung mit dem CI nur für Pay-TV interessant, ansonsten gäbe es eigentlich zu unverschlüsselten TV-Programmen keine Alternative.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

9 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Der Kunde wird bestimmt nicht die Box seiner Wahl verwenden können, dafür sorgt CI+ automatisch.

Ob ich eine kastrierte Box von Technisat oder UPC verwende, kommt dann auch nicht mehr drauf an

Ralf Beyeler hat gesagt…

Hallo Christian

Wenn ich es richtig verstanden habe, dürfte Cablecom mit einer CI+-kompatiblen Box funktionieren. Der Kunde hat also die Wahl aus CI+-kompatiblen Boxen. Die Information ist so formal richtig.


Ich habe mich kurz auf Wikipedia schlau gemacht und wenn die dort aufgeführten Informationen stimmen, ist dies ja der Hammer. Die Einschränkungen sind gewaltig. Allerdings ist der Standard ja noch nicht verabschiedet. Mit CI+ in dieser Form dürfte Cablecom keine Kunden gewinnen? Wann wird es endlich Anbieter geben, die auf ein unverschlüsseltes DVB-C setzen werden?

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

Unknown hat gesagt…

Schau dir mal die Restriktionen bei HD+ an, die verwenden auch CI+.

Alle CI+-Boxen können Aufnahmen automatisch löschen, Spulen verhindern usw. Damit wird niemand viel Freude haben.

Offenbar wird sogar der Empfang anderer PayTV-Angebote eingeschränkt, auf einer mit CI+-geupdateten Box soll anschliessend Sky DE nicht mehr empfangbar gewesen sein.

Das ist auf jeden Fall nur eine scheinheilige Lösung..

Sebastian Jecklin hat gesagt…

Wenn die Cablecom mit CI Modul neuster Generation wirklich CI+ meint, dann finde ich das ja der Oberhammer. Aber sowas habe ich mir schon länger gedacht...

Moses hat gesagt…

Solange man die Box auswählen kann oder das Modul in das TV-Gerät stecken kann, ist ja erreicht, was gewünscht wurde. Dass CC ihr Angebot nicht einfach so freigibt finde ich eigentlich noch nachvollziehbar.

Unknown hat gesagt…

@Moses

Wenn Die Cablecom immer damit wirbt, ihr digitales TV Grundangebot sei gratis empfangbar, dann kann ich das nicht nachvollziehen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, das Grundangebot unverschlüsselt zu senden.

Jetzt wird auf CI+ gesetzt, das heisst alle, die in den letzen Jahren neue Fernseher mit CI Modulen gekauft haben, die schauen dann wieder in die Röhre. Und wie schon von anderen hier angemerkt sind die Einschränkungen mit CI+ enorm.

Anonym hat gesagt…

Ein CAM-Modul wäre genau dass was ich möchte und auch gerne dafür bezahlen würde. Mein nagelneuer TV (Samsung UE40B7020) hat einen DVB-C Tuner und einen Slot für die Karte.

Ich will einfach keine Receiver-Box! Mein TV hat ja einen eingebauten Receiver der entschlüsseln kann, also was soll der Unsinn?

Hier meine kleine Auto-Analogie: Ich kaufe mir ein neues Auto. Damit ich nun aber das Benzin der einzigen Tankstelle in meiner Region tanken kann, muss ich von denen einen speziellen Motorblock kaufen und den auf meinen Wagen draufschnallen.

Sobald die Cablecom Digital-TV über CAM-Modul bietet werde ich Kunde, aber keine Sekunde vorher!

Anonym hat gesagt…

(Samsung UE40B7020)
haben nun die CI+ Karte von Cablecom in den TV gesteckt.
Der TV unterstützt die Karte nicht, sondern den CI Standart

Ralf Beyeler hat gesagt…

Genau dies ist das Problem bei CI+, es gibt kaum Geräte, die diesen Standard unterstützen. Und die Kontrollmöglichkeiten von CI+ sind ein weiterer Ärger.