Dienstag, 29. September 2009

Keine Handy-Nummer für IQ-Test

Die Berner Zeitung hat vor kurzem über die Abzockerei bei einem IQ-Test geschrieben (Artikel online verfügbar). Ein Facebook-Freund, der den IQ-Test bereits gemacht hat, ködert zum IQ-Test. Der Kunde macht dann ein IQ-Test mit meist ganz einfachen Fragen und am Schluss wird noch nach der Handy-Nummer gefragt. Nach der Eingabe der Handy-Nummer wird man von mehreren kostenpflichtigen SMS zugespamt und es können Kosten von rund 60 Franken entstehen.

Wenn man die Handy-Nummer angeben muss und es nicht klar ist, weshalb der Anbieter diese Information benötigt, am Besten den gesamten Prozess abbrechen und nicht weiter klicken. Ebenso wenn man ohne erkennbaren Grund (wie z.B. eine Bestellung, die Anforderung von Offerten oder Prospekten) die Adresse angeben muss, um eine Dienstleistung nutzen zu können. In vielen Fällen tappt man in Kostenfallen, wenn man diese angibt.

Es ist noch nicht so bekannt, dass man im Internet die Handy-Nummer eingeben kann und dann kostenpflichtige SMS erhalten kann. Diese Situation ist auch absolut unbefriedigend und die Anbieter müssten die Kunden besser informieren. Ein weiterer Punkt ist, dass sich die Kunden – nach Ansicht der Anbieter – selbst mit dem Dienstleistungsanbieter auseinander setzen müssen.

Ich empfehle, auf jeden Fall penetrant darauf zu beharren, dass mein Mobilfunk-Anbieter den zu Unrecht belasteten Betrag von der Telefonrechnung abzieht und den Betrag nicht an den Dienstleistungsanbieter weiterleitet. Denn es wäre dann am Dienstleistungsanbieter, von mir den Betrag zurückzufordern. Doch leider denken die Schweizer Mobilfunk-Anbieter noch nicht so kundenfreundlich. Und die Kunden machen bei ihrem Anbieter noch zu wenig Druck.

Die Mobilfunk-Anbieter zeigen sich in der Regel kompromissbereit und reduzieren den Rechnungsbetrag, wenn man denn nur genügend nervt und genügend Druck macht.

Viele wissen auch nicht, dass sie diese Nachrichten aktiv abbestellen müssen. Die Hotline der Mobilfunk-Anbieter sind gerne behilflich. Falls die Nachrichten nicht abbestellt werden und weiterhin in der SMS-Inbox des Handys landen, fallen Kosten an. Dies selbst dann, wenn der Kunde das SMS gar nicht liest.

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich bekanntlich kein Jurist bin und deshalb auch keine Rechtsauskünfte erteilen kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Option nur auf Bestellung

Am 2. September 2009 habe ich mich über die Kritik an der Praxis von Sunrise geäussert, den Kunden gleich die Surf-Option aufzuschalten. Konkret hat 20 Minuten damals in einem Artikel kritisiert, dass Sunrise die Surf-Option aufgeschaltet hat, ohne die Kunden zu fragen. Dies wurde als wenig kundenfreundlich bewertet, da sich die Kunden abmelden müssen, wenn Sie die Option nicht haben wollen.

Ich finde die Idee grundsätzlich sinnvoll, wenn die Anbieter den Kunden eine Option aufschalten, wenn denn der Kunde auch wirklich sparen kann. Doch wie ich bereits in meinem Blog vor gut einem Monat festgehalten habe, muss dies den Kunden gegenüber auch richtig kommuniziert werden. Dies ist meiner Meinung nach zumindest bei Sunrise nicht passiert. Und wichtig ist, dass der Kunde auch realisiert, dass er von der Option profitieren kann. Dies war anscheinend nicht der Fall, weil auch Kunden, die nur ein paar wenige Franken versurft haben, auf die Option migriert worden sind. Klar ist ein Kunde, der bisher 3 Franken bezahlt hat, nicht zufrieden, wenn er nun 7.50 Franken im Monat bezahlen soll. Wenn jedoch ein Kunde bisher 60 Franken bezahlt hat, hat er sicher nichts dagegen wenn er nun nur noch 7.50 Franken bezahlen muss.

Die neue Regelung ist daher ein Rückschritt und wesentlich kundenunfreundlicher als die bisherige Regelung. Auch wenn diese paradoxerweise auf Druck der Konsumentenschützer zustande gekommen ist. Sunrise schreibt denn auch: „Sunrise unterstreicht damit, dass ihr der Konsumentenschutz ein zentrales Anliegen ist. „ Es dürfte ziemlich einmalig sein, dass die Konsumentenschützer dagegen sind, dass die Kunden weniger bezahlen müssen.

Sunrise freut sich hingegen sich über die zusätzliche Einnahmen von Kunden, die auch in Zukunft mehr bezahlen als sie eigentlich müssten. Schade ist auch, dass sich Anbieter in Zukunft so kundenfreundliche Aktionen wohl zweimal überlegen werden und dann nicht realisieren.

Ich würde es gut finden, wenn sich Sunrise trotzdem eine weitere besser geplante Aktion plant. Wenn es Sunrise wirklich ein Anliegen ist, dass die Kunden nicht zu viel für den mobilen Internet-Zugang bezahlen, könnte Sunrise den Differenzbetrag zwischen 7.50 Franken pro Monat und dem vom Kunden für den Internet-Zugang bezahlten Betrag in Abzug bringen. Der Kunde würde dann auch nur maximal 7.50 Franken bezahlen. Wichtig ist, dass das ganze sehr transparent geschieht und offen kommuniziert wird. Der Anbieter könnte ja schreiben, dass nur 7.50 Franken verrechnet worden sind statt 64.50 Franken und dem Kunden auch gleich anbieten, auf Wunsch den höheren Betrag zu bezahlen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 28. September 2009

Wird Cablecom-Kundendienst endlich besser?

Seit fast 5 Monaten hat die Cablecom einen neuen Chef. Dies ist eine grosse Herausforderung, da der grösste Schweizer Kabelnetz-Betreiber bisher kaum an die Kunden gedacht hat. Der Kundendienst funktionierte sehr schlecht und die Produkte sind nicht viel besser gewesen. Ich war am Anfang skeptisch, als ein Amerikaner Chef der Cablecom geworden ist. Die grösste Herausforderung ist, den Laden auf Vordermann zu bringen und die Kundenprozesse zu verbessern.

Ein positiver – und für viele überraschender Aspekt – ist, dass der neue Cablecom-Geschäftsführer viel mehr mit Kunden, mit Kundendienstmitarbeitern und auch Journalisten spricht und sich um die Anliegen der Kunden kümmert. Ich kann noch nicht beurteilen, ob dies ein Ratschlag eines PR-Beraters gewesen ist, oder ob es die Cablecom mit der Fokussierung auf die Kunden ernst meint. Ich bin jedoch so zuversichtlich wie noch nie in den letzten Jahren, dass die Offensive diesmal ernst gemeint ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch einige Aussagen, die Eric Tveter gegenüber dem Tages-Anzeiger (online verfügbar) in einem Interview gemacht hat, kommentieren. Das Interview ist bereits am 2. September 2009 erschienen, ich komme leider erst jetzt zum Kommentieren.

Gleich zu Beginn benutzt Eric Tveter sehr deutliche Worte und sagt, dass Cablecom in Zukunft die Versprechen halten sollen, vor allem auch im Kundendienst. Das Unternehmen will sowohl preislich wie technisch bessere Angebote machen als die Konkurrenz. Um die Probleme zu verbessern, werden das Topmanagement und weitere 200 Kadermitarbeiter sich regelmässig mit Kunden treffen und über die Probleme der Kunden mit Cablecom sprechen. Die Geschäftsleitung trifft sich neuerdings auch mit Kundendienstmitarbeitern, um die Probleme direkt an der Front zu erfahren.

Im Callcenter hat sich auch einiges geändert: Früher war wichtig, dass ein Mitarbeiter möglichst viele Anrufe pro Tag beantwortet hat. Wichtiger ist, dass die Mitarbeiter das Problem bereits im ersten Anlauf lösen. Auch die Tafel mit der Anzeige, wie viele Kunden in der Warteschlange warten, ist verschwunden. Eric Tveter sagt, dass es Aufgabe des Managements ist, dafür zu sorgen, dass es genügend Mitarbeiter im Callcenter hat.

Gemäss Eric Tveter ist der Kundendienst und die Servicequalität bereits besser geworden. Doch er sagt auch, dass es immer Dinge geben wird, die schieflaufen werden. Wichtig sei, wie Cablecom darauf reagiere. Zum Schluss kündigte er noch an, dass die Cablecom neue Bündelangebote lancieren wird.

Ich bin mit vielen Aussagen von Eric Tveter einverstanden. Ich fand das Interview sehr spannend und hoffe nicht, dass es sich nur um PR-Bla-Bal handelt, sondern wirklich ernst gemeint ist. Eine starke Konkurrenz zu Swisscom würde der Schweiz mehr als gut tun. Dies würde aber auch heissen, dass die Cablecom attraktiver werden muss. Der Preis für viele Dienstleistungen ist heute im Vergleich zu den Mitbewerbern viel zu hoch. Die Kunden erwarten, dass der Service einfach funktioniert.

Beeindruckt hat mich diese Aussagen, der ich voll zustimmen kann.
Wenn Probleme auf meinem Tisch landen, werden sie danach umgehend gelöst. Und das regt mich am meisten auf, dass etwas erst bei mir landen muss, bevor es erledigt wird. Das ist das Kernproblem: Alles, was bei mir landet, müsste eigentlich schon lange gelöst sein. Daran arbeiten wir jedoch.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Schweizer Handy-Abos weiterhin zu teuer

Die Schweizerische Depeschenagentur hat über eine Studie der finnischen Behörde Ficora berichtet (abrufbar unter anderem auf Tagi-Online). Untersucht wurden die Abo-Tarife der jeweils drei grössten Anbieter in 19 Ländern Europas. Die Studie ist übrigens als PDF in englischer Sprache abrufbar.

Wenig erstaunlich ist, dass die Schweizer Anbieter sehr hohe Tarife verrechnen. Der Wenignutzer mit 150 Gesprächsminuten und 25 SMS pro Monat bezahlt in der Schweiz fast 39 Euro (etwa 60 Franken), so viel wie in keinem anderen untersuchten Land. In Island hingegen gibt es die gleiche Dienstleistung für weniger als 11 Euro (etwa 17 Franken). Obwohl es sich dabei um das Profil mit der kleinsten Nutzung handelt, handelt es sich um ein eher durchschnittliches Gesprächsverhalten. Viele Schweizer Kunden dürften sogar bedeutend weniger telefonieren.

Im Profil II telefoniert der Musterkunde während 300 Minuten und versendet 100 SMS. Der Schweizer bezahlt fast 70 Euro (über 100 Franken), der Engländer hingegen nur 17 Euro (etwa 26 Euro). Der Vieltelefonierer (Profil III) telefoniert während 1000 Minuten, verschickt 200 SMS und überträgt 50 Megabyte pro Monat: In der Schweiz kostet ihm dies etwa 133 Euro (etwa 200 Franken), in Luxemburg weniger als 35 Euro.

Wenn man sich die Berechnungsgrundlagen ansieht, fällt auf, dass die Grundlagen sogar äusserst Swisscom-freundlich sind. Im Profil I und II dauert ein Anruf im Schnitt 3 Minuten, im Profil III sogar 10 Minuten. Ausserdem sind bei Swisscom sehr viele On-net-Anrufe berücksichtigt – zumindest verstehe ich so die Erklärung (60% ist der Marktanteil von Swisscom, +15% zusätzlich und 25 % ins Festnetz = 81.25% On-net). Die Folge ist, dass der Minutenpreis damit beim Profil III auf 3 Rappen pro Minute sinkt – ein Minutenpreis, der kaum ein Kunde effektiv bezahlen dürfte. Und selbst durch diese für Swisscom äusserst vorteilhafte Berechnungsgrundlagen schneidet die Schweiz so schlecht ab und ist jeweils rund viermal so teuer wie das günstigste Land der 19 untersuchten europäischen Länder.

Leider sind die Tarife in der Schweiz immer noch so extrem hoch. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Kunden den Anbieter zu wenig unter Druck setzen und damit einen wirksamen Wettbewerb verhindern. Die Anbieter profitieren sehr gerne von dieser Ausgangslage und haben nichts dagegen, dass die Kunden freiwillig mehr als notwendig bezahlen

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 15. September 2009

SMS Online-Banking geknackt

Online-Banking ist praktisch, kann aber auch gefährlich sein. Insbesondere wenn der Kunde nicht aufpasst und ausgetrickst wird, so dass Gauner die Zugangsdaten für das Online-Banking erhalten und damit Geld auf andere Konten überweisen können. Einige Schweizer Banken haben deshalb eine zusätzliche Sicherheitsstufe eingeführt und die Kunden erhalten ein Passwort via SMS oder erhalten die Zahlungsdaten per SMS, die sie bestätigen müssen. Der Tages-Anzeiger berichtete nun vor einigen Tagen, dass in Südafrika nun dieses zusätzliche Sicherheitssystem erstmals geknackt worden ist (Artikel ist online verfügbar).

Das Überwinden des Sicherheitssystem in Südafrika war nur möglich, weil ein Mitarbeiter des Mobilfunk-Anbieters Vodacom die SMS-Codes fürs E-Bankung abgefangen hat. Die Hacker erbeuteten Benutzernamen und Passwort anderweitig und konnten sich so auf Bankkonten zugreifen. Soweit die Information des Tages-Anzeigers.

Grundsätzlich ist es mit genügend Aufwand immer möglich, jedes System auszutricksen. Wenn eine Bank Zugangsdaten (z.B. die altmodische Streichlisten-Codes, die es nun auch per SMS gibt) per SMS schickt, so werden die Zugangsdaten auf einem System der Bank gespeichert, an ein SMS-Gateway übergeben (dort wieder gespeichert), von dort weiter ins Mobilfunk-Netz übergeben (und wieder gespeichert). Das Mobilfunk-Netz liefert das SMS dann an den entsprechenden Kunden aus. Rein theoretisch - und mit entsprechenden Aufwand - wäre es möglich, die SMS mitzulesen. Das Ganze dürfte jedoch nicht einfach werden, weil nur wenige Mitarbeiter überhaupt Zugriff auf so sensible Systeme haben dürften. Ich halte das Abfangen von SMS-Nachrichten jedoch für äusserst unwahrscheinlich, doch ein kleines Restrisiko bleibt. Der Tages-Anzeiger schreibt in seinem Artikel zwar, dass die SIM-Karten kopiert werden müsste, doch ich glaube nicht, dass dies notwendig ist, um SMS lesen zu können.

Ich gehe davon aus, dass die Kombination zwischen Internet und Mobilfunk sicher ist. Eine Schwachstelle ist, dass das SMS unverschlüsselt übertragen wird und damit - rein theoretisch - von Drittpersonen gelesen werden kann. Doch diese müssten zusätzlich auch noch an die anderen Zugangsdaten kommen.


Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 14. September 2009

Glasfasernetze: Swisscom und Elektrizitätswerke

In den vergangenen Wochen gab es einige Medienmitteilungen von Swisscom betreffend Zusammenarbeiten beim Ausbau eines Glasfasernetzes direkt in die Wohnungen (sogenannte FTTH). So gab Swisscom die Zusammenarbeit mit dem Elektrizitätswerk der Gemeinde Pfyn, den St. Galler Stadtwerken und Service industriels de Lausanne bekannt.

Die Zusammenarbeit zwischen Swisscom und dem Elektrizitätswerk der Gemeinde Pfyn dürfte eher eine Alibi-Übung sein, mit der Swisscom die anderen Elektrizitätswerke unter Druck setzen möchte. Mir sagt zwar der Pfynwald im Wallis etwas (immerhin habe ich viele Jahre im Wallis gelebt), aber von der Thurgauer Gemeinde Pfyn habe ich bisher – ehrlich gesagt – noch nie etwas gehört. Ich habe mich mal auf der Website der Gemeinde schlau gemacht und so erfahren, dass die Gemeine gerade mal 1'850 Einwohner zählt. Immerhin kann Swisscom Erfahrungen beim Bau eines Glasfasernetzes in eher ländlichen Regionen sammeln.

In Lausanne ist es übrigens nur eine kleine Einigung: Die Service industriels de Lausanne und Swisscom arbeiten in einem Pilotprojekt zusammen und schliessen insgesamt 3'000 Haushalte an. Erst später soll entschieden werden, wie die Zusammenarbeit weitergehen soll. Ein schlauer Schachzug vom Lausanner Anbieter, der auch Strom, Gas, Fernwärme und Kabel-TV anbietet: Die Lausanner haben noch Zeit zum Verhandeln. Man wird sehen, ob es dann eine Einigung zum Ausbau der übrigen Haushalte geben wird.

Eine echte Einigung wurde hingegen in St. Gallen erzielt: Swisscom und die St. Galler Stadtwerke bauen gemeinsam ein Kabelnetz auf. Swisscom bezahlt den Stadtwerken einen nicht genannten Betrag an die Investitionen und hat im Gegenzug das Nutzungsrecht für 2 der 4 verlegten Fasern für die Dauer von 30 Jahren mit der Option auf eine Verlängerung. Swisscom investiert einmalig einen hohen Betrag - es dürfte etwas mehr als die Hälfte der Investitionen sein - und kann dann während 30 Jahren das Glasfaser-Netz nutzen, ohne den St. Galler Stadtwerken etwas für die Nutzung bezahlen zu müssen. Lediglich an den jährlichen Wartungsarbeiten beteiligt sich Swisscom.

Swisscom betont, dass dieses Modell einen diskriminierungsfreien Zugang und Wettbewerb auf Technologie- und Service-Ebene ermöglichen soll. Dies tönt sich zwar auf den Powerpoint-Folien der Swisscom sehr gut, doch ich habe erhebliche Zweifel daran. Als erstes kostet das Glasfaser-Netz etwa 20 bis 60% mehr, weil wegen Swisscom vier statt nur einer Faser verlegt wird. Diese massiven Mehrkosten werden auf die Kunden überwälzt werden. Bei den St. Galler Stadtwerke haben erhebliche Kosten und können daher den Service-Providern nicht so günstig anbieten, wie sie es mit nur einer Faser machen könnten. Davon dürfte wiederum Swisscom profitieren, die ein starkes Interesse an hohen Preisen hat, um die längst abgeschriebenen Kupferleitungen nicht zu stark zu konkurrenzieren.

Ein weiterer Punkt ist, dass Swisscom traditionellerweise mehr als die Hälfte des Marktes beherrscht und daher günstigere Konditionen als die St. Galler Stadtwerke hat. Dies trifft zu, falls der Marktanteil von Swisscom im St. Galler Glasfaser-Netz höher ist, als die Kostenbeteiligung der Swisscom am Netz. Wenn Swisscom mehr Kunden hat, reduzieren sich die Kosten pro Anschluss und Swisscom bezahlt weniger pro benutzten Anschluss als die St. Galler Stadtwerke. Damit werden die St. Galler Stadtwerke und deren Kunden diskriminiert und subventionieren damit die Swisscom. Die Stadtwerke müssen den Service-Providern höhere Preise verrechnen und die Service-Provider müssen die höheren Konditionen wiederum an die Kunden weitergeben. Falls die Tarife so hoch sind, dass die Service-Provider so hohe Tarife verlangen, dass die Kunden nicht auf das Glasfasernetz wechselt, so könnten die Stadtwerke sogar Verlust machen und die St. Galler Einwohner müssten diese Verluste übernehmen.

Swisscom könnte zwar den Service Providern günstigere Tarife verrechnen, doch dies dürfte sie nicht tun. Denn Swisscom hat ein Interesse daran, dass die Kunden direkt bei Swisscom kaufen. Es ist richtig, dass Swisscom versucht, Kunden zu gewinnen. Doch es zeigt einmal mehr, dass es falsch ist, wenn Swisscom sowohl im Besitz des Netzes ist bzw. ein sehr langfristiges Nutzungsrecht hat. Das Ganze dürfte dazu führen, dass wir in Zukunft auch beim Glasfaser-Netz da sind, wo wir heute bei ADSL sind: Swisscom beherrscht den Markt und für Service-Provider ist ADSL ein Verlustgeschäft. Die Kunden bezahlen sehr hohe Tarife für Internet und erhalten eine sehr schlechte Leistung - auch im internationalen Vergleich.

In anderen Branchen, wo es ebenfalls eigene Netz-Infrastruktur braucht, ist es übrigens auch üblich, dass man nur einmal baut und den anderen Anbietern die Infrastruktur gegen Entgelt zur Verfügung stellt. Dies ist neben der Telekommunikation z.B. bei der Stromübertragung und beim Eisenbahnverkehr international üblich. Es käme niemand auf die Idee, 4 oder 8 Stromleitungen ins Haus zu ziehen, nur weil der Kunde die Auswahl aus mehreren Elektrizitätswerken hat (ich weiss, ist in der Schweiz noch Zukunftsmusik).

Ich glaube, die St. Galler werden die Zusammenarbeit mit Swisscom in Zukunft noch bereuen. Interessant ist auch, wie andere Städte mit Swisscom zusammenarbeiten werden, insbesondere die Elektrizitätswerke Zürich EWZ.

Was denken Sie zum Bau der Glasfaser-Netze durch Swisscom und die Zusammenarbeit zwischen Swisscom und den St. Galler Stadtwerken? Schreiben Sie einen Kommentar!

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 8. September 2009

Innovative Bildungs-App gesucht

Die Milton Ray Hartmann Stiftung sucht innovative und wegweisende Mobile-Internet-Applikationen für die Aus- und Weiterbildung fürs Handy. Die Preissumme für die goldene Maus 2009 beträgt immerhin 30'000 Franken. Ich persönlich finde den Ansatz, mit modernen Handys zu lernen, sehr interessant. Es dürfte ein riesiges, unbenutztes Potenzial vorhanden sein.

Leider sehe ich fast täglich, dass das mobile Internet noch viel zu wenig benutzt wird. Es gäbe sehr viele interessante Möglichkeiten - auch ausserhalb des Bildungsbereichs - , doch viele Anbieter sehen das Potenzial nicht und scheuen wohl auch das Risiko. So würde ich gerne die Tageszeitung auch auf dem Handy lesen. Und zwar die komplette Ausgabe der Tageszeitung und nicht nur ein paar wenige Artikel aus der Printversion, die noch zusätzlich online aufgeschaltet werden. Ich würde gerne Stichworte generieren, die für mich interessant sind und zusätzlich könnte die App lernen, welche Inhalte ich interessant finde und mir die entsprechenden Artikel vorschlagen. Natürlich wäre ich auch bereit, dafür etwas zu bezahlen. Oder die Möglichkeit, mein ebalance-Tagebuch auch auf dem Handy führen zu können. Fehlanzeige. Und nicht mal die Blogeinträge für dieses Blog kann ich unterwegs schreiben, da Google keine entsprechende App anbietet (Ich schreibe mein Blog über den Service von Google, für Wordpress-Blogs gibt es entsprechende Apps).

Ich kann die Situation im Bildungsbereich nicht beurteilen (Die Schulbank habe ich bereits einige Jahr nicht mehr gedrückt). Doch ich denke - und habe dies auch aus persönlichen Gesprächen erfahren - dass im Bildungsbereich in vielen Fällen das Internet stiefmütterlich eingesetzt wird. Dies selbst bei führenden Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass es bei den mobilen Internet-Anwendungen anders aussieht. Ich sehe ein riesiges Potenzial, um zu lernen. Eine virtuelle Lernkartei auf dem iPhone oder dem Google-Android-Handy wie dem HTC Magic oder dem HTC Hero wäre doch interessant, ich zumindest habe mit dieser Methode (damals natürlich noch altmodisch mit Karteikarten aus Papier) am Besten gelernt.

Ich bin überzeugt, dass iPhone, HTC Magic, HTC Hero oder auch ganz normale Handys (über mobile Internet-Seiten) viel Möglichkeiten bieten, um die Aus- und Weiterbildung zu unterstützen. So kann der Stoff einfach verständlich aufbereitet werden und das Wissen zeitnah abgefragt werden. Die Applikation könnte auch feststellen, wo die Schwächen sind und die entsprechenden Inhalte dementsprechend häufiger abfragen.

Ich persönlich bin sehr gespannt, ob die Jury überhaupt eine entsprechende Applikation finden wird, und welche Applikation das Rennen machen wird.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Apps zur Aus- und Weiterbildung gemacht? Kennen Sie interessante Beispiele? Ich würde mich über Bemerkungen in den Kommentaren sehr freuen.

(via inside-it)

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

iPhone: 5 Wochen Wartezeit

Der Run auf das neue iPhone ist massiv. Wie Cash Online berichtet, müssen Kunden bis zu 5 Wochen auf ein iPhone warten (Artikel online verfügbar). Dies zumindest, wenn Sie ein iPhone zusammen mit einem Swisscom-Abo kaufen wollen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot nämlich derzeit deutlich. Anders bei Orange: Dort seien alle iPhone-Modelle sofort - oder innerhalb weniger Tage - erhältlich. Swisscom-Sprecher Olaf Schulze erklärt gegenüber Cash, dass der Lieferengpass keinen negativen Einfluss habe.

Das iPhone ist zwar ein sehr einfach und intuitiv zu bedienendes Handy. Doch ich persönlich kann diesen Hype nun wirklich nicht mehr verstehen. Man geht davon aus, dass bis Ende eine halbe Million iPhones in der Schweiz in Betrieb sind. Doch warum dieser extremer Hype? Auch von anderen Anbieter gibt es inzwischen sehr gute Handys, die auch einfach zu bedienen sind.

Ein grosser Nachteil des iPhone ist für mich die geschlossene Welt: Ohne iTunes und Kreditkarten-Nummer läuft nichts. Ich will mit dem iPhone telefonieren und im Internet surfen, aber weder Musik kaufen noch meine Kreditkarte belastet haben. Warum zwingt mich Apple zu dieser von mir nicht gewünschten Dienstleistung. Auch möchte ich kein iTunes auf meinem Computer installieren und ich habe auch etwas dagegen, dass Apple aus der Ferne Applikationen auf meinem iPhone löschen kann. Und nicht zuletzt möchte ich ganz einfach das iPhone am Computer anschliessen und direkt MP3 auf meinem Computer übertragen - ohne den Umweg über iTunes. Ebenso möchte ich auch über Sunrise telefonieren können und nicht die massiv höheren Gebühren für die iPhone-Abos bezahlen. Es erstaunt mich, dass trotz dieser Schwächen der Hype weitergeht.

Interessant ist die Info im Artikel, dass bei Orange praktisch keine Wartezeit für das neue iPhone besteht. Heisst dies etwa, dass die Nachfrage bei Swisscom viel grösser ist als bei Orange. Ich gehe mal davon aus, dass Swisscom aufgrund des grösseren Marktanteils sowieso viel mehr iPhone geliefert erhält. Ich kann nicht beurteilen, ob das iPhone zwar bei Swisscom heiss begehrt ist, bei Orange hingegen ein Ladenhüter ist.

Was denken Sie zum Thema iPhone, Sie können Ihre Meinung gerne unter dem Kommentar schreiben.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Donnerstag, 3. September 2009

Cash: Sunrise mit Gratis-TV

Die Wirtschafts-Website Cash schreibt, dass Sunrise einen Coup plant. Sunrise will gemäss dem Artikel ein eigenes TV-Angebot anbieten (Artikel online verfügbar). Wer den Internet-Zugang von Sunrise bezieht, soll 2010 gratis fernsehen. Die Fernsehsignale dürften als IP-TV über die Kupferleitung transportiert werden. Sunrise dementiert die Pläne gegenüber Cash offiziell, aber intern soll die Umsetzung bereits angelaufen sein. Cash schreibt auch, dass es noch einige technische Probleme gibt, etwa Bildstörungen, die innerhalb weniger Monate gelöst werden können. Ob man diese technische Probleme so schnell in den Griff bekommen wird, ist meiner Meinung nach fraglich.

Sunrise will - gemäss dem Cash-Artikel - im Gegensatz zu Swisscom mit dem TV-Angebot nicht den Umsatz erhöhen, sondern schlicht bestehende Kunden bei der Stange halten und wechselwillige Kunden anderer Anbieter dazu gewinnen.

Ich finde diese Pläne durchaus sehr interessant. Es ist klar, dass Sunrise nie in der Liga von Swisscom und Cablecom spielen wird. Dies ist auch gar nicht notwendig. Im Artikel ist nicht geschrieben, ob es sich um ein TV-Angebot für den Computer handelt oder ob Sunrise jetzt auch noch Set-Top-Boxen vermieten oder verkaufen möchte. Ich gehe stark davon aus, dass Sunrise Set-Top-Boxen verkaufen - oder eher unwahrscheinlich vermieten - wird.

Sunrise dürfte nicht wie Cablecom und Bluewin-TV von Swisscom auf exklusive Inhalte wie Nischenprogramme oder Sport-Events setzen. Auch Video-on-Demand und anderen Schnick-Schnack - der fast niemand interessiert - wird man vergeblich suchen. Doch Sunrise kann ganz einfach frei empfangbare Programme weiterverbreiten. Dafür sind auch keine umständlichen Verhandlungen mit Rechteinhabern notwendig. Den meisten Kunden reicht ein solches Angebot auch völlig aus.

Das Sunrise-Produkt dürfte vor allem preissensitive Leute ansprechen, die selten TV-Programme empfangen und gerne die 26.45 Franken Gebühren für den analogen TV-Anschluss einsparen. Alles in allem dürfte dies ein sehr interessantes Produkt werden und die Position von Sunrise als Billiganbieter weiter festigen. Gleichzeitig kann das Unternehmen wirklich alle Telekom-Dienste aus einer Hand anbieten. Immer mehr Kunden wünschen sich dies.

Ich bin sehr gespannt auf das Produkt und bin überzeugt, dass Sunrise mit einem entsprechenden Angebot den Markt aufmischen kann. Hauptbetroffener dürfte die Cablecom sein, insbesondere wenn es Sunrise gelingt, den Kunden klar zu machen, dass sie den Analog-TV-Anschluss der Cablecom kündigen können. Es bleibt jedoch fraglich, ob dies gelingen wird, denn Swisscom ist dies bisher nicht gelungen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Endlich: Per Flatrate ins Ausland

Im Moment ist ja mächtig was los im Schweizer Telekom-Markt. Auf meinem Tisch sind Notizen für bereits etwa 5 weitere Beiträge vorhanden, und täglich kommt derzeit was Neues dazu. Über den neuen Namen der Cablecom UPC oder die Glasfaser-Einigung in St. Gallen kann ich auch später noch blogen.

Heute hat der kleinere und eher unbekannte Internet-Provider VTX ein neues Angebot lanciert. Für 67 Franken pro Monat wird ein Paket mit einem 20 MBit/s-Internet-Anschluss und einem Telefonanschluss angeboten. Im Telefonanschluss sind Anrufe ins Schweizer Festnetz und auch in das Festnetz von rund 40 Ländern inklusive. Leider kommuniziert VTX nicht offen, dass eine zusätzliche Gebühr von 25.25 Franken pro Monat anfällt. Das Paket kostet also 92.25 Franken pro Monat. Ausserdem gibt es eine weitere Variante, die 10 Franken mehr pro Monat kostet und dafür 3 Telefonnummern bietet.

Technisch basiert das Angebot auf einen ADSL2+-Anschluss, sofern der Kunde an einer Telefonzentrale angeschlossen ist, wo VTX bereits die Infrastruktur für die letzte Meile installiert hat. Ansonsten wird der Kunde über VDSL von Swisscom angeschlossen. Der Telefonanschluss basiert auf Voice-over-IP und der Kunde muss daher das Telefon in das Modem stecken.

Kostenlos sind Anrufe in das Festnetz von vielen EU-Ländern (wobei Anrufe nach Bulgarien, Zypern und anderen EU-Ländern nicht inklusive sind) und weiteren europäischen Ländern, aber auch nach Australien, China, Israel, Japan oder in die USA.

Das VTX-Angebot ist attraktiv: Bei Swisscom kostet Infinity mit einem 20 MBit/s-Internet-Anschluss 69 Franken pro Monat, dazu noch 25.25 Franken für den Telefonanschluss. Insgesamt werden also 94.25 Franken fällig. Doch bei diesem Angebot sind ausschliesslich Anrufe ins Schweizer Festnetz inklusive, Anrufe ins Ausland verrechnet Swisscom normal.

Sunrise verlangt für Click & Call 15000+ 79 Franken pro Monat. Darin enthalten ist ein Internet-Anschluss mit 15 MBit/s sowie eine Flatrate für Anrufe ins Schweizer Festnetz. Wer mit einem Sunrise-Handy telefoniert, bezahlt 10 oder 29 Franken pro Monat weniger.

Der Preisvergleich zeigt, dass VTX minimal günstiger als Swisscom ist, jedoch zusätzlich auch Anrufe ins viele ausländische Festnetze inklusive sind. Und selbst im Vergleich mit dem "Billiganbieter" Sunrise wird das neue VTX-Angebot unter Umständen günstiger, wenn der Kunde etwa zwei Stunden pro Woche ins ausländische Festnetz telefoniert (berechnet auf Basis von 5-Minuten-Gesprächen, für Anrufe in die Niederlande, Kunde hat sich für die Global-Option von Sunrise für günstige Gespräche vom Festnetz angemeldet).

Ein solches Angebot macht viel Sinn. Im Ausland sind entsprechende Angebote längst üblich. Auch unternehmerisch macht dies durchaus Sinn. Denn Anrufe ins Ausland sind im Einkauf nicht teurer als Anrufe in die Schweiz. Die Einstandspreise unterscheiden sich zwar leicht, doch in der Regel kann ein Anbieter für etwa 1 Rappen pro Minute einkaufen (zumindest die Destinationen, die in der Regel in Flatrates inklusive sind). Der Kunde bezahlt dann meist zwischen 7 bis 25 Rappen pro Minute und die Telekom-Anbieter verdienen sehr gut mit Auslandsgesprächen. Das ist auch der Grund, weshalb die Anbieter wenig Interesse an solchen Angeboten haben. Denn Angebote wie dasjenige von VTX würde einen grossen Teil des Gewinns reduzieren, da man diese Anrufe ins Ausland dann nicht mehr verrechnen könnte.

Deshalb gehe ich auch davon aus, dass Swisscom und Sunrise (zumindest vorläufig) nicht auf dieses Angebot reagieren werden. Die Anbieter hoffen darauf, dass die Kunden weiterhin die sehr hohen Preisen bezahlen. Für Kunden, die häufig ins Ausland telefonieren handelt es sich um ein interessantes Angebot.

Liebe Grüsse




Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Mittwoch, 2. September 2009

Sunrise: Surf-Option gleich für alle?

Interessantes heute in der Gratiszeitung 20 Minuten. Sunrise migriert Handy-Kunden automatisch auf die Surf-Option und verschickt dieses SMS:
Mobiles Internet kann je nach Nutzung hohe Kosten verursachen. Nun nicht mehr! Wir haben für Sie die Sparoption Sunrise surf aktiviert. Testen Sie diese 1 Monat lang kostenlos. Danach gibt's Sunrise surf mit 250 MB für nur CHF 7.50/Monat, jedes weitere MB für CHF 0.10 (in der Schweiz). Abmeldung mit SURF STOP an 5522.
Kritisiert wird im 20 Minuten-Artikel, dass der Kunde automatisch auf dieses Angebot migriert wird und er sich selbst abmelden muss, falls er diese Option nicht möchte. Für die Stiftung für Konsumentenschutz SKS ist dies eine typische Masche, schreibt 20 Minuten weiter.

Ich habe zuerst gedacht, dass da viel Aufsehen um nichts gemacht wird und ein Skandal hochgebauscht wird, der eigentlich gar keiner ist. Es gibt viele Kunden, die surfen eher selten im Internet, erhalten aber trotzdem für das Surfen im Internet eine Rechnung von 20 bis 80 Franken. Für diese Kunden ist dies ein interessantes Angebot, statt 20 bis 80 Franken bezahlen sie nur noch 7.50 Franken im Monat. Der Versand an Kunden, die meist mehr als 1.5 Megabyte pro Monat übertragen haben, finde ich eine gute Sache. Diese Kunden können viel Geld sparen und es ist für den Kunden sicher interessant, wenn Sunrise automatisch auf den günstigeren Tarif umstellt. Eventuell hätte man die Umstellung noch genauer erklären müssen. Ich finde, man muss unbedingt mehr Transparenz schaffen und dem Kunden individuell ausrechnen, wieviel er in der Vergangenheit für Datenverkehr bezahlt hat.

Ein wichtiger Punkt ist, welche Kunden automatisch auf die "Sunrise Surf"-Option migriert worden sind. Ich habe also mal bei Sunrise nach den Kriterien gefragt. Doch Sunrise schweigt und will sich dazu nicht genauer äussern. Sunrise will weder die Kriterien bekannt geben, noch sagen, ob Kunden, die regelmässig für weniger als 7.50 Franken pro Monat im Internet surfen, die SMS ebenfalls erhalten haben.

Gleichzeitig sagt Sunrise, dass nur Kunden diese SMS erhalten haben sollen, die durch die Option profitieren. Eine solche Aussage ist äusserst seltsam und lässt bei mir alle Alarmglocken klingeln: Denn entweder haben nur Kunden diese SMS erhalten, die durch die Option profitieren und dann haben diese Kunden pro Monat mehr als 7.50 Franken für das Mobile Internet ausgegeben. Oder aber auch Kunden, die für weniger als 7.50 Franken im Monat im Internet gesurft haben, haben diese SMS erhalten, würden dann aber nicht von der Option profitieren.

Ich kann diese dilettantische Kommunikationspolitik von Sunrise schlicht nicht nachvollziehen und bin überzeugt, dass Sunrise hier etwas verstecken will. Denn hier hätte Sunrise die Möglichkeit gehabt, auch gegenüber den Medien (also 20 Minuten) und SKS gekonnt zu kontern. Mit einem Argument "Wir haben Kunden angeschrieben, die mehr als 20 Franken pro Monat fürs Surfen ausgegeben haben. Der Kunde bezahlt in Zukunft nur noch 7.50 Franken statt mehr als 20 Franken. Wer aber freiwillig mehr bezahlen möchte, kann sich natürlich gerne wieder abmelden." Mit einer solchen Kommunikation hätte man die Kritik im Keim ersticken können. Wie gesagt, kenne ich die Kriterien nicht und damit ist auch die Grenze von 20 Franken willkürlich als Beispiel genannt. Hätte ich die Kriterien für das Mailing bestimmt, so hätte ich die Grenze um die 20 Franken pro Monat festgelegt.

Gerade aufgrund der Tatsache, dass Sunrise nicht gekontert hat, ist für mich ein klares Indiz, dass Sunrise tatsächlich versucht, einfach mal vielen Kunden diese Surf-Option anzudrehen, egal ob sie von der Surf-Option profitieren oder nicht. 7.50 Franken pro Monat sind schliesslich ein interessanter Zusatzverdienst. Auch im Forum von 20 Minuten melden sich Kunden, die sagen, dass Sie nie im Internet surfen und trotzdem diese SMS erhalten haben. Es kann also sein, dass etwas nicht stimmt bei Sunrise. Wer hat die SMS auch erhalten, obwohl er fast nie im Internet surft. Dann bitte melden!

Grundsätzlich ist eine solche Option eine gute Sache. Auch die automatisch Migration finde ich nicht schlecht, wenn der Kunde klar davon profitieren kann. Doch Sunrise scheint einmal mehr Probleme mit der Kommunikation mit dem Kunden zu haben. Ebenfalls erwähnen möchte ich, dass Handy-Funktionen wie Landkarten natürlich auch Daten übertragen können. Oftmals weiss dies der Kunde jedoch nicht.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Cablecom: Surfen mit fast 100 MBit/s

Seit heute abend habe ich nun ein neues Kabelmodem. Ich darf für ein paar Tage den neuen 100 MBit/s-Internet-Zugang der Cablecom testen. Das notwendige Modem wurde mir von der Cablecom für die Tests zur Verfügung gestellt. Wie einigen Lesern dieses Blogs bekannt sein dürfte, hatte ich ja vor einiger Zeit einen Internet-Zugang der Cablecom. Damals erhielt ich jedoch nur rund ein Drittel der versprochenden Geschwindigkeit. Deshalb bin ich sehr gespannt, welche Geschwindigkeit der Speedtest jetzt anzeigen wird. Doch diesmal werde ich nicht enttäuscht, die gängigen Speedtests zeigen eine Geschwindigkeit von rund 95 MBit/s an.

Interessant: Einige Speedtests stossen an ihre Grenze, insbesondere bei Servern in Übersee. Teilweise erreiche ich auch bei diesen Speedtests 95 MBit/s, teilweise mit dem gleichen Speedtest, aber einem anderen Server nur 75 MBit/s. Bei Verbindungen nach Übersee wurden häufig Geschwindigkeiten um 5 MBit/s angezeigt. Dies entspricht der Geschwindigkeit des weitverbreitesten Internet-Anschlusses in der Schweiz. Diese Unterschiede zeigen, dass es nicht nur auf die Geschwindigkeit zum Provider ankommt, sondern auch darauf, wie der Server, mit dem man kommuniziert, ans Internet angeschlossen ist.

Ich bin natürlich überrascht, dass ich wirklich auch tatsächlich fast auf die 100 Mbit/s komme. Interessant ist es natürlich, zu schauen, auf welche Geschwindigkeiten Kunden kommen, die das Angebot auf Cablecom bestellen und nicht einen Test-Zugang bekommen. Es ist jedenfalls empfehlenswert, mit einem Speedtest zu überprüfen, mit welcher Geschwindigkeit man wirklich im Internet unterwegs ist. Dies gilt nicht nur für Kabelinternet, sondern grundsätzlich auch für ADSL. Ein zweiter Punkt wird sein, wie schnell das Kabelinternet wirklich sein wird, wenn sehr viel mehr Kunden gleichzeitig so schnell im Internet surfen. Wird es zu einem Stau kommen?

Eine andere Frage ist, weshalb man überhaupt einen so schnellen Internet-Zugang braucht. Die Geschwindigkeit ist wirklich sehr schnell, selbst das Herunterladen einer 25 MB grossen MP3-Datei ging nur einen ganz kleinen Augenblick (Es war so schnell, dass ich nicht von Hand messen konnte, ich schätze, 2 oder 3 Sekunden). Das ist natürlich sehr bequem, doch in der Regel benötigen wir - ehrlich gesagt - keinen so schnellen Internet-Zugang.

Soweit meine Erfahrungen mit dem neuen Produkt von Cablecom. "Fiber Power Internet" bietet eine Geschwindigkeit von 10 Mbit/s, 50 MBit/s und 100 MBit/s an. Diese Geschwindigkeit gibt es natürlich nur aus dem Internet zum eigenen Rechner (Downstream, Download). Das Übertragen von Daten ins Internet (Upstream, Upload) geschieht mit einer Geschwindigkeit von 5 oder 7 MBit/S. Das Produkt enthält zwar das Wort "Fiber" - das in der Regel für Glasfaser steht - im Namen, basiert jedoch auf dem normalen, seit Jahrzehnten verlegten Kabel-TV-Netz. Durch eine neue Technologie können schnellere Geschwindigkeiten erreicht werden, ohne das umständlich neue Leitungen verlegt werden müssen. Cablecom muss trotzdem investieren, wenn zu viele Kunden an einem Verteilerkasten angeschlossen sind, muss man diesen teilen. Bildlich gesprochen: Cablecom hängt die Hälfte der Kabel in der Zentrale um und schliesst die Anschlüsse an einem neuen Computer an. Damit sind in der Zentrale zwei Computer, die an das Internet angeschlossen sind und die Kunden profitieren von einer schnelleren Geschwindigkeit. (Dies ist ein laienhafter Versuch, das Ganze zu erklären).

Der Internet-Zugang mit 100 MBit/s kostet 95 Franken pro Monat und das Angebot mit 50 MBit/s kostet 85 Franken. Für viele Kunden dürfte das Angebot mit 10 Mbit/s Downstream für 59 Franken interessant sein. Denn der Upstream bei diesem Angebot beträgt 5 MBit/s. In der Regel ist die Upstream-Geschwindigkeit massiv viel niedriger. Ein schneller Upstream ist für Kunden sinnvoll, die oft Fotos, Filme oder andere Daten ins Internet stellen oder auch per E-Mail versenden.

Interessant ist das Angebot unter Umständen auch für KMU-Unternehmer, doch es bleiben wohl Bedenken über die Zuverlässigkeit der Cablecom. Doch vielleicht reicht ja ein Paket mit 50 MBit/s Cablecom-Internet-Zugang für den Alltag und 5 MBit/s ADSL für Notfälle. Mit zusammen 135 Franken ist dies ein interessantes Angebot, insbesondere wegen der vergleichsweise hohen Upstream-Geschwindigkeit.

Update (08. September 2009): Inzwischen habe ich es auch mit einem Computer mit Gigabit-Ethernet-Karte ausprobiert: Und siehe da, die Downstream-Geschwindigkeit liegt plötzlich bei 105 MBit/s. Zumindest in meinem Fall konnte Cablecom also die versprochene Geschwindigkeit liefern. Ich hoffe, dies ist auch bei den Kunden - die für den Service bezahlen - den Fall und liegt nicht an meinem Testgerät.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch