Sonntag, 24. Mai 2009

Cablecom stoppt Netzausbau


Eine neue Hiobsbotschaft aus dem Hause Cablecom. Gemäss einem Artikel der Sonntags-Zeitung von letzter Woche setzt der Kabelnetz-Gigant Cablecom die Investition in den Netzausbau aus. Die Zeitung beruft sich auf Angaben von Unternehmen, die im Auftrag der Cablecom eigentlich das Netz ausbauen sollen. Gegenüber der Sonntags-Zeitung erklärt die Cablecom, dass Cablecom weiterhin in den Netzausbau investiere. Es sei jedoch möglich, dass es aufgrund der Priorisierung der auszubauenden Gebiete zu Verschiebungen kommen könnte. Dies würde jedoch nicht dazu führen, dass die beauftragten Unternehmen aufgrund des stornierten Cablecom-Auftrages Kurzarbeit oder sogar Entlassungen aussprechen müssen. Denn wenn dies wirklich so wäre, dass in einem anderen Ort gebaut wird, könnten die Mitarbeiter am anderen Ort eingesetzt werden.

Meine Einschätzung: Die Cablecom sagt ständig, dass die Kunden in Zukunft mit 100 MBit/s im Internet surfen können. Doch das Netz der Cablecom ist alles andere als leistungsfähig und bereits heute surfen die meisten Kunden nicht mit der Geschwindigkeit durchs Internet, die sie eigentlich an Cablecom bezahlen. Es ist eine Illussion zu glauben, dass dies bei 100 MBit/s anders sein wird. Der Ausbau des Cablecom ist eigentlich dringend notwendig. Den Ausbau auf die Geschwindigkeit von 862 MHz haben andere Kabelnetz-Betreiber bereits vor 10 bis 15 Jahren vorgenommen.

Das Ganze passt zur Cablecom-Strategie der Muttergesellschaft Liberty Global / UPC: Den Kunden viel Geld aus den Taschen zu ziehen und die hohen Gewinne zur Muttergesellschaft verschieben. In den Ausbau der Infrastruktur wird wie auch in den Kundendienst nichts investiert.

Cablecom verliert derzeit sogar Kunden, erhöht ihre Festnetz-Preise, hat bekanntlich einen neuen CEO und der Kundendienst ist sehr schlecht (gemäss Tagi ist dies sogar Absicht). Und nun wird auch noch der Ausbau des Netzes gestoppt. Bei jedem anderen Unternehmen müsste man sagen, dass es nicht mehr schlimmen kommen könnte. Doch bei Cablecom kann man gerade erwarten, dass es noch schlimmen kommen könnte. Doch dies dürfte der Muttergesellschaft Liberty Global egal sein, solange die Millionen aus Zürich rechtzeitig eintreffen. Und notfalls kann man ja auch die Preise einmal mehr wieder erhöhen....

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 18. Mai 2009

Professor Silvio Borner gegen Mehrfaser-Glasfaser-Modell

Gemäss der Basler Zeitung BaZ vom letzten Freitag lehnt der Basler Wirtschaftsprofessor Silvio Borner die Zusammenarbeit zwischen den Industriellen Werke Basel (IWB) und dem Telekom-Giganten Swisscom beim Glasfaser-Ausbau ab, weil diese Kooperation zu neuen Wettbewerbsverzerrungen führe (Artikel auch online abrufbar).

Gegenüber der Basler Zeitung BaZ erklärte Professor Silvio Borner:
«Besser ist es, die IWB baut das Netz alleine und bietet es nachher allen Anbietern an. So bleiben die Kosten in den städtischen Agglomerationen tiefer.»
Ich bin gleicher Meinung wie Professor Silvio Borner. In der Konsequenz hiesse dies, dass Swisscom auf das umstrittene - und meiner Meinung nach komplett überflüssige - Mehrfaser-Modell verzichten muss. Eine Faser in alle Haushalte statt vier Fasern in alle Haushalte muss genügen. Die Swisscom kann dann wie auch alle anderen Anbieter bei der IWB zu diskriminierungsfreien und fairen Bedingungen einkaufen und es würde endlich mal ein fairer Wettbewerb herrschen, wenn wohl vorerst nur in Basel.
«Für das Emmental reichen die bestehenden Kupferkabel noch lange.»
Mit dieser Aussage habe ich jedoch Mühe. Denn in den Randregionen erhalten viele Kunden immer noch Internet-Zugänge mit einer Geschwindigkeit von nur 600 KBit/s und auch die Mobilfunk-Netze sind meistens nur lausig ausgebaut und zu wenig leistungsfähig für schnelles Internet. Hier macht eine Glasfaser Sinn. Allerdings spricht meines Erachtens nichts dagegen, wenn der Internet-Zugang im Emmental etwas teurer ist. Schliesslich sind die Wohnungsmieten in der Regel auch tiefer. Und auch weitere Kosten unterscheiden sich je nach Wohnort.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Brauche ich Glasfaser?

Hier eine weitere Frage für meine regelmässige Rubrik "Antworten auf Fragen".
Wie viel schneller ist Internet über Glasfaser? Brauche ich das überhaupt?
Die Antwort auf die zweite Frage ist eigentlich: Nein. Die Geschwindigkeit eines normalen Internet-Zugangs (rund 5'000 KBit/s, oftmals auch langsamer) reicht völlig aus. Es kann trotzdem sinnvoll, einen Glasfaser-Anschluss zu nutzen, dazu später mehr.

Die Geschwindigkeit der heutigen Angebote von Swisscom, Orange und Sunrise in der Stadt Zürich beträgt in der Regel etwa 30'000 KBit/s (Es gibt auch noch schnellere Angebote). Das ist rund 6mal mehr als mit einem üblichen ADSL-Zugang. Da aber oftmals bei einem ADSL-Geschwindigkeit nur eine reduzierte Geschwindigkeit aufgeschaltet ist, kann Glasfaser allerdings auch 10mal oder 20mal schneller sein. Die Kapazität der Glasfaser selbst ist praktisch unbeschränkt, zu Beginn wird für die Anschlüsse in die Wohnungen eine Technologie eingesetzt werden, die Geschwindigkeiten von bis zu 100'000 KBit/s (oder 100 MBit/s) ermöglichen werden.

Eher langsam ist wie bisher die Geschwindigkeit für das Übertragen von Daten ins Internet. Wer also häufig Fotos, Videos oder Mails mit Präsentationen verschickt, wartet weiterhin und profitiert nicht gross von einer schnelleren Geschwindigkeit.

Ein schneller Glasfaser-Anschluss ist vor allem dann sinnvoll, wenn man bisher nur mit beschränkter Geschwindigkeit im Internet surfen konnte. Die Gebühren für einen Glasfaser-Anschluss sind etwa gleich hoch wie für einen normalen Anschluss. Doch in der Regel muss man alle Dienste beim gleichen Anbieter beziehen und daher erscheinen die Gebühren höher. Insbesondere wer Digital-TV mit HD-TV beziehen möchte, dürfte mit einem Glasfaser-Anschluss besser und günstiger fahren als mit den heutigen Lösungen. Dazu kommt, dass man von einer höheren Geschwindigkeit profitieren kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 17. Mai 2009

Tagi: Schlechter Cablecom-Kundendienst ist Absicht

Der Tages-Anzeiger hat am 14. Mai 2009 einen Artikel unter dem Titel "Cablecom: Keine Besserung in Sicht" veröffentlicht. Der gleiche Artikel ist unter dem Titel "Warum der Cablecom-Service nicht besser wird" auch online verfügbar.

Der Tagi glaubt, dass Cablecom ein grosses Potential gehabt hätte, eine zweite Swisscom zu werden. Die Cablecom hat ein eigenes Netz, arbeitet sehr profitabel und wurde bisher nicht stattlich reguliert. Doch stattdessen - so moniert der Tages-Anzeiger - sei die Cablecom heute das wohl unbeliebteste Unternehmen der Schweiz und spiele nur noch eine Nebenrolle auf den Schweizer Telecom-Markt. Das Unternehmen verspielte fahrlässig jegliche Sympathien und nicht mal als Arbeitgeber sei sie noch attraktiv, weil niemand an jeder Party neue Klagen seiner Mitmenschen anhören möchte.

Dann allerdings der Hammer, der Tagi schreibt wörtlich:
Hinter dem miserablen Kundendienst steckt allerdings nicht etwa Unvermögen oder Pech, sondern Absicht.
Keiner der zahlreichen Cablecom-Besitzer in den letzten zehn Jahre soll eine Vision für die Cablecom gehabt haben. Es soll niemand bereit gewesen sein, auch nur einen einzigen Franken in den Kundendienst zu investieren. Im Bereich Fernsehen hatte Cablecom ein Monopol. Die Cablecom war eine Milchkuh, die die Besitzer melken konnte. Damit die Cablecom weiterhin viel Geld an den Mutterkonzern Liberty Global abliefern kann, werden Mitarbeiter abgebaut und die Preise erhöht. Inzwischen soll auch Cablecom-intern ein Strategie-Wechsel gefordert werden: Weg vom kurzfristigen Melken zu einer langfristigen Strategie.

Hier noch das Schlussfazit im Tages-Anzeiger-Artikel:
Für die Schweizer Kunden bedeutet das, dass sich der Kundendienst auf absehbare Zeit nicht verbessert. Und für die Cablecom bedeutet das, dass sie weiterhin an Bedeutung verliert.
Ich persönlich kann dieser Analyse ohne Einschränkungen voll zustimmen. Der Cablecom ist der Kunde völlig egal. Nach der neuesten Preiserhöhung der Cablecom ist ein Wechsel zu Swisscom durchaus - auch kostenmässig - sinnvoll: Swisscom und Cablecom sind für das Telefonieren und für Internet gleich teuer, für das TV-Angebot ist die Swisscom sogar günstiger als die Cablecom und bietet erst noch ein grösseres Angebot an.

Es ist an den Kunden, der Cablecom und ihrer Muttergesellschaft Liberty Global die rote Karte zu zeigen und den Anschluss zu kündigen und plompieren zu lassen. Wer unzufrieden ist mit dem Kundendienst und den Dienstleistungen und reagiert, bezahlt keine Gebühren mehr an die Cablecom. Dies ist wohl die einzige Sprache, die die Cablecom versteht. Wenn die Kunden in Scharen die Cablecom verlassen sollten und dies zu gewaltigen Reduktionen des Umsatzes führen wird, wird dies - früher oder später - auch im europäischen Hauptsitz in Amsterdam zur Kenntnis genommen werden müssen.

Konkurrent Sunrise ist zwar günstiger als Cablecom und Swisscom, kann aber kein TV-Angebot anbieten. Am günstigsten ist, für Internet und Telefonie zu Sunrise zu wechseln und eine Satellitenschüssel für den TV-Empfang zu installieren.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Endlich: Mit Prepaid-Handy guenstig surfen

Bisher konnten Kunden mit einem Prepaid-Handy konkurrenzlos günstig telefonieren. Billige Prepaid-Angebote z.B. von Aldi, Migros oder Coop sind für die meisten Kunden massiv kostengünstiger als Abos. Nur wer sehr viel telefoniert, fährt mit günstigen Abos günstiger. Und auch für das Surfen im Internet waren Prepaid-Handys massiv zu teuer. Wer mit seinem Handy in der Schweiz z.B. 100 MB übertragen hat, bezahlt mit einem Abo rund 10 Franken pro Monat dafür. Mit einem Prepaid-Angebot konnte die genau gleiche Dienstleistung auch 1000 Franken im Monat kosten.

Als erster Anbieter bringt nun Coop ein wirklich günstiges Internet-Angebot für sein Prepaid-Handy auf den Markt. Für 9.90 Franken pro Monat sind 100 MB Datenvolumen inklusive. Zum Vergleich: Mit einem Swisscom-Abo kostet das selbe Datenvolumen 13 oder 18 Franken, zu Orange-Abos gibt es 75 MB für 10 Franken und zu Sunrise-Abos gibt es 250 MB für 7.50 Franken. Ein Preisvergleich mit anderen Prepaid-Angeboten ist eigentlich überflüssig: Die 100 MB kosten mit dem günstigsten Prepaid-Angebot, dem Natel easy Liberty Uno der Swisscom, 100 Franken (eventuell auch etwas weniger, wenn nur an wenigen Tagen im Monat gesurft worden ist).

Einen grossen Hacken hat das attraktive Angebot: Das Angebot gilt nur für Kunden, die ein Samsung U700-Handy für 199 Franken surfen und mit diesem Handy surfen. Für alle anderen Handy gilt der attraktive Tarif hingegen nicht. Immerhin: Coop kann sich vorstellen, das Angebot zu einem späteren Zeitpunkt auch Kunden anzubieten, die mit einem anderen Handy surfen.

Im Ausland ist es bereits seit einiger Zeit üblich, dass auch Prepaid-Kunden von günstigen Datentarifen profitieren können. Nun gibt es auch in der Schweiz zum ersten Mal ein attraktives Angebot, wenn auch nur mit einem einzigen Handy-Modell. Wer ein beliebtes Surf-Handy wie das iPhone, das HTC Touch und das neue HTC Magic besitzt, kann jedoch nicht vom günstigen Coop-Tarif profitieren.

Beim wichtigsten Konkurrenten, der Migros, die mit M-Budget Mobile ebenfalls ein günstiges Prepaid-Handy-Angebot verkaufen, sieht man keine Notwendigkeit, die Preise anzupassen. Die Stärke von M-Budget Mobile ist ein einfaches Produkt mit dem man telefonieren und SMS übertragen kann. Dass die Welt sich bewegt und auch die mobile Datenübertragung ein immer wichtigeres Thema wird, scheint noch nicht bis ins Migros-Hochhaus am Limmatplatz vorgedrungen zu sein. Oder Netzpartner Swisscom will noch kein Datenangebot anbieten und Migros konnte sich noch nicht durchsetzen.

Auch Swisscom sieht keine Notwendigkeit, zu reagieren. Mit dem Natel Easy Liberty Uno habe Swisscom ein attraktives Angebot, heisst es. Wer 100 MB an 10 Tagen überträgt, bezahlt dafür 50 Franken. Wer die 100 MB sogar an 30 Tagen überträgt, bezahlt dafür sogar 100 Franken. Dies ist alles andere als attraktiv, verglichen mit dem neuen Coop-Tarif.

Auch Orange und Sunrise sehen keine Notwendigkeit und verrechnen lieber die massiv überteuerten Tarife. Schade.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Das Märchen von billigeren Telefongesprächen


In der "NZZ am Sonntag" von lezter Woche erschien ein Interview mit dem Swisscom-Chef Carsten Schloter (Interview ist online abrufbar).

Hier einige Antworten und meine Bemerkungen zur Antwort von Carsten Schloter:
NZZ am Sonntag: Wie stark sinken die Preise 2009?
Carsten Schloter: 4 bis 5% für unser Schweizer Geschäft, das sind insgesamt 400 bis 500 Mio. Fr. Wenn wir am Ende dieses Jahres schauen, dann wird die Mobilfunk-Minute wieder am stärksten gesunken sein. 2008 ist der Preis pro Mobilfunk-Minute mit 8% am stärksten gesunken, der Preis für eine Festnetz-Minute um 3%.
Diese Aussage muss man relativieren: Für die allermeisten Kunden hat sich im letzten Jahr überhaupt nichts geändert und wird sich wahrscheinlich auch 2009 nichts ändern. Die durchschnittliche Telefonminute hat etwas weniger gekostet, weil einige wenige Kunden auf für ihr Nutzungsverhalten günstigere Tarife umgestiegen sind. Der Umsatz der Swisscom nimmt dadurch zwar ab, aber die Kunden telefonieren damit nicht einfach 8 oder 3% günstiger. Nur wer früher auf einem teureren Produkt telefoniert hat und jetzt auf ein etwas günstigere Produkt gewechselt hat, profitiert von einer Preissenkung. Erhebungen, die comparis.ch regelmässig durchführt, zeigt, dass trotz dem Wechsel auf günstigere Produkte praktisch niemand mit dem günstigsten Angebot telefoniert. Der Aussagee, dass die Preise nun um 5% senken, ist falsch. Die meisten Kunden bezahlen auch 2009 genau gleichviel wie im Jahr 2008 oder im Jahr 2007. Nur wer sein Abo optimiert, bezahlt weniger. Dann aber in der Regel nicht 5%, sondern gleich 30% oder sogar 50% weniger.
NZZ am Sonntag: Laut dem Vergleichsdienstleister Comparis zahlen wir in der Schweiz 700% höhere Mobilfunkpreise als in Österreich.
Carsten Schloter: Der Vergleich hinkt. Theoretisch haben Sie überall Luft, wo Gewinne erwirtschaftet werden. Es ist nicht Zweck der Wirtschaft, alle Gewinne zu annullieren. Jeder von uns bezieht sein Gehalt deswegen, weil sein Unternehmen rentabel wirtschaftet.
Ich weiss nicht, was an dem angesprochenen Vergleich hinken soll. Vielleicht kann Herr Schloter ja etwas genauer mitteilen, was an unserem Vergleich hinken soll. Wir haben anhand eines Beispiels berechnet, was ein Kunde für eine Dienstleistung in der Schweiz und was der Kunde für die identische Dienstleistung in Österreich bezahlt. Auch Orange Österreich muss (und soll) Gewinne erwirtschaften. Deshalb kann ich die Argumentation, dass der Vergleich hinkt, weil Swisscom Gewinne erwirtschaften muss, nicht verstehen.

Ich bin der Meinung von Carsten Schloter, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften müssen und ich habe habe mich noch nie dagegen ausgesprochen. Die Firmen erwirtschaften unterschiedliche Gewinne und Orange Österreich muss sich wohl mit wesentlich weniger Gewinn zufriedengeben als Swisscom. Der Gewinn von Swisscom ist sowohl im Branchendurchschnitt wie auch im Vergleich mit Unternehmen aus anderen Branchen erstaunlich hoch. Es hat also bei Swisscom mehr Luft drin als bei anderen Unternehmen. Der hohe Gewinn bezogen auf den erzielten Umsatz ist auch ein weiteres Anzeichen, dass der Wettbewerb im Schweizer Telekommarkt gar nicht spielt und Swisscom damit einen zu hohen Gewinn erwirtschaften kann.
NZZ am Sonntag: Mit einer Kapitalrendite im Mobilfunkgeschäft von über 20% können Sie nicht klagen.
Carsten Schloter: Das ist eine gute Rendite. Sie kommt aber deutlich runter, wegen der Preiserosion.
Daran glaube ich nicht. Swisscom wird die Preise auf diesen hohen Niveau halten und wird weiterhin genügend Kunden haben, die für die Dienstleistungen wie bisher viel zu viel bezahlen. Ausserdem dürften Dienstleistungen wie mobiles Internet weiterhin zunehmen, die Preissenkungen bei Telefongesprächen etwas ausgleichen können. Die Preise für SMS änderten sich zudem seit dem Jahr 2000 bei Swisscom überhaupt nicht.
NZZ am Sonntag: Ihr früherer Mitarbeiter und der heutige Sunrise-Chef Christoph Brand wehrt sich vehement gegen die Swisscom-Dominanz. Was halten Sie von ihm?
Carsten Schloter: Es gehört zum Spiel, dass ein alternativer Anbieter, dessen Mutterhaus hoch verschuldet ist, alle Hebel in Bewegung setzen muss, um die Profitabilität zu verbessern. TDC muss 45% des verdienten Geldes für Zinszahlungen aufwenden, der vergleichbare Wert bei Swisscom liegt bei 11%. In einem Umfeld, wo mittelfristig die Zinsen steigen können, ist das für unseren Mitbewerber nicht komfortabel.
Es gehört sicherlich zum Spiel, dass mit der speziellen Situation im Telekom-Markt zwangsläufig gespielt werden muss. Dies ist weltweit üblich. Bis vor 11 Jahren gab es in der Schweiz und fast allen europäischen Ländern nur ein staatlicher Monopol-Anbieter und dieser Monopol-Anbieter ist weiterhin auf den Markt und daneben die Herausforderer, die dem Ex-Monopolisten Marktanteile abnehmen müssen. Dazu kommt, dass der Ex-Monopolist sowohl Endkunden direkt bedient wie auch seine Leistungen an Konkurrenten vermieten muss. Dass der Ex-Monopolist möglichst viel Geld verlangen will und der Herausforderer möglichst wenig bezahlen will ist ebenso klar. Wichtig ist meiner Meinung nach aber, dass die Voraussetzungen so sind, dass keine der beiden Seiten benachteiligt sind. Dies ist ein schwieriges Unterfangen.
NZZ am Sonntag: Um Haushalte an die schnelle Glasfaser anzuschliessen, sucht Swisscom nach Kooperationen mit städtischen Elektrizitätswerken. Mit wem schliessen Sie als Nächstes eine Vereinbarung ab?
Carsten Schloter: Ich gehe davon aus, dass es uns nach Freiburg, Bern und Basel auch in Zürich und St. Gallen bald gelingen wird, Vereinbarungen zu treffen. Davon profitieren auch Dienstanbieter wie Sunrise oder Orange, dank dem Wettbewerb beim Wiederverkauf.
Es ist sicherlich gut, wenn es da zu Vereinbarungen kommen wird. Doch ich denke nicht, dass das Vier-Faser-Modell der Swisscom zu diesem Wettbewerb führen wird. Es wird eine grosse Herausforderung sein, die Konditionen so zu gestalten, dass nicht Swisscom bevorzugt wird. Ich persönlich glaube nicht daran, dass die gelingen wird. Die Folge wäre, dass wir in der Schweiz weiterhin relativ schlechte Internet-Zugänge zu überhöhten Monopolpreise hätten. Dass dieses Modell nicht funktioniert, zeigen die letzten paar Jahr deutlich. Weder Sunrise noch Orange noch ein anderer Dienstanbieter hat vom Swisscom-Wiederverkaufs-Angebot profitiert. Weshalb es diesmal anders sein soll, ist mir ein Rätsel.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Dienstag, 12. Mai 2009

Cablecom mit neuem Chef

Wie die Cablecom heute Abend mitgeteilt hat, heisst der neue Cablecom-Chef Eric Tveter. Letzten Dezember ist der Vorgänger Ruedi Fischer zurückgetreten, nach fast einem halben Jahr Suche hat man nun den Nachfolger gefunden.

Es ist ein Amerikaner ohne Ahnung vom Schweizer Markt. Er hat zwar bereits bei einigen Kabelnetz-Unternehmen - auch in Europa - gearbeitet. Ob dies reicht, um die Probleme auf den Schweizer Markt zu lösen, darf bezweifelt werden. Ob dies im Interesse des Mutterhauses der Cablecom, der Liberty Global-Gruppe liegt, darf ebenso bezweifelt wird. Das Mutterhaus dürfte versuchen, die Einnahmen zu erhöhen und die Kosten zu senken. Der Kundendienst - der bereits heute miserabel ist - dürfte damit noch schlechter werden und zumindest kurzfristig kann man die Cablecom auspreschen wie eine Zitrone.

Zur Wiederholung noch meine Tipps an Eric Tveter - eine Wiederholung meiner Tipps vom 14. November 2008:
  • Denken Sie mehr an Ihre Kunden. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass die Interessen der Kunden - die immerhin eine Menge Geld jeden Monat an die Cablecom überweisen - in den Mittelpunkt gestellt werden.
  • Verbessern Sie den Kundendienst, damit Sie die Kunden zufrieden stellen können.
  • Verbessern Sie die Produkte: Beim Digital-TV z.B. die Daten des elektronischen Programmführers, die Serienaufnahme-Funktion oder den Stromverbrauch. Ausserdem verzichten Sie auf die Verschlüsselung der Basisprogramme und ermöglichen den Kunden so die kundenfreundliche Auswahl des Endgerätes.
  • Halten Sie die Versprechungen gegenüber den Kunden: Wenn Sie z.B. ein 25 MBit/s-Anschluss verkaufen, aber nur knapp 10 MBit/s bieten, ist dies eine Frechheit. Der Kunde ist dann zu Recht sauer. Statt sicherzustellen, dass der Kunde auch wirklich die bezahlte Geschwindigkeit erhält, fantasiert man mit einem 100 MBit/s-Internet-Zugang. Was bringt mir ein 100 MBit/s-Internet-Zugang, wenn ich dann effektiv nur 10 MBit/s erhalte?
Ich bezweifle aber, dass Eric Tveter überhaupt die Möglichkeit hat, die Cablecom neu kundenorientiert ausrichten zu können. Viel eher dürfte Eric Tveter Befehle aus dem Mutterhaus in Amsterdam empfangen und dafür sorgen, dass diese Befehle auch ausgeführt werden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

(K) eine Einigung bei Glasfasern

Bekanntlich möchte Swisscom, dass jeder Netzbetreiber nicht nur eine Glasfaser sondern gleich vier Glasfasern in jede Wohnung gezogen werden. Andere Anbieter wie z.B. Elektrizitätswerke, die ebenfalls Glasfasern verlegen oder in Kürze verlegen wollen, setzen nur auf eine Glasfaser.

Ich sehe auch nicht ein, weshalb man vier Glasfasern in eine Wohnung legen soll. Eine einzige Glasfaser reicht völlig aus, insbesondere da die Kapazität einer Glasfaser nahezu unendlich ist. Eine zusätzliche Glasfaser dürfte meines Erachtens nur dazu führen, dass Swisscom ihr Monopol weiter ausbauen kann. Denn die drei zusätzlichen Glasfasern dürften Mehrkosten von 30 oder gar 50 oder noch mehr Prozent verursachen, die am Schluss der Kunde bezahlen muss. Beste Voraussetzungen, damit Swisscom weiterhin massiv zu hohe Preise von den Kunden verlangen kann.

Am 03. Mai 2009 sagte der Chef der Eidgenössischen Kommunikationskommission ComCom in einem Interview der Sonntags-Zeitung:
Das Wichtigste ist: Das Mehrfasermodell wurde akzeptiert. Es wird also schweizweit mindestens zwei Fasern geben, und zwar auf der ganzen Strecke zwischen Steckdose und Ortszentrale.
Diese Aussagen haben in der Branche grosses Erstaunen ausgelöst. Gemäss Personen, die an dem erwähnten Glasfaser-Gipfeltreffen der Telekom-CEOs dabei gewesen sind, sagen allerdings, dass es keine Einigung gegeben hat und sie von der Aussage von Marc Furrer überrascht gewesen sind. Swisscom hingegen spricht von einer Einigung.

Es wird allerdings auch klar, dass die Elektrizitätswerke zu einem Kompromiss bereit sind. Doch bei einem Kompromiss müssen sich mehrere Parteien einigen. Von einer Einigung könne jedoch noch lange keine Rede sein. Ich denke, dass alle Beteiligten - die Swisscom, die betroffenen Elektrizitätswerke und auch die Service-Provider wie Sunrise oder Orange - derzeit um eine für sie optimale Lösung werben und bisher noch gar nichts entschieden ist. Dafür spricht, dass zwar Swisscom sowohl mit der Freiburger wie auch mit den Basler Elektrizitätswerken eine Zusammenarbeit vereinbart hat. Die genauen Konditionen sind jedoch noch alles andere als klar. Es stellt sich die Frage, ob sich die Elektrizitätswerke und die Swisscom überhaupt einigen werden. Es würde auf jeden Fall nicht erstaunen, wenn die Partner wieder auseinander gehen und jeder für sich selbst bauen wird.

Ich bin davon überzeugt, dass der Internet-Zugang über Glasfaserleitungen schon bald weitverbreitet ist. Deshalb ist es wichtig, dass ein - und nicht vier - attraktives Glasfaser-Netz gebaut wird, dass von allen Anbietern wirklich diskriminierungfrei benutzt werden kann. Damit dies der Fall ist, darf der Netzbesitzer nicht auch gleichzeitig Angebote an Endkunden anbieten. Ansonsten haben wir die gleichen Probleme wie wir sie mit dem Telefonanschluss seit über 10 Jahren haben.

Es bleibt auf jeden Fall spannend und ich persönlich hoffe, dass das dubiose, unnötige und vor allem teure Vier-Faser-Modell bereits in Kürze Geschichte sein wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Swisscom mit neuer Roaming-Option

Der Mobilfunk-Anbieter Swisscom hat eine neue Roaming-Option "World Option Flex" vorgestellt.

Der reisserische Titel der Medienmitteilung "Swisscom senkt die Roamingtarife massiv" ist massiv übertrieben. Für die allermeisten Kunden - die mit dem Standardtarif telefonieren - ändert sich meistens gar nichts. Es gibt eine neue Option mit dem Titel "World Option Flex", die sich allerdings für die meisten Kunden nicht rechnet. Lediglich, wer mit seinem Handy im Ausland surft oder intensiv kommuniziert, fährt mit der "World Option Flex" besser.

Comparis hat übrigens eine Medienmitteilung mit einer Analyse des neuen Swisscom-Angebots veröffentlicht. Das neue Swisscom-Angebot ist für die meisten Kunden teurer als der Standardtarif und es wird wieder mal komplizierter und nicht etwa einfacher.

Das Telefonieren und surfen im Ausland ist weiterhin sehr teuer. Hier sollten sich die Anbieter mal zusammenreissen und die Preise endlich auf ein vernünftiges Niveau senken. Aber dies dürfte wohl ein Traum bleiben. Übrigens ist Swisscom im Standard-Tarif weiterhin am günstigsten, bei den Optionen ist je nach Nutzungsverhalten Swisscom oder Orange günstiger.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von www.comparis.ch

Montag, 11. Mai 2009

Unterschied zwischen Grande und Mezzo?

Hier eine weitere Frage für meine regelmässige Rubrik "Antworten auf Fragen".
Was ist der Unterschied zwischen "Natel Liberty Mezzo" und "Natel Liberty Grande"?
Die Anbieter sind kreativ und deshalb ist es für den Kunden nicht einfach oder praktisch unmöglich, sich im Dschungel der Tarife zurecht zu finden.

Zurück zur Frage: Die Swisscom-Angebote "Natel Liberty Mezzo" und "Natel Liberty Grande" haben mit einer einzigen Ausnahme die genau gleichen Tarife. Beim "Natel Liberty Mezzo"gibt es 250 Megabyte MB Datenvolumen (für die Datenübertragung innerhalb der Schweiz) inklusive, beim "Natel Liberty Grande" hingegen ein ganzes Gigabyte GB.

Die Anrufe kosten 50 Rappen pro angefangene Stunde für Anrufe ins Festnetz und ins Swisscom-Handynetz sowie 50 Rappen pro Minute für Anrufe auf Sunrise- und Orange-Handynetze. Das SMS kostet bei beiden Abos 20 Rappen.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Donnerstag, 7. Mai 2009

Cablecom verliert Kunden

In den vergangenen Quartalen wurden die Quartalsresultate der Cablecom jeweils mit einer deutschsprachigen Medienmitteilung kommuniziert. Doch jetzt ist alles anders: Cablecom verzichtet darauf, eine Medienmitteilung mit den Quartalszahlen zu veröffentlichen. Immerhin veröffentlicht Cablecom die Quartalsresultate der Muttergesellschaft Liberty Global auf Englisch. Interessierte müssen selber durch einen Dschungel von Informationen aller Gesellschaften kämpfen und die Cablecom betreffende Daten selber heraussuchen.

Die Resultate sind denn auch alles andere als berauschend: Die Zahl der Internet-Kunden und der Festnetz-Kunden haben zwischen Januar und März um etwa 300 bzw. 1500 abgenommen. Jetzt hat Cablecom noch 485'200 Internet-Kunden und 307'800 Telefonie-Kunden. Immerhin konnte Cablecom im Kerngeschäft Fernsehen noch rund 1'100 Kunden gewinnen. Dies ist eine sehr bedrohliche Entwicklung.

Hauptgrund für den Rückgang dürfte der extrem schlechte Kundenservice der Cablecom sein. Offensichtlich lassen sich die Kunden nicht mehr alles gefallen und zeigen Cablecom die rote Karte für die kundenunfreundliche Strategie der letzten Jahre.

Die aktuelle Preiserhöhung der Cablecom dürfte auch nicht dazu führen, dass die Kunden zufriedener werden. Ausserdem: Jetzt wo telefonieren gleich teuer wie bei Swisscom ist bzw. mit Berücksichtigung der Option nur noch leicht günstiger, dürften auch einige Cablecom-Kunden wieder zur Swisscom zurückwechseln und vom besseren - wenn auch nicht perfekten - Swisscom-Kundenservice profitieren.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Swisscom: Keine massive Preissenkung

Bereits im April hat Swisscom eine Medienmitteilung unter dem Titel "Massive Preissenkung bei Mobile Unlimited" veröffentlicht. Bei Mobile Unlimited handelt es sich um ein Produkt, um mit dem Notebook, Laptop oder Netbook zusammen mit einem UMTS-Modem im Internet zu surfen.

Grundsätzlich finde ich die Änderungen gut, auch wenn Swisscom beim Titel dieser Medienmitteilung massiv übertrieben hat. Die allermeisten Kunden werden nämlich wie bisher 59 Franken pro Monat bezahlen. Der Preis ändert sich damit überhaupt nicht. Vielsurfer, die bisher die teurere Variante für 79 Franken pro Monat genutzt haben, werden in den Genuss einer Preissenkung von 20 Franken kommen. Für diese Kunden bedeutet dies tatsächlich eine Preisreduktion um über 25%.

Profitieren werden auch die Kunden, die das zur Verfügung stehende Monatsvolumen überschritten haben. Kunden erhalten damit keine Rechnungen über mehrere hundert oder sogar mehrere tausend Franken mehr, nur weil sie zuviele Daten übertragen haben (ausser sie haben UMTS bzw. HSDPA im Ausland benutzt. Das Surfen im Ausland ist weiterhin unverschämt teuer).

Stattdessen behält sich Swisscom das Recht vor, bei mehr als 10 Gigabyte übertragene Daten im Kalendermonat die Geschwindigkeit des mobilen Internet-Zugangs zu reduzieren. Als erster Anbieter hat Sunrise letzten Herbst diese Regelung eingeführt, Orange zog kurze Zeit nach. Und als letzter Schweizer Anbieter hat nun auch Swisscom auf diese kundenfreundliche Regelung umgestellt. Swisscom ist übrigens 10 Franken teurer als Sunrise und Orange.

Ich begrüsse solche Angebote und finde diese wesentlich kundenfreundlicher. Dank Sunrise, die in den letzten Jahren zweimal eine sehr gute Idee hatte (zuerst der Internet-Zugang mit der Tagespauschale und dann der unlimitierte Internet-Zugang). Und es brauchte auch Mut, ein solches Angebot zu lancieren. Dass sowohl Orange wie Swisscom beide innovative Produkte kopiert haben, spricht für sich.

In meinem Blog habe ich letzten August folgenden Wunsch geäussert und ich bin froh, dass dieser nun in Erfüllung gegangen ist. Die Kunden werden sich freuen:
Ich begrüsse es, wenn so einfache und verständliche Angebote auf den Markt kommen. Jeder weiss, was ein Monat ist, niemand kann sich jedoch unter einem MB etwas vorstellen. Jetzt sind Swisscom und Orange gefordert, ebenfalls entsprechende Angebote zu lancieren.
Sehr positiv und für Mobilfunk-Anbieter ungewohnt: Die neuen Konditionen gelten für alle bestehenden Kunden automatisch, ohne dass man sich mühsam manuell ummelden muss.

Einen kleinen Nachteil gibt es jedoch: Ausgerechnet für Studenten, die das Internet intensiver als andere nutzen dürfte, wurde die Limitierung des Datenvolumen nicht aufgehoben. Studenten sollten daher das teurere Angebot für Nicht-Studenten (59 Franken pro Monat) nutzen oder falls ihnen dies zu teuer ist, die Angebote von Orange (39 Franken pro Monat für Studenten) oder Sunrise (49 Franken pro Monat) nutzen. Dann besteht keine Gefahr, eine Horror-Rechnung zu erhalten, nur weil man einwenig zuviel gesurft hat.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Festnetz bei Cablecom wird teurer

Cablecom überrascht ihre Kunden derzeit mit der Information über eine Preisänderung beim Festnetz-Angebot.

Anrufe aus dem Festnetz ins Festnetz werden ab Juli 2009 um die Hälfte teurer. Statt 4 Rappen kostet die Gesprächsminute neu 6 Rappen. Vor einem Jahr bezahlte man noch 3 Rappen pro Minute. Kostete vor einem Jahr ein 4-Minuten-Anruf innerhalb des Festnetzes noch 20 Rappen, so werden es in Zukunft 40 Rappen sein. Denn nicht nur der Minutenpreis wurde teurer, Cablecom erhöhte bereits im letzten Herbst die Verbindungsaufbaugebühr auf 10 Rappen und rechnet ab 01. Juli 2009 neu im 10-Rappen-Takt ab.

Wie bisher kosten bei Cablecom Anrufe ins Festnetz nur während der Woche bis 19 Uhr. Abends nach 19 Uhr sowie am ganzen Wochenende kostet das Telefonieren innerhalb des Schweizer Festnetzes wie bisher nichts.

Comparis hat heute eine Medienmitteilung zur Preiserhöhung der Cablecom veröffentlicht. Interessant: Ein Kunde, der acht Stunden pro Monat innerhalb des Festnetzes telefoniert und zwei Stunden aus dem Festnetz in die Handynetze telefoniert, bezahlte bisher 87.20 Franken, ab 01. Juli 2009 dann 98 Franken. Swisscom ist mit 98.10 Franken gleich teuer. Günstiger sind Sunrise (85.25 Franken), Swisscom mit Option (86.60 Franken) oder Cablecom mit Option (79.60 Franken). Die Differenzen zwischen den Anbietern sind sehr gering und Cablecom ist damit preislich definitiv kein Billiganbieter mehr. Im Preisvergleich wurden die Kosten für den Internet-Zugang nicht berücksichtigt. Berücksichtigt man diese auch, so ist Sunrise meist günstiger als Cablecom.

Grund für das schlechte Abschneiden der Cablecom sind insbesondere die Tarife für Anrufe in die Handynetze: Bereits seit Jahren kosten Anrufe auf Handys der drei grossen Schweizer Anbieter Swisscom, Sunrise und Orange 35 bis 45 Rappen pro Minute. Zum Vergleich: Swisscom verrechnet für Anrufe aus dem Festnetz auf die Handys der drei grossen Anbieter zwischen 27 und 40 Rappen pro Minute. Musste Cablecom (und auch alle anderen Anbieter) vor drei Jahren noch etwa 35 Rappen pro Minute an die Mobilfunk-Anbieter bezahlen, so sind es heute nur noch 15 bis 18 Rappen pro Minute. Die Kosten für die Cablecom sind also massiv gesunken, die Preise sind jedoch hoch geblieben.

Betroffen von der Preiserhöhung sind übrigens alle Cablecom-Kunden. Kunden, die bisher mit einer "Unlimited"-Option telefonieren oder sich für das Promotionsangebot "für immer gratis ins Festnetz telefonieren" angemeldet haben, sind weniger stark von der Preiserhöhung betroffen. Anrufe ins Festnetz sind für diese Kunden wie bisher rund um die Uhr kostenlos. Dies gilt auch für Kunden, die sich für den neuen Preisplan "Freecall" entscheiden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Montag, 4. Mai 2009

Gibt es Mobilfunk-Flatrates?

Nachdem ich beim letzten Beitrag für die Rubrik "Antworten auf Fragen" auf das Thema Festnetz-Flatrate eingegangen bin, diesmal eine sehr ähnliche Frage:
Gibt es Handy-Flatrates?
Anders als im Ausland gibt es in der Schweiz keine einzige echte Handy-Flatrate.

Der Vorteil einer Flatrate zeigt sich im Internet: Der Internet-Zugang ist eigentlich eine echte Flatrate. Egal wann ich wie oft welche Seiten abrufe, ich bezahle den vorher abgemachten monatlichen Pauschalpreis. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich eine Internet-Seite von einem schwerischen, einem deutschen, einem amerikanischen oder einem afrikanischen Server aufrufen. (Eine kleine Einschränkung gibt es: Einige Anbieter behalten sich im Kleingedruckten vor, den Kunden bei zuviel Nutzung abzuschalten und den Schaden zu verrechnen.)

Bei den Handy-Flatrates von den Schweizer Anbieter ist es allerdings eher Lotto, ob der Anruf nun in der meist hohen Monatspauschale inklusive ist oder nicht. Das wichtigste Kriterium ist, bei welchem Anbieter der Angerufene telefoniert. Ist der Angerufene zufälligerweise beim gleichen Anbieter, ist der Anruf kostenlos. Falls dies nicht der Fall ist, wird es sehr schnell sehr teuer. Immerhin: Enthält die Handy-Flatrate eine Flatrate für Anrufe ins Festnetz, so spielt es eigentlich keine Rolle, bei welchem Anbieter der Angerufene telefoniert. Es wird der gleiche Tarif verrechnet. Aber auch hier gibt es Anbieter, die sich im Kleingedrukten das Recht zusprechen, Anrufe auf Festnetz-Nummern unter bestimmten Voraussetzungen zu verrechnen.

Das grosse Problem ist dann, dass die Kunden denken, sie könnten unbeschwert telefonieren und dann eine hohe Rechnung erhalten. Wer natürlich denkt, dass er kostenlos telefonieren kann, nutzt den Service intensiver.

Noch eine Bemerkung zum Schluss: Anrufe auf Mehrwertdienste-Nummern sind in der Flatrate nicht inklusive. Dies ist auch sinnvoll, weil bei einem Anruf auf eine solche Nummer primär einen Service bezogen wird, der dann direkt auf der Handy-Rechnung verrechnet wird.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 3. Mai 2009

Handy ist kein Geld

Letzten Donnerstag erschien im Tages-Anzeiger der Artikel "Das Handy gezückt, die Rechnung bezahlt" (Artikel online erhältlich). Der Hintergrund-Artikel erzählt von der Schwierigkeiten, das Handy als Bargeld-Ersatz zu etablieren. Tatsächlich ist das Bezahlen per Handy in Europa noch in den Kinderschuhen. Das Bezahlen per Handy hat sich vor allem in den Entwicklungsländern etabliert und wird dort von Kunden genutzt, die meist kein Bankkonto haben.
Eines der ersten Projekte in der Schweiz wurde 2006 gestartet. Zusammen mit der Swisscom rüstete Selecta ihre Verpflegungsautomaten in grösseren Bahnhöfen mit einem mobilen Bezahlservice aus. Das Problem: Der Dienst ist viel zu umständlich. Um die Rechnung per Handy zu begleichen, muss man einen Code eintippen und eine Nummer anrufen.
Das Anrufen auf eine Nummer ist grundsätzlich nicht umständlich. Es dürfte allerdings irritierend sein, dass es sich nicht um eine normale Telefonnummer handelt, sondern um einen sogenannten USSD-Code. Der Kunde dürfte von einer Telefonnummer, die mit einem Stern beginnt und mit der Gartenhag-Taste aufhört, überrascht sein und eventuell ist der Kunde mit der Eingabe dieser Nummer auch überfordert. Das die Produkte bei der Bezahlung mit dem Handy auch leicht teurer sind, dürfte bei den vergleichsweise teuren Automaten-Produkten wohl keine allzugrosse Rolle spielen.

Die grosse Hoffnung der Mobilfunk-Anbieter heisst Near Field Communication (NFC). Im Handy ist ein Funkchip eingebaut. Um zu bezahlen, einfach das Handy zum Terminal halten. Derzeit werden keine NFC-Handys verkauft, es gibt lediglich einzelne Geräte für Pilotprojekte. Vor etwa einem Monat haben Swisscom, Orange und Sunrise angekündigt, dass Sie zusammen mit interessierten Banken, Handelsunternehmen und Verkehrsbetrieben eine Arbeitsgruppe bilden wollen, um Möglichkeiten für NFC abzuklären und Schnittstellen zu definieren.
Ausserdem ist nicht klar, ob die Kunden das System als sicher empfinden werden. [...] Für die Mobilfunkanbieter ist das Handyportemonnaie nur dann interessant, wenn sie daran mitverdienen. Die grossen Finanzdienstleister, die den Zahlungsverkehr bisher managen, müssten ihre Einnahmen mit einer zusätzlichen Partei teilen.
Ich gehe davon aus, dass zusätzliche Sicherheitsmerkmale eingebaut werden müssen. Denkbar wäre wie bei der Zahlung mit ec- oder Kreditkarte die Eingabe eines PIN-Codes oder das Unterschreiben, eventuell auch kombiniert mit zusätzlichen Systemen wie Fingererkennung oder Digitalkamera (beim Einkauf wird ein Foto gemacht und damit der Käufer dokumentiert). Ohne zusätzliche Merkmale ist das Risiko grösser, dass die Kunden das System nicht als sicher einstufen.

Wichtig ist meiner Meinung nach auch der zweite Punkt: Bei Dienstleistungen, die man über die Telefonrechnung bezahlen kann, erheben die Mobilfunk-Anbieter sehr hohe Gebühren. Für das Bezahlen per SMS sollen 40 bis 60% des Gesamtbetrages als Inkassogebühr in der Tasche des Mobilfunk-Anbieters landen. Selbst bei der Bezahlung mit Kreditkarten fallen für den Händler Gebühren von einigen Prozenten an. Diese Gebühren sind zwar im Vergleich zu den Gebühren der Handy-Anbieter niedriger, werden aber oftmals als zu teuer empfunden. Damit der NFC sich sowohl bei Kunden wie auch bei Verkäufern durchsetzen kann, müssen die Gebühren sehr attraktiv sein.

Ich persönlich glaube daran, dass das Bezahlen über das Handy erfolgreich sein kann. Voraussetzung ist ein einfaches und sicheres Produkt, mit dem man seine Einkäufe schnell bezahlen kann. Da viele Schweizer sowieso ständig ein neues Handy zum Nulltarif beziehen (und dieses dann durch massiv überhöhte Preise abzahlen), dürften sich die NFC-Handys schnell verbreiten. Damit dürften auch Migros und Coop und viele andere ein Interesse daran haben, dieses Zahlungsmittel einzuführen. Dies werden sie vor allem dann tun, wenn sie sich Vorteile vom neuen Zahlungsmittel erhoffen. Wenn ich allerdings daran denke, dass ich mit meiner ganz normalen, altmodischen Kreditkarte in vielen Coop- und Migros-Filiale nicht einkaufen kann, wage ich dies zu bezweifeln. (Nebenbei gesagt ist es willkürlich, wo man mit Kreditkarte bezahlen kann und wo nicht. In einigen Quartierfilialen von Migros- und Coop kann man problemlos mit Kreditkarte bezahlen, doch selbst an der Migros- oder Coop-Kasse zahlreicher grosser Einkaufszentren wird die Kreditkarte nicht akzeptiert!)

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch

Handys bei Denner aufladen


Seit dem 01. Mai 2009 kann auch beim Discounter Denner Guthaben für das Prepaid-Handy gekauft werden. Konkret erhältlich ist Gesprächsguthaben für Swisscom, Sunrise und Yallo sowie ab 01. Juni 2009 auch für Orange. Bereits seit längerer Zeit können Kunden Prepaid-Guthaben bei Coop und bei Migros kaufen. Heute ist es kein Problem mehr, sein Prepaid-Handy mit Geld aufzuladen. Neben Migros, Coop und Denner verkaufen auch Kioske, Poststellen, Handy-Shops, Elektrogeschäfte und viele weitere Prepaid-Guthaben. Ausserdem ermöglichen auch viele Bancomaten und Billetautomaten das Aufladen von Prepaid-Guthaben.

Denner bietet einen minimalen Discount von 1 bis 2.5%. Für 10 Franken Guthaben muss der Kunde z.B. 9.90 Franken bezahlen. Dieser Rabatt ist sehr klein. Für den Kunden lohnt es sich eher, auf Rabattaktionen zu warten, bei dem der Kunde einmalig etwa 20 bis 50 Prozent mehr Guthaben erhält als er einbezahlt. Solche Aktionen gibt es regelmässig bei verschiedenen Anbietern. Bei Lebara und Lycamobile gibt es derzeit sogar bis zu 75% mehr Guthaben aufs Konto.

Ausserdem erstaunt, dass Denner nicht auf ein eigenes Angebot setzt, sondern "nur" Guthaben für die drei grossen Anbieter und Yallo anbietet. Die Mitbewerber Migros, Coop und Aldi haben eigene Prepaid-Tarife mit günstigen Tarifen. Die Angebote, für die bei Denner Prepaid-Guthaben aufgeladen werden kann, sind eher teuer. Der Kunde fährt in der Regel günstiger, wenn er mit einem Prepaid-Handy von Migros, Coop oder Aldi telefoniert als wenn er das Guthaben bei Denner kauft und mit diesen Angeboten telefoniert.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte von comparis.ch