Das beliebte Optima-Abo von Orange wurde überarbeitet (siehe auch Medienmitteilung). Die wichtigsten Neuerungen: Neu gibt es nur noch drei Abostufen statt bisher sechs. Doch nun dürfen Anrufe auf die drei Lieblingsnummern – mit denen man kostenlos telefonieren kann – auch auf Swisscom- und Sunrise-Handys gehen. Dafür dürfen die Optima-Kunden neu nur noch 1000 Minuten – das sind aber immerhin 16 Stunden – im Monat mit den Lieblingsnummern-Menschen telefonieren.
Die Analyse des neuen Optima-Abos ist nicht einfach und deshalb kann ich hier nur eine grobe Einschätzung – aber durchaus allgemeine Faustregel – abgeben: Am wichtigsten ist, wie viele Anrufe man mit seinen drei Lieblingsnummern führt. Telefoniert man während mindestens vier von fünf Minuten mit seinen Lieblingsnummern, so schneidet Optima wahrscheinlich nicht schlecht ab. Insbesondere Prepaid-Angebote sind jedoch günstiger. Hat man jedoch mehr als drei Kollegen und führt man mehr als 20% der Gesprächsminuten mit ihnen, dürften wohl andere Angebote interessanter sein.
Bestehende Optima-Kunden dürften sich auch die Frage stellen, ob sie auf das neue Optima wechseln wollen. Meistens dürfte sich ein Wechsel nicht auszahlen. Ausser man telefoniert häufig mit einem Swisscom- oder Sunrise-Handy. Wechselt man nun auf das neue Optima, kann man diese Person neu kostenlos anrufen und muss damit nicht mehr die hohen Fremdnetz-Gebühren bezahlen. Damit kann man allerdings auch eine seiner drei bisherigen Lieblingsnummern nicht mehr erreichen.
Bei Orange Optima handelt es sich nicht einfach um ein Abo, deren Konditionen nun wieder mal verändert wird. Optima ist das beliebteste und weitverbreiteste Abo von Orange. Doch die Idee von Orange, ein Abo für die breite Masse zu sein, ist damit endgültig gescheitert. Im Jahr 2004 als „Abo mit Tarif-Automatik“ angekündigt, damit „die Kunden nicht mehr Abos und Tarife vergleichen müssen und automatisch – unabhängig vom Nutzungsverhalten – zum Besten Tarif telefonieren“.
Zum Zeitpunkt der Lancierung bot Orange ein sehr attraktives Produkt mit günstigen Preisen für die breite Masse an. Doch nach und nach wurde Optima ein mittelmässiges Produkt und andere, günstigere Angebote unterboten die Optima-Preise massiv. Und auch Orange lancierte ein Angebot nach dem anderen. Hiess es 2004 noch, dass es für die Kundinnen und Kunden Wichtigeres im Leben gäbe, als Mobilfunk-Abos und Tarife zu vergleichen, galt dies später nicht mehr. Der Kunde musste wieder mühsam selbst das günstigste Abo herauspicken. Oder man bleibt bei Optima und bezahlt Monat für Monat zu viel.
Es ist eigentlich auch nicht erstaunlich, dass die ursprüngliche Strategie nicht aufgehen konnte: Alle Mobilfunk-Anbieter profitieren davon, dass die Kunden mit älteren und teuren Abos telefonieren. Die günstigeren Tarife gelten meist nur für Neukunden und Kunden, die selbst hartnäckig nach den gleichen Konditionen fragen. Wenn man jedoch ein Produkt hat, mit dem viele Kunden telefonieren, verliert man bei Preissenkungen sehr viel Geld. Es ist interessanter, ein neues Produkt zu lancieren und den vielen Kunden, die mit dem bestehenden Angebot telefonieren, weiterhin die höheren Tarife zu verrechnen.
Orange setzt nun die Hoffnung auf die drei Lieblingsnummern: Für mich persönlich bleibt dies ein Marketing-Gag. Ich denke nicht, dass der Kunde nur mit drei Menschen kommunizieren will.
Ich finde es schade, dass es von Orange nun kein Produkt mehr für die breite Masse gibt. Wer bei Orange bleiben möchte, sollte sich als Wenigtelefonierer – trotz Einschränkungen – für Prima und als Vieltelefonierer für Maxima entscheiden. Personen, die extrem viel telefonieren, fahren unter Umständen mit Universa Unlimited günstiger. Doch von den Konkurrenten, insbesondere von Sunrise, gibt es günstigere Angebote als bei Orange. Und wer kein Problem mit einem Wechsel zu einem Prepaid-Angebot hat, fährt mit Billig-Prepaid-Angeboten z.B. von Migros, Coop oder Aldi meist weiterhin am günstigsten.
Liebe Grüsse
Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch
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1 Kommentar:
Hi Ralf.
Orange kommt mir schon lange nicht überzeugend daher. Ich bin mit Sunrise Zero Plus aber einer der mit einem "alten" Abo einiges günstiger fährt als mit einem neuen Abo. Da ich auf ein Daten-Package nicht verzichten will, scheitern leider auch die Prepay Angebote. Aber bei den "alten" Sunrise Abos konnte man die monatlich Daten-Package-Gebühr noch zum Mindestverbrauch rechnen, bei den "neuen" geht das nicht mehr und die unsympatische Minuten-Takt-Abrechnung habe ich auch (noch) nicht!!
Was ich bei Orange nicht verstehe: warum wurden die Lieblingsnummer auf alle Netze ausgeweitet? Meist telefonieren doch die engeren Freunden eh auf dem gleichen Netz! 60-70% aller meiner Anrufe gehen auf das Sunrise Netz, 10-20% ins Festnetz und höchsten 20-30% ins Swisscom Netz (das sind aber dann meist nicht "Freunde" sondern eher geschäftliche Nummer).
Bin gespannt, ob Sunrise jetzt bald mal mit inklusive-Daten im Ausland auftrumpft... auf meine Anregung dazu wurde mir ja sogar eine Monatsgebühr erlassen ;-)
Gruss, Manu
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