Sonntag, 28. Februar 2010

HD-TV: Probleme bei Olympia

In der heutigen Sonntags-Zeitung ist im im Multimedia-Teil ein Artikel über technische Probleme der HD-TV-Sender erschienen.

Gemäss dem Artikel, hatte vor allem der SRG-Sender HD Suisse die Zuschauer mit technischen Problemen verärgert. Es ist in der Tat wenig sinnvoll, wenn zum Eishockeyspiel der Kommentar für Langlaufrennen läuft. Oder wenn das Olympia-Programm plötzlich von Swiss View unterbrochen wird. (Swiss View sind die Helikopterflüge über die Schweiz und auf HD Suisse sehr häufig anzutreffen). Dies ist für ein Sender, der bereits seit mehreren Jahren Erfahrungen hat, einfach nur peinlich.

Auch die erst auf die olympischen Winterspiele gestarteten HD-Programme von ARD und ZDF hatten einige technische Probleme. Und nicht zuletzt sollen gemäss dem Artikel die Zuschauer überfordert gewesen sein.

Ich kann das Ganze nicht beurteilen, denn Sport interessiert mich überhaupt nicht und so habe auch keine Übertragungen der olympischen Spiele mitverfolgt. Doch ich kann den Ärger der Zuschauer verstehen, insbesondere handelt es sich ja um die Übertragung eines der wichtigsten sportlichen Ereignisse. Bei solchen Ereignissen sollten die Fernsehsender ihre Technik besser im Griff haben.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mobilfunk-Terminierungsgebühren freiwillig senken?

Der Tages-Anzeiger hat ein Artikel unter dem Titel „Swisscom kuschelt mit Cablecom“ veröffentlicht (Artikel ist auch online verfügbar).

Carsten Schloter wurde mit der bekannten Aussage zitiert, dass die Swisscom mit Cablecom verhandelt. Konkret wünscht sich der Swisscom-Chef, dass Cablecom das Swisscom-Netz nutzt und den Kunden Cablecom-Handy-Angebote verkaufen kann. Bereits seit Ende 2005 gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Sunrise und Cablecom, doch das Angebot war bisher kein Erfolg. Cablecom hat das Angebot zwar auf ihrer Website aufgeschaltet, doch das Handy-Angebot wird nicht aktiv beworben. Nicht zuletzt dürften auch die Einkaufskonditionen bei Sunrise ein Grund sein, dass dieses Angebot nicht attraktiv ist.

Ich finde, dass dem Markt ein preislich interessantes Handy-Angebot von Cablecom gut tun würde. Doch das Problem ist, dass entweder Swisscom oder Orange/Sunrise der Cablecom attraktive Konditionen für die Netznutzung gewähren müssen. Denn Cablecom dürfte kein eigenes Netz aufbauen und muss daher das Netz eines der beiden verbliebenen Netzanbieter (sofern die Fusion zwischen Orange und Sunrise durchgewunken wird) nutzen. Diese haben nicht wirklich ein Interesse daran, dem eigenen Konkurrenten attraktive Konditionen zu gewähren, weil ein interessantes Angebot die eigenen Angebote zu stark konkurrenzieren könnte. Ich glaube nicht daran, dass ohne Regulierung die Mobilfunk-Anbieter ohne eigenen Netz attraktive Konditionen erhalten werden.

Gegenüber dem Tages-Anzeiger sagte Carsten Schloter, dass Swisscom unter Umständen zu freiwilligen Massnahmen bereit sei. Konkret sei Swisscom bereit, die Terminierungsgebühren freitwillig zu senken, falls die Wettbewerbskommission Orange dazu zwingen würde. Dies erstaunt mich nicht wirklich: Denn Swisscom sagte früher, dass sie mehr Terminierungsgebühren an Orange und Sunrise überweise als sie von diesen erhalten. Ich weiss nicht, ob dies noch aktuell ist. Sollte dies noch aktuell sein, dürfte eine Senkung damit zu einer Reduktion der Kosten von Swisscom führen und die Margen verbessern.

Swisscom kauft heute für unter 20 Rappen pro Minute ein, verlangt von den Kunden in den meistverbreitesten Abos aber 50 oder 60 Rappen pro Minute. Bei einem 3-Minuten-Anruf zu Swisscom-Handys bezahlt der Kunde nur etwa 16 oder 23 Rappen umgerechnet pro Minute. Wenn man den Preis für Anrufe auf Swisscom-Handys mit dem Terminierungszuschlag, den Swisscom an Sunrise und Orange bezahlen muss, zusammenzählt, erhält man etwa 36 Rappen bzw. 43 Rappen. Swisscom verrechnet mit 50 Rappen bzw. 70 Rappen dem Kunden jedoch wesentlich mehr. Damit die oben erwähnte Auflage wirkt, müsste dies konkret einen Einfluss auf den Endkundenpreis haben. Weshalb nicht die Auflage, dass Anrufe in fremde Netze nicht mehr kosten dürfen, als der Tarif für Anrufe ins eigene Netz plus die Terminierungsgebühren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sunrise mit Festnetz-Flatrate

Sunrise bietet unter dem Namen „Sunrise Click & Call relax plus“ eine neue Festnetz-Flatrate an. Für monatlich 115 Franken erhält der Kunde einen Internet-Zugang mit bis zu 15'000 Kbit/s Downstream und lediglich 1'000 Kbit/s Upstream, dazu eine Festnetz-Flatrate für Anrufe zu allen Schweizer Festnetz- und Handy-Anschlüssen.

In der Schweiz gibt es im Festnetz bereits verschiedene Flatrates: Swisscom-Kunden können für 94.25 Franken monatlich surfen und beliebig oft ins Schweizer Festnetz telefonieren. Sunrise-Kunden bezahlen für einen vergleichbaren Service mit Festnetz und Internet maximal 79 Franken (mit Sunrise-Handy 69 Franken oder 50 Franken). Cablecom bietet für 25.00 Franken einen Telefonanschluss mit einer Flatrate an (wobei hier noch 26.45 Franken für den Kabel-TV-Anschluss dazukommen). Alle diese Angebote haben allerdings eine Einschränkung: Die Flatrate gilt nur für Anrufe ins Festnetz, nicht jedoch auf Handys. In diesem Punkt unterscheidet sich das neue Sunrise-Produkt von den bereits auf dem Markt erhältlichen Flatrates.

„Sunrise Click & Call relax plus“ ist kein schlechtes Angebot. Wie alle Flatrates richtet sich das Angebot allerdings an Vieltelefonierer. Wem die normale Internet-Geschwindigkeit ausreicht, bezahlt bei Sunrise 59 Franken (oder 49 oder 30 Franken für Sunrise-Handy-Kunden). Man muss also für 56 Franken (oder 66 Franken oder 85 Franken) auf Handy telefonieren, damit sich das Ganze rechnet. Das sind dann immerhin monatlich etwa 140 Minuten (oder 165 Minuten oder 210 Minuten). Wer weniger häufiger auf Schweizer Handy telefoniert, dürfte mit „Sunrise Click & Call relax plus“ mehr bezahlen.

Für Kunden, die sowieso einen schnelleren Internet-Anschluss wollen, sieht die Rechnung noch besser aus. Wer mehr als etwa 90 Minuten (oder 115 Minuten oder 160 Minuten) telefoniert, fährt mit „Sunrise Click & Call relax plus“ besser.

Wer also gelegentlich auf ein Schweizer Handy telefoniert, dürfte am neuen Sunrise-Produkt seine Freude haben. Es gibt übrigens noch ein Kombi-Angebot: Die Festnetz-Flatrate und die Mobilfunk-Flatrate für 175 Franken pro Monat. Für Familien mit Kindern, die gerne telefonieren, dürfte dies durchaus interessant sein.

Unverständlich ist, weshalb keine Anrufe ins Ausland in der Flatrate inklusive ist. Die Einkaufskonditionen für Anrufe in viele ausländische Festnetz sind ähnlich (tendenziell leicht günstiger) als für Anrufe ins Schweizer Festnetz. Man hätte also problemlos auch Anrufe in gängige ausländische Festnetze integrieren können. VTX hat für 90.25 Franken (kommunizierter Listenpreis 65 Franken, dazu noch 25.25 Franken für den Festnetz-Anschluss) im Monat ein entsprechendes Angebot mit einem schnellen Internet-Zugang und einer Flatrate für Anrufe ins Festnetz von etwa 40 Ländern.

Es bleibt spannend. Bei Swisscom und Cablecom dürfte man nun beobachten, ob das neue Sunrise-Produkt ein Erfolg wird. Bei Erfolg dürfte es nicht lange gehen, bis die Anbieter auf das Angebot reagieren werden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 10. Februar 2010

Very Mucho: Billig ins Ausland telefonieren

Lebara war der Pionier und vor einiger Zeit kam noch Lycamobile in den Markt. Neu gibt es nun Very Mucho. Die Angebote sind ähnlich: Man kauft eine Prepaid-SIM-Karte des entsprechenden Anbieters und kann dann mit seinem Handy günstig ins Ausland telefonieren. Dabei ist ein Preisvergleich gar nicht so einfach: Bei Lebara und Lycamobile kosten Anrufe ins Festnetz vieler Länder 9 Rappen. Doch durch allerhand Promotionsangebote kann sich der Minutenpreis reduzieren. Bei Very Mucho kosten Anrufe ins Festnetz vieler Länder nur 7 Rappen. Auch dieser Minutenpreis reduziert sich, denn bei jeder Aufladung gewinnt man zusätzliches Guthaben dazu.

Lebara nutzt das Netz von Sunrise, Lycamobile dasjenige von Orange und Very Mucho ist nun beim Marktführer Swisscom untergekommen. Die Listenpreise sind oft etwas unter denjenigen von Lebara und Lycamobile angesetzt, doch ein detaillierter Vergleich ist schwierig und von vielen Details abhängig.

Es lohnt sich, ein Blick auf das Kleingedruckte zu werfen: Abgerechnet wird im Minutentakt und ausserdem wird auch noch eine Verbindungsgebühr in Höhe der Kosten für eine Minute verrechnet. Das heisst, bei einem 65 Sekunden-Anruf werden insgesamt 3 Minuten verrechnet. Allerdings kennen auch die Mitbewerber ähnliche Regelungen.

Unüblich ist, dass aufgeladenes Guthaben so schnell verfällt: Wer z.B. 10 Franken Guthaben kauft, muss dieses innerhalb von nur einem Monat konsumieren, ansonsten verfällt das Guthaben. Bei 30 Franken hat man immerhin ein halbes Jahr Zeit und bei 100 Franken ein ganzes Jahr.

Günstig ist auch der Mucho Amigo-Tarif: Zu fünf ausgewählten Nummern (nur Festnetz und Very Mucho-Kunden) kann für 9 Rappen pro Anruf telefoniert werden. Anrufe zu anderen Schweizer Anschlüssen sind hingegen mit 35 oder 45 Rappen relativ teuer. Dafür verrechnet Very Mucho günstigere Roaming-Tarife als Lebara und Lycamobile.

Wettbewerb ist sicherlich gut, noch attraktiver wäre es, wenn nun auch Telefonieren innerhalb der Schweiz günstiger werden würde. Doch dies wollen die Netzbetreiber Swisscom, Sunrise und Orange wohl mit Händen und Füssen verhindern.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Orange ist niemals 30 bis 50% günstiger

In der letzten NZZ am Sonntag ist ein Interview mit Didier Lombard, derzeit noch Chef des Orange-Mutterhaus France Telecom (ab März ist er Verwaltungsratspräsident von France Telecom). Das Interview ist auch online verfügbar unter dem Titel „Mobilfunk-Tarife sinken jährlich 6 Prozent“.
Unsere Mobilfunk-Preise sind heute zwischen 30 und 50% tiefer als jene von Swisscom, aber viele Kunden wählen trotzdem Swisscom.
Keine Ahnung, wie Herr Lombard auf die Idee kommt, dass Orange 30 bis 50% günstiger als Swisscom sein soll. Bei unseren Berechnungen schneidet Orange jeweils nur leicht günstiger als Swisscom ab und auch bei den vom BAKOM veröffentlichten Vergleichen ist Orange nicht so viel günstiger als Swisscom.

Ich denke, Hauptgründe, weshalb die alternativen Anbieter nicht mehr Kunden gewinnen können, sind das unübersichtliche und komplexe Angebote sowie das Image eines schlechteren Kundendienstes und eines schlechteren Netzes. Ausserdem achten viele Schweizer nicht auf den Preis und sind häufig mit Swisscom auch einfach zufrieden.
Die richtige Frage lautet: Wie viele Anbieter gibt es auf dem Markt, die investieren können? Und wie viel können sie investieren?
Viel wichtiger ist jedoch die Frage, ob die Anbieter auch investieren wollen und werden. Denn wahrscheinlicher ist, dass die fusionierte Sunrise/Orange zwar mehr investieren könnte, das Geld jedoch lieber dem Aktionär als Dividende ausschüttet.
Der Konsument soll ab dem ersten Tag von der neuen Marktsituation profitieren, beim Preis und bei den Angeboten. So planen wir, dass Sunrise- und Orange-Kunden zum Beispiel von den bevorstehenden Preissenkungen bei den europäischen Roaming-Tarifen profitieren können. Der Datenverkehr im Ausland wird im Durchschnitt um 75% günstiger. Diese Daten-Angebote werden auch den Schweizer Kunden zugänglich sein.
Orange könnte ein solches Angebot auch ohne Fusion mit Sunrise lancieren. Orange ist eine der grössten Mobilfunk-Anbieter Europas und könnte seiner Schweizer Tochter attraktivere Roaming-Konditionen gewähren. Doch in Paris freut man sich über das Abschöpfen der Kaufkraft und den Extragewinn aus der Schweiz. Wenigstens hoffe ich, dass bei diesem neuen Angebot alle Kunden automatisch profitieren werden. Doch dies glaube ich nicht, viel eher wird wieder mal eine weitere Option für ein paar gut informierte Kunden lanciert und die breite Masse der Kunden werden weiterhin abgezockt.
Frage: Was passiert mit den Terminierungskosten, jenen Kosten also, die sich die Mobilnetzbetreiber gegenseitig für die Benutzung der Netze verrechnen?
Antwort Lombard: Orange- oder Sunrise-Kunden profitieren unmittelbar von der grösseren Gesamtkunden-Basis. Dadurch werden deutlich weniger Anrufe in ein fremdes Netz gehen, was zu tieferen Rechnungen führen wird. Darüber hinaus werden die Preise für Mobilterminierung sicher weiter sinken.
Für Sunrise-Kunden ist dies nachvollziehbar, weil Sunrise bei den meisten Angeboten unterschiedliche Tarife für Anrufe ins Sunrise-Netz und in andere Netze kennt. Allerdings verrechnet Sunrise den teureren Fremdnetz-Tarif auch für Anrufe zu Aldi oder Yallo-Handys, obwohl es sich jeweils auch um ein Sunrise-Angebot handelt. Aber Herr Lombard hat ja nicht gesagt, dass die Kunden, die eine Sunrise-Flatrate haben, in Zukunft auch Orange-Kunden kostenlos erreichen können.

Für Orange-Kunden kann ich diese Argumentation nicht nachvollziehen: Denn Orange kennt bei den meisten Angeboten nur einen Tarif für Anrufe ins Festnetz, zu Orange-Handy und zu Fremdnetz-Handys. Die Kunden können daher auch nicht davon profitieren, dass weniger Anrufe in ein fremdes Netz gehen und es wird auch nicht zu tieferen Rechnungen führen. Eine Möglichkeit wäre, dass Orange den Minutentarif senken wird. Doch dies halte ich für eher unwahrscheinlich.

Herr Lombard erwähnte ausserdem, dass Orange plane, in der Schweiz in den nächsten 5 Jahren 1.3 Milliarden Franken zu investieren, dass auch ein eigenes Glasfasernetz ein Thema werden könnte und das man schon bald mit einem TV-Angebot in der Schweiz starten möchte.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telecom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 3. Februar 2010

Surf-Option für Sunrise-Prepaid-Kunden

Coop war der Pionier. Seit letztem Sommer können Kunden, die mit dem Prepaid-Angebot von Coop telefonieren, zu attraktiven Konditionen das mobile Internet nutzen. Ich habe das Angebot damals in meinem Blog gelobt. Die Surf-Option von Coop enthält 100 Megabyte und kostet 9.90 Franken pro Monat.

Nun hat auch Sunrise reagiert: Ab Ende Monat können Prepaid-Kunden von Sunrise von einer Surf-Option profitieren. Diese Surf-Option enthält 250 Megabyte und kostet 7.50 Franken im Monat. Es handelt sich um ein sehr attraktives Angebot.

In vielen Fällen dürfte allerdings das Telefonieren mit dem Coop-Angebot günstiger sein. Lediglich wer nur an wenigen Tagen telefoniert, an diesen jedoch häufig, könnte mit dem Sunrise-Angebot günstiger fahren. Gesamtheitlich betrachtet dürften beide Angebote ähnlich teuer sein.

Nun ist meiner Meinung nach Swisscom gefordert. Swisscom bietet zwar bereits seit dem Sommer 2008 ein Prepaid-Angebot mit einem günstigeren Datentarif an. Doch dieses Angebot ist trotzdem alles andere als attraktiv: Jedes Megabyte kostet 1 Franken, wobei jedoch maximal 5 Franken pro Tag verrechnet wird. Bereits wer an nur 2 Tagen im Monat mit dem Swisscom-Angebot mobiles Internet nutzt, fährt mit dem Sunrise- und dem Coop-Angebot günstiger. Wer das mobile Internet nur einmal pro Woche nutzt, bezahlt bereits doppelt bis dreimal mehr als Sunrise und Coop-Kunden. Viele Kunden dürften das mobile Internet jedoch täglich nutzen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

EWZ und Swisscom einigen sich

Nach langen Verhandlungen haben sich das Stadtzürcher Elektrizitätswerk EWZ und die Swisscom geeinigt. Zumindest wurde ein Vorvertrag abgeschlossen und an der Medienkonferenz gemachte Aussagen lassen darauf schliessen, dass über einige Details noch immer verhandelt wird. Leider haben die beiden Vertragsparteien nur sehr oberflächlich über die Bedingungen informiert.

In Zürich soll ein Glasfaser-Netz mit vier Fasern gebaut werden. Eine Faser davon nutzt das EWZ, die diese Faser diskriminierungsfrei Telekom-Anbietern zur Verfügung stellen wird. Eine weitere Faser nutzt die Swisscom. Das ganze Netz soll 420 Millionen Franken kosten. Nicht bekannt ist die Aufteilung dieser Kosten zwischen Swisscom und dem EWZ. Aufgrund von Äusserungen kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Swisscom mehr als die Hälfte bezahlen wird. Das Zürcher Stimmvolk wird über das Vierfaser-Glasfaser-Netz abstimmen können.

Ich finde es sehr schade, dass sich hier Swisscom durchsetzen konnte. Denn ein faires Einfaser-Modell mit nicht diskriminierenden Zugang für alle Provider wäre die wesentlich bessere Lösung gewesen. Das Vierfaser-Modell verursacht wesentlich höhere Kosten – je nach Quelle zwischen 10 und 50% mehr – und diese höheren Kosten wird sich auf den Preis auswirken, denn am Schluss die Endkunden bezahlen müssen. Es ist klar, dass Swisscom ein starkes Interesse hat, mit dem längst abgeschriebenen Kupfernetz weiterhin viel Geld zu verdienen. Deshalb möchte Swisscom das Glasfaser-Netz möglichst unattraktiv machen. Das Vierfaser ist ein schlauer Schachzug von Swisscom, der dazu führen wird, dass die Mitbewerber nicht so attraktive Angebote machen werden. Ich verstehe nicht, weshalb sich Swisscom mit diesem schwachsinnigen Modell durchsetzen konnte. Weshalb sieht niemand die Strategie der Swisscom?

Wenn man Swisscom und EWZ glaubt, sollen die Stadtzürcher Einwohner der grosse Gewinner sein. Ich glaube nicht daran, der Kunde dürfte auch in Zukunft in der Schweiz wesentlich mehr für den Internet-Zugang bezahlen als in anderen europäischen Ländern und dabei wie bisher erst noch eine unterdurchschnittlich schlechte Leistung erhalten. Und Swisscom ist der ganz grosse Sieger und kann weiterhin massiv überhöhte Preise verlangen und damit sehr gut verdienen – die Marge von Swisscom ist überdurchschnittlich hoch.

An der Medienkonferenz machte Swisscom-Chef Carsten Schloter die Aussage, dass man erwartet, dass die Kunden bereit sind, 15% mehr als bisher für den Glasfaser-Anschluss zu bezahlen. Ich weiss nicht, ob die Kunden dazu wirklich bereit sind. Doch ich bezweifle dies stark.

Ich befürchte sehr, dass die Swisscom das EWZ über den Tisch gezogen hat. Wichtig ist, dass das EWZ nicht die Swisscom subventionieren wird. Immerhin hat das Stimmvolk das letzte Wort. Dies wird dazu führen müssen, dass noch einige Daten zum Deal bekannt gegeben werden. Denn das Volk wird kaum über eine Vorlage abstimmen können, ohne genauere Infos. In einem Punkt konnte sich das EWZ durchsetzen: In Zukunft übernimmt der Netzbetreiber die Kosten für die Verkabelung innerhalb des Hauses. Swisscom wollte dies auf die Hauseigentümer abwälzen – ich vermute, um die Verbreitung von Glasfaser-Leitungen zu behindern. Heute hat Swisscom gar bekannt gegeben, dass man dieses Modell in der ganzen Schweiz anwenden möchte.

Es ist schade, dass wieder niemand an die Kunden denkt. Mit dem Vierfaser-Modell können wir wahrscheinlich attraktive Angebote für die nächsten 30 Jahre komplett abschreiben.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

NZZ lobt GGA Maur

Oftmals vergisst man, dass es neben dem Kabelnetzriesen Cablecom noch mehrere hundert kleine regionale Kabelnetz-Anbieter gibt. Die NZZ hat kürzlich einen Artikel über den regionalen Anbieter GGA Maur veröffentlicht. Die kleine Genossenschaft aus der Region Zürich wurde von der NZZ gelobt. Der CEO der GGA Maur erklärt, dass man versuche, jedes Problem innerhalb von 24 Stunden zu beantworten bzw. zu lösen. Ausserdem setze man auf Qualität.

Der NZZ-Artikel ist auch online unter dem Titel „Gegenmodell zur Cablecom“ erschienen.

Ich glaube, dass kleine, regionale Kabelnetz-Anbieter eine Chance haben. Sie müssen mit einem guten und freundlichen Service die Kunden überzeugen. Wichtig ist, dass die Anbieter die Kunden im Blickfeld haben. So gibt die kleine GGA Maur z.B. Module für Digital-TV heraus, so dass die Kunden keine Zwangs-Set-Top-Box kaufen müssen. Dies im Gegensatz zum Marktführer Cablecom, der immer noch auf die Zwangs-Set-Top-Box setzt. Immerhin prüft die Cablecom inzwischen Alternativen. Noch kundenfreundlicher könnte die GGA Maur werden, wenn das Basisangebot komplett ohne Grundverschlüsselung frei empfangen werden könnte. Doch dies wäre wohl zu mutig.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch