Sonntag, 23. November 2008

Orange:Millionen mit Taktaenderung

Mit einer Änderung der Taktung kann ein Preis erhöht werden, ohne dass der Preis erhöht wird. Der kommunizierte und verrechnete Minutenpreis bleibt gleich. Da dem Kunden jedoch mehr Sekunden verrechnet werden als bisher, erhöht sich die Telefonrechnung des Kunden.

Die Beträge für den einzelnen Kunden sind zwar eher klein, aber die Masse machts. Bei rund einer Million Privatkunden wie beim Mobilfunk-Anbieter Orange kommt einiges zusammen. Ich schätze die Mehreinnahmen auf jährlich 15 bis 30 Millionen Franken. Comparis hat übrigens am Mittwoch dazu eine Medienmitteilung verschickt (online verfügbar).

Auf der Telefonrechnung hat Orange die Änderung - die übrigens nur für Privatkunden und Abo-Kunden gilt, nicht jedoch für Geschäftskunden und für Prepaid-Kunden - mit dem folgenden komplizierten Sätzen erklärt:
ÄNDERUNG: Orange wird seine Abrechnungsmethode ändern. Dies bedeutet, dass die Gesamtdauer eines Anrufes nicht mehr für die ersten 10 Sekunden pauschal und dann sekundenweise, sondern in 10-Sekunden-Intervallen verrechnet wird. Diese Änderung tritt zum 1. November 2008 in Kraft und gilt für alle Anrufe innerhalb der Schweiz auf Fest- und Mobilfunknetze, für Anrufe auf Ihre Orange Box sowie für alle in der Schweiz getätigten internationalen Anrufe.

Der Text erweckt bei mir den Eindruck, dass Orange eine absolut unwichtige Änderung vornimmt (etwa so wie eine Adressänderung oder eine Änderung einer Telefonnummer). Dass es sich dabei um eine Preiserhöhung zwischen 0 und etwa 7 Prozent (bei 104 Sekunden Dauer pro Anruf im Schnitt, wie dies dem schweizerischen Durchschnitt entspricht) handelt, wird nicht klar ersichtlich.

Übrigens argumentiert Orange, dass sie nun die branchenübliche Abrechnungsmethode einführt. Mhhm, habe ich was verpasst. Denn
  • die Günstig-Angebote von Migros, Coop und Aldi werden sekundengenau abgerechnet (also für den Kunden die beste Abrechnungsart). Auch Orange lässt bei Prepaid-Kunden die Abrechnungsart bei sekundengenauer Abrechnung.
  • die Swisscom wendet bei den meisten Anrufen der meisten Kunden (sofern sie ein Angebot mit Liberty im Namen haben) keine Rundung an. Denn mit Natel Swiss Liberty kostet ein Anruf ins Swisscom-Handynetz und ins Festnetz 50 Rappen (bis zu einer Dauer von einer Stunde). Es wird nichts aufgerundet und der Kunde bezahlt 50 Rappen, nicht plötzlich 55 Rappen. Im 10-Rappen-Takt rundet Swisscom bei Liberty-Kunden Anrufe auf die Mobilfunk-Netze von Sunrise und Orange. Der Effekt der 10-Rappen-Taktung ist für den Kunden ungefähr der selbe wie die Abrechnungsmethode von Orange.
  • die Sunrise rechnet zwar im 10-Sekunden-Takt ab. Dies jedoch nur bei Kunden mit einem Zero, Zero Plus oder Max-Abo oder der Go-Prepaidkarten. Die Kunden mussten sich für diesen Preisplan anmelden und es wurde klar kommuniziert, dass in 10-Sekunden-Einheiten abgerechnet wird.
  • bei Sunrise telefonieren alle Kunden mit einem anderen Privatkunden-Abo oder einer Prepaid-Karte immer noch mit der gleichen Taktung wie beim Vertragsabschluss.

Es ist ein Novum in der Schweiz, dass ein Mobilfunk-Anbieter die Taktung für bestehende Kunden ändert und der Kunde damit mehr bezahlt.

Liebe Grüsse

Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Abrechnungsprobleme beim mobilen Internet?

Letzte Woche habe ich über einen Artikel des K-Tipps geblogt. Ein Leser hat eine Rechnung von 18'000 Franken für das Surfen im Ausland erhalten. Im gleichen Artikel ist auch von Abrechnungsprobleme der Mobilfunk-Anbieter beim mobilen Internet die Rede. Es ist in der Branche kein Geheimnis, dass die Rechnungssysteme vor allem für das Verrechnen von Gesprächen ausgelegt ist. Aber die meist alten Rechnungssysteme können mit Datenübertragungen nicht immer so einfach umgehen. Bereits mehrfach gingen z.B. bei Swisscom Rechnungsdaten für die mobile Datenübertragung verloren und wurden dem Kunden einige Monate verspätet auf der Rechnung belastet.

Hier die Vorwürfe des K-Tipps kurz zusammengefasst (Artikel für Abonnementen online verfügbar):
  • Einem Informatiker wurden 5600 Franken verrechnet für 10 Gigabyte, die er in einer einzigen Nacht heruntergeladen haben soll. Da der Informatiker wusste, wieviele Daten er übertragen hat und nachdem er mehrfach bei Swisscom interveniert hat, stornierte Swisscom die Rechnung. Und obendrauf kann der Kunde gleich noch vier Monate kostenlos surfen.
  • Swisscom soll gemäss einer Aussage einer Mitarbeiterin des Swisscom-Kundendienstes massive Probleme mit der Abrechnung gehabt haben (schreibt der K-Tipp). Sie gestand, dass das Problem bis zum 15. September 2008 bestanden hat und alle Daten gelöscht wurden.
  • Swisscom hat mehreren tausend iPhone-Kunden zwischen Juli und Oktober ihre überhöhten Daten-Rechnungen erlassen.
  • Sunrise stornierte eine Rechnung über 2'700 Franken, weil sie dem Kunden keinen detaillierten Verbindungsnachweis liefern konnte. Da war es einfacher, dem Kunden die Rechnung zu erlassen.

Im Artikel fordert der K-Tipp von den Anbietern einen detaillierten Verbindungsnachweis mit der Auflistung der besuchten Seiten. Dieser Forderung kann ich mich nicht anschliessen. Ich finde zwar, dass die Transparenz erhöht werden müsste. Doch der Aufwand für eine Auflistung ist meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Stattdessen würden die Anbieter lieber eine Flatrate einführen - oder aber eine Begrenzung der täglichen Surf-Kosten, wie dies Swisscom bereits bei mehreren Produkte anbietet.

Im Artikel ist die Rede davon, dass die Abrechnungssysteme nicht auf dem neuesten Stand sind.

Liebe Grüsse

Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

TV-Zwangsboxen: Nationalrat will einen Kompromiss

Ich habe bereits mehrfach über das Ärgernis der Zwangsboxen, die zum Empfang von Digital-TV-Programmen notwendig sind, in meinem Blog geschrieben (siehe Beiträge unter der Kategorie Grundverschlüsselung). Die Cablecom und viele andere Kabelanbieter verschlüsseln frei empfangbare TV-Programme und bieten den Kunden nur schlechte Boxen zu einem massiv überhöhten Preis an. Dabei ist die Grundverschlüsselung unnötig und nur dazu da, dass Cablecom und Co. ihren Umsatz durch das Vermieten minderwertiger Set-Top-Boxen erhöhen kann. Denn die TV-Programm empfangen Cablecom und Co. kostenlos und verkaufen die gratis empfangenen Programme für teures Geld aus. Und dies obwohl man an Cablecom Monat für Monat rekordverdächtige 26.45 Franken für den Anschluss abdrückt (gut versteckt auf der Nebenkosten-Abrechnung des Vermieters, so dass der Kunde dies oftmals nicht weiss).

Eine Motion verlangt, dass die Grundverschlüsselung verboten wird. Der Ständerat hat dieser Motion im letzten Jahr zugestummen. Der Nationalrat hat im September entschieden, dass die zuständige Kommission eine sachlich fundierte Lösung ausarbeiten muss.

Schneller als erwartet gibt es nun einen Vorschlag (Siehe Mitteilung auf der Seite des Parlaments). Konkret schlägt die Kommission folgende Abänderung des Motionstextes vor:
Der Bundesrat wird beauftragt, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, um die Verschlüsselung von freien Fernsehkanälen im Grundangebot bei der digitalen Verbreitung in Kabelnetzen verbieten zu können oder, wenn eine Verschlüsselung angewandt wird, um zu gewährleisten, dass die Konsumenten und Konsumentinnen zu angemessenen Bedingungen Empfangsgeräte ihrer Wahl einsetzen können. Dabei ist zu beachten, dass das Anbieten von Fernsehprogrammen über IPTV (Internet Protocol Television) nicht unnötig erschwert wird und Verzerrungen im Wettbewerb zwischen verschiedenen Technologien möglichst vermieden werden.

Was dies nun für den Konsumenten konkret bedeutet, ist noch unklar und kommt auf die gesetzliche Grundlagen an, die der Bundesrat ausarbeiten lässt. Leider wird wohl noch viel Zeit vergehen. In dieser Zeit werden viele Schweizer nicht von den Vorteilen des Digitalfernsehen profitieren können, weil sie beim analogen TV-Empfang bleiben oder aber schlechte Erfahrungen mit dem Digital-TV-Angeboten der Zwangsboxen-Monopolisten machen.

Meiner Meinung nach müsste eine vernünftige Regelung etwa so aussehen:
  • Alle SRG-Programme und Schweizer Regional-TV-Sender müssen unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alle Mustcarry-Programme (inkl. HD-Versionen dieser Programme) müssen unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alle TV-Programme, die der Kabelnetz-Betreiber kostenlos empfangen kann und die früher bereits analog und/oder digital ausgestrahlt worden sind, müssen unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alle Free-TV-Programme mit Schweizer Werbefenstern müssen ebenfalls unverschlüsselt ausgestrahlt werden.
  • Alles andere (Premium-TV-Programme, Pay-TV, Fussballspiele gegen Bezahlung, interaktives Fernsehen) darf verschlüsselt werden. Dabei ist es dem Anbieter freigestellt, eine eigene Box anzubieten.

Damit können die so gross umworbenen Kunden, die Digital-TV nur wegen den ach so tollen innovativen TV-Dienstleistungen - die es notabene in der Schweiz erst beim Konkurrenten Swisscom gibt, nicht jedoch bei Cablecom - wollen, weiterhin mit einer eigenen Box abgespiessen werden. Ich behaupte jedoch, dass die meisten Kunden einfach fernsehen wollen und von einer grösseren Auswahl, besserem Sound und eventuell besserem Bild profitieren wollen. Und alle diese Kunden können die Box ihrer Wahl einsetzen.

Wir werden sehen, wie die Lösung des Nationalrates und dann des Bundesrates aussehen wird. Und wann diese Lösung dann endlich vorliegen wird.

Liebe Grüsse

Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 16. November 2008

Heikle Sicherheitsluecke bei Sunrise

Der Beobachter schreibt in seiner aktuellen Ausgabe über ein Sunrise-Sicherheitsleck. Dieses Sicherheitsleck hat während rund 3 Monaten bis zum 28. Oktober 2008 bestanden. Damit war es möglich, über die Sunrise-Servicenummer 0800 707 707 mit jedem beliebigen Sunrise-Handy an die Original-PIN und die PUK jedes Sunrise-Kunden zu kommen.

Mit diesen Daten alleine kann man zwar noch nicht viel anfangen. Hat man jedoch das fremde Handy, hat man damit Zugriff auf das Handy, selbst wenn das Handy mit einem PIN-Code gesichert ist. Damit kann man SMS lesen und schreiben, das Adressbuch durchwühlen und Telefonate auf fremde Kosten führen.

Im Artikel ist von einer Tonband-Stimme die Rede, damit ist klar, dass es sich um einen automatisierten Service handelt. Klar ist, dass leider auch in so heiklen Bereichen, immer Fehler geben kann. Die Systeme sind sehr komplex und ein Fehler kann nie ausgeschlossen werden.

Gemäss dem Beobachter-Artikel hat die entsprechende Kundin Sunrise auf den Fehler aufmerksam gemacht. Statt die Meldung aufzunehmen und an die Techniker weiterzuleiten, lacht man die Kundin aus mit "Sie machen etwas falsch. Sowas ist gar nicht möglich". Das sollten die Anbieter verbessern und interessante Beobachtungen der Kunden weiterleiten, damit das Ganze seriös abgeklärt werden kann.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Ein wenig Surfen für 18000 Franken!

Der K-Tipp berichtet in seiner aktuellen Ausgabe wieder einmal über Abrechnungsprobleme beim mobilen Internet (Beitrag für Abonnementen online verfügbar).

Ein K-Tipp-Leser hat eine Rechnung über 18'752.90 Franken erhalten haben. Nur weil er in Italien ein wenig im Internet gesurft hat. Als der Kunde reklamiert (unklare Vertragsbedingungen) hat, reduzierte Swisscom den Rechnungsbetrag auf 1249 Franken. Das wären dann 15mal weniger. Übrigens: In der Schweiz hätte der Kunde mit seinem Abo "Data Option Day" in einem Monat maximal 149.50 Franken bezahlt. Für das Surfen im Ausland soll der Kunde also gemäss erster Rechnung rund 125mal mehr bezahlen. Dies ist mehr als Unverständlich.

Die Anbieter erhalten immer mehr ein Problem mit dem Surfen im Ausland. Die Kunden werden viel zu wenig über die Kosten im Ausland aufgeklärt. Dazu kommt, dass in einer für den Kunden - und meist auch den Verkäufer und Kundendienst-Mitarbeiter - unverständlichen Masseinheit namens Megabyte abgerechnet wird. Bis auf Informatiker und einige Freaks ist Megabyte eine nicht nachvollziehbare Einheit.

Als einziger Anbieter hat bisher nur Sunrise reagiert. Nachdem im Frühling einige Problemfälle an die Medien gelangt sind, hat das Unternehmen reagiert und das Surfen im Ausland grundsätzlich gesperrt. Die Kunden wurden informiert und konnten - falls sie unbedingt im Ausland surfen müssen - das Surfen im Ausland wieder freischalten lassen. Dies ist meines Erachtens der richtige Weg. Daneben müssen die Anbieter viel offensiver informieren und am Besten bereits im Verkaufsgespräch darauf aufmerksam machen, dass das Surfen im Ausland sehr teuer ist und man die Dienstleistungen daher sehr zurückhaltend nutzen soll.

Viel wichtiger wäre eine attraktive Produktgestaltung: Die Anbieter aus aller Welt sollen sich endlich mal zusammenraufen und gemeinsam attraktive Roamingtarife für das mobile Surfen vereinbaren. Ich bin überzeugt, dass dies für alle Anbieter einen gewaltigen Schub geben würde und der Service auch im Ausland eingesetzt wird. Unverständlich ist mir, weshalb die grossen multinational tätigen Unternehmen wie Vodafone oder Orange noch keine attraktiven Angebote wie das Surfen in allen Vodafone-Netzen oder allen Orane-Netzen haben. Insbesondere innerhalb eines Unternehmens sollte ein solcher Tarif eigentlich gut durchsetzbar sein. Aber anscheinend will man lieber die Kunden mit massiv überrissenen Wucherpreisen abzocken.

Mein Vorschlag: Wie auch im Inland für das Ausland einen Tagestarif anbieten. In der Schweiz können die Kunden für 3.50 oder 4.50 Franken einen Tag so lange surfen wie sie wollen. Weshalb nicht auch einen ähnlichen Tarif für das Surfen im Ausland: Eine Tarifangabe wie 5, 10 oder 20 Franken pro Nutzungstag versteht jeder.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Endlich: iPhone für Sunrise-Kunden (über Digitec)

Ein grosser Schwachpunkt an einem der derzeit erfolgreichsten Handys - dem iPhone von Apple - ist die Exklusivität. Nur Kunden einiger ausgewählter Anbieter können das iPhone offiziell nutzen. In der Schweiz dürfen nur Kunden von Swisscom und Orange das iPhone offiziell kaufen. Kunden von Sunrise bleiben auf der Strecke und dürfen das iPhone nicht nutzen. Es sei denn, sie verwenden ein gehacktes iPhone der ersten Generation - noch ohne GPS und ohne UMTS-Unterstützung.

Nun verkauft der günstige und bekannte Elektro-Onlineshop Digitec das iPhone. Der Clou: Es handelt sich gemäss einem Artikel von Blick am Abend um Pararellimporte aus Ländern, in denen das iPhone auch ohne Netzbindung verkauft werden muss. Das iPhone, dass bei Digitec gekauft wird, funktioniert also mit jeder beliebigen SIM-Karte. Allerdings hat das iPhone auch seinen Preis: Ohne Aboabschluss wird das iPhone für 849 Franken (8GB-Variante) bzw. 999 Franken (16 GB-Variante) verkauft.

Digitec verkauft das iPhone auch zusammen mit einem Neu-Aboabschluss (und wohl auch mit einer Vertragsverlängerung, wobei die Konditionen bei einer Vertragsverlängerung sowieso immer individuell sind). Für Swisscom-Kunden und Sunrise-Kunden ist der Kauf des offenen Digitec-iPhones etwa 300, 400 Franken teurer als der Kauf eines eingeschränkten iPhones im Swisscom-Shop oder im Orange-Shop.

Interessant ist das digitec-iphone jedoch für Kunden von Sunrise: Insbesondere mit dem Abschluss einem Sunrise Zero Plus oder Sunrise Max-Abos ist der Preis attraktiv.

Sunrise hat die günstigsten Abos der drei grossen Anbieter und daher rechnet es sich, von diesem digitec-Angebot zu profitieren. Allerdings nur, wenn man das Handy auch etwas häufiger nutzt.

Ein Beispiel: Ein Kunde, der 3 Stunden pro Monat telefoniert, 50 SMS pro Monat versendet und natürlich noch im Internet surft, bezahlt bei Swisscom 99 Franken (Liberty Mezzo) im Monat, bei Orange 97 Franken (iPhone Optima), bei Sunrise hingegen nur etwa 58 Franken (Zero Plus mit Surf-Option). Über die Dauer von 2 Jahren - entsprechend der Mindestlaufzeit des Vertrages - bezahlt ein Orange-Kunde 2527 Franken und ein Swisscom-Kunde gar 2'675 Franken. Bei Sunrise kostet das Ganze jedoch nur 1679 Franken. Swisscom verrechnet also knapp 60% mehr als Sunrise. In den Kosten ist jeweils auch der Gerätepreis für den Kauf des iPhones enthalten.

Ich finde es gut, dass jetzt auch Sunrise-Kunden die Möglichkeit erhalten, ein iPhone 3G zu kaufen. Wobei der Preis für den Kauf ohne Aboabschluss noch zu hoch ist.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Sonntag, 9. November 2008

Glasfaser-Rummel! Für Kabelanbieter doch ein Thema

In aller Welt sind die Anbieter dabei, die Glasfasernetze zu planen. Teilweise wurde sogar bereits mit dem Bau von Glasfasern in die einzelnen Wohnungen begonnen. Nur für die Schweizer Kabelnetz-Betreiber - so ihr Branchenverband Swisscable - ist der "Glasfaser-Rummel" kein Thema. Dies schreibt die Swisscable jedenfalls in ihrer Medienmitteilung unter dem Titel "Kabelunternehmen können auf den Glasfaser-Rummel verzichen".

Das ich mit der Propaganda-Maschine Swisscable so meine Mühe habe, sollte inzwischen bekannt sein. Ich schätze lieber sachliche Argumente statt unsachlicher Propaganda.

Swisscablecom-Medienmitteilung: Die bestehenden Netze der Schweizer Kabel-TV-Unternehmen sind für die Zukunft gut gerüstet. Dies ist das Fazit einer Studie, die an der heutigen Jahrestagung von Swisscable in Bern vorgestellt worden ist. Ein Grund dafür ist, dass es sich bei Kabelnetzen um sogenannte Hybrid-Fiber-Coax-Netze (HFC-Netze) handelt. Es sind also Netze, die bereits heute zum grössten Teil aus Glasfasern bestehen. Nur gerade die letzten paar hundert Meter von den Netzknoten bis ins Haus bestehen nicht aus Glasfasern, sondern aus koaxialen Kupferkabeln.


Liebe Swisscable, auch die Mitbewerber setzen heute bis einige hundert Meter vor dem Kundenanschluss Glasfaser-Leitungen ein. Dies ist heute üblich. Ich verstehe ja, dass die Kabelnetzer-Anbieter nicht sofort in Glasfaser-Leitungen bis zum Kunden investieren wollen. Doch deshalb so stark zu betonen, dass man Glasfaser-Leitungen im Backbone-Bereich einsetzt, ist übertrieben. Fairerweiser muss ich den gleichen Vorwurf auch Swisscom machen: Sie zählt auch VDSL zu den Glasfaser-Technologien, obwohl auch hier die letzten paar hundert Meter mit uralten Leitungen abgedeckt werden.
Swisscable: Diese Koaxialkabel sind jedoch um ein Vielfaches leistungsfähiger als zum Beispiel Telefonleitungen.
Die gesamte Kapazität eines Koaxialkabel ist leistungsfähiger als eine einzelne Telefonleitung. Das stimmt, aber es gibt einen gewaltigen Unterschied: Beim Telefonkabel gibt es zu jedem Kunden eine ganze Leitung, die der Kunde nur für sich alleine hat. Anders beim Koaxialkabel: Dort teilen sich viele Kunden die gleiche Leitung, dadurch ist die Kapazität für jeden einzelnen Kunden stark beschränkt. Dazu kommt, dass ein grosser Teil des Kabels für die ineffiziente Ausstrahlung von analogen Signalen (analoges TV, analoges Radio) verwendet wird.

Swisscable: Ein weiterer Grund für die Zukunftsfähigkeit der Kabelnetze ist deren
Ausbaufähigkeit. So können die bestehenden Glasfaserleitungen kontinuierlich näher an die Gebäude gezogen werden. Damit wird die sogenannte Zellengrösse verkleinert, die Koaxialkabel-Strecke zum Haus verkürzt, und die Datenrate pro Anschluss kann bei Bedarf zusätzlich erhöht werden.

Nichts anderes macht zum Beispiel Swisscom. Dies ist ein übliches Vorgehen, um die alten, längst abbezahlten Kabel weiterverwenden zu können, statt die Kabel durch teurere Kabel ersetzen zu müssen. Ich bezweifle jedoch, dass dies ein Grund für die Zukunftsfähigkeit der Kabelnetze ist. Mittelfristig werden Glasfaser-Kabel bis in die Wohnung der gängige Anschluss an die Kommunikationswelt sein. Sowohl Telefon-Kupferkabel wie Kabel-Koaxialkabel werden mittelfristig keine Bedeutung mehr haben, weil die Kapazität viel zu gering ist.

Die Einführung des neuen leistungsfähigen Übertragungsstandards DOCSIS 3.0 (Data Over Cable Service Interface Specification) erlaubt – zusätzlich zu den bestehenden Broadcast-Diensten (analoges und digitales TV) – das Anbieten von Datenraten von einigen hundert MBit/s. Die in Entwicklung stehenden neuen Modulationsverfahren für DVB-C2 versprechen zudem weitere Effizienzsteigerungen in den kommenden Jahren.


Inhaltlich Zustimmung.
Ausbaufähigkeit bedeutet gemäss der präsentierten Studie auch, dass auf den bestehenden Kabelnetzen verschiedene Übertragungstechniken eingesetzt werden können. So wäre ein Umstieg von der bewährten Rundfunktechnik (Broadcast) auf eine Internet-Protokoll (IP) basierte Übertragung bei Bedarf möglich. Zudem können die Techniken Rundfunk und IP auf Kabelnetzen auch gleichzeitig für jeweils spezifische, aber auch kombinierte hybride) TV-Dienste eingesetzt werden.

Auch hier Zustimmung. Wobei es mich erstaunt, dass Swisscable dies so stark betonen muss. Wenn eine Set-Top-Box einen Internet-Anschluss hat (und die Box auch Zugang zu den entsprechenden Dienstleistungen ermöglicht), kann die Box Daten aus dem Internet empfangen. Das über das Kabel-TV-Netz Internet möglich ist, weiss heute praktisch jeder.
Swisscable: Das Gebot der Stunde sei Gelassenheit, kommentierte Swisscable-Präsident Hajo Leutenegger die Studie: „Kabelnetzunternehmen können auf den Glasfaser-Rummel verzichten.“ Gleichzeitig sei es zentral für die Branche, die bestehenden Kabelnetze kontinuierlich weiterzuentwickeln. Denn nur so könne die Leistungsfähigkeit auch in der weiteren Zukunft garantiert werden. „Dies ist auch deshalb so wichtig, weil die Konkurrenz weiter zunehmen wird“, sagte Leutenegger.

Hier mein ich ganz anderer Meinung. Die Kabelnetz-Betreiber können es sich nicht erlauben, auf den Glasfaser-Rummel zu verzichten. Im Gegenteil: Wenn sie mittelfristig nicht bedeutungslos werden wohlen, müssen Sie eine Glasfaser-Strategie entwickeln! Dies heisst jetzt nicht, dass jeder Glasfaser-Leitungen in alle Wohnungen legen soll. Doch sollten auch die Kabelnetze sich Gedanken dazu machen, wie sie Glasfaser-Leitungen in Zukunft nutzen wollen.

Übrigens: Es gibt bereits Kabelnetz-Anbieter, die die Bedeutung der Glasfaser-Leitungen begriffen haben und bereits Glasfaser-Leitungen verlegen.

Wie leistungsfähig das Koaxialkabel wirklich ist, habe ich vor kurzem selber bemerkt: Nur gerade 40% der bezahlten Leistung konnte über das Kabel übertragen werden. Wie das wohl sein wird, wenn ein paar Kunden wirklich die Angebote mit 100 MBit/s oder mehr nutzen. Dann kommen die anderen Kunden wahrscheinlich gar nichts mehr ins Internet. Oder die Kunden, die für 100 MBit/s bezahlen, erhalten nur einen Bruchteil der bezahlten Leistung.

Ich persönlich hoffe, dass es bald echte Konkurrenz geben wird und ich nicht mehr auf das miserable und zu teure Monopol-TV-Angebot von Cablecom angewiesen sein werde.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch

Orange mit Citydisc: Welche Synergien?

Letzten Montag gab Mobilfunker Orange die Übernahme der CD und DVD-Kette Citydisc bekannt. In den Citydisc-Filialen soll ein neues, in der Schweiz einzigartiges Shopkonzept umgesetzt werden, verspricht Orange - jedoch ohne genauere Details bekanntzugeben. Bekannt ist lediglich, dass das Telekom-Angebot von Orange mit dem Multimedia-Sortiment von Citydisc zusammengeführt werden soll.

Es stellt sich jedoch bereits heute die Frage, ob Orange wirklich ein so innovatives Konzept aus dem Hut zaubern kann. Denn die Kernkompetenz von Orange ist weiterhin das Verkaufen von Mobilfunk-Verträgen und die Kernkompetenz von Citydisc weiterhin das Verkaufen von Silberscheiben mit Musik, Video oder Games. Ich sehe aus Kundensicht den Sinn nicht, wenn ich im gleichen Geschäfts nun neben CDs und DVDs noch einen Mobilfunk-Vertrag abschliessen kann. Oder ist Orange so innovativ und gibt kostenlos eine CD zu jedem neuen Handy-Vertrag mit? (wobei ich dies alles andere als innovativ fände). Die Bedeutung von CDs dürfte in Zukunft noch mehr abnehmen, da Musik häufiger über iTunes oder über andere Internetdienste bezogen wird. Je nach Entwicklung der Internet-Bandbreite und der Geräte könnte sich die gleiche Verlagerung in Zukunft auch im Videobereich abzeichnen.

Übrigens: Orange-Chef Andreas Wetter lässt sich in der Medienmitteilung wie folgt zitieren:"Musik, Filme und Games auf dem Mobiltelefon sprechen das gleiche Kundensegment an wie CDs, DVDs und Spielkonsolen. [...] wir verschaffen uns im Multimediageschäft auch vielversprechende Synergien, die unsere Marktposition weiter stärken“.

Ich bin gespannt, welche Synergien das sein werden. Ich kann auf jeden Fall die Synergien nicht erkennen. Und das gleiche Kundensegment hätte man auch ansprechen können, wenn man z.B. eine Billiard-Halle übernommen hätte.

Wir werden sehen, ob Orange mit dem neuen Konzept wirklich einen Erfolg landen wird. Interessanter für Orange ist sicherlich der Ausbau des Filialnetzes auf rund 80 eigene Shops. Denn nach dem Verkauf der Phonehouse-Filialen an Swisscom ist ein wichtiger, unabhängiger Vertriebspartner verschwunden.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte comparis.ch

Sonntag, 2. November 2008

Wieder mal die Glasfaser-Diskussion

Wie versprochen - und doch etwas später als eigentlich gedacht - heute noch einen Post zum Thema "Glasfaser"-Netze. An den Bieler Kommunikationstagen Comdays war der Aufbau der Glasfaser-Netze ein grosses Thema. Konkret geht es um die Glasfaser-Leitung bis in die Wohnung des Kunden, sogenanntes FTTH.

Swisscom-Chef Carsten Schloter machte sich in einer Präsentation (online verfügbar) für das "4 Kabel in jede Wohnung"-Modell stark. Ich habe jedoch auch nach dieser Präsentation immer noch nicht verstanden, was an diesem Modell sinnvoll sein soll. Ausser, dass ein neues, unnötiges Swisscom-Monopol geschaffen wird.

Peter Messmann von den Stadtzürcher Elektrizitätswerken ewz zeigte auf, was die Vorteile eines offenen Netzes sind (Präsentation online verfügbar). Der grosse Vorteil ist, dass nur eine Infrastruktur verlegt wird (Swisscom will hingegen nur im Haus die Infrastruktur gemeinsam bauen und nach dem Hausanschluss will Swisscom mehrere Infrastrukturen) und alle interessierte Anbieter ihre Dienstleistungen anbieten können. Es könnte endlich echter Wettbewerb entstehen.

An einer Parallelveranstaltung der Bieler Kommunikationstage gab es mehrere Vorträge von Openaxs, dem Verbund mehrerer Elektrizitätswerke für ein offenes Glasfaser-Netz. Imposant fand ich den Vertrag vom St. Galler Stadtrat Fredy Brunner. Er informierte über die Pläne des St. Galler Glasfaser-Netzes. (Herzliche Gratulation übrigens zum in der Zwischenzeit erreichten Entscheid des St. Galler Stadtparlaments. Das Parlament hat sich einstimmig für den Kredit ausgesprochen. Nun muss noch das Volk nächsten Februar zustimmen und St. Gallen wird ein modernes leistungsfähiges Glasfaser-Netz erhalten). Ganz erfrischend fand ich auch Ansgar Gmür, Direktor des Schweizerischen Hauseigentümberverbandes, an der Podiumsdiskussion. Er war eine der ganz wenigen Personen, der auch von Bedürfnissen der Kunden gesprochen hat. Herr Gmür hat mir aus dem Herzen gesprochen.

Auch in der Präsentationen der französischen Regulationsbehörde sowie und des britischen Anbieters British Telecom war Glasfaser ein Thema.

Wie die Situation derzeit aussieht, wird alles auf einen Wettlauf hinauflaufen. Sowohl Swisscom wie die Elektrizitätswerke versuchen, als erster in möglichst vielen Häusern ihre Glasfaser verlegen zu können. Beharren sowohl Elektrizitätswerke wie auch Swisscom auf ihren Positionen dürfte es in Zukunft Liegenschaften mit Swisscom-Glasfaser-Anschluss und Liegenschaften mit Glasfaser-Anschluss der Elektrizitätswerke geben. In den Swisscom-Häusern könnten die Kunden nur ein überteuertes Angebot von Swisscom nutzen. In den Häusern, die durch Elektrizitätswerke erschlossen sind, haben die Kunden Auswahl aus zahlreichen attraktiven und preisgünstigen Angeboten.

Liebe Grüsse



Ralf Beyeler
Telekom-Experte www.comparis.ch