Montag, 27. Juli 2009

Schweinegrippe und Datenstau

Die Schwinegrippe ist in den Zeitungen, am Fernsehen und am Radio immer noch ein grosses Thema. Auch das Sommerloch führt wohl dazu, dass ständig neue Beiträge zu diesem Thema erscheinen. Am letzten Mittwoch hörte ich auf Radio DRS auch einen Beitrag, der thematisch auch zum Inhalt dieses Blogs passt. Eine Zusammenfassung des Radio-Beitrages in schriftlicher Form ist auf der Website verfügbar. Dort gibt es - zumindest im Moment noch - auch die Möglichkeit, den eigentlichen Radiobeitrag anzuhören. (Wobei ich es nicht geschafft habe, mir die Datei anzuhören. Weshalb kann man den Beitrag nicht einfach als MP3 herunterladen?)

Falls im Herbst wirklich eine Schweinegrippe-Pandemie ausbrechen sollte, dürften sehr viele Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Schweizer Radio DRS wollte daher wissen, ob die Schweizer Datennetze dies vertragen würden oder ob es zum Datenstau kommen könnte.

Swisscom geht davon aus, dass es zu einer Verlangsamung kommen könnte.
Allerdings wird nicht mit einem totalen Zusammenbruch des Internets gerechnet. Denn das Swisscomnetz sei so aufgebaut, dass sich Datenströme bei einer erhöhten Beanspruchung andere Wege suchen.
Keine Angst hat man auch beim Kabelnetz-Betreiber Cablecom, denn das Netz würde eine allfällige Mehrbeanspruchung gut verkraften und man rechne mit keiner Verlangsamung. Und bei Alcatel-Lucent - die Firma betreibt unter anderem die Handy-Netze von Orange und Sunrise technisch - glaubt man ebenfalls nicht an einen Engpass. Denn:
«Es macht bezüglich Datenverkehr keinen Unterschied, ob jemand vom Geschäft oder von zu Hause aus aufs Netz zugreift»[...]. Der Datenverkehr im Backbone-Netz des Service-Providers bleibe konstant.
Einerseits kann ich die Gelassenheit verstehen, andernseits denke ich nicht, dass das Netz diese Mehrbelastung wirklich aushalten kann. Das Problem dürften denn auch nicht die Backbones sein. (Einfach gesagt, handelt es sich bei den Backbones um die grossen dicken Leitungen zwischen den Regionen, zwischen Rechenzentren und auch zwischen Telekom-Anbietern. Über die Backbones können grosse Datenmenge übertragen werden. Und da Glasfaser-Technologie im Einsatz ist, kann man die Kapaztität relativ einfach erweitern, ohne neue Leitungen legen zu müssen.)

Auch das Surfen im Internet dürfte kaum merkbar langsamer werden. Das Lesen der neuesten Nachrichten und der aktuellsten Updates aus dem Kollegenkreis über Facebook ist also weiterhin möglich.

Problematischer sehe ich jedoch die Bandbreite, mit der Firmen ans Internet angeschlossen sind. Bei der Datenkommunikation im Büro laufen viele Daten direkt innerhalb des Büros, ohne den Weg über das Internet zu nehmen. Die Kapazitäten innerhalb des Büros sind riesig. Selbst wenn eine Firma mehrere Filialen hat, sind diese meist grosszügig untereinander verbunden, so dass ein schnelles Arbeiten möglich ist. Wenn nun sehr viele Mitarbeiter von zu Hause arbeiten, gehen viele Daten, die früher innerhalb der Firma übertragen worden sind, zwangsweise über das Internet.

Ein zusätzlicher Problempunkt sind die meist sehr langsamen Upload-Geschwindigkeiten der Anbieter: Das bedeutet, dass die Daten aus der Firma zu den Mitarbeitern nach Hause im Schneckentempo übertragen werden. Da viele Mitarbeiter extern arbeiten werden, muss es zwangsweise zum Stau kommen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Telekom-Anbieter rechtzeitig reagieren werden und während der Schweinegrippe vorübergehend die Upload-Geschwindigkeit erhöhen. Dies wäre problemlos möglich und die Anbieter könnten in der Öffentlichkeit für eine solche Aktion sehr viel Lob erhalten.

Nicht nur in der Firma ist ein potentieller Engpass vorhanden, sondern auch beim Kunden zu Hause. Auch hier ist die Upload-Geschwindigkeit sehr langsam. Wer also die erledigte Arbeit in die Firma übertragen möchte, braucht viel Geduld.

Viel skeptischer bin ich betreffend der Nutzung der mobilen Internet-Infrastruktur. Ich behaupte, dass es zeitweise zu einem Zusammenbruch oder zumindest zu Staus auf der mobilen Datenautobahn kommen wird. Denn die zur Verfügung stehende Bandbreite erscheint hoch. Doch es handelt sich um eine geteilte Bandbreite. Mehrere Kunden teilen sich die zur Verfügung stehende Bandbreite. Weil in der Regel nicht sehr Menschen gleichzeitig diese Infrastruktur nutzen, ist die Geschwindigkeit meist völlig in Ordnung. Wenn nun viele Kunden diese Infrastruktur nutzen, wird die Geschwindigkeit für alle Kunden massiv langsamer. Die Folge ist ein Stau, denn die Daten werden nur noch tröpfchenweise übertragen.

Das Schlussfazit von Radio DRS ist übrigens:
Wer seine Arbeit hauptsächlich mit PC und Telefon ausführt, kann also im Pandemiefall von zu Hause aus arbeiten - wohl ohne Däumchen drehen zu müssen, weil das Netz stockt.
Ich bin nicht zu optimistisch und befürchte, dass das Netz stocken wird. Aber im Falle einer ernsthaften Pandemie gibt es wohl auch wesentlich wichtigere Punkte, als die Geschwindigkeit, mit der Daten übertragen werden können.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Sex-Nummern-Sperre und kein Notfall-Dienst

Einige Kunden haben den Zugang zu erhöht kostenpflichtigen Sex-Nummern (die mit 0906 beginnen) und auch anderen erhöht kostenpflichtigen Telefon-Nummern (die mit 0900 beginnen) gesperrt. Mit dieser Sperre ist die Wahrscheinlichkeit einer hohen Telefonrechnung geringer. Es gibt jedoch auch einen Nachteil: Auch Dienstleistungen wie z.B. ein Notfall-Dienst kann nicht mehr erreicht werden. Dies auf jeden Fall, wenn der Notfall-Dienst eine erhöht kostenpflichtige Telefon-Nummer benutzt. Über einen solchen Fall berichtete der Berner Oberländer unter dem Titel "Wie erreicht man den Notfall-Dienst" (Artikel online verfügbar).
«Als meine Nachbarin zusammenbrach, konnte ihr Mann den Notfallarzt nicht alarmieren»
Da der Notfalldienst von vielen Berner und Luzerner Ärzten über eine 0900er-Nummer von Medphone angeboten wird und das Ehepaar die 090x-er-Nummern gesperrt hat, war diese Notfallnummer nicht erreichbar.

Schliesslich kam es doch noch zu einem Happy-End, denn
«Die Nachbarn haben den Notfallarzt schliesslich über die Polizei erreicht. Zum Glück war es kein gravierender Vorfall»
Etwas fragwürdig sind hingegen die Tipps der Swisscom. Denn Swisscom empfiehlt tatsächlich:
Wer keine Kinder habe, die er vor Telefonsexangeboten schützen wolle, und keinen Internetanschluss über Swisscom beziehe, dem sei von einer Sperrung abzuraten [...]. «Wir weisen die Leute darauf hin, dass sie nach der Sperrung unter Umständen den ärztlichen Notfalldienst nicht mehr erreichen können.»
Es ist ein Recht des Kunden, den Zugang zu diesen teuren Telefonnummern sperren zu lassen. Es geht nicht nur darum, dass Jugendliche auf Sexnummern anrufen könnten. Fiese Geschäftemacher zocken immer wieder Nutzer gnadenlos ab. Es kann nicht die Lösung sein, eine Sperre vor überhöhten Kosten nicht zu bestellen, nur damit man den Notfalldienst erreichen kann. Rätselhaft ist mir, weshalb dieser Service überhaupt über eine kostenpflichtige Nummer angeboten wird. Insbesondere da gemäss dem Artikel des Berner Oberländers nur rund 10% der Einnahmen mit der kostenpflichtigen Telefonnummer erwirtschaftet werden.

Sinnvoller der Tipp von Medphone, dem Betreiber des notfallärztlichen Telefondienstes in vielen Regionen der Kantone Bern und Luzer. Bei gesperrten 0900er-Nummern sollen die Kunden die Nummer 144 wählen. Eine weitere Nummer sollte man sich ebenfall merken: Die 112. Mit dieser Nummer kann man praktisch überall auf der Welt die Notfalldienste (Polizei, Feuerwehr, Ambulanz) erreichen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Swisscable wirft Swisscom Missbrauch vor

Bereits in der vorletzten Ausgabe der Sonntags-Zeitung erschien ein Artikel, in dem über die Vorwürfe der Swisscable an Swisscom berichtet worden ist. Swisscable droht Swisscom mit einer Klage vor der Wettbewerbskommission. (Artikel nicht online verfügbar).

Beim schnellen Internet-Zugang können die Telefonanbieter - insbesondere Leitungsmonopolist Swisscom - wesentlich mehr Kunden gewinnen als die Kabelnetz-Anbieter. Der Marktanteil der Kabelnetz-Betreiber nimmt daher ab. Ein wichtiger Grund für die Marktanteils-Verluste dürfte auch der schlechte Kundendienst der grössten Schweizer Kabelnetz-Betreiber Cablecom sein.

Die Branchenorganisation der Kabelnetz-Betreiber - Swisscable - wirft nun Swisscom fragwürdige Methoden vor. Dies berichtet zumindest die Sonntags-Zeitung.

kritisiert [...] die Koppelung von TV-, Fixnet- und Internetdiensten. Wer Bluewin TV abonniert, muss gleichzeitig Internet- und Fixnet-Kunde von Swisscom werden.
Es ist in der Tat leider so, dass der Kunde bestimmte Einschränkungen hat. So kann der Kunde nicht nur Bluewin-TV isoliert beziehen, sondern er erhält Bluewin-TV nur im Paket mit anderen Dienstleistungen. Statt einem Fixnet-Anschluss kann der Kunde wahlweise auch einige, wenige - eher teure - Mobilfunk-Abos nutzen. Und beim Internet-Zugang kann der Kunde auch ein Angebot nutzen, bei dem die Grundgebühr 0 Franken beträgt. Was aber auch nur sinnvoll ist, wenn der Kunde diesen Internet-Anschluss nicht nutzt.

Im Gegensatz dazu ist es bei den Kabelnetzanbietern möglich, den Internet- neben dem TV-Anbieter, frei zu wählen.
Auch die Kabelnetzanbieter kennen ähnliche Regelungen wie bei Swisscom. So kann ich als Kunde nicht nur einen Internet-Anschluss beziehen und auf den TV-Analoganschluss verzichten. Ich muss den TV-Anschluss bezahlen, selbst wenn ich keinen TV besitze. Und von freier Wahl des TV-Anbieters kann keine Rede sein.

In der Sonntags-Zeitung wirft Swisscable der Swisscom einen Missbrauch des Auftrags zur Grundversorgung und prüft Interventionsmöglichkeiten bei der Wettbewerbskommission Weko. Der Vorwurf ist, dass Swisscom ihr Netz in Gegenden aufrüstet, die ohnehin über eine gute (Kabel-)Netz-Infrastruktur verfügen. Dies soll Swisscom unter dem Deckmäntelchen der Grundversorgung verkaufen. Ich kann diese Argumente nicht nachvollziehen. Swisscom muss ein Internet-Zugang von 600 KBit/s - teilweise auch weniger - anbieten. Das Unternehmen darf natürlich auch in Regionen investieren, wenn es ein Potential für einen schnelleren Internet-Zugang sieht. Ich gehe mal davon aus, dass im von Swisscable kritisierten Fall kein Geld von der Gemeinde zu Swisscom geflossen ist (anders als z.B. in Altikon, wo die Gemeinde Swisscom subventionieren musste). [Falls die Gemeinde Swisscom subventioniert hätte, wäre das Verhalten der Gemeinde meiner Meinung nach skandalös gewesen.]

Heftig finde ich allerdings die weiteren Vorwürfe im Artikel:
Mit Formulierungen wie "Vor einigen Monaten hat die Swisscom in unserer Gemeinde mit dem Ausbau des Telefonnetzes begonnen, damit auch wir in den Genuss von schnellerem Internet kommen" suggerierte der Ex-Monopolist, Wahlen verfüge nicht über Breitbar. Dabei bietet der Lokalanbieter EBL Telecom mit der Cablecom bereits Webanschlüsse [...] und [...] Kabel-TV an. An den vermeintlichen Infoabend [...] war die EBL nicht geladen.
Ich bin der Meinung, dass die Gemeinde offen über die Möglichkeiten informieren hätte müssen. Man hätte am Besten sowohl Swisscom wie EBL eingeladen, die sich beide kurz hätten vorstellen können. Doch das war nicht möglich, weil der Deal war "Anschluss an das VDSL-Netz ohne Kostenbeteiligung der Gemeinde" gegen einen gemeinsamen "Info-Abend". Zumindest diesen Eindruck erhalte ich, wenn ich folgenden Abschnitt lese.
Ursprünglich war ein Ausbau [...] nicht vorgesehen. Erst auf Initiative der Gemeinde habe man sich die Sache nochmals überlegt. "WIr einigten uns, alle Kosten zu übernehmen", so [Swisscom-Sprecher] Roetz. Im Gegenzug habe sich Wahlen verpflichtet, einen gemeinsamen Infoabend zu veranstalten, an dem Dienste wie Bluewin TV verkauft werden konnten.
Sollte dies so stimmen, finde ich das Verhalten von der Gemeinde und auch Swisscom alles andere als in Ordnung. Man kann von der Gemeinde erwarten, dass sie auch auf Kabel-TV aufmerksam machen. Allerdings finde ich es eigenartig, dass es der Lokalanbieter EBL nicht geschafft hat, seine Kunden über die Dienstleistungen zu informieren. Und die Klagedrohung der Swisscable finde ich - ehrlich gesagt - einfach nur lächerlich.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Mittwoch, 22. Juli 2009

Einigung zwischen Swisscom und ewz?

Heute erschien in der Handelszeitung ein Artikel unter dem Titel "Glasfaser-Streit: Swisscom setzt sich in Zürich durch" (Artikel auch online verfügbar).

Die Handelzeitung schrieb:
Die Swisscom gibt auch in Sachen Glasfasern den Takt vor. [...] Nach Informationen der «Handelszeitung» lenkt nun das EWZ ein. «Die Parteien sind sich einig, dass mehrere Fasern verlegt werden», sagt ein Gewährsmann. Bei den weiteren Verhandlungen gehe es noch um finanzielle und technische Details. Tatsächlich werden im Pilotprojekt im Stadtzürcher Enge-Quartier vom EWZ bereits mehrere Fasern gebaut. Eine der Fasern ist exklusiv für die Swisscom reserviert.
Diese Meldung erstaunt mich, denn nach meinen Informationen haben sich die Elektriztitäswerke und Swisscom noch alles andere als geeinigt. Man soll sich lediglich darauf geeinigt haben, dass man miteinander spricht und verschiedenen Lösungen ansieht.

Klar ist auch, dass Swisscom versucht, massiv Druck aufzubauen. Doch es fällt auch auf, dass Swisscom im Glasfaser-Bereich nicht wirklich vorwärts kommt. Dies liegt auch im Interesse von Swisscom, die grundsätzlich gar kein Interesse an schnellen Glasfaser-Leitungen hat. Im Gegenteil: Schnelle Glasfaserverbindungen sind eine Gefahr für die lukrativen Gewinne aus dem Geschäft mit vor Jahrzehnten verlegten Kupferleitungen. Dies dürfte auch der einzige Grund sein, weshalb sich Swisscom - zumindest nach aussen - um ein Glasfaser-Netz bemüht, seit die Elektrizitätswerke Glasfaser-Netze bauen.

Ich gehe davon aus, dass noch überhaupt nichts klar ist im Zürcher EWZ-Netz. Alles andere wäre eine grosse Überraschung. Swisscom hat zwar mit der Freiburger Groupe-E (und dem Kanton Freiburg) und der Basler IWB eine Vereinbarung abgeschlossen. Doch die Details zu diesen Vereinbarungen sind noch nicht bekannt und es ist sehr wahrscheinlich, dass die Verhandlungen länger dauern als ursprünglich geplant. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Verhandlungen auch noch scheitern werden, denn über die kommerzielle Konditionen dürfte man sich bisher noch nicht geeinigt haben.

Ich halte eine Open-Access-Lösung für sehr wichtig: Alle Anbieter sollten zu den gleichen Konditionen Zugang zum Glasfaser-Netz erhalten. Und der Besitzer des Glasfaser-Netzes soll die Dienstleistungen nicht auch noch direkt an Endkunden anbieten (wie dies Swisscom macht). Nur so kann echter Wettbewerb entstehen und der Kunde von echt innovativen und kostengünstigen Dienstleistungen profitieren. Wenn ein Unternehmen unbedingt eine exklusive Faser will, dann soll sie diese erhalten können, die Zusatzkosten jedoch auch direkt beim Baubeginn bezahlen. Wichtig ist dann jedoch, dass die Swisscom dann auch die gleichen Gebühren an den Netzbesitzer bezahlt wie auch Alternativ-Anbieter wie Sunrise oder Orange.

Es dürfte in der nächsten Zeit noch spannend werden und es würde mich alles andere als überraschen, wenn Swisscom mit ihrer Strategie in nächster Zeit sogar Schiffbruch erleiden würde.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Montag, 13. Juli 2009

Freche Mail von Swisscom

Ich bezahle gelegentlich mit Click & Buy. Dies allerdings nur, wenn es keine Alternative gibt, da ich den Sinn von Click & Buy überhaupt nicht einsehe. Warum muss ich den Umweg über diesen Service nehmen. Schliesslich belastet Click & Buy den Einkauf dann meiner Kreditkarte. Viel lieber würde ich gleich meine Kreditkarten-Nummer eingeben. Aber einige Anbieter verkaufen nur über Click & Buy!

Bisher war Swisscom der Partner von Click & Buy in der Schweiz. Swisscom bot ihren Festnetz-Kunden an, die Einkäufe direkt der Telefonrechnung zu belasten. Dies ist eigentlich sinnlos. Nun scheint dies auch der Schweizer Telekom-Riese gemerkt zu haben. Auf jeden Fall wurde die Kooperation aufgelöst. Nun noch schnell ein Mail an die Kunden schicken, dachte sich Swisscom und so landete folgendes Mail in meiner Mailbox:
Beyeler

Die Festnetzrechnung der Swisscom (Schweiz) AG steht Ihnen ab dem 31. Juli 2009 nicht mehr als Zahlungsmethode für Ihre ClickandBuy-Einkäufe zur Verfügung. Die Dienstleistung ClickandBuy mit alternativen Zahlungsmethoden wird jedoch durch ClickandBuy International Ltd. weitergeführt.

Was müssen Sie tun, damit Sie ClickandBuy auch weiterhin benutzen können?

* Überprüfen Sie unter «Einstellungen» innerhalb Ihres persönlichen Kontos auf www.clickandbuy.ch/login Ihre bevorzugte Zahlungsmethode. Stellen Sie sicher, dass eine gültige Kreditkarte als bevorzugte Zahlungsmethode hinterlegt ist.

* Bei der weiteren Nutzung von ClickandBuy nach dem 31. Juli 2009 akzeptieren Sie automatisch die allgemeinen Geschäftsbedingungen der ClickandBuy International Ltd., ersichtlich unter www.clickandbuy.com.

Für Ihre Treue und das Vertrauen in unsere Dienstleistungen bedanken wir uns herzlich bei Ihnen.
> Weitere Informationen und häufig gestellte Fragen


Freundliche Grüsse

ClickandBuy
Swisscom
Dieses Mail finde ich sehr fragwürdig und ich dachte zuerst, dass ich eine betrügerische Phising-Mail erhalten habe. Die Nachfrage bei der Swisscom-Pressestelle ergab dann, dasss es sich um kein Phising-Mail handelte, sondern echt um ein von Swisscom versandtes Mail.

Abgesehen davon, das es unüblich ist - und von geringer Wertschätzung gegenüber mir als Kunden zeigt - , ein Mail nur mit dem Nachnamen ohne Anrede zu versenden, bin ich auch irritiert, dass die Zahlungsweise "Festnetz-Anschluss" nicht mehr zur Verfügung steht. Denn ich habe gar keinen Swisscom Festnetz-Anschluss, und erhalte damit logischerweise auch keine Festnetz-Rechnung, über die ich die Dienstleistung überhaupt hätte bezahlen können. Und meine angegebene Kreditkarte ist auch in Zukunft gültig. Doch weshalb muss ich die Kreditkarte-Nummer neu eingeben, wenn diese doch gleich bleibt. Ich finde diese Mail sehr umständlich formuliert. Man hätte meiner Meinung nach eine Mail senden müssen, wo man nur über den Wechsel informiert wird. Dazu die Information, dass sich nichts ändert und der Service weiterhin benutzt werden kann.

Einmal mehr zeigt mir, dass die Swisscom noch meilenweit von ihrem Ziel "Wir sind für Sie da" entfernt sind. Eine tolle - und sinnvolle - Werbeaussage, die Swisscom-Mitarbeiter jedoch zu selten erfüllen. Und dies ist für Swisscom gefährlich, denn die Kunden erwarten auch einen entsprechenden Service und sind dann enttäuscht, wenn der Service so mangelhaft ist.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Donnerstag, 9. Juli 2009

Cablecom ohne Glasfaser

Es gibt Zeitungsartikel, über die ich staune. Ein solcher Artikel mit dem Titel "Glasfaser-Alleingang der Cablecom" ist auch in der aktuellen Ausgabe der Handelszeitung erschienen.

Die Handelszeitung schreibt nämlich:
Der Satz birgt Zündstoff: «Cablecom wird bezüglich des Netzausbaus nicht mit den Elektrizitätswerken zusammenarbeiten.» Gesagt hat ihn Hans-Peter Nehmer, Kommunikationschef von Cablecom. Und er ergänzt selbstbewusst: «Wir verfügen nicht nur heute über das beste Netz, sondern auch im Jahre 2012 und darüber hinaus.»
Nun, es ist nichts neues, dass Cablecom weiterhin auf das veraltete Kabelnetz setzt. Zwar hat man vor kurzem die Netzkapazität an einigen Orten ausgebaut.
Nun muss die Glasfasertechnologie in der Schweiz vorerst auf Cablecom verzichten. Die Kabelnetzbetreiberin baut vielmehr dieses und nächstes Jahr ihr eigenes Netz auf das sogenannte «Docsis 3» aus. Im Spätherbst lanciert sie «Fiber Power»-Dienste wie ultraschnelles Internet, HDTV, Video on demand und Fernsehen auf Abruf. Damit werden Bandbreiten von über 100 Mbit erreicht - was gemäss Cablecom selbst für Spitzennutzer die nächsten vier Jahre ausreichen wird.
Die Frage ist, ob die 100 MBit/s in der Praxis auch wirklich erreicht werden. Ich hatte vor einem Jahr selbst mal auf das aktuell schnellste Produkt mit 25 MBit/s gewechselt und erhielt weniger als ein Drittel der bezahlten Leistung. Zahlreiche weitere Cablecom-Kunden surfen massiv zu langsam. Ich frage mich, wie Cablecom 100 MBit/s erreichen will, wenn Cablecom nicht mal in der Lage ist, 25 MBit/s durch die Leitungen zu bringen. Docsis 3 nutzt das Netz effizienter, demnoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass viele Kunden nicht die volle Geschwindigkeit erhalten werden.
«Unsere Breitbandkapazität bezieht sich dezidiert auf alle Internetdienste, da Fernsehen mit all seinen hochauflösenden Kanälen bei uns separat gesendet wird.» Daher könne man die Geschwindigkeiten, die das Cablecom-Netz erreiche, nicht eins zu eins mit den neuen Glasfasernetzen vergleichen. Dort würden alle Dienste gemeinsam übermittelt.
Der Vergleich hinkt allerding gewaltig: Denn Cablecom muss zwingend alle TV-Programme übertragen, während bei Glasfasernetzen nur die Programme übertragen werden müssen, die der Kunde gerade sieht. Für den Kunden spielt folglich die unterschiedliche Technologie keine Rolle. Übrigens: Für "Catch-Up-TV" - also das zeitversetzte Ansehen von TV-Programmen, das Cablecom bald anbieten will - kommt die gleiche Technologie zum Einsatz wie bei den Glasfaser-Netzen. Die TV-Programme werden sowohl bei Cablecom wie bei Glasfasernetzen unabhängig vom Internet-Zugang übertragen. Denn die benötigte Bandbreite läuft ausserhalb des vom Kunden bezahlten Internet-Zugangs.
Eine Kooperation der Cablecom mit den EW komme auch aus grundsätzlichen Überlegungen nicht in Frage, so Nehmer. [...] Sollten in einigen Jahren dennoch Glasfaserlösungen nötig sein, werde Cablecom diese selbst realisieren.
Ich denke nicht, dass die Cablecom ein Glasfasernetz bis in die Haushalte selbst realisieren wird. Im Artikel hiess es auch, dass der Ausbau des bestehenden Netzes mit rund 245 Franken pro Anschluss nur ein Zehntel eines Glasfaser-Anschlusses kostet. Die Strategie von UPC - der Muttergesellschaft von Cablecom - dürfte es sein, solange wie möglich noch möglichst viel Geld zu verdienen und nichts zu investieren. Denn das Netz von Cablecom ist heute viel zu leistungsschwach verglichen mit den leistungsfähigen Glasfasernetzen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Amtlich: Teure Handy-Tarife

Gestern hat das Bundesamt für Kommunikation BAKOM das traditionelle Hintergrund-Mediengespräch in Biel durchgeführt. Ein Thema war auch ein internationaler Preisvergleich für Telekom-Dienstleistungen. Das Resultat: Mobilfunk ist in der Schweiz massiv teurer als der Durchschnitt der EU-Länder, beim Festnetz ist die Schweiz etwa gleich teuer (Inlandsgespräche) beziehungsweise massiv günstiger (Auslandsgespräche) der EU-Länder.

Ich werde in den nächsten Tagen noch etwas genauer auf den Vergleich eingehen.

Von verschiedenen Medien wurde ich nach den Gründen für die teuren Schweizer Handy-Tarife gefragt. Ein Interview erschien auf Newsnetz/Tages-Anzeiger Online (online abrufbar) und auch dem Radiosender DRS4 News gab ich ein Interview. Meiner Meinung nach sind die Tarife in der Schweiz auch so hoch, weil die Kunden zu wenig den Anbieter wechseln. Die alternativen Anbieter könnten die Preise noch mehr senken, da sie damit jedoch kaum neue Kunden gewinnen würden, würde sich eine Preissenkung jedoch nicht rechnen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 7. Juli 2009

Roaming: Reklamieren, reklamieren, reklamieren

Einen Tag nach dem Artikel mit der Übersicht über die Roaming-Tarifen und meiner Kritik erschien auf Tages-Anzeiger Online ein weiterer Artikel unter dem Titel "Kostenfalle Internet: Reklamieren lohnt sich". (Artikel online verfügbar).

Die Anbieter versuchen, sich er erklären und sagten, dass die Kunden ja reklamieren könnten und ihnen dann ein Teil der Kosten selbstverständlich erlassen werde. Dann allerdings die Einschränkung, dass jeder Einzelfall geprüft würde und es auf die Situation ankomme.

Im Artikel sind einige Beispiel aufgezählt, bei denen die Anbieter nach dem Reklamieren die Rechnung storniert haben bzw. massiv niedrigere Kosten verrechnet haben. Mir sind auch solche Fälle bekannt. Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Anbieter nur Kunden entgegenkommen, die energisch reklamieren und sich zur Wehr setzen.

Ich kann nur raten, unbedingt beim Anbieter zu reklamieren und falls dies nichts nützt, die Ombudsstelle der Schweizerischen Telecom-Branche, die Ombudscom, einzuschalten. Führt auch dies nicht zu einer Lösung, kann man sich z.B. an die für Abonnementen kostenlose Rechtsberatung der Konsumentenzeitschriften Beobachter, Saldo oder K-Tipp wenden oder sich bei einem Juristen informieren.
Eine andere Methode hat Swisscom, wie Olaf Schulze erklärt: «Swisscom-Kunden, die ins Ausland reisen, erhalten automatisch eine SMS, die Preisangaben zum jeweiligen Aufenthaltsland beinhalten und zudem auf Sparmassnahmen hinweisen.» Swisscom werde diese Notifikation für Kunden weiter ausbauen, um die Preisinformation zu vereinfachen und prüfe derzeit auch technische Möglichkeiten, um Kunden vor zu hohen Rechnungen durch Roaming zu schützen.
Dieser SMS-Service der Swisscom bringt so gut wie nichts. Der Kunde bekommt einmalig eine SMS - sofern er in den letzten 60 Tagen nicht bereits einmal in einem ausländischen Netz eingebucht gewesen ist - mit einer Auflistung der Tarifkonditionen. Doch der Kunde erhält zwar eine halbe Preisliste, kann diese Information jedoch nicht einschätzen und damit ist die Information für den Kunden wertlos.

Und auch bei den Hinweisen auf die Sparoption muss der Kunde selbst rechnen. Gemäss einer Analyse von comparis.ch ist z.B. die neue Roaming-Option "World Option Flex" von Swisscom für sehr viele Kunden nicht attraktiv. Was nützt mir eine Information, wenn ich zuerst drei Stunden brauche, um auszurechnen, wie ich in den Ferien nun am günstigsten telefonieren kann. Richtig, gar nichts!

Warum sendet Swisscom z.B. nicht nach jedem im Ausland geführten Anruf ein SMS, wo Swisscom über die entstandenen Kosten informiert sowie über die Kosten, die durch die Auslandsnutzung in den vergangenen 30 Tagen angefallen sind. Mit dieser Information könnten die Kunden wenigstens etwas anfangen.
Auf das Prinzip Selbstverantwortung setzt Orange. «Wir weisen die Kunden in unserer Kommunikation darauf hin, was im Hinblick aufs internationale Roaming getan werden muss, um allenfalls erhöhte Kosten zu vermeiden», sagt Marie-Claude Debons.
Ich halte zwar viel von Selbstverantwortung, doch die Strategie von Orange ist betreffend Roaming die grösste anzunehmende Zumutung und zeigt die geringe Wertschätzung gegenüber den Kunden (wobei die Kunden, die mit Orange Maxima - dem Abo mit der zweithöchsten Grundgebühr - telefonieren, automatisch die günstigeren Tarife verrechnet werden. Bei diesen "guten Kunden" ist die Wertschätzung also vorhanden). Man macht extra einen speziell günstigen Tarif, weil man weiss, dass nur die wenigsten diesen auch nutzen werden. Das Beste wäre, der speziell günstige Tarif gilt automatisch. Doch dann könnte Orange die Kunden nicht mehr so einfach abzocken und mit diesen hohen Tarifen viel Geld verdienen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Vodafone: Spannendes Interview

In der deutschen Tageszeitung "Die Welt" ist vor kurzem ein Interview mit Fritz Joussen - Chef der deutschen Niederlassung des Mobilfunk-Riesen Vodafone - erschienen. (und dank Google News, nimmt man das Interview zur Kenntnis). (Interview ist online verfügbar).

Ich finde es interessant, auch mal über den Tellerrand zu blicken und zu verfolgen, was in anderen Ländern in Sachen Mobilfunk so alles passiert.

Von diesen Aussagen könnten die Schweizer Anbieter auch noch etwas lernen.

Dafür brauchen die Mitarbeiter Verantwortung und Entscheidungsspielraum. Deshalb haben wir alle Genehmigungsrichtlinien aufgehoben, damit der Mitarbeiter entscheiden kann: Er wägt ab, er ist Vodafone. Der Kunde findet das cool, wenn er im Callcenter nicht in eine Warteschleife abgeschoben, zum nächsten Supervisor verbunden oder vertröstet wird. Der Mitarbeiter findet das auch klasse, weil er Verantwortung übernimmt. Und wir sparen bei allem noch Kosten. Das ist win, win, win, für den Kunden, den Mitarbeiter, das Unternehmen.
Ich kann die Situation bei Vodafone Deutschland nicht beurteilen, finde den Ansatz jedoch gut. Ob das Ganze auch in der Praxis funktioniert und der Kunde von einem besseren Kundendienst profitieren kann, ist jedoch keineswegs sicher.

Herr Joussen schwärmt in seinem Interview richtiggehend von den Möglichkeiten, die die Mobilfunk-Technologie noch alles bieten wird. Nur ein kleiner Ausschnitt:
Das Mobiltelefon wird die Welt noch mehr verändern als das feste Internet. Internet macht Globalisierung erst möglich. Kommunikation und Freiheit gehören eng zusammen - schauen Sie in den Iran. [...] Fünf Jahre weiter in die Zukunft geschaut wird auch klar sein, dass das Mobiltelefon weit mehr als ein Kommunikationsmittel sein wird, es ist Schlüssel, Kreditkarte, Telefon, Pass. Das Mobiltelefon wird auch eine infrastrukturelle Aufgabe haben: In Kenia etwa ersetzen wir bereits heute ein fehlendes Bankensystem. Auch beim Thema Identität hat der Chip im Handy größte Vorteile. [...]
Schliesslich blickt Herr Joussen noch einen Blick in das Jahr 2050:
Wir haben neulich einmal intern "Europa 2050" durchgespielt. Es gibt die Multiapplikation-Sim-Karte, die neben der Telefonfunktion viele andere Funktionen aufnehmen kann. Da können Sie kleine Felder vermieten und haben Platz für Personalausweis, Flugticket oder sogar Geld. Noch sind allerdings die Banken eher zurückhaltend, es ist ja ihre Domäne. Vielleicht brauchen wir aber irgendwann kein Bargeld mehr. Ich glaube, dass die persönliche Chipkarte bisher extrem unterschätzt ist. Es gibt keine Innovation der Welt, die so stark Adaption gefunden hat wie das Mobiltelefon. In Deutschland kam man von null Penetration 1990 zur heutigen Vollpenetration. Das hat weder das Auto noch der PC geschafft. Das Mobiltelefon hat die Kraft, auch andere Industrien nachhaltig zu verändern.
Ich glaube auch daran, dass sich die mobile Kommunikation noch viele Vorteile bringen wird und die Welt verändern wird. Allerdings heisst dies auch, dass die Anbieter noch kundenfreundlicher werden müssen. Denn vieles beim Handy ist heute auch mühsam und muss einfacher und intuitiver werden.

Liebe Grüsse


Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch