Für
20 Minuten habe ich vor kurzem einen
Tarifvergleich erstellt. In Österreich bietet der Mobilfunk-Anbieter Orange "Team Orange 25" an. Für 25 Euro pro Monat kann während 1000 Minuten in alle österreichischen Netze telefoniert werden. Für weitere 10 Euro pro Monat gibt es 1000
SMS und für 5 Euro sind 100 Megabyte Datenvolumen inklusive. Für 40 Euro pro Monat - das sind etwas über 60 Franken pro Monat - gibt es ein attraktives Paket, das für die meisten Kunden absolut ausreichen
düfte. Für 20 Minuten habe ich berechnet, wieviel ein vergleichbares Produkt in der Schweiz kostet.
Die Unterschiede sind massiv und zeigen, dass die Schweizer massiv draufzahlen.
Sunrise verrechnet für die 1000 Minuten, die 1000
SMS und allerdings 250 MB Datenvolumen 249.85 Franken pro Monat. Das ist viermal mehr als Orange in Österreich.
Orange Schweiz verrechnet mit dem "Maxima"-Abo 379.30 Franken pro Monat und
Swisscom ist nochmals teurer: Ganze 458.60 Franken pro Monat verlangt
Swisscom mit
Natel Pro
Liberty. Mehr als siebenmal so viel wie Orange in Österreich. Für den Preisvergleich wurde übrigens das jeweils günstigste Angebot von
Swisscom,
Sunrise und Orange in der Schweiz berücksichtigt.
Orange begründete gegenüber 20 Minuten, weshalb Orange Schweiz so teuer ist. Verwirrender kann die Aussage nicht sein:
Orange-Pressesprecherin Therese Wenger betonte, dass «im Gegensatz zu den Nachbar- und EU-Ländern Orange in der Schweiz bei der Erbringung ihrer Dienstleistungen höhere Kosten entstehen, zum Beispiel durch komplexes, föderatives Baurechtsverfahren beim Netzausbau, zehnfach strengere Grenzwerte bei Mobilfunkanlagen, Anforderungen an die Netzqualität, die Topografie, massiv stärker vergünstigte Mobiltelefone und nicht den Marktanteilen entsprechende Asymmetrie der Terminierungsgebühren.» Berücksichtigt man die unterschiedlichen Voraussetzungen, würden also die Schweizer Mobilfunktarife im europäischen Durchschnitt liegen. Alles klar?
Obwohl ich mich tagtäglich mit Mobilfunk-Tarifen beschäftige, habe ich ehrlich Mühe, diese Antwort zu verstehen. Das es in den Gemeinden unterschiedliche Bauverordnungen gibt, dürfte wohl kaum zu diesen massiven Unterschieden führen. Auch Österreich hat Berge und da fragt man sich, wie sehr sich die Topografie von Österreich mit denjenigen der Schweiz unterscheidet.
Vergünstigte Handys gibt es auch in Österreich. Im Gegensatz zur Schweiz sind die
Terminierungsgebühren in Österreich reguliert und die Anbieter können keine Fantasiepreise wie in der Schweiz verrechnen. Auch die höheren Grenzwerte dürfte nicht zu so massiv höheren Preisen führen. Denn an vielen Orten braucht es mehr Antennen, weil einfach sehr viele Kunden inzwischen mit dem Handy kommunizieren und dafür entsprechende Kapazitäten notwendig sind.
Und auch
Swisscom kommt zu Wort:
«In Österreich ist der Markt sehr anders strukturiert als bei uns. Bei unseren Nachbarn sind eine recht hohe Ausprägung des Mobilfunkmarktes mit hohen Bandbreiten und zum Teil sehr günstigen Preisen zu sehen. In der Schweiz hingegen legen die Konsumenten ein sehr hohes Gewicht auf schnelle ADSL-Anbindungen und eine mobile Breitband-Ergänzung via HSPA.»
Der Markt ist anders strukturiert und die Kunden profitieren vom Wettbewerb. Die Anbieter wiederum müssen attraktive Angebote auf den Markt bringen, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu halten. Was schnelle ADSL-Anbindungen mit den Mobilfunk-Tarifen zu tun hat, ist eine andere Frage und für mich nicht nachvollziehbar.
Aber auch bei ADSL ist Österreich massiv günstiger, wie ein von mir erstellter Vergleich für den Kassensturz vor kurzem gezeigt hat.
Interessant übrigens auch die Kommentare auf 20 Minuten online:
Hier werden Tatsachen offensichtlich völlig verfälscht.Wäre Swisscom wirklich 7x teurer als Orange Austria bzw. 2x teurer als Sunrise, wären dann 70% der Schweizer Mobilteilnehmer bei Swisscom?
Die Höhe der Tarife hat grundsätzlich nichts mit dem Marktanteil zu tun. Erst wenn die Kunden aufgrund des Preises den Anbieter wechseln würde, würde Druck auf den Anbieter kommen und die Preise sinken.
Im Ausland ist z.B. ADSL billiger, dafür kommt der Speed bei vielen Anbietern kaum über 10-20% von dem was beworben wird. Bei uns in der CH sieht das schon besser aus.
In der Schweiz surft weniger als jeder zweiter Kunde mit der versprochenden Geschwindigkeit. Und auch in der Schweiz gibt es viele Kunden, die surfen nur noch mit 600 KBit/s im Internet, das sind 12% der üblichen 5000 KBit/s.
Solange ich innerhalb der Swisscom telefoniere, sind die Preise okay. Wenn ich aber Kollegen anrufe, die bei Sunrise oder Orange, wirds schnell verdammt teuer.
Ja, das ist in Österreich anders. Für die 25 Euro kann ich 1000 Minuten in alle österreichischen Netze telefonieren. Die Strategie von Swisscom ist klar: Man will damit möglichst viele Kunden bei sich behalten, weil die Kunden wissen, dass die Kollegen ansonsten mehr für das Telefonieren bezahlen müssen.
aber wie kommen die bei sunrise auf 249.85.. Flat max 75.-( sunrise Mobile und CH-Festnetz unlimitiert. // Message option Fr.19/1000sms und 250MB sind sowieso schon inklusive im flat max.. also macht das total fr 94.-
Weil die Kunden nicht nur auf Sunrise-Handys und ins Festnetz anrufen und diese zusätzlichen Minuten schön ins Geld gehen. Natürlich ist die 19 Franken-Option für 1000 SMS berücksichtigt.
Die Telcos erfinden absichtlich lustige Abos, um direkte Vergleiche zu verunmöglichen. Dass wir aber im besten Fall vier Mal so viel wie die Österreicher bezahlen müssen, geht auf keine Kuhhaut, das ist doch Abzocke pur.
Volle Zustimmung. Mit komplexen und schwerverständlichen Tarifen wollen die Anbieter die Kunden verwirren, so dass diese weiterhin viel zu viel bezahlen.
in der schweiz gibt es doch auch tonnenweise 7.- abos mit 1000sms etc.... wurden diese berücksichtigt?
Bitte melden. Mir ist kein Abo bekannt, wo ich für 7 Franken 1000 SMS versenden kann? Tipps sind herzlich willkommen.
Liebe Grüsse
Ralf
BeyelerTelekom-Experte von comparis.ch