Sonntag, 17. Januar 2010

Interview: Orange verspricht guenstigere Preise

In der heutigen Ausgabe der Sonntagszeitung „Sonntag“ erschien ein Interview mit dem Orange-Chef Thomas Sieber (nicht online abrufbar). Sollte die Wettbewerbskommission die Fusion zwischen Orange und Sunrise genehmigen, dann würde Thomas Sieber Chef des neuen fusionierten Unternehmens werden.

Orange konnte im Weihnachtsgeschäft viele Kunden gewinnen. Dies soll vor allem auf den Smartphone-Boom zurückzuführen sein, bereits sind rund 80% aller verkauften Geräte bei Orange Smartphones. Durch den Smartphone-Boom hat sich der Datenverkehr bei Orange innerhalb der letzten 24 Monate mehr als verzehnfacht.

Selbstverständlich äusserte sich Thomas Sieber auch zur geplanten Fusion. Er rechnet nicht mit Auflagen der Wettbewerbskommission. Wenig überraschend ist die Aussage, dass durch die Fusion Shops geschlossen werden, wenn diese praktisch nebeneinander stehen.

Hier weitere Aussagen, die ich kurz kommentiere:
Ich rechne damit, dass dieses Jahr unsere Preise sechs bis acht Prozent fallen.
Diese Aussage überrascht mich und es würde mich erstaunen, wenn die Preise 2010 wirklich sinken werden. Es wäre natürlich zu begrüssen, doch ich glaube nicht daran.
Dank unseren neuen Vollsortiment werden wir attraktive Angebote, so genannte Bundles, lancieren können.
Es wird auch Zeit, dass Orange endlich Bundles lancieren wird. Von den vier grössten Schweizer Telekommunikations-Anbietern ist Orange der einzige, der noch kein Bundles anbietet. Hoffentlich handelt es sich dabei wirklich um „attraktive Bundles“. Die bisherigen Angebote auf dem Schweizer Markt haben mich bisher mit Ausnahme des Sunrise-Angebots „Free Internet“ nicht überzeugt. Orange könnte einen Blick nach Frankreich werfen: Für weniger als 30 Euro – also weniger als 50 Franken – gibt es in unserem Nachbarland ein Paket mit Festnetz (inklusive Flatrate für Anrufe ins europäische Festnetz), Digital-TV (inklusive HD-TV ohne Aufpreis!) und sehr schnellem Internet. Wenn Orange in der Schweiz ein solches Angebot unterbreiten würde, werde auch ich von einem sehr attraktiven Angebot sprechen. Doch ich mag – ehrlich gesagt – nicht daran glauben.
Die internationalen Gespräche werden günstiger. Hier profitieren wir von den Tarifen unseres internationalen Mutterhauses, wie es Sunrise und Swisscom nicht können.
Ich gehe davon aus, dass sich diese Aussage auf das „International Roaming“ - also das Telefonieren mit dem Handy im Ausland – bezieht. Orange hat von den drei grossen Schweizer Mobilfunk-Anbietern die höchsten Tarife und ist meist doppelt so teuer wie Swisscom. Deshalb macht es auch Sinn, dass Orange die Preise senken wird.

Es stellt sich die Frage, weshalb Orange nicht bereits bisher von den Tarifen des internationalen Mutterhauses profitieren konnte und weshalb dies nun plötzlich doch möglich sein soll. Bisher hat der Kunde nichts davon gemerkt und die Standard-Preise für das Roaming in vielen Ländern sind seit 2001 praktisch gleich geblieben. Swisscom hat die Standard-Preise für das Roaming seit 2006 hingegen fast halbiert.
Es ist nicht mein Auftrag, genügsam unsere Marktanteile zu verwalten. Ich muss die neue Firma nach vorne bringen und Marktanteile gewinnen.
Etwas Bewegung würde dem Markt sehr gut tun. Sicherlich könnte auch der Kunde profitieren. Bisher lebte man mit dem „genügsamen Verwalten von Marktanteile“ gut. Mit einem Angriff auf dem Markt würde der Anbieter in erster Linie Umsatz und Gewinn reduzieren. Nach kurzer Zeit reagieren die Konkurrenten und der Wettbewerbsvorteil ist wieder weg.
Eine Einmarken-Strategie ist sicher günstiger. Andererseits ergänzen sich Orange und Sunrise sehr gut. Mittelfristig ist es deshalb absolut denkbar, mit beiden Marken weiterzuarbeiten.
Ich sehe dies auch so. Ich hielte es für einen Fehler, wenn man ausschliesslich auf die Marke „Orange“ setzen würde. Mit Orange kann man nur eine bestimmte Kundengruppe ansprechen.

Auf die Bemerkung „Laut [...] Comparis möchten 27 Prozent der Orange-Kunden den Anbieter wechseln – deutlich mehr als bei der Konkurrenz“ antwortete Thomas Sieber:
Diese Umfrage nehmen wir natürlich ernst, und wir möchten in der nächsten Umfrage besser abschneiden.
Wir stellen diese Frage bereits seit einigen Jahren und die 27% sind ein sehr hoher Wert. In den Vorjahren gaben jeweils 16 bis 23% der Orange-Kunden an, dass sie wechseln wollen. Bei Sunrise-Kunden waren es in den vergangenen Jahren jeweils 17% und nun 21%. Am niedrigsten ist der Wert bei den Swisscom-Kunden: In den vergangenen Jahren gaben jeweils 10 bis 12% an, dass sie wechseln wollen. Bei der letzten Umfrage waren es nur noch 8%.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler

1 Kommentar:

Tom hat gesagt…

Mh, wobei natürlich die Kausalität bei der Frage nach den Wechselwilligen nicht so ganz klar ist - eventuell ist der Wert bei der Swisscom auch deshalb so niedrig, weil alle, die potentiell wechselwillig sind bereits gewechselt haben, schliesslich ist die Swisscom ja relativ teuer plaziert.