Montag, 31. August 2009

Voller Preis, halbe Leistung

Der Tages-Anzeiger hat unter dem Titel "Lahmes Internet trotz teurem Abonnement" ein in der Branche altbekanntes Thema wieder aufgenommen (Artikel online verfügbar). Konkret geht es darum, dass nur etwa jeder zweite ADSL-Kunde auch tatsächlich mit der Geschwindigkeit surft, für die er bezahlt. Jeder zweite Kunde bezahlt zwar den vollen Preis, erhält aber wesentlich weniger Leistung.

Mein Tipp: Bei Swisscom anrufen und "stürmen" nützt in vielen Fällen. Die Hälfte der Kunden, die nicht mit voller Geschwindigkeit durchs Internet surfen, könnten auf VDSL wechseln und zum gleichen Preis, aber mit voller Geschwindigkeit surfen. Manchmal muss man richtig penetrant bleiben, damit sich der Swisscom-Mitarbeiter um das Problem kümmert. Viele (darunter auch Swisscom-Mitarbeiter) wissen nicht, dass es der normale ADSL-Anschluss mit (bezahlten) 5'000 Kbit/s auch als VDSL gibt. Der Preis beträgt auch 49 Franken pro Monat. Der Kunde erhält ein neues Modem und profitiert von einer massiv schnelleren Geschwindigkeit.

Ich zitiere aus dem Artikel des Tages-Anzeigers:
Swisscom-Sprecher Josef Huber kann Beyelers Anschuldigungen nicht nachvollziehen. Dies könnte daran liegen, dass der ehemalige Monopolist im Sommer 2008 vielen Haushalten mit langsamen Verbindungen entgegengekommen ist: «Wir haben mehrere zehntausend Kunden kontaktiert und ihnen einen kostenlosen Technologiewechsel nahegelegt», so der Sprecher. Das Unternehmen habe dabei alte ADSL-Modems durch VDSL-Geräte ersetzt.
Rechnen wir nur kurz nach: Swisscom hat etwa 1.2 Millionen Privatkunden, die ADSL direkt von Swisscom nutzen, also nicht über einen Konkurrenz-Anbieter wie Sunrise. Davon erhalten etwa die Hälfte nicht die volle Geschwindigkeit, das wären dann etwa 600'000 Kunden. Von diesen 600'000 Kunden könnten etwa 300'000 Kunden schneller durchs Internet surfen, wenn Sie von ADSL zu VDSL wechseln. Ein paar zehntausend Kunden, die kontaktiert worden sind, ist angesichts der vielen betroffenen Kunden nichts als ein kleiner Tropfen auf einen sehr heissen Stein. Ich kenne viele Kunden, die viel zu langsam surfen und wo sich Swisscom bisher nicht gemeldet hat.

Sunrise geht wesentlich offener mit dem Thema um, als Geheimniskrämer Swisscom:
«Dort, wo wir die Leitungen der Swisscom nutzen, surfen gegen 50 Prozent unserer Kunden unter der Maximalgeschwindigkeit.» Dies sei so, weil de ADSL-Technologie an ihre Grenzen stosse». [...] Bei den entbündelten Anschlüssen, also in Haushalten, wo auch das Festnetz über Sunrise läuft, liege der Anteil der Langsamsurfer bei unter 10 Prozent. Die Diskrepanz bestehe, weil man bei jenen Netzen die modernere ADSL2+ Technologie einsetze.
Ich glaube die Aussagen von Sunrise. Ich habe dies selbst erfahren: Für meine Wohnung gibt Swisscom eine Geschwindigkeit von 600 KBit/s oder 4'400 kBit/s an, mit Sunrise komme ich nun effektiv auf über 13'000 KBit/s. ADSL2+ ist für eine schnelle Datenübertragung über etwas längere Strecken - wie diese in der Schweiz häufig vorkommen - die attraktivere Geschwindigkeit. Ich kann nicht verstehen, weshalb Swisscom stattdessen auf VDSL setzt, wo wenige Kunden in den Genuss extrem breiter Geschwindigkeiten kommen.
Bei der Cablecom surfen nur noch wenige Kunden unter dem Sollwert. «Bei uns liegt der Kapazitätsengpass unter einem Prozent», so Sprecher Hanspeter Nehmer. «Die Surfgeschwindigkeiten haben sich bei uns in den vergangenen vier Jahren verzehnfacht, unser Netz wird laufend erneuert.» In der Regel würden die Modems zudem alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht.
Ich halte diese Aussage von Cablecom schlicht für Unglaubwürdig und nicht möglich! Technisch ist ein Kabelnetz anders ausgebaut und deshalb gibt es andere Schwierigkeiten als bei ADSL. Hauptproblem ist, dass zu viele Internet-Kunden an einem Verteilerkasten angeschlossen sind. Sehr viele Kunden dürften nicht mit der vollen Geschwindigkeit surfen. Ich persönlich schätze, dass mindestens ein Viertel bis die Hälfte aller Kunden nicht mit der Geschwindigkeit surfen, für die sie bezahlen. Ich selbst hatte ja auch Kabelinternet von Cablecom und erreichte nur ein Bruchteil der bezahlten Geschwindigkeit.
[...] gilt das Best-Effort-Prinzip. Soll heissen: Die Provider geben in ihren Verträgen maximale Download-Geschwindigkeiten an, die sie versuchen einzuhalten. [...] So kann die jeweilige Übertragungsrate im Tagesverlauf stark schwanken. «Best Effort klingt nicht besonders kundenfreundlich, dessen bin ich mir bewusst», sagt Cablecom-Mann Nehmer. Die Regelung sei aber in der Branche - national wie international - üblich.
Best Effort ist als solches auch kein Problem. Denn wenn zu einer bestimmten Tageszeit viele Kunden surfen und es für eine kurze Zeit zu einer reduzierten Leistung kommt, finde ich das Ganze nicht so tragisch. Wenn ich jedoch systematisch nicht die Geschwindigkeit erhalte, für die ich bezahle, finde ich dies fies und nicht korrekt. Die Schwankungen im Tagesverlauf sind vor allem ein Problem von Cablecom, dies aus technischen Gründen. "Best Effort" heisst für mich, dass ich die bezahlte Geschwindigkeit grundsätzlich - abgesehen von einigen Ausnahmen - auch erreiche.

Fair und transparent wäre es, wenn die Anbieter gegenüber dem Kunden die Geschwindigkeit offen kommunizieren und selbstverständlich einen Rabatt gewähren, wenn nicht die volle Geschwindigkeit erreicht wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Neue SMS-Benachrichtigung von Swisscom

Swisscom kündigte heute einen neuen Service an. Swisscom sendet den Kunden ein SMS, sobald eine zuvor vergeblich angerufene Person wieder erreichbar ist. Die Gratis-SMS wird versenet, sofern die angerufene Person zum Zeitpunkt des Telefongespräches bereits telefoniert, sich in einem Funkloch befindet oder das Telefon ausgeschaltet ist. Kunden, die nicht wollen, dass andere Kunden darüber informiert werden, sobald sie wieder erreichbar sind, müssen sich dann manuell bei Swisscom abmelden. Bei Kunden, die sich abgemeldet haben, sendet Swisscom ausserdem auch keine SMS mehr, wenn ein Angerufener wieder erreichbar sein sollte. Der Service ist kostenlos, allerdings funktioniert er nur für Anrufversuche von einem Swisscom-Handy auf ein anderes Swisscom-Handy. Ich verweise an dieser Stelle auch auf die Informationsseite der Swisscom zu diesen Service.

Sunrise
und Orange bieten keinen entsprechenden Service an und planen dies (zumindest kurzfristig) auch nicht. Einen ähnlichen interessanten Service bietet übrigens Orange an. Ganz neue SIM-Karte haben eine praktische Funktion eingebaut. Lehnt man einen Anruf ab, z.B. weil man sich an einer Sitzung befindet, erhält man die Möglichkeit, dem Anrufer eine SMS zu schicken. Es sind vier Standardtexte vorhanden, die verschickt werden können. Der Angerufene muss nur noch den passenden SMS-Text auswählen, eventuell noch anpassen und das SMS ist bereits verschickt. Der Service soll mit zahlreichen Handys funktionieren und der Kunde muss nichts installieren. Auch wenn der Anrufer nicht Orange telefoniert, kann der Anrufer eine SMS erhalten. Ich habe diesen Service bisher übrigens noch nicht selbst ausprobiert. Weitere Informationen gibt es auf der Orange-Website.

Die Medienmitteilung von Swisscom habe ich nach 10.00 Uhr erhalten und ich habe mir länger überlegt, was an dieser Dienstleistung wirklich sinnvoll ist. Und ich habe bisher eigentlich noch keine Antwort befunden? Wünsche ich wirklich, dass ein wildfremder Anrufer erfährt, wann ich mit dem aktuellen Telefongespräch fertig bin? Vielleicht habe ich dann gerade ein Gespräch und möchte nicht gestört werden. Hat der Anrufer durch die Gratis-SMS von Swisscom die Erwartung, dass er mich nun direkt erreichen kann? Ich finde den Ansatz der Dienstleistung eigentlich interessant, doch ich möchte mehr Einflussmöglichkeiten haben und wirklich bestimmen können, welche Nummern informiert werden dürfen, wann ich mit dem Telefongespräch fertig bin. Ich bin diesem Service gegenüber eher skeptisch eingestellt.

Ich persönlich finde den Ansatz von Orange wesentlich interessanter. Ich kann als Angerufener, der gerade an einer Sitzung ist, direkt eine SMS verschicken, ohne mich lange durch irgendwelche Menüs zu schlängeln und ich weiss, dass der Anrufer informiert ist, wann ich ihn zurückrufen kann. Eventuell kann ich sogar noch per SMS nachfragen, wie dringend sein Anruf ist und was das Anliegen konkret ist. Auch als Anrufer finde ich es gut, wenn ich diese Info-SMS erhalten habe. Ich bin informiert und muss nicht mehr umständlich versuchen, den Anrufer zu erreichen. Weniger nützlich ist diese Dienstleistung natürlich, wenn ich am Telefonieren bin. Ausser ich telefoniere mit einer Freisprecheinrichtung und tippe auf dem Bildschirm herum, um die SMS zu versenden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 25. August 2009

Beliebeste Smartphones der Schweizer

Im Tages-Anzeiger ist vor kurzem ein interessanter Artikel über die in der Schweiz verbreitesten Smartphones erschienen. Alleine Swisscom hat demnoch 267'000 iPhones verkauft. Dazu kommen die von Orange verkauften Geräte sowie die aus dem Ausland importierten Geräte. Der Tages-Anzeiger geht aufgrund von Expertenschätzungen davon aus, dass in der Schweiz heute über 450'000 iPhones in Betrieb sein. Gemäss einem nicht namentlich genannten Experten war in den letzten sechs Monaten jedes zweite verkaufte Smartphone ein iPhone. Jedes sechste Smartphone soll von Nokia sein, rund 13% von Samsung und 11% sind Blackberrys. Weltweit betrachtet ist fast jedes zweite Smartphone von Nokia, Blackberry baut jedes sechste Handy und das iPhone kommt auf einen weltweiten Marktanteil von 13.3% unter den Smartphones.

Noch nicht eingeschlagen haben die Google-Handys mit dem Betriebssystem Android vom Hersteller HTC. Weder das HTC Magic noch das HTC Hero konnten sich im Schweizer Markt etablieren und kommen auf einen Marktanteil zwischen 1 und 2.5%. Derzeit sprechend diese Handys technikaffine Nutzer an. Doch sowohl die Sprecher von Sunrise wie auch von Swisscom zeigen Zuversicht und sind überzeugt, dass sich Handys mit offenen Systemen wie Android durchsetzen werden. Soweit die Informationen aus dem Tages-Anzeiger. Hier noch meine Meinung dazu:

Das iPhone ist ein Überflieger. Insbesondere die Bedienung ist sehr überzeugend und kommt (fast) von einem anderen Planeten. Auf jeden Fall ist die Bedienung des iPhones sehr einfach. Doch sonst hat das Wunder-Handy von Apple einige schwerwiegende Schwächen. Ein schlechter Akku, vergleichsweise schlechte Verarbeitung oder den Zwang, iTunes auf seinem PC installieren zu müssen. Insbesondere die fehlende Offenheit betrachte ich als grösste Schwäche von Apple. Weshalb muss Apple jede App unter die Lupe nehmen. Weshalb benötige ich ein Konto bei einem Online-Musik-Shop, um ein kostenloses Progrämmchen herunterladen zu können. Und weshalb muss ich die Kreditkarten-Nummer hinterlegen, wenn ich gar nicht einkaufen will, sondern ganz einfach nur ein kostenlosse App herunterladen möchte? Weshalb kann ich nicht einfach MP3 auf das iPhone übertragen, ohne den umständlichen Umweg über iTunes.

