Sonntag, 26. Oktober 2008

Wieviel Bandbreite braucht der Mensch

Gleich zu Beginn der Bieler Kommunikationstage Comdays gab es einen sehr interessanten Vortrag von George Stromeyer von Cisco zum Thema "Wieviel Bandbreite braucht der Mensch?". Die Präsentation dieses Vortrages ist online verfügbar.

Ein Blick auf diese Präsentation ist sehr interessant. Blickt man 10-15 Jahre in die Vergangenheit zurück und sieht man sich die damaligen Bandbreiten und die heutigen Bandbreite an, wird man grösste Veränderungen feststellen.

Dies sieht man am einfachsten an den Geschwindigkeiten des meistverbreitesten Privatkunden-Angebotes. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre war eine Geschwindigkeit von rund 30 bis 45 KBit/s üblich. Heute sind es 2'000 bis 5'000 KBit/s pro Sekunde (zwar surfen die meisten Kunden mit einem Angebot, dass theoretisch eine Bandbreite von 5'000 KBit/s bietet. Doch jeder zweite ADSL-Kunde surft mit weniger als dieser Geschwindigkeit, obwohl er diese Geschwindigkeit bezahlt). Trotzdem kann man vereinfacht sagen: Der Kunde erhält rund 100mal mehr Geschwindigkeit als vor zehn Jahren.

Zurück zum Vortrag: Herr Strohmeyer sieht für das Jahr 2010 einen Bandbreiten-Bedarf von 30 MBit/s. Der Kunde könnte im Monat 1'100 Gigabyte Daten übertragen. Ein grosser Teil dieser Datenmenge bezieht sich auf Videodaten, insbesondere auch in HD-Qualität. Ich persönlich gehe nicht davon aus (wobei Schätzungen natürlich immer sehr schwierig sind), dass bereits in zwei Jahren viele Kunden Bedarf an einer so grossen Datenmenge hätte. ich bin aber auch überzeugt, dass es in einigen Jahren jedoch Bedarf für eine so grosse Datenmenge geben wird. Voraussetzung ist jedoch, dass diese Angebote auch zu guten Preisen angeboten werden.

Dazu kommt, dass technisch eine solche Datenmenge in der Schweiz 2010 noch nicht im grossen Stil zur Verfügung stehen wird. ADSL von Swisscom (und allen anderen Anbietern, die auf diese veraltete Technologie setzen) ist ein Auslaufmodell und bereits heute surft jeder zweite nicht mit der vollen Geschwindigkeit. Kabelinternet ist heute bereits am Anschlag und wenn nun alle plötzlich mit 30 MBit/s surfen wollen, bricht das Netz sehr schnell zusammen. Auch ADSL2+ (z.B. von Sunrise im entbündelten Gebiet) und VDSL von Swisscom, die in der Regel Geschwindigkeiten von 5 bis 20 MBit/s bieten können, sind bereits in Kürze wieder am Ende.

Bisher konnte man jeweils aus bestehenden, jahrzehntealten (Kupfer-)Leitungen noch mehr Bandbreite herauskitzeln und die Anbieter mussten keine teure Investitionen in neue Kabel vornehmen. Doch jetzt müssen neue Leitungen gelegt werden. Am Besten geeignet für viele Jahrzehnte sind die Glasfaserleitungen. Zu Beginn werden die Angebote wohl eine Geschwindigkeit von bis zu 100 MBit/s anbieten, doch die Geschwindigkeit kann relativ leicht erhöht werden, ohne dass die Glasfaser neu verlegt werden muss. Ich werde demnächst auch noch etwas zum Thema Glasfaser schreiben.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

PS: Das Blog der Bieler Kommunikationstage Comdays hat eine kurze Zusammenfassung über den Vortrag von Herrn Strohmeyer veröffentlicht.

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