Sonntag, 13. Dezember 2009

Interview mit Orange-Chef Thomas Sieber

Der Handelszeitung gab Thomas Sieber, Geschäftsführer von Orange ein Interview. (Interview ist auch online verfügbar).

Ich fasse die interessanten Antwort zusammen und kommentiere diese:
Gerade im Mobilfunk haben wir gegenüber Swisscom und im internationalen Vergleich nicht besonders hohe Margen. Zumal im Mobilfunk die Investitionen in den Markt sehr hoch sind. Orange und Sunrise haben beide allein zunehmend Mühe bekundet, diese hohen Investitionen stemmen zu können. Das war für den Zusammenschluss ein wichtiges Kriterium.
Diese Aussage erstaunt mich sehr. Denn alle drei Schweizer Mobilfunk-Anbieter haben verglichen mit ausländischen Mobilfunk-Anbietern sehr hohe Margen. Klar ist, dass Swisscom extrem hohe Margen hat. Doch auch Orange und Sunrise haben Margen, die klar über den Margen anderer Mobilfunkanbieter liegen.
Die Synergien, die wir zusammen erzielen können, sind wirklich sehr gross. Und es stimmt nicht, dass Orange in der Vergangenheit keine attraktiven Produkte auf dem Markt hatte. Anders als Sunrise setzten wir einfach nicht auf einen möglichst tiefen Minutenpreis, sondern schnürten attraktive Pakete.

Ich glaube auch, dass die Synergien sehr gross sind. Doch ich glaube nicht daran, dass die Einsparungen durch diese Synergien an den Kunden weitergegeben werden. Auch nach dieser Aussage bin ich davon überzeugt, dass die Preise nicht gross sinken werden.

Mir ist völlig unklar, welche attraktiven Produkte Herr Sieber genau meint. In den vergangenen zwei Jahre hat Orange nicht gerade mit der Lancierung neuer, attraktiver Produkte geglänzt. Im Gegenteil: Erst wenn es nicht mehr anders ging, kopierte man die Produkte der Konkurrenz. Dies war z.B. bei Datenpakete fürs Handy, den mobilen Internet-Zugang mit Laptop oder Netbook oder bei der Flatrate so.
Handelszeitung: Werden die Preise im Mobilfunk nach der Fusion sinken?
Sieber: Ja, nur schon, weil die Preise im Mobilfunk generell nach unten zeigen.
Wobei derzeit die Preise sogar eher noch oben zeigen. Dies bestätigt auch den neuesten Preisvergleich des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM. Ich glaube nicht daran, dass die Preise wegen der Fusion nach unten gehen werden.
Es wäre sicher sehr überraschend, wenn der Name Orange verschwinden würde. [...] Aber auch der Name Sunrise ist gut eingeführt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir in nächster Zeit mit beiden Namen am Markt auftreten werden.
Der Name Orange dürfte kaum verschwinden. Doch mit dem Markennamen Orange und deren esoterische Lifestyle-Positionierung kann man nur bestimmte Kunden ansprechen. Sunrise hingegen spricht die Menschen an, die billig telefonieren wollen. Herr Sieber spricht nur davon, dass „in nächster Zeit“ beide Namen verwendet werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass man den Namen Sunrise nach zwei Jahren aufgeben wird. Dies wäre meiner Meinung nach jedoch ein Fehler und dürfte nur dazu führen, dass Sunrise-Kunden in Massen zu Swisscom wechseln dürften. Insbesondere wenn sich Sunrise dafür entscheiden sollte, den bestehenden Kunden teure Orange-Preispläne anzudrehen.

Wenn die gleiche Firma die teuren Orange-Preispläne wie die günstigen Sunrise-Tarife anbietet, werden sich die Orange-Kunden fragen, weshalb sie für das gleiche so viel mehr bezahlen müssen. Dieser Spagat ist nicht einfach zu lösen. Eine Möglichkeit könnte natürlich sein, nur noch Orange als Marke zu bewerben und den Namen Sunrise nur für bestehende Kunden weiter zu verwenden.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

2 Kommentare:

Tom hat gesagt…

Die Preiserhöhungen gehen schon los: Sunrise hat still und heimlich bei den neuen "Sunrise zero" Abos die Optionen aus dem Mindestumsatz entfernt: Neu können z.B. die 7.50 CHF für die Surf Option nicht mehr auf die 25 CHF Mindestumsatz angerechnet werden!

Ralf Beyeler hat gesagt…

Zumindest gemäss Preisliste ist dies seit dem Start von "Zero 25" und "Zero 50" so. Auf jeden Fall wenig kundenfreundlich.

Bei "Zero" und "Zero Plus" - die älteren Abos, die es nur noch für Bestandeskunden gibt - wird diese Gebühr meines Wissens weiterhin angerechnet.

Das Problem ist insbesondere, wenn man von einem der alten Sunrise-Zero-Tarif zu einem neuen wechselt. Dann dann gilt nicht nur die von Ihnen gesagte Regelung, sondern die Gespräche werden auf die nächste Minute aufgerundet. Im Schnitt bezahlt man pro Anruf eine Grundgebühr von etwa 20 Rappen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler