Die Wettbewerbskommission Weko hat die Fusion zwischen Sunrise und Orange untersagt, denn zusammen mit Swisscom hätte das neue Unternehmen eine kollektiv marktbeherrschende Stellung begründet.
Als ich am Donnerstagmorgen gehört habe, dass die Fusion abgelehnt worden ist, habe ich mich über diese mutige Entscheidung sehr gefreut. Der Wettbewerb hat zwar im schweizerischen Telekom-Markt schon bisher nicht gespielt, doch mit nur noch 2 Anbietern wäre der Wettbewerb wohl komplett zum erliegen gekommen. Insbesondere da weder Swisscom noch Orange (deren Muttergesellschaft France Telecom hätte Sunrise übernommen) durch aggressive Angebote aufgefallen sind. Seit Jahren kamen die aggressiven Angebote einzig von Sunrise. Die komplette Einschätzung können Sie in unserer Medienmitteilung lesen.
Ich erlaube mir noch, einige Aussagen in den Medien hier zu kommentieren:
Am interessantesten fand ich die Informationen in einem Tagi-Print-Artikel von Freitag (den ich online nirgends finden konnte). Der Tages-Anzeiger schreibt, dass die Weko die Fusion unter Auflagen eigentlich genehmigen wollte, doch Orange wollte diese Auflagen nicht akzeptieren. Konkret nannte der Tages-Anzeiger drei Auflagen: Orange hätte sich verpflichten sollen, die Preise zu senken. Durch die Fusion hätte Orange riesige Einsparungen bei den Kosten erzielen können und einen Teil dieser Einsparungen hätte Orange an die Kunden weitergeben sollen. Ausserdem hätte Orange der Cablecom zu kostenorientieren Preisen das Mobilfunknetz zur Verfügung stellen müssen. Und ausserdem hätte Orange die Mobilterminierungstarife (diese Tarife verrechnen die Anbieter untereinander für die Vermittlung eines Anrufs auf ein Handy) senken sollen.
Es erstaunt mich nicht, dass Orange nicht auf diese Auflagen eingegangen ist. Denn Orange hatte meiner Meinung nach nie ein Interesse an niedrigeren Preisen für die Kunden. Stattdessen wollte man den preisaggressiven Anbieter Sunrise ausschalten, die Kosten massiv senken und den Gewinn massiv erhöhen. Und das man Cablecom den Netzzugang nicht zu so günstigen Tarifen gewähren wollte, macht ebenfalls Sinn. Hätte Cablecom das Mobilfunknetz von Orange wirklich zu kostenorientierten Konditionen nutzen können, so hätte Cablebom mit günstigen Handy-Angeboten den Markt aufmischen können. Und dies hätte Orange gar nicht gepasst.
Eine oft gestellte Frage war, ob sich nun Orange und/oder Sunrise aus dem Schweizer Markt zurückziehen werden. Ich bin überzeugt, dass beide Muttergesellschaften sich jetzt nach einem neuen Eigentümer umsehen. Doch es dürfte schwierig werden, einen Käufer zu finden. Die Schweizer Kunden sind sehr träge und fast niemand wechselt den Anbieter. Damit ist es für einen alternativen Anbieter auch schwierig, sich im Schweizer Markt zu etablieren. Aufgrund dieser Situation und auch der sehr Swisscom-freundlichen rechtlichen Rahmenbedingungen dürfte sich jeder Investor mit Investitionen in der Schweiz schwertun. Doch ich glaube, dass weder Orange noch Sunrise ihre Aktivitäten einstellen werden, wenn sie keinen Käufer finden.
Auch die im Radio genannte Möglichkeit, dass Cablecom und Orange fusionieren könnten, halte ich für Unsinn. Eine solche Fusion macht wenig Sinn: UPC als Muttergesellschaft der Cablecom konzentriert sich typischerweise auf Kabelnetze, Mobilfunkangebote bietet man höchstens als virtueller Mobilfunk-Anbieter an. In diesem Fall mietet man das Netz eines Mobilfunkanbieters. Doch meines Wissens hat UPC nirgendwo ein eigenes Mobilfunknetz. Weshalb sollte jetzt UPC gerade im schwierigen Schweizer Mobilfunk-Markt sein Geld verlochen (und dieses wahrscheinlich nie mehr zurückerhalten). Und France Telecom kann sich wohl kaum mit der Idee einer gemeinsamen Schweizer Gesellschaft mit UPC anfreunden. Was sinnvoll sein könnte, wäre dass UPC das Mobilfunknetz von Orange mieten könnte und auf diesem Netz ein eigenes Angebot anbieten könnte. Doch wie der oben erwähnte Tagi-Artikel zeigt, tut sich Orange damit schwer.
Liebe Grüsse
Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch
Sonntag, 25. April 2010
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1 Kommentar:
Doch ich glaube nicht, dass weder Orange noch Sunrise ihre Aktivitäten einstellen werden, wenn sie keinen Käufer finden.
Hallo Ralf, obiger Satz ist grammatikalisch nicht ganz korrekt... und die doppelte Negation irritiert ;-)
Du glaubst, das weder Sunrise noch Orange die Schweiz verlassen werden? Erstaunlich ist eigentlich, dass Sunrise in den letzten Monaten doch wieder einige interessante Angebote lanciert hat (z.B. Surf-Abos). Es wäre echt schade, wenn es Sunrise nicht mehr gäbe.
Wie sehen denn jetzt die Alternativen aus? Orange drohte ja auch, die Schweiz zu verlassen.
Sunrise, wenn ich mich nicht irre, hat doch letztes Jahr "endlich" die roten Zahlen verlassen und das erste Mal in der Schweiz einen Gewinn machen können... ist das für TDC nicht genug?
Danke und Gruss, Manu
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