In diesen Punkten bietet ein Handy mit Android-Betriebssystem grosse Vorteile. Denn das System ist offen, kein Hersteller zensiert die Applikationen fürs Handy und schreibt mir vor, welche Programme ich herunterladen und nutzen darf. Ich kann ganz einfach MP3 aufs Handy übertragen und muss nicht unerwünschte Software installieren, die die MP3-Dateien zuerst noch in ein anderes Format konvertiert. Und ich muss auch keine Kreditkarten-Nummern angeben, wenn ich lediglich ein kostenloses Programm herunterladen möchte. Ein Kritikpunkt bei Android ist, dass man einen Google-Account benötigt: Doch wer damit wirklich ein Problem hat, kann auch einfach einen "Geister-Google-Account" erstellen und diesen dann nicht nutzen. Die Apple-Strategie kann man nicht so einfach umgehen: Man kann nicht einfach eine Kreditkarten-Nummer erfinden und einen Computer erfinden, auf dem iTunes läuft, ohne Spuren zu hinterlassen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Feriengeschichten

Die letzten drei Wochen genoss ich in den Schweizer Bergen die Sonne. Das Wetter war ja auch sehr gut und so konnte ich wandern oder zumindest durch Wälder oder entlang von Flüssen und Bächen spazieren. Im Jahr 2009 ist natürlich auch das Handy ein wichtiger Begleiter. Und damit wären wir wieder bei einem passenden Thema für dieses Blog.

Wie findet man im Jahr 2009 einen Bancomaten, um Geld beziehen zu können? Man könnte eigentlich einfach die Augen offenhalten und würde bald einen Bancomaten finden. Mit etwas Glück sogar einen, wo keine Menschenansammlung vor dem Bancomaten darauf wartet, ebenfalls Geld zu beziehen. Doch ich möchte eigentlich am Bancomaten meiner Hausbank Geld beziehen, weil dort der Geldbezug kostenlos ist. Bei meiner Hausbank kann ich immerhin 24mal jährlich an fremden Bancomaten Geld beziehen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Im Jahr 2009 ist es eigentlich ganz einfach, einen Bancomaten zu finden. Schliesslich haben inzwischen auch die Banken bemerkt, dass immer mehr Kunden mit Smartphones, iPhones und HTC Magic's unterwegs sind und damit auch unterwegs auf Informationen zugreifen. Und von Banken gibt es deshalb mobile Internet-Seiten mit zahlreichen Informationen. Auch die Raiffeisen-Banken betreiben unter m.raiffeisen.ch einen Service fürs Handy. Also einfach Ort eingeben und bereits hat man den passenden Bancomaten gefunden. Doch in der Praxis hat das Ganze leider nicht so einfach funktioniert, denn im Dorf sollte es gemäss Infoservice keinen Raiffeisen-Bancomat haben. Überrascht war ich dann, wenn ich mit dem Zug am Ferienort angekommen bin. Im Bahnhof selbst gab es einen Raiffeisen-Bancomaten, der von der lokalen Raiffeisen-Bank betreut wird. Keine Ahnung, weshalb dieser Bancomat nicht angezeigt worden ist. Doch dies zeigt, dass mobile Informationsservice zwar häufig praktisch sind, aber es auch wichtig ist, dass die hinterlegten Daten stimmen.

Mitten beim Wandern klingelt das Handy. Swisscom habe eine neue Handy-Flatrate angekündigt, hiess es. Also schreiben wir dazu eine Medienmitteilung. Deshalb mitten im Wald am See auf einem Bänkli kurz überlegt, was man dazu eigentlich sagen kann und was man wie in der Schnelle ausrechnen kann. Zum Glück konnten mich meine Kollegen im Büro dabei tatkräftig unterstützen. Dank iPhone ist es auch gar kein Problem, die geschriebene Medienmitteilung anzusehen und meinen Senf dazu zu geben. Doch es wäre relativ mühsam, gleichzeitig mit dem iPhone den Text zu lesen und dabei zu telefonieren, um den Text zu diskutieren. Doch so bin ich auch im Jahr 2009 um eine ganz banale Telefonkabine froh. Die praktisch Lösung: Sich in die Telefonkabine anrufen lassen und über die Telefonkabine telefonieren und nebenbei das iPhone in der Hand, dabei den Text diskutieren. Was wohl die Leute gedacht hatten? Hat dann ganz gut funktioniert und unsere Medienmitteilung mit einer Einschätzung zum neuen Swisscom-Angebot Natel BeFree wurde schliesslich verschickt. Übrigens bereits das zweite Mal in diesem Jahr, wo mir eine Telefonkabine nützliche Dienste erwiesen hat. Vor einigen Wochen gab ich bereits mal aus einer Telefonkabine ein Interview, da die Tonqualität besser sei als über das Handy.

Hätte Swisscom an einem anderen Tag das Angebot angekündigt, wäre das Ganze nicht so einfach geworden. Als ich an einem Tag gewandert bin, bemerkte ich nämlich, dass ich gar kein Handy-Netz habe. Dies ist in der heutigen Zeit ungewohnt. Das Sunrise-Netz war während mehreren Stunden nicht verfügbar. Das iPhone zeigt an, dass die Netzabdeckung bei Orange und Swisscom vorhanden gewesen ist. Doch mit der Sunrise-SIM-Karte konnte ich mich natürlich nicht in diese Netze einwählen. In einem echten Notfall hätte ich zumindest über die Notrufnummer 112 Polizei oder Sanität rufen können. Doch glücklicherweise ist nichts passiert und nach einigen Stunden wandern gab es dann wieder ein Sunrise-Netz. Doch man glaubt in der heutigen Zeit gar nicht mehr, dass es überhaupt so etwas wie ein grösseres Funkloch bei den Schweizer Anbietern noch gibt. Doch ich habe in meinen Ferien nun immerhin die Leistung erbracht, ein grosses Sunrise-Funkloch zu finden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Donnerstag, 20. August 2009

Günstiges Surfen mit Prepaid-Handy

Im Mai habe ich in meinem Blog darüber berichtet, dass die Kunden von Coop Mobile für 9.90 Franken pro Monat 100 MB Daten übertragen können. Einziger Hacken war bisher, dass die Kunden ein Samsung U700-Handy dazu kaufen mussten.

Doch nun wurde das Angebot auf alle Handys ausgeweitet. Die günstige Surf-Option von Coop steht also allen Kunden zur Verfügung, die ein Internet-Handy haben. Dies unabhängig davon, ob sie das Handy bei Coop gekauft haben oder ein bestehendes Handy nutzen wollen.

Konkret kostet die Option 9.90 Franken im Monat und beinhaltet ein Datenvolumen von 100 MB pro Monat. Dieser Preis entspricht ungefähr dem Preis, den Kunden mit einem Handy-Abo für die Surf-Option bezahlen müssen. Bei Swisscom gibt es für 10 Franken Aufpreis pro Monat 100 Megabyte, bei Orange erhält man für 10 Franken pro Monat 75 Megabyte und bei Sunrise für 7.50 Franken pro Monat gar 250 Megabyte. Doch der Abschluss eines Mobilfunk-Vertrages mit hohen monatlichen Fixkosten, kundenunfreundlichen Vertragsbestimmungen sowie meist überteuerten Minutenpreise für Telefongespräche ist die Voraussetzung, um überhaupt ins Internet zu gelangen.

Doch nun gibt es auch für Prepaid-Kunden ein äusserst attraktives Angebot, um im Internet surfen zu können. Der Kunde muss nicht mehr länger ein Abo abschliessen, nur weil er mit dem Handy auch noch im Internet surfen möchte. Coop hat damit für die meisten Kunden, die mit dem Handy auch im Internet surfen möchte, mit Abstand das attraktivste Angebot überhaupt.

Ich finde sehr gut, dass es nun endlich ein attraktives Surf-Angebot auch für Prepaid-Kunden angeboten wird. Es bleibt die Frage, wie lange Migros es sich noch leisten kann, Kunden komplett zu ignorieren, die mit dem Handy auch ins Internet wollen. Die Migros bietet ein ganz einfaches Produkt an, mit dem man lediglich telefonieren und SMSlen kann. Wohl auch, weil Netzpartner Swisscom sich selbst nicht zu stark konkurrenzieren will. Doch nun hat Coop klar das attraktivere Angebot als die Migros.

Das Angebot ist übrigens auf dieser Infoseite beschrieben. Dort steht auch, wie man sich für dieses Angebot anmelden kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 17. August 2009

Auskunftsdienste in der Krise?

Bereits vor einer Woche berichtete der Tages-Anzeiger über das Dilema bei den Auskunftsdiensten. (Artikel ist online verfügbar). Im Artikel ist die Rede davon, dass im Jahr 2007 gegenüber dem Jahr 2006 die Anrufe bei Auskunftsdiensten um ein Viertel geschrumpft sind. Für das Jahr 2008 gibt es anscheinend noch keine Zahlen. Doch ich gehe davon aus, dass die Anrufe bei den Auskunftsdiensten weiterhin rückläufig sind.

Nur zwei Anbieter teilen den Schweizer Markt quasi unter sich auf: Swisscom und 1818. Bei beiden Anbietern sind die Tarife für die Auskünfte in den letzten Jahren stetig gestiegen.

Ein Dorn im Auge der Auskunfts-Anbieter ist, dass sie lediglich Adressauskünfte sowie gesuchte Telefonnummern mitteilen dürfen. Die Anbieter möchten bereits seit längerem zusätzliche Dienstleistungen wie Verkehrs- und Fahrplaninfos, Informationen zu Veranstaltungen und z.B. Kino- oder Theaterprogramme oder Information über Standorte von Bancomaten anbieten. Doch beim Bundesamt für Kommunikation BAKOM hält man wenig von diesen zusätzlichen Dienstleistungen, weil die Auskunfsdienste dann einen unfairen Vorteil gegenüber den Betreibern von 0900er-Nummern hätten.

Ich persönlich kann nicht verstehen, weshalb man diese zusätzlichen Dienste nicht anbieten darf. Die Auflagen an die Auskunftsdienste sind bereits heute sehr hoch (z.B. Auskünfte in vier Sprachen rund um die Uhr), so dass ich das Argument mit der Bevorteilung nicht verstehen kann. Ich bin aber klar dafür, dass die Dienstleistungen, die die Anbieter zusätzlich anbieten dürfen, abschliessend durch die entsprechende Verordnung geregelt würde. Damit könnte man Missbrauch ausschliessen.

Es ist klar, dass der klassische Auskunftsdienst immer mehr zu einem Nischenprodukt wird. Zu Hause kann man längst über das Internet das Telefonbuch kostenlos abrufen. Und auch mit Smartphones wie dem iPhone, HTC Magic oder HTC Hero ist es einfach, die Telefonnummern abzufragen. Eine entsprechende App gibt es z.B. von local.ch. Und auch für andere Infos gibt es längst Apps oder mobile Internet-Seiten. Da die Nutzung von Smartphones stetig zunimmt, können immer mehr Kunden auch unterwegs schnellen Zugang zu nützlichen Informationen erhalten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Swisscom mit echter Flatrate

Die grösste Überraschung in den vergangenen zwei Wochen war zweifelsohne die Lancierung einer echten Handy-Flatrate durch Swisscom. Mit Natel BeFree gibt es die erste wirklich echte Flatrate in der Schweiz. Der Kunde bezahlt einen monatlichen Pauschalpreis von 169 Franken und kann dafür unbeschränkt innerhalb der Schweizer Netze kommunizieren. Die Flatrate gilt für alle Anrufe ins Festnetz, aber auch in die Mobilfunknetze von Swisscom, Orange, Sunrise und den anderen Anbietern. Ausserdem ist der unbeschränkte SMS-Versand möglich und das Surfen im mobilen Internet ebenfalls. Nicht inbegriffen sind im Ausland geführte Anrufe, verschickte SMS und Datenübetragung im Ausland sowie Anrufe und SMS aus der Schweiz ins Ausland. Ebenfalls nicht inbegriffen sind kostenpflichtige Mehrwertdienste-Nummern (z.B. 0900er-Nummern).

Bereits seit einiger Zeit gibt es im Schweizer Markt Angebote, mit denen die Kunden zu einem monatlichen Pauschalpreis telefonieren können. Doch bei diesen Angeboten gibt es viele "Wenn und Aber's" und vieles ist längst nicht inklusive. Die ersten diesbezüglichen Angebote lancierten Mitte 2005 Orange (Orange Maxima) und Sunrise (Sunrise Relax). Beim bis heute erhältlichen Orange Maxima kann der Kunde für eine monatliche Pauschalgebühr von 89 Franken (bei der Lancierung waren es noch 99 Franken) oder 95 Franken (Variante "Orange Maxima Surf" mit Internet-Zugang) unbeschränkt ins Schweizer Festnetz und auf Orange-Handys telefonieren. Separat verrechnet werden Anrufe auf Swisscom-Handys und auf Sunrise-Handys sowie sämtliche verschickten SMS. Beim inzwischen nicht mehr erhältlichen Sunrise-Angebot "Sunrise Relax" war das Telefonieren nach der fünften Stunde kostenlos. Kostenlos waren jedoch nur Anrufe ins Festnetz und ins Sunrise-Netz. Anrufe zu Swisscom- und Orange-Handys sowie die SMS wurden normal verrechnet.

Auch von Marktführer Swisscom gibt es bereits seit Anfangs 2008 ein ähnliches Angebot: Jugendliche unter 26 Jahren können zum monatlichen Pauschalpreis ab 29 Franken beliebig viele Anrufe ins Festnetz und zu Swisscom-Handys führen. Und auch hier kosten Anrufe in die sogenannten "Fremdnetze" - also zu Orange- und Sunrise-Handys - separat.

Seit Anfangs 2009 will sich Sunrise mit "sorgenlosem Telefonieren mit Flatrates" positionieren. Doch bei diesen-Flatrate-Produkten sind ebenfalls nicht Anrufe in alle Netze inklusive und für die SMS muss man separat bezahlen.

Die neue, wirklich echte Flatrate von Swisscom ist sicherlich begrüssenswert. Doch der Preis von 169 Franken pro Monat ist nicht gerade günstig. Es ist klar, dass diese Flatrate vor allem Kunden anspricht, die bisher weit mehr als 169 Franken pro Monat für die Mobilkommunikation ausgegeben haben. Gemäss einer Analyse von comparis.ch trifft dies nur auf knapp 8% aller Kunden zu. Die Flatrate ist also nur für eine Minderheit der Kunden wirklich interessant. Für Kunden, die mehr als 10 1/2 Stunden im Monat telefonieren ist das neue Swisscom-Angebot übrigens das günstigste Abo auf dem Markt. Kunden, die extrem viel telefonieren, bezahlen also bei Swisscom weniger als bei Sunrise oder Orange.

Im Vergleich zum Ausland ist das Swisscom-Angebot allerdings teuer. So bietet z.B. o2 in Deutschland ein Abo mit sogenanntem Kosten-Airbag an. Der Kunde bezahlt für die Kommunikation (innerhalb Deutschland, inklusive Telefongespräche in alle Netze sowie SMS, allerdings ohne Datenverkehr) im Monat nicht mehr als 60 Euro, umgerechnet also etwa 90 bis 100 Franken. Kommuniziert der Kunde hingegen weniger, so sind die Kosten auch niedriger.

Swisscom hat nicht nur das neue Flatrate-Abo vorgestellt, sondern auch eine Prepaid-Variante. Swisscom hat für das "Natel easy BeFree" genannte Angebot das System von Tagespauschalen von Sunrise kopiert. Doch im Gegensatz zu Sunrise gilt die Tagespauschale für Anrufe in alle Schweizer Netze. Der Preis von 3 Franken pro Tag für Telefongespräche ist jedoch vergleichsweise hoch und für Kunden interessant, die ihre Telefongespräche im Voraus planen. In diesem Fall lohnt sich dieser Tarife, denn dann kann man an einem verregneten Tag wieder mal alle Kolleginnen, Kollegen, Freundinnen und Freunde anrufen. Der Nachteil der Tagespauschale ist, dass diese auch gilt, wenn man nur ein kurzes "Ich bin 5 Minuten später"-Telefonat führt oder ein SMS schickt. 2 Franken (SMS) bzw. 3 Franken (Telefongespräch) sind für diese kurze Nachricht schlichtweg zu teuer. Attraktiv ist dieser Preis hingegen, wenn man an diesem Tag noch weitere Gespräche führt bzw. viele weitere SMS schickt.

Es bleibt spannend und man wird sehen, ob und wie Sunrise und Orange auf das neue Swisscom-Angebot reagieren werden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